Ich brauche Tipps für meinen Dalmatineropa

  • Hallo zusammen,

    ich habe einen alten Dalmatinerrüden (13,5 Jahre). Er ist mein erster eigener Hund und ich habe keine Erfahrung im Umgang mit alten Hunden.

    Ich habe meinen Hund mit 6 Monaten bekommen, von einem VDH-Züchter. Er war immer sehr schrullig und anstrengend, aber wir haben uns zusammengerauft. Als erwachsener Hund war er super zuverlässig. Er hat mich immer zur Arbeit begleitet und täglich sehr viel Auslauf bekommen (Gassi, Joggen, Fahrrad). Er war einer dieser Traumhunde, die nie eine Leine brauchen und immer hören, wenn's drauf ankommt.

    Nun ist er alt und hat in den letzten 2 Jahren wirklich alle möglichen Krankheiten entwickelt.
    • Er hat ein Herzproblem, was medikamentös gut eingestellt ist.
    • Er hat in sehr kurzer Zeit sehr doll Arthrose entwickelt. Gegen die Schmerzen bekommt er 1x im Monat Librela. Leider hat hier bereits eine Gewöhnung eingesetzt. Deswegen bekommt er zusätzlich Novalgin. Durch die Arthrose hat er natürlich keine Lust mehr richtig viel rauszugehen und man kann auch sehen, dass es ihm schwerfällt. Weil er die Treppen zur Wohnung nicht mehr gut hochgekommen ist, bin ich mit ihm in eine Erdgeschosswohnung umgezogen. Vor 8 Wochen ist er die paar Stufen noch gut hoch- und runtergelaufen, nun geht es ohne Geschirr gar nicht mehr. Man kann den Muskelverlust sehr gut sehen. Er war ein sehr sportlicher und phsisch starker Hund. Miittlerweile ist er wirklich sehr sehr gebrechlich.
    • Im Sommer musste er auf seine alten Tage kastriert werden, weil er einen (sehr wahrscheinlich bösartigen) Tumor am Hoden entwickelt hat. Leider hat er die Narkose gar nicht gut vertragen und hat nach dem Eingriff sehr doll abgebaut (vielleicht war es aber auch ein zeitlicher Zufall).
    • Beim letzten Blutbild waren die Leberwerte erhöht. Ich habe eine Ultraschalluntersuchung machen lassen. In der Leber und auch der Milz ist jeweils ein Schatten zu sehen. Der TA wird es nicht punktieren, weil der Hund so alt ist. Der Befund wird aber beobachtet.
    • Er hört nichts mehr, wahrscheinlich ist er mittlerweile taub.
    • Ich habe das Gefühl, dass sein Fell nicht mehr so richtig nachwächst und seine Haut sehr dünn geworden ist. Dalmatiner haaren normalerweise wie verrückt, aber das ist nicht mehr so. Nice, könnte man meinen, aber er hat stellenweise kein Fell mehr.
    • Unnötigerweise hat er in den letzten Wochen eine Futtermittelallergie entwickelt. Ich habe das Futter auf ein hypoallergenes Futter umgestellt und er bekommt Antihistaminika, was den Juckreiz unterdrücken soll.
    • Anfänglich dachte ich, dass er auch noch dement geworden wäre, aber das glaube ich mittlerweile nicht mehr. Der TA macht auch keine wirkliche Aussage dazu.
    • Als wäre das alles nicht schon mehr als ausreichend belastend, ist er total inkontinent. Er kackt jeden Tag mehrfach in die Wohnung und in sein Bett. Ich stehe jeden Morgen um 6 auf und mache erstmal sein Bett sauber. Wenn er nicht gut hochkommt (weil Arthrose und wenig Muskelatur), pinkelt er einfach los. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass er es wegen der Nervenschäden durch die Arthrose nicht gut halten kann. Sobald er aufstehen und gleichzeitig einhalten muss, klappt's halt nicht (aber ich weiß es nicht). Und mit Pinkeln meine ich, dass er den kompletten Tank leer macht. Manchmal schaffe ich es noch rechtzeitig ihm eine Windel anzuziehen (über Nacht macht es keinen Sinn, weil sie verrutscht), aber das klappt leider nicht immer. Das ist wirklich sehr sehr ekelhaft und stink erbärmlich. Tagsüber pinkelt er zum Glück nicht rein.

    Ich bin ehrlicherweise am Ende meiner Kräfte. Ich habe seit Monaten nachts nicht mehr als 6 Stunden geschlafen und es setzt mir wirklich zu. Ich versuche alles, um die Situation irgendwie in den Griff zu kriegen, aber es kommt regelmäßig was Neues hinzu, z.B. kommen seit gestern komische Geräusche aus seinem Penis beim Pinkeln. Es hört sich an wie ein Schmatzen.
    Die Situation beeinflusst alles. Ich kann nirgendwo mehr hingehen, weil er nicht gut laufen kann und inkontinent ist. Alleine lassen kann ich ihn auch nicht. Er ist schonmal gefallen und nicht hochgekommen. Er hat seine Blase komplett entleert und … ihr könnt euch ja vorstellen, wie erbärmliches das Ganze war.
    Der Geruch macht mich wirklich wahnsinnig. Ich putze jeden Tag alles (auch Pipi und Kacke von den Wänden) und wasche auch den Hund, aber der Pipi-Kacke-Putzmittel-Geruch hat sich irgendwie in meiner Nase festgesetzt. Ich ekele mich die ganze Zeit.

    Ich habe mehrfach Rat beim TA gesucht. Dieser macht natürlich seine Untersuchungen, aber es endet immer in einer Verkaufsveranstaltung. Alleine für die Medikamente zahle ich im Monat über 200 Euro und ich brauche ja niemandem erzählen wie viel TA-Besuche, ganz zu schweigen von kardiologischen Untersuchungen kosten.

    Ich brauche sehr doll eine Pause, aber es ist keine in Sicht.
    Bitte entschuldigt das Gejammer, aber hat eine*r von euch Tipps und Tricks mit der Situation umzugehen?

    Schöne Grüße!

  • Hallo,

    ja mit den Oldies ist es nicht immer schön. Es fordert viel Verständnis und Kraft, wie auch bei alten Menschen, wenn man sie pflegt.

    Wir haben hier einen Thread zum Austausch für unsere Senioren, über schöne und auch schwere Dinge. Manchmal muss man auch einfach jammern und sich ausheulen. Da gibt's aber auch gute Tipps bei den erfahrenen Pflegern, schau doch mal rein


  • Ich hatte auch eine Hündin, die über viele Monate ein schwerer Pflegefall war. Zum Glück lief/läuft es bei meinen anderen Senioren besser.


    Erst Mal, falls überhaupt noch eine Option: Durch die Kastration fällt ja das Testosteron weg. Das ist für eine gute Muskulatur aber wichtig. Daher ist er Dir jetzt muskulär vermutlich so zusammengefallen. Da könnte man mit Anabolika evtl. gegenwirken. Ich weiß aber nicht, ob das in Kombi mit seinen anderen Medikamenten verträgt. Zum Fellverlust: Schilddrüsenunterfunktion wurde abgeklärt?


    Wenn Du medizinisch noch etwas machen willst, wäre es vielleicht sinnvoll mal alle Untersuchungsergebnisse zusammenzupacken und sich eine zweite Meinung einzuholen.


    Ansonsten: Bei dem beschriebenen Zustand fände ich Euthanasie vertretbar. Klingt jetzt nüchterner als es soll. Ich weiß, das macht man nicht einfach so. Aber es gehören immer zwei Parteien dazu, vor allem, wenn der Hund so ein Pflegefall ist: Der Mensch, der es leisten muss und der Hund, bei dem sich zwangsläufig die Frage stellt wie viel Lebensqualität noch da ist ...

  • Das ist wirklich sehr sehr ekelhaft und stink erbärmlich.

    Das irritiert mich. "Gesunder"Urin stinkt nicht.

    Wenn der Urin wirklich streng riecht, kann da durchaus ein weiteres gesundheitlichen Problem hinterstecken. Dabei denke ich zb an Leberprobleme. Ist der Urin noch gelb oder hat er (schon) eine dunklere Farbe angenommen?

  • Erstmal ab von deiner Erschöpfung:


    Hat dein Hund so noch Lebensqualität?


    Es gibt einiges, womit du dir das Putzen bzw. die Situation mit der Inkontinenz einfacher machen kannst. Aber auf diese eine Frage läuft es überhaupt erstmal hinaus.

  • Vielen Dank für deine Antwort.

    Ich wusste nicht, dass die Kastration so krasse Folgen nach sich zieht und würde es heute so nicht nochmal machen. Der TA hat mir leider auch nicht gesagt, dass die Muskulatur so auf den Testosteron-Mangel reagieren könnte.

    Schildrüsenunterfunktion: Ja, wurde natürlich auch gecheckt. Der Wert ist im Normbereich, allerdings an der Grenze.

    Ich habe auch überlegt zu einem weiteren TA zu gehen. Der Hund bekommt im Moment 4 unterschiedliche Medikamente. Für mich fühlt sich das viel an. Im neuen Jahr hole ich mir mal eine weitere Meinung ein.

    Euthanasie: Ich weiß es ehrlicherweise nicht. Ich hab den TA mehrfach gefragt, worauf ich achten soll, aber er macht keine richtige Aussage dazu. Mein Gefühl sagt, dass der Hund nicht mehr super lange kann, aber dass es noch nicht soweit ist.
    Ich bin eigentlich der Meinung, dass weder Menschen noch Tiere leiden sollten, nur damit das Leben auf dem Papier lang war. Allerdings fehlen mir einfach Erfahrungswerte, um eine Entscheidung zu treffen, die sich okay anfühlt. Und mit "anfühlt" meine ich nicht den Verlustschmerz auf meiner Seite. Ich möchte ihm nur nicht zu viel Leben wegnehmen, was er noch gern gelebt hätte. Ich weiß nicht, wie ich's anders beschreiben kann.

  • Das ist wirklich sehr sehr ekelhaft und stink erbärmlich.

    Das irritiert mich. "Gesunder"Urin stinkt nicht.

    Wenn der Urin wirklich streng riecht, kann da durchaus ein weiteres gesundheitlichen Problem hinterstecken. Dabei denke ich zb an Leberprobleme. Ist der Urin noch gelb oder hat er (schon) eine dunklere Farbe angenommen?

    Danke für deine Antwort.

    Ich habe den Geruch beim TA mal angesprochen, aber er hat sich nicht weiter dazu geäußert.

    Die Leberwerte sind nicht richtig gut. Es wurde ein Ultraschall gemacht und auf der Leber und auch der Milz ist jeweils ein Schatten zu sehen. Das wird nicht punktiert, weil a) der Hund sehr alt ist und b) er die letzte Vollnarkose gar nicht gut vertragen hat. Die Farbe ist normal.

    Ich werde im neuen Jahr zu einem anderen TA gehen und mal nachhören, was er/sie dazu sagt.

  • Erstmal ab von deiner Erschöpfung:


    Hat dein Hund so noch Lebensqualität?


    Es gibt einiges, womit du dir das Putzen bzw. die Situation mit der Inkontinenz einfacher machen kannst. Aber auf diese eine Frage läuft es überhaupt erstmal hinaus.

    Danke für deine Antwort.

    Ich habe gegen die Inkontinenz und auch das Handling wirklich schon alles ausprobiert, aber das ist nicht das eigentliche Problem, wie du schon sagst. Ich hab den TA mehrfach gefragt, worauf ich achten soll, aber er macht keine richtige Aussage dazu. Mein Gefühl sagt, dass der Hund nicht mehr super lange kann, aber dass es noch nicht soweit ist. Mir fehlt einfach die Erfahrung mit diesem Thema.

  • Es gibt zwei Möglichkeiten:

    - du hörst auf dein Bauchgefühl

    - du machst dir „harte“ Kriterien (vielleicht nach Austausch im schon verlinkten Thread): wenn der Hund nicht mehr allein fressen kann, wenn der Hund unter der Inkontinenz leidet, wenn er nicht mehr allein aufstehen kann, wenn keine Leberwurst mehr frisst…


    Das ist sehr individuell, da kann dein TA glaube ich nur sehr begrenzt helfen…

  • und würde es heute so nicht nochmal machen

    Aber der Hodentumor ließ doch keine Alternative zu?! Eine Kastration ist hier völlig indiziert und normal. Der Hinweis mit dem fehlendem Testosteron war nur für dich zum Verständnis, nicht im Sinne von "hättest das mal nicht zugelassen"

    Wie sehr eine Kastration sich bemerkbar macht kann man vorher nie wissen. Millionen Hunde werden grundlos kastriert weltweit (was so nicht sein sollte, schon klar).


    Ich lese zwischen deinen Zeilen sehr viel Missgunst dem TA ggü .., mein erster Ansatz wäre hier tatsächlich mir einen TA zu suchen dem ich vollumfänglich vertraue und seine Untersuchung + Medikamentenempfehlung (was sollte er sonst auch tun? Was erwartest du stattdessen?) Nicht als Verkaufsshow bezeichne.

    Ich finde das sehr wichtig mit krankem alten Hund jemand fachlich versierten an meiner Seite zu haben bei dem ich mich (den Umständen entsprechend) wohl fühle mit meinem Tier. Nichts ist schlimmer als da auch noch Abstriche machen zu müssen wenn die Lage eh schon sehr angespannt und extrem belastend ist.


    Dass Hunde, wenn sie krank sind, sehr viel Geld verschlingen ist kein Geheimnis dazu kann dein TA aber am allerwenigsten.


    Die Worte klingen härter als sie sollten ich wünsch euch nur das Beste.


    Aber Schmerzabdeckung ist trotzdem das allerwichtigste und wenns dafür vier Medikamente (inkls des Herzmedikaments) benötigt dann ist das so. Ich finde das nicht viel.


    Bei unserem TA liegt eine sehr gute Broschüre zum Thema Euthanasie aus, die gibt's aber auch im Netz, ich schau mal ob ich sie finde.

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