Bindungsstörung

  • Edit weil zu spät: auch noch so ne Idee. Ich hab regelmäßig Verständigungsprobleme mit Pudelinski meiner Eltern, da ich meinen Hund und unsere Kommunikation gewöhnt bin. Die funktioniert normalerweise auch bei anderen Hunden nur bei Pudelinski nicht, die hat ne völlig andere Kommunikationsart.

    Die mag mich, wir reden nur manchmal einfach aneinander vorbei.

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    Hi


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    • Vor allem würde ich an deiner Stelle den Druck raus nehmen!!! So lange ist die Maus doch noch gar nicht da. Und ja ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Zeit einfach bisher zu kurz ist. Und du zu viel willst. Und jaaaaa durch die ständigen Wechsel deiner Trainingsansätze möglicherweise auch vom Hund nicht verstanden wirst und nicht authentisch wirkst. Eben weil du unbedingt willst, dass es deinen Vorstellungen mit dem Hund entspricht.

      Das sind zwei wichtige Punkte, die ich als sehr einflussreich auf die Gesamtsituation erachte.

    • Ich würde mich fragen, was die "Diagnose" Bindungsstörung für dich bedeuten würde. Was würdest du anders machen?

      Nichts, oder?


      Es ist ohnehin sehr schwierig, Bindung, Abhängigkeit, Unsicherheit, Eigenständigkeit, Nähebedürfnis etc. voneinander abzugrenzen und zu definieren, was Bindung eigentlich bedeutet.

      Ein Hund kann eine gute Bindung haben, aber trotzdem sehr gut mit der Abwesenheit seines Menschen klar kommen (großer Trennungsschmerz wird ja durchaus auch oft als Zeichen einer unsicheren Bindung interpretiert, was zutreffen kann, aber nicht muss).

      Manche Hunde binden sich eng an einen einzigen Menschen, andere an mehrere. Wie seelisch abhängig vom Menschen Hunde sind, ist auch extrem verschieden. Auch bei gleichen Startbedingungen.


      Ich würde nicht zuviel da reindenken, und einfach den besten Weg für dich und deine Hündin suchen. Kann sein, dass sie weniger bereit ist, eine feste Bindung einzugehen, als sie es wäre, wäre sie früher in menschliche Obhut gekommen - wissen kann man das nicht.

    • Meine kommt auch aus dem TS und ist mit ca 5-6 Monaten hier eingezogen.

      Die fand zwar ganz gut, dass man ihren Napf gefüllt hat, aber das war’s auch schon. Hat sich jemand von uns in ihre Nähe gesetzt, ist sie aufgestanden und weggegangen. Unterwegs … naja, im Prinzip war ich ihr völlig egal. Die wäre jederzeit, ist sie auch, mit anderen mitgegangen.


      Das hat mich ziemlich frustriert, ehrlich gesagt und ich wollte unbedingt, auf Teufel komm raus, eine gute Bindung zu ihr aufbauen. Ich war so versteift darauf, dass mich das enorm unter Druck gesetzt hat, und den Hund vermutlich auch. Man braucht ja schließlich eine gute Bindung zum Hund. Hat aber so nicht funktioniert und ich wusste eigentlich auch gar nicht, was genau ich machen soll/muss dafür. Ich hab gelesen, gefragt, im Internet gesucht. Dieses versucht und jenes. Und dann hatte ich irgendwann die Nase voll.


      Die Bindung wurde nämlich nicht besser und Spaß blieb dabei irgendwie auch auf der Strecke. Ich habe mit ihr Dinge gemacht, auf die sie keine Lust hatte und ich eigentlich auch nicht. Furchtbar verkopft.

      Und dann habe ich einfach akzeptiert, dass sie so ist, wie sie ist. Ich habe aufgehört es persönlich zu nehmen, dass sie eben viele Dinge nicht mag oder einfach Raum braucht.

      Wir haben dann einfach nur noch Sachen gemacht, die uns beiden Spaß machen, ohne Druck, dadurch die Bindung aufzubauen.


      Und langsam, still und leise, wurden wir zu einem Team. Und ja, Bindung ist heute eine starke da.

      Also wäre mein Rat, nimm den Druck raus, beziehe nicht alles auf dich, sei nicht so verkopft. Die Bindung wird kommen, aber die muss auch Raum zum wachsen haben. Da muss Platz sein für eigene Persönlichkeit, deine und die des Hundes, macht einfach schöne Dinge und genießt das Leben zusammen.

    • Jeder Hund hat eine eigene Persönlichkeit. Mehr noch - diese ist sogar ständig in Veränderung. Also heißt das: vielleicht ist deine Hündin GERADE einfach ein wenig schüchtern. Oder ein selbstbewusster, würdevoller Typ (oder hat so eine Phase). Nicht alle Hunde zeigen ihre Zuneigung mit Überschwenglichkeit.


      Ich stelle dir jetzt zwei Fragen zu ihrer Körpersprache in bestimmten Situationen. Damit könnte ich vielleicht mehr sagen, ob hier etwas mit der Bindung ist. Okay?


      1) Setzt oder legt sie sich freiwillig und unaufgefordert in deine Nähe wenn du dich ruhig verhältst (liegst/sitzt) und zwar auch mit dem Rücken zu dir?


      2) Nimmt sie bei Spaziergängen Blickkontakt auf?

    • Mein Papillon kam vor 13,5 Jahren mit 12 Wochen zu mir. Er hat eine äußerst enge Bindung, wenn ich nicht da bin bleibt seine Welt stehen (dann kann er nur warten oder schlafen, es dauert Tage, bis er sich auf andere Personen einlässt).

      Das halte ich persönlich übrigens nicht unbedingt für das Anzeichen einer besonders engen Bindung. Klar, kleine Begleithunde sind oft sehr anhänglich, aber dann müsste meine Hündin mit starker Trennungsangst z.B. eine engere Bindung zu mir haben als mein verstorbener Chihuahuarüde sie hatte, denn der konnte problemlos alleinebleiben und war supercool mit Fremdbetreuung - und nein, er hatte definitiv nicht weniger Bindung zu mir als meine "Stressmaus".


      Ich habe meinen Rex z.B. als sehr sicher gebunden empfunden. Weil der das Vertrauen hatte, ich komme wieder, auch wenn ich mal nicht da bin, weil er sich eben auch auf andere Menschen einlassen konnte. Ist natürlich ein sehr komplexes Thema, das wollte ich aber anmerken.

    • Nastros Vorgänger war immer irgendwie "autark". Nach Jahren habe ich gemerkt, dass wir für ihn "zusammen gehörten", er also mein Hund war.


      Aber das hat wirklich gedauert. Ich habe ihn erwachsen bekommen, zwölf Jahre gehabt. Die ersten sechs (?) hatte ich das Gefühl, er würde jederzeit ausziehen wollen, wenn das Futter woanders besser wäre.


      Das hat eigentlich im Alltag keine Probleme bereitet, die Beziehung war anders als ich es erwartet hatte und kannte. Aber so war es halt. Ich habe ihn heiß und innig geliebt. Dass er mir das Gefühl vermittelt hat, auch selbst klarzukommen? Ich habe es sehr bald wirklich gemocht.


      Gib der Sache Zeit. Du gewöhnst dich an ihre "emotional-distanzierte" Art, sie gewöhnt sich an dich und wird sich mehr anschließen.

    • Hunde sind unterschiedlich, menschen sind unterschiedlich und jede Hund-Menschen-Beziehung ist unterschiedlich, je nach Bedürfnissen der beteiligten Personen.


      Ich weiß nicht, was eine „Bindungsstörung“ konkret sein soll. Den Ausdruck höre/lese ich meiner bisherigen Erfahrung nach dann, wenn die emotionalen Bedürfnisse des Menschen vom Hund nicht befriedigt werden. Warum auch immer das so ist, es heißt nicht, dass der Hund „kaputt“ ist.


      Ich würde mich erst einmal hinsetzen und mir klar machen, was meine Bedürfnisse und meine Erwartungen an den Hund und an meine Beziehung zu ihm sind. Dann würde ich versuchen zu verstehen, was die Bedürfnisse und die Erwartungen des Hunds an mich und seine Beziehung zu mir sind. Dann würde ich gucken, wie man das bestmöglich unter einen Hut bekommt und wo man die Erwartungen ggf. anpassen sollte, ohne dass Mensch und Hund überfordert sind in dem, was sie leisten können.

    • Ich habe den Eindruck, du wirfst da ein paar Sachen zusammen, die nicht oder nur sehr bedingt zusammengehören. Ich versuche mal, das alles ein bisschen aufzuschlüsseln.

      Echte Bindung zeigen Hunde frühestens im Alter von etwa 14 Wochen. Hat ein Hund bis zu dieser Zeit keine Erfahrungen mit dem Menschen machen können, wird er ein Leben lang diesem gegenüber eher ein Meideverhalten zeigen und damit keine Bindung an ihn entwickeln können.


      Was haltet ihr von der Aussage?

      In dem Zitat geht es um die Sozialisierungsphase. Das ist zweifellos nicht falsch, was da steht, aber lässt doch ein paar wichtige Informationen außer Acht.


      In der Sozialisierungsphase geht es primär darum, Sozialpartner als solche anzuerkennen und mit diesen zu kommunizieren.


      Eine Studie von Freedman aus den 60ern zeigt, dass keinerlei menschlicher Kontakt innerhalb dieser Phase durchaus dazu führen kann, dass der Hund den Mensch niemals als Sozialpartner ansehen wird. Und da ohne Sozialpartner auch keine Bindung entstehen kann, geht dann natürlich auch jegliche Chance, zu diesem Hund eine Bindung aufzubauen, flöten. Soweit ist das Zitat also vollkommen korrekt.


      Dazu muss man allerdings auch sagen, dass ein solcher Hund nicht nur keine Bindung aufbaut, sondern auch nicht mit dem Mensch kommuniziert. Also gar nicht. Null. Kommunikation findet nämlich nur mit Sozialpartnern statt.


      Wichtig zu erwähnen finde ich außerdem, dass laut Scott & Fuller (auch 60er meine ich) bereits ein einmaliger Kontakt von 40 Minuten zu einem Mensch während der Sozialisierungsphase ausreicht, damit ein Hund den Mensch als Sozialpartner verstehen kann. Nur weniger Kontakt zu Menschen als ein Hund, der hier beim guten Züchter groß geworden ist, ist also noch lange kein Grund.


      Bei Hunden, die aufgrund mangelnden menschlichen Kontakts in der Sozialisierungsphase tatsächlich keine Bindung aufbauen können, geht es also nicht um Hunde, die sich schwer damit tun, Vertrauen aufzubauen, oder die ein besonders geringes Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Menschen haben, sondern um Hunde, deren Sozialverhalten tatsächlich schwer gestört ist. Vergleichbar wäre das wohl am ehesten noch mit der Reaktiven Bindungsstörung beim Mensch. So etwas ist in der Praxis (sowohl beim Mensch als auch beim Hund) aber doch wahnsinnig selten.


      Die unsichere Bindung


      Innerhalb dieser Bindungsform sieht der Hund seine Bezugsperson ebenfalls nicht als Gefahr. Seine Bezugsperson ist zwar vielleicht nett, aber aus Hundesicht naiv und unwissend, und sie ist keine Hilfe in brenzligen Situationen. Die Person dient sicherlich nicht als Vorbild. Der Hund lernt aus seiner Sicht für ihn sinnlose Handlungen. Obwohl der Hund Betreuung braucht, hat er oft das Gefühl, dass er seine Menschen betreuen muss. Der Mensch gibt ihm nicht ausreichend Sicherheit.

      Da sind wir dann schon wieder in einem ganz anderen Bereich: Hier geht es um Bindungstheorie, verschiedene Bindungsstile und die Qualität von Bindungen. Dafür muss zumindest mal die grundlegende Fähigkeit, eine Bindung einzugehen, vorhanden sein. Mit einer echten Bindungsstörung (siehe z.B. RBS) hat das nichts zu tun.


      Die Bindungstheorie bezieht sich ja ursprünglich auf die Auswirkungen von frühkindlichen Interaktionen mit den nächsten Bezugspersonen auf das spätere Bindungsverhalten. Üblicherweise wird hier also die frühe Interaktion zwischen Mutter/Vater und Kind unter die Lupe genommen. Übertragen auf den Hund sind wir hier also eher noch beim Thema Mutterhündin als beim frühen Kontakt mit dem Mensch.


      Tatsächlich ist es so, dass eine Mutterhündin, die sich z.B. nicht kümmert, nicht anwesend ist oder bei Fehlverhalten des Welpen total überreagiert, einen erheblichen Einfluss auf das spätere Sozialverhalten haben kann und damit eventuell auch eine unsichere Bindung an den späteren Halter begünstigen kann.


      Da als Mensch gegenzusteuern, kann tatsächlich herausfordernd sein, aber ist keineswegs unmöglich.


      Es gibt z.B. Situationen, wenn ich mich im Bett umdrehe (sie schläft neben dem Bett) dann steht sie von ihrem Schlafplatz auf. Wenn ich zu erst rausgehe oder zu erst zur Einfahrt rausgehe um die Lage zu checken, stresst sie das.

      Das hier (bzw. generell die Dinge, die du als mögliche Indikatoren für eine unsichere Bindung beschreibst) sind für mich so erstmal wenig aussagekräftig. Denn Fakt ist einfach: Hunde sind wahnsinnig vielfältig. Je nach Rasse und Hundetyp ist die Range an Normalverhalten so dermaßen unterschiedlich, dass man schlicht nicht von Verhalten x oder y auf eine gute oder schlechte Bindung schließen kann.


      Denk z.B. mal an die ganzen Terrier, deren Job es ist, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Würde so ein Hund, sobald er eine sichere Bindung an seinen Halter hat, keine eigenen Entscheidungen mehr treffen, wäre der schlicht unbrauchbar.

      Oder die vielen Hüte-, Schäfer- und Wachhunde, die dafür gemacht sind, die Umwelt zu kontrollieren und abzuchecken und das, was ihnen wichtig ist, zu schützen. Wenn die bei einer sicheren Bindung zum Halter plötzlich nicht mehr kontrollieren und abchecken und schützen würden, hätten die Schäfer und Bauern ein echtes Problem.


      Je nach Genetik, Umwelt und persönlichen Erfahrungen des Hundes kann eine sichere Bindung deshalb ganz unterschiedlich aussehen.


      Ist das eher ein Zeitfaktor, oder gäbe es noch Hilfen womit man sie unterstützen kann?

      Um aus einer unsicheren Bindung heraus eine sichere Bindung aufzubauen, hilft vor allem ganz viel Zeit. Zeit, in der du deine Geduld, Konstanz und Verlässlichkeit unter Beweis stellst, einen klaren Rahmen und eine Erwartungssicherheit für den Hund schaffst und somit Raum für Vertrauen aufbaust.

      Wenn dein Hund grundsätzlich fähig ist, eine Bindung aufzubauen (und davon würde ich einfach mal ausgehen, weil wie gesagt, alles andere ist extrem selten), dann gestaltest du mit jeder Interaktion eure Bindung weiter. Vielleicht nur in Babysteps, aber es geht voran.


      Zuletzt noch ein kleiner ungebetener Ratschlag, ich hoffe, du nimmst mir das nicht krumm:


      Ich habe selbst einen Hund aus dem Tierschutz, der etwas... hm, ich nenne es mal "besonders" ist. Und ich war auch lange auf der Suche nach dem Grund für seine Andersartigkeit. Was hab ich gelesen und recherchiert und gemacht und getan... einfach, weil ich verstehen wollte, warum er so ist, wie er ist. Und wie ich ihm helfen kann.


      Aber letztendlich bringt das alles nichts, denn du wirst bei einer solchen Vorgeschichte nie erfahren, was genau deinen Hund letztendlich so gemacht hat, wie er jetzt ist. Diese Suche nach Erklärungen wird in so einem Fall nie einen wirklichen Abschluss finden.


      Versuch deshalb, die Vergangenheit hinter euch zu lassen. Wichtig ist, wo ihr jetzt steht und was (also welche Methode, welcher Umgang etc.) für euren Hund funktioniert. Sei kreativ, probiere aus, schau genau hin und beobachte, was klappt. Bei einem out-of-the-box-Hund kann es so nebenbei auch Sinn machen, mal out-of-the-box-Methoden zu erproben.

    • Festhalten, Umarmen, ganz sicher nicht, da windeten sie sich sofort raus.

      Das ist bei meiner jetzigen Tierschutzhündin auch so. Nähe ja, sie liegt gerne im gleichen Raum, aber Körperkontakt ist ihr auch nach 4 Jahren oft noch unheimlich. Wenn sie gestreichelt werden will kommt sie von selber und legt ihren Kopf aufs Knie, geht dann aber nach kurzer Zeit zufrieden weg. Mein Rüde ist da ganz anders, er liegt gerne mit Körperkontakt und sucht eher nach direkter Nähe.


      Meiner Meinung nach macht die Zeit viel aus. Man braucht Geduld und viel Verständnis.

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