Unsicher durch Berichte über Lagotti
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Im Gespräch mit Hundehaltern finde ich, dass die Rasse zu oft Pudelersatz sein soll, weil Pudel sind doof, aber nicht haarend und aktiv wäre doch toll. Und dann greift man optisch zum Wasserhund.
Das ist (auch) genau der Grund, warum auch hier der Hund angeschafft wurde. Und wenn dann Passanten sagen "oh schöner Pudel" wird das erstmal richtiggestellt und sich etwas darüber erhoben, dass andere Leute nicht wissen, dass es kein Pudel ist. Hier hat man sich halt Status mit der Rasse gekauft.
Was hier auch passiert ist, ist dass der Hund als Welpe riiiichtig niedlich war, schöne dunkle Schokofarbe und natürlich anders als die anderen Wurfgeschwister mit einer weißen Pfote und lustigen Löckchen, dann ist sie allerdings stark nachgegraut und ist nun eher einfarbig braun, was nicht mehr ganz so cool ist. In Sachen Fell sammelt die Hündin einfach auch ALLES auf und behält es, Disteln und Zecken entfernen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit und dazu kommt, dass der Hund diese Manipulationen einfach hasst. Die Halter scheren mittlerweile selbst, da die Groomer diesen Hund nicht mehr nehmen wollen, allerdings auch aufgrund dessen, weil sie dann halt 2 Stunden durchbellt, wenn der Halter nicht mit dabei ist.
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Kannst du noch ein paar Worte dazu sagen, wie dein Erziehungsansatz war? Ich weiß, dass das nicht so einfach zu erklären ist, aber mich würde besonders interessieren, wie ihr an der Ruhe gearbeitet habt.
Also ich kann dir mal erzählen, was ich falsch gemacht habe.
Erstmal zwei Bereiche: Ruhe im Sinne von Abschalten/Schlafen können und Ruhe im Sinne von Entspannung draußen/Pfote vom Gas.
Ove hat einen Aus- und Anschalter. Der war hier wirklich vorinstalliert. Deswegen kann ich dir gar nicht genau sagen, was ich da gemacht habe, sondern hatte wahrscheinlich Glück mit der Werkseinstellung. Wenn er müde ist, schläft er. Da war es auch schon im Welpenalter egal, ob ihn die Müdigkeit zu Hause, in der Welpenschule oder in der U-Bahn überkommt. Er neigt auch in diesem Kontext überhaupt nicht zu zwanghaftem Verhalten oder diesem inneren Hochpushen, was man von (jungen) Hütehunden teilweise mitbekommt. Da ist er deutlich mehr "bei sich" und findet seine eigenen Ideen und seine Wünsche für die Tagesgestaltung viel zu wichtig, um sich davon abbringen zu lassen. Ich bin aber auch nicht so die Verfechterin von "Ruhe lernen", auch wenn ich mich selbst damit in der Anfangszeit etwas unter Druck gesetzt habe. Aber ein schlafender Hund war hier einfach ein Hund, der sich viel frei bewegen konnte und bei dem ich eine gute Balance getroffen habe zwischen Seele baumeln lassen, im eigenen Tempo Hundedinge im Freilauf tun und ein bisschen was für die Nase. Da muss man sich natürlich eingrooven und da hatte ich hin und wieder auch meine Unsicherheiten in der Anfangszeit. Das Thema war aber relativ schnell erledigt bzw. kam rückblickend nie so richtig auf. Jetzt ist Ove wirklich ein Hund, der sehr anpassungsfähig ist, auch mit sehr wenig Routine klar kommt und sich Ruhe immer noch nimmt, wenn und wo er sie braucht.
Zweiter Bereich beim Thema Ruhe draußen und "Pfote runter vom Gas", ja, da hab ich einen Fehler gemacht, der uns in einigen Situationen immer noch nachhängt: Ove kann man mit dem kleinsten Zucken zur Zusammenarbeit motivieren. Kekse rein, Quietschestimme und der Junghund lief im Fuß, flog auf Rückruf zu mir und war richtig angeknipst. Als Ersthundehalterin habe ich viel zu spät gecheckt, dass sich das zwar gut auf dem Hundeplatz macht, aber im Alltag einfach überhaupt nicht nachhaltig ist, Alltagserziehung über so ein hohes Erregungslevel aufzubauen. Da fehlte mir schlicht die Erfahrung. Zum Beispiel "Leinenführigkeit" über so hohe Erregung aufgebaut, das hält dir kein Hund durch und soll er ja auch nicht. Der Alltagsmodus soll ja ein anderer, die Draußenzeit soll entspannt sein für den Hund. Hier habe ich dann etwas gebraucht, um das für mich zu bemerken, zu durchdenken und mein Verhalten anzupassen. Es gibt immer noch Momente an der Leine, in denen wir da zurückfallen in alte, erlernte Muster und in denen es mir schwer fällt, diese goldene Mitte zwischen "bleib mit einem Schlappohr bei mir" und "mach dein Ding ohne dich hochzupushen" zu treffen.
Der Schlüssel für mich wäre nun: Themen wie z.B. Leinenführigkeit über Ruhe aufbauen. ( flying-paws hier aus dem Forum ist Hundetrainerin und hat einen Onlinekurs auf ihrer gleichnamigen Website, den ich sehr passend fand für uns)
Angeknipst mitarbeiten, das schenken dir die Lagotti sowieso! Fördern, dass sich Reize ruhig angeschaut werden, Umorientierung bestärken. Jeden Ansatz von "erst denken, dann tun" belohnen. Aus einer generellen Ruhe heraus ist es dann auch viel leichter zu vermitteln, dass z.B. Hundekontakte ruhig, höflich und gesittet ablaufen können (unsere große Schwierigkeit bei neuen, unbekannten Hunden. Da wird erstmal gewuselt, was das Zeug hält aus Unsicherheit.) In meinem Fall war beim angeknipsten Hund dann die Mischung aus Hemmen, diese übertriebenen Aufregungsspitzen unterbinden und parallel Ruhe fördern der Weg.
Weil du vorher von Konsequenz sprachst: ich bin ehrlich gesagt ziemlich inkonsequent. Ich wurschtel mich so durch in der Hundeerziehung. Learning by doing — was ja ehrlich gesagt bei jeder noch so gut informierten Ersthundehalterin der Fall ist. Hier läuft wenig über klare Kommandos, ich rede den Hund mit ganzen Sätzen zu. Ich habe manchmal das Gefühl, hier sitzt eine Hundepersönlichkeit, mit der man wirklich gut Kompromisse finden kann. Die durch ihre sensible Art, sehr daran interessiert ist, dass wir "cool" sind miteinander, aber die sich trotzdem nicht davor scheut, augenzwinkernd eigene Vorschläge zu machen. Es ist sehr partnerschaftlich und wir gehen häufig beide einen Schritt aufeinander zu. Ich mag das so und ich mag es, dass man so mit einem Lagotto leben kann. Womit er gar nicht kann (und obwohl ich das weiß, schaffe ich es manchmal nicht besser) ist Fahrigkeit. Wenn ich unkoordiniert, verunsichert, frustriert, unter Druck oder angespannt bin, dann hält er mich nicht für kompetent und das wiederum stresst ihn. Wenn ich wiederum versuche, das nur zu überspielen, dann nimmt er mich aber auch nicht für voll und lässt sich von mir in dem Moment, in dem er mir nicht vertrauen kann, auch nichts sagen. Lagotti haben sehr feine Antennen, die durchschauen das alles.
Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ganz im Gegenteil: wir wurden von mehreren Züchtern, mit denen wir Telefonkontakt hatten, schon in den ersten 10 Sätzen am Telefon darauf hingewiesen. Viele Züchter bieten auch extra Grooming-Seminare an, die 1-2 Monate nach dem Kauf stattfinden.
Hierzu noch kurz: das ist genau auch meine Erfahrung. Ich habe bei der Hundesuche kaum ein Züchtergespräch geführt, in dem nicht betont wurde, dass diese Hunde Pflege brauchen. Es sollte außerdem selbstverständlich sein, dass man einen Hund einer Scherrasse an besondere Pflege, die über das Krallenschneiden hinaus geht, gewöhnen muss. Das liegt in der Verantwortung der Besitzer, genauso wie jeder Hund meines Erachtens nach in den Genuss von Medical Training kommen sollte.
Von einer Zucht, die verwahrloste Hunde hat, kaufe ich keinen Hund. So einfach ist das doch. Und nur weil Lagottifrisuren nicht so aufwendig sind, wie bei den Pudeln, werden diese Hunde dennoch für Ausstellungen gebadet, geblowert und mit der Schere in Ausstellungsfrisuren geschnitten. Für den Alltag reicht mir auch oft die Schermaschine und eine an die Jahreszeit angepasste Haarlänge.
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Wenn ich unkoordiniert, verunsichert, frustriert, unter Druck oder angespannt bin, dann hält er mich nicht für kompetent und das wiederum stresst ihn. Wenn ich wiederum versuche, das nur zu überspielen, dann nimmt er mich aber auch nicht für voll und lässt sich von mir in dem Moment, in dem er mir nicht vertrauen kann, auch nichts sagen. Lagotti haben sehr feine Antennen, die durchschauen das alles.
Ich sag immer wieder: Dre Lagotto und der Border Terrier (vllt auch anderen Terrierrassen) ähneln sich in so vielem, und das obwohl sie so unterschiedliche Rassen sind.. Denn genau das was du da beschreibst, ist hier auch der Fall. Das muss man wirklich wollen und sich vorher bewusst machen.
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Wenn ich unkoordiniert, verunsichert, frustriert, unter Druck oder angespannt bin, dann hält er mich nicht für kompetent und das wiederum stresst ihn. Wenn ich wiederum versuche, das nur zu überspielen, dann nimmt er mich aber auch nicht für voll und lässt sich von mir in dem Moment, in dem er mir nicht vertrauen kann, auch nichts sagen. Lagotti haben sehr feine Antennen, die durchschauen das alles.
Ich sag immer wieder: Dre Lagotto und der Border Terrier (vllt auch anderen Terrierrassen) ähneln sich in so vielem, und das obwohl sie so unterschiedliche Rassen sind.. Denn genau das was du da beschreibst, ist hier auch der Fall. Das muss man wirklich wollen und sich vorher bewusst machen.
Vielleicht sind Lagotti einfach die soften Muttersöhnchen mit ein bisschen Terrier-Herz. Wenn der Terrier Schabernack vorschlägt, sagt der Lagotto "aber die Mama hat doch gesagt wir dürfen das nicht" und dann... macht er trotzdem mit, weils lustig ist.
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Vielleicht sind Lagotti einfach die soften Muttersöhnchen mit ein bisschen Terrier-Herz. Wenn der Terrier Schabernack vorschlägt, sagt der Lagotto "aber die Mama hat doch gesagt wir dürfen das nicht" und dann... macht er trotzdem mit, weils lustig ist.
Eine Züchterin hat uns gesagt, der Lagotto wäre so etwas wie "des Pudels Cousin vom Lande": robuster, kerniger, selbstbewusster, aber am Ende auch familienorientierter.
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Vielleicht sind Lagotti einfach die soften Muttersöhnchen mit ein bisschen Terrier-Herz. Wenn der Terrier Schabernack vorschlägt, sagt der Lagotto "aber die Mama hat doch gesagt wir dürfen das nicht" und dann... macht er trotzdem mit, weils lustig ist.
Eine Züchterin hat uns gesagt, der Lagotto wäre so etwas wie "des Pudels Cousin vom Lande": robuster, kerniger, selbstbewusster, aber am Ende auch familienorientierter.
Das finde ich auch klasse, diese Beschreibung! Herrlich.
Zum Thema Zucht noch (das soll nicht oberlehrerinnenhaft klingen, aber ist doch wichtig zu erwähnen): Falls du aus Deutschland kommst, achte bitte wirklich drauf, mit deinem Kauf eine VDH Zucht zu unterstützen. Zwei Rassezuchtvereine sind dem VDH unterstellt: der LRWD und der LRZ. Für mich käme nur ein Lagotto aus einem der beiden Vereine infrage. Eben besonders weil der Lagotto die letzten Jahre so rasant an Popularität gewonnen hat und dadurch viel Schindluder getrieben wurde mit privater Vermehrerei für das schnelle Geld und ohne sinnvolle Zuchtstrategie oder Schutz der Zuchthündinnen.
Mit Hunden aus den Vereinen LRWD oder LRZ unterstützt du verantwortungsvolle Zucht.
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Es ist aber keine genetische Eigenschaft, dass ein Hund sich nicht pflegen lässt.
Ach.
Gänzlich unwichtig ist es nicht, bei der Zucht darauf zu achten, wie die Hunde sich händeln lassen, aber ja, Gewöhnung ist der Hauptfaktor.
Ich bin froh, dass die Zucht, von der der besagte Hund kommt, eine Ausnahme ist.
Ich hab ja geschrieben, dass ich Lagotti nicht schlecht machen will, und dass es nur Anekdoten sind. Positive und negative. Was für den einen positiv klingt, kann für den anderen negativ sein (und andersrum).
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Ich kenne 2 Lagottos, die als Assistenzhunde eingesetzt werden (für PTBS) und die sind wirklich super, freundlich, motiviert, . Aber die haben natürlich auch einen Job, der sie ausfüllt, sind gut und sachkundig trainiert und sorgfältig ausgewählt.
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robuster, kerniger, selbstbewusster, aber am Ende auch familienorientierter
Boah, bei sowas wäre ich ganz vorsichtig, bei so "meine Rasse ist wie ne andere, nur besser"-Sprüchen. Mag ich persönlich gar nicht.
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robuster, kerniger, selbstbewusster, aber am Ende auch familienorientierter
Boah, bei sowas wäre ich ganz vorsichtig, bei so "meine Rasse ist wie ne andere, nur besser"-Sprüchen. Mag ich persönlich gar nicht.
So habe ich das ehrlich gesagt gar nicht gelesen. Findest du die Attribute beinhalten so viel Wertung?
Für den Pudel könnte man ja im Umkehrschluss genauso aufzählen: leichter zu erziehen, sanfter, weniger laut, stärker auf eine Person bezogen... Und dann kommt es eben drauf an, worauf man selbst mehr Lust hat. Aber grundsätzlich halte ich vom Ausspielen einzelner Rassen gegeneinander auch nichts. Sie sind eben hier und da anders.
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