Aufregung bei Hundebegegnungen

  • Hallo ihr Lieben :)


    Einige kennen Arya und mich ja schon, trotzdem hier eine kurze Zusammenfassung:

    Vor gut 8 Monaten zog unser erster Hund bei meinem Mann und mir ein.

    Arya ist eine ca. 3 jährige Labrador (Mix?) Hündin in der Farbe Charcoal aus dem Tierheim, die wegen schlechter Haltung beschlagnahmt wurde.

    Über ihre Vorgeschichte wissen wir nur, dass sie wohl mit 20 bis 30 anderen Hunden in einem Hinterhof gehalten wurde, keine Kommandos, geschweige denn ihren Namen kannte (falls sie überhaupt einen hatte) und sie wohl auch nie nach draußen kam.

    Dementsprechend verständlich war es für uns, dass sie anfangs extrem aufgeregt war, wenn wir Gassi gegangen sind und dass sie andere Hunde extrem spannend fand und immer hin wollte. Schließlich war sie bei uns das erste Mal "allein", also ohne andere Hunde.

    Da sie aber im Haus so schnelle Fortschritte gemacht hat, dachten wir, dass sich auch die Problematik beim Gassi gehen mit Training und konsequentem Verhalten bald regeln würde...

    Leider ist sie aber draußen ein ganz anderer Hund, als im Haus.

    Während sie im Haus sehr sensibel auf den Tonfall reagiert (zu streng und sie versteckt sich lieber unterm Tisch, als das Kommando auszuführen) und mit dem richtigen Tonfall super schnell jegliches Kommando lernt (egal ob sitz, Körbchen oder kleine Tricks wie "roll dich" etc.), ist sie draußen quasie durch nichts zu beeindrucken...

    Dort trägt sie Rute und Kopf hoch erhoben, ist extrem wachsam, hält gefühlt ständig Ausschau nach anderen Hunden, wobei Menschen auch spannend sind und wenn ein Hund in Sicht ist, bin ich Luft...

    Ist der Hund sehr nah, zieht sie an der Leine oder, noch schlimmer, bleibt stehen, wartet bis ich näher komme und rennt dann mit Karacho in die Leine :hundeleine04:

    Seit ich das Verhalten kenne und wir eine flexi Leine haben, kann ich zum Glück schneller reagieren und sie kurz nehmen. Aber 23 Kilo, die an der Leine ziehen, machen trotzdem keinen spaß :lepra:

    Viel anstrengender ist es aber, wenn der Hund weit weg ist... Dann fängt sie an zu fiddeln, rennt in die Leine, bleibt stehen, guckt, rennt wieder in die Leine, bleibt stehen, guckt, usw...

    Ich habe versucht sie abzurufen, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, streng das Verhalten zu verbieten, es ignoriert... einmal hab ich sie in meiner Verzweiflung sogar auf den Rücken gedreht :( aber nichts hilft nachhaltig.

    Jetzt probiere ich seit ein paar Tagen, sie in solchen Momenten einfach kurz zu nehmen, so dass sie nicht mehr in die Leine reinlaufen kann und gehe so weiter, bis der andere Hund außer Sicht ist. Aber das kann ja auf Dauer auch nicht die Lösung sein... Ich möchte, dass sie da einfach entspannter, und vor allem, im Freilauf abrufbar bleibt.

    Der ist aktuell nur möglich, wenn das Gebiet übersichtlich ist und niemand außer uns da ist... Sonst ist sie weg. Ich bin also dann ständig in alle richtungen am gucken, ob irgendwo jemand kommt... :lepra:

    Sie möchte dem anderen Hund nichts tun, sie will einfach nur hallo sagen und spielen. Es gibt keinen Hund, den Arya nicht mag. Selbst wenn der andere Hund sie sch... findet, will sie immer noch hin und spielen :fear:

    Sie hat auch Hundefreunde mit denen wir uns regelmäßig treffen. Mindestens 2 mal die Woche treffen wir uns mit ihrer besten Hundefreundin (eine 1,5 jährige Cane Corso Hündin) und die beiden rennen und toben was das Zeug hält. Außerdem haben wir noch 3 weitere Hunde in der Umgebung, mit denen sie toben darf wenn man sich sieht, was hier in dem Mini Dorf öfter vorkommt.


    Habt ihr evtl Tipps für mich, wie Arya bei Hundebegegnungen entspannter wird?

    Denkt ihr ich kann das alleine schaffen oder brauche ich da nen Trainer für?


    Falls noch was unklar ist, beantworte ich fragen natürlich gerne :)

  • Ich habe versucht sie abzurufen, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, streng das Verhalten zu verbieten, es ignoriert... einmal hab ich sie in meiner Verzweiflung sogar auf den Rücken gedreht :( aber nichts hilft nachhaltig.

    Ich denke, wichtig ist es auf jeden Fall, dass du nicht kreuz und quer herumprobierst, sondern eine Methode findest, die für euch passt, und dabei konsequent bleibst. Dein Hund scheint mit Begegnungen überfordert zu sein, umso bedeutsamer ist es, dass du dich berechenbar verhältst und für sie verlässlich, nach einem klaren Schema, agierst.

    Sie hat auch Hundefreunde mit denen wir uns regelmäßig treffen. Mindestens 2 mal die Woche treffen wir uns mit ihrer besten Hundefreundin (eine 1,5 jährige Cane Corso Hündin) und die beiden rennen und toben was das Zeug hält. Außerdem haben wir noch 3 weitere Hunde in der Umgebung, mit denen sie toben darf wenn man sich sieht, was hier in dem Mini Dorf öfter vorkommt.

    Ich finde es gut, dass sie fixe Hundefreunde hat, mit denen sie auch mal toben kann.

    Gleichzeitig würde ich zu bedenken geben, dass ihr vielleicht die Erfahrung fehlt, dass im Kontakt eben nicht immer direkt herumgetollt werden muss. Geht ihr denn auch gemeinsame Runden, wo die Hund einfach auch mal jeder für sich schnüffeln und nicht immer in den direkten Kontakt zueinander dürfen?

    Ich denke, gut wären Spaziergänge mit unaufgeregten anderen Hunden, ohne dass es da zwingend ein Kontakten geben muss.



    Aber erstmal finde ich es wichtig, Zufallsbegegnungen anders zu handhaben. Kennst du das Buch "Leinenrambo"? Daraus kann man sich mMn gerade bei Hunden, die frustig und fiddelig sind, einiges mitnehmen.

    A und O für mich ist es immer, die "Wohlfühldistanz" zu anderen Hunden zu finden, sodass der Hund gar nicht erst auslöst. Jedes ruhige Verhalten, jede Orientierung hin zu dir belohnen - hochwertig, aber möglichst nicht so hochwertig, dass der Hund dadurch hohldreht.

  • Das Verhalten verstärkt sich ja, wenn sie Erfolg hat.


    Erste Massnahme wäre für mich, keinen Kontakt bei zufälligen Hundebegegnungen zuzulassen. Versuche, auf Distanz zu bleiben und deinen Hund zu belohnen, sobald sie zu dir schaut bzw. auf Ansprache reagiert. Kann sie das nicht, bist du zu nah dran.


    Die Treffen mit bekannten Freunden würde ich beibehalten. Aber da würde ich etablieren, dass man erst mal ein kleines Stück an der Leine zusammen geht (nebeneinander, Menschen zwischen den Hunden) und erst ableint, wenn du wenigstens ganz kurz die Aufmerksamkeit deines Hundes bekommen kannst.


    Geht ihr denn auch gemeinsame Runden, wo die Hund einfach auch mal jeder für sich schnüffeln und nicht immer in den direkten Kontakt zueinander dürfen?

    Dazu würde ich auch raten. Ist auch für den Stresslevel der Hunde besser. Iealerwiese wird mal gerannt, dann wieder geschnüffelt etc.

  • Hmm, wenn die beiden getobt haben laufen sie auch einfach Mal nebeneinander her und schnüffeln sich durch die Weltgeschichte :rollsmile:

    Und mit einer anderen Hundefreundin treffen wir uns immer nur zum angeleinten Gassi, weil die noch sehr unerzogen und stürmisch ist und das Arya manchmal zu viel wird. Mit ihr gehen wir immer große runden, ohne dass die beiden viel Kontakt haben. Aber wir verbieten den Kontakt auch nicht grundsätzlich, außer Bella (die Hundefreundin) dreht wieder zu sehr auf. Dann achtet ihr Frauchen drauf, dass sie nicht zu Arya geht...


    Aber so ein richtiges "die Hunde haben keinen Kontakt" haben wir tatsächlich nicht. Ich kenne hier im Dorf tatsächlich auch niemanden, der seine Hunde so gut erzogen hat dass das stressfrei möglich wäre :no:


    Nach dem Buch werde ich direkt mal suchen, vielen Dank für den Tipp.

  • Jetzt probiere ich seit ein paar Tagen, sie in solchen Momenten einfach kurz zu nehmen, so dass sie nicht mehr in die Leine reinlaufen kann und gehe so weiter, bis der andere Hund außer Sicht ist. Aber das kann ja auf Dauer auch nicht die Lösung sein... Ich möchte, dass sie da einfach entspannter, und vor allem, im Freilauf abrufbar bleibt.

    Das klingt für mich nach nem guten Ansatz und bei uns hat genau das zu Entspannung geführt.

    Erstmal dem Hund vermitteln: DU regelst das. Nebenbei wird gelernt: andere Hunde gehen Arya nichts an, sie muss den nicht kennen lernen oder kontrollieren und du "beschützt" sie auch vor Fremdhundkontakt.

    Wenn sie sich darauf verlassen kann, dass Kontakt zu anderen Hunden nicht stattfindet, wird sie auch entspannter. Sie weiß ja dann, dass sie sich um die anderen nicht kümmern braucht oder soll.

    Ich würde nur nicht streng vorgehen im Sinne von "ich nehme sie ganz kurz und brumme ihr zu, sie soll gefälligst artig sein", sondern gern mit leckeren Leckerchen erstmal vorbei führen. Ja, da darf man auch mal locken oder am Anfang sehr hochfrequent belohnen, damit klar wird, was du eigentlich haben willst. Das schon auch deine Arme und Kraftreserven.


    Ich gebe dem ganzen auch ein Signal (bei uns heißt es "wir gehen weiter"). Sollte es sich doch mal nicht vermeiden lassen, dass Kontakt entsteht (weil der andere Hund bspw. freilaufend ist), löse ich das Kommando auf und dann darf auch gezogen oder gefiddelt werden, das ist dann eben so.

  • Naja, du kannst es ja weiter so handhaben wie bisher, wenn es anders nicht geht.


    Wenn du aber erreichen möchtest, dass der Hund sein Verhalten ändert, wirst DU zwangsläufig irgendetwas verändern müssen.


    Solange "Ich flippe an der Leine aus" zum Ergebnis "ich erreiche den anderen Hund" führt, wird das Verhalten nun mal verstärkt/gefestigt.


    Doof wäre es, wenn - z.B. durch eine unangenehme Erfahrung - das Verhalten umschlägt und der Hund eine Leinenagression entwickelt.

  • Cassiopeia88

    Danke für den Tipp.


    Ich werde denke ich auch dabei bleiben sie dann kurz zu nehmen wenn sie Hunde auf Entfernung sieht. Das hat bisher am besten geholfen.

    Vielleicht würde es helfen ihr das Kommando "schau" beizubringen, damit ich versuchen kann ihren Blick auf mich zu lenken in solchen Situationen?


    Wenn der Hund zb an uns vorbei geht funktioniert es mittlerweile sehr gut, wenn ich Arya einfach sitz machen lasse. Da muss ich dann streng sein und das Kommando mit "bleiben" immer wieder in Erinnerung rufen, aber das klappt ziemlich gut mittlerweile. (Natürlich wird sie dafür auch belohnt).


    Aber wenn wir uns an dem anderen Hund vorbei bewegen, dann klappt es gar nicht und sie zieht und fiept dann...

  • Vielleicht würde es helfen ihr das Kommando "schau" beizubringen, damit ich versuchen kann ihren Blick auf mich zu lenken in solchen Situationen?

    Das kann manchmal nützlich sein, ich finde es aber oft auf wichtig, dem Hund zu erlauben, dass der sich mit dem Reiz auseinandersetzen *darf*. Also dass ruhig Gucken in Ordnung ist, ohne dass man aber auslösen muss.

  • *Waldi*


    Bei Zufallsbegegnungen mit Hunden darf sie entweder gar nicht zum anderen Hund, oder, wenn wir stehen bleiben weil der Besitzer und ich uns kennen und noch etwas reden, dann lasse ich sie sitzen und wenn sie etwas runter kommt, Versuche ich sie an den Hund ranzuführen. Sobald sie dann wieder hektisch wird oder zieht, direkt wieder ins sitz und warten bis sie runter kommt.

    Aber ich denke ich werde sowas dann erst mal lassen, bis sich Uhr verhalten bei Hundebegegnungen gebessert hat.

    Wenn ihr sagt es hilft, wenn sie bei Zufallsbegegnungen gar nicht mehr hin darf, dann machen wir das ab jetzt so.

    Und bei Begegnungen auf große Entfernung werde ich sie weiterhin kurz nehmen um das gefiddel und aufgeregte rumgerenne zu unterbinden.

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