Unsicher durch Berichte über Lagotti

  • Als ich die IBGH1 mit meiner Hündin gemacht habe, haben 3 Lagotti die BH gemacht bzw. versucht. Habe die auch davor mehrere Wochen beim Trainieren gesehen. Abgesehen davon, dass das Training ausbaufähig war, um es nett auszudrücken, waren auch die Besitzer (bis auf ein junges Paar) unerfahren, inkonsequent, „langsam“ (im Denken und Handeln) und alles in allem komplett überfordert. Die Hündin von dem Paar war recht ok, nicht mein Typ Hund aber eigentlich ganz nett. Die andere Hündin und ein Rüde wären für MICH die absolute Katastrophe. Komplett überdreht, laut, hektisch, sobald wer zu laut geatmet hat war der Rüde schon on Fire und musste zu dem Menschen. Nett, freundlich und ohne Aggression aber vom „Oh ein Mensch - da muss ich hin. Nein halt - ein Blatt oh und da noch ein Mensch“ her wie ein Eichhörnchen auf Speed. Ich durfte den Rüden kurz halten, weil die Besitzerin mal kurz was trinken wollte (im Hochsommer!), mit ihm an der Hand wäre es unmöglich gewesen etwas aus einer Flasche zu trinken. Sobald er ein paar Meter entfernt angeleint geworden ist hat er dauerhaft gekläfft. Insgesamt war das eigentlich für niemanden aushaltbar. Ich bzw. meine Hündin wurden behandelt wie eine kleine Gottheit, nur weil die im Schatten paar Meter entfernt von mir lag und ihr Leben gelebt hat. Und ich bin bei Gott kein Profi, zu dem Zeitpunkt war ich 1 1/2 Jahre Hundebesitzerin, mein Schnauz ist da vom Gemüt her einfach deutlich unkomplizierter. Nur zum veranschaulichen, wie verzweifelt die waren. Die eine Hündin hat recht schnell durchschaut, dass sie ihrer Besitzerin auf der Nase herumtanzen kann und ist dann einfach schnüffeln gegangen. Hatten auch 10 Hoopers Einheiten gemeinsam, als mein Zwergschnauzer in der +- 7 Einheit einen mittelgroßen Parcours gelaufen ist, haben die mit der Hündin in der 10. Einheit noch an den absoluten Basics gefeilt. Nicht weil die blöd war, aber die Besitzerin schaffte es kaum, sie zu motivieren. Hoopers ist sicher auch nicht die größte Leidenschaft von einem Lagotto, um das gehts mir gar nicht, aber die gesamte Zusammenarbeit zwischen Hund & Mensch war in jeder Situation nahezu unterirdisch. Während der Rüde versucht hat alles irgendwie richtig zu machen und sich permanent hochgeschaukelt hat, hat die Hündin irgendwann (zurecht) auf Durchzug geschalten. Also ich bräuchts nicht, wenn ich mich mit Locken eh schon angefreundet habe und die Fellpflege auf mich nehme, kann ich einen Pudel auch nehmen.

  • Das ist immer das Problem, wenn nach Erfahrungen mit Rassen gefragt wird.

    Da werden weniger positive Anmerkungen schnell als Angriff verstanden und von Liebhabern und Haltern übel genommen.


    Ich würde mehr drauf achten, ob die angesprochenen Schwierigkeiten etwas sind, was mir wirklich Probleme machen würde.


    z.B. wäre für mich ein Hund nix, bei dem ich weiß, den muss ich wirklich intensiv auslasten, insbesondere mit Nasenarbeit. Weil ich da nicht so Lust dazu hätte. Für jemanden anderen ist das genau DAS, was man machen will.


    Ebenso könnte es ein Red Flag sein, wenn häufig von "bellt viel" oder "laut" gesprochen wird - wie bei Sheltie und Collie, wen das stören WÜRDE, oder die Wohnsituation dazu nicht passt, der geht vielleicht auf Nummer sicher und wählt eine Rasse, bei der laute Hunde weniger wahrscheinlich sind. Andere stört Bellen etc. überhaupt nicht.

    Usw.


    Wenn man eher einen einfachen Begleiter sucht, lässt es aufhorchen, wenn Besitzer davon schreiben, dass es ein langer, schwieriger Weg war, sich zusammenzuraufen - bei einem Arbeitshund mit ordentlich Drive, mit dem man auch arbeiten möchte, gehört es aber dazu, dass der Alltag holpriger sein kann (nicht muss), wenn man erst lernen muss, wie es mit so einem Hund läuft. Wenn man einen kernigen Arbeiter möchte, findet man das nicht so negativ.


    Natürlich klingen Sachen wie "stinkender Hund" super negativ - aber das ist eben die Beschreibung dieses einen Hundes, der wirklich stinkt. Ein schlecht gepflegter Pudel würde auch stinken.

    Da gings mir nun drum, drauf hinzuweisen. Dass ein Hund, den jemand von Welpe auf hat, um sich beisst bei der Pflege fand ich bemerkenswert.

    Aber der Hinweis war hier unnötig.

  • Ich wollte euch kurz berichten, wie ich das Feedback aufgenommen habe: Als ich gestern Abend reingeschaut habe, musste ich erst mal schlucken. So viele Menschen, die irgendwo mal einen Lagotto getroffen haben, der ganz schrecklich war. Natürlich ist manches davon sicherlich hilfreich, aber Begriffe wie „ätzend“ sind aus meiner Sicht wenig zielführend und tragen nicht wirklich zu einer konstruktiven Diskussion bei.


    Ich habe mir vor allem die Frage gestellt, mit welchem Maß hier gemessen wird - und ob Eigenschaften, die die Rasse per Zuchtziel mitbringt (z. B. sehr viel Energie, hohe Arbeitsmotivation), überhaupt negativ bewertet werden sollten. Für mich wäre die spannendere Frage, wie man diese Eigenschaften im Alltag sinnvoll managen kann, statt sie pauschal als Problem darzustellen.


    Letztes Jahr waren wir in Italien und haben eine Trüffelplantage besucht. Dort lebte ein Rudel Lagotti in einer Zwingeranlage. Nachts durften sie ins Haus, aber tagsüber gab es weder Spaziergänge noch Ausflüge ins Restaurant, sondern sie waren einfach sich selbst überlassen. Stattdessen wurde erwartet, dass sie bei Bedarf sofort „on“ sind. Wenn gearbeitet wurde, liefen sie mit viel Zug auf der Leine in die Plantage und waren direkt einsatzbereit. Diese Hunde stammen von Züchtern, die laut ihrer Webseite auch Welpen nach Deutschland abgeben. Der Vergleich mit einem Pudel, der seit Jahrzehnten gezielt auf Gesundheit, Charakter und Aussehen gezüchtet wird, fühlt sich für mich daher oft unfair an - das Zuchtziel ist hier einfach ein ganz anderes.


    Trotzdem vielen Dank für die hilfreichen Beiträge, ganz besonders an LolaLaola. Das hat mir wirklich sehr weitergeholfen und mich auch darin bestärkt, dass wir nicht ganz auf dem Holzweg sind!


    P.S.: Alle vier Zuchthündinnen, die ich kennenlernen durfte, hatten eine BH. Soweit ich verstanden habe, wird das im Verband als Standard vorausgesetzt (bin mir aber nicht sicher).

  • Trotzdem vielen Dank für die hilfreichen Beiträge, ganz besonders an LolaLaola. Das hat mir wirklich sehr weitergeholfen und mich auch darin bestärkt, dass wir nicht ganz auf dem Holzweg sind!


    P.S.: Alle vier Zuchthündinnen, die ich kennenlernen durfte, hatten eine BH. Soweit ich verstanden habe, wird das im Verband als Standard vorausgesetzt (bin mir aber nicht sicher).

    Du meinst wahrscheinlich Lolalotta , die die Rasse super beschrieben hat?


    Zu den Arbeitsrassen würd ich jetzt den Lagoti noch mindestens auf gleicher Höhe wie den Border Collie (gemischt :Arbeit und Show) zählen.

    Die Haltung (Züchter Italien) sagt alles!


    Hunde draußen und Hundegemeinschafft, vom Mensch nur ab und zu zur gemeinsamen Arbeit „geholt“, ansonsten chillen.

    Abends ins Haus, zum Kuscheln und schlafen.

    Nicht sehr anders werden andere Arbeisrassen gehalten.

    So und nun kommt so ein Hund zu Leuten ( ich meine nicht dich!), die eine Rassebeschreibung auf Basis von niedlichen Kulleraugen und wuscheligem Fell reinfallen. Die denken so ein Arbeitshund spielt fein mit den Kindern und freut sich auf die Hundeschule.

    Ganz ehrlich wundert es mich nicht, dass man gerade in Hundeschulen sich auffällige Hunde trifft.

    Weil das Training in sehr vielen Hundeschulen nicht das bieten kann, was diese Hunde benötigen und den (ich red nur von unerfahrenen) Haltern nicht beibringen können, wie man mit solch reizoffenen Hunden einer Arbeitsrasse umgehen muss.

    Das ist nämlich ganz anders als mit gechillten Begleithunden und da tun sich die Leute auch schon oft schwer.

    Alles was zum Lagoti in anstrengend geschildert wurde kenne ich von meinem Mudi und von meinen BCs.

    Ich hatte bei dem, was du geschrieben hast den Eindruck, dass du ein guter Lagoti Halter bist und ich find die Rasse schon Ben Erzählen her so genial, dass ich schon wieder Herzechen in den Augen hab.😍

    Aber da ich schon Mudi und Collie hielt, weiß ich, was so ein Kobold mit „losen Maul“ bedeuten kann.

    Und daher genieße ich gerade unseren super easy Begleithund, der nur bellt, wenn er was will🤣, oder eine Tür geöffnet bekommen möchte.

    Nichts desto trotz hat sich der Lagoti in mein Herz geschlichen.

  • Ich habe letztes Jahr einen jungen Langotto (einjähriger Rüde) in der Rettungshundestaffel kennengelernt, der Besitzer musste allerdings nach wenigen Terminen aus privaten Gründen aufhören.

    Der kleine Hund war unglaublich toll, ich hätte ihn am liebsten geklaut. Hat mich von der (über)eifrigen Art sehr an meinen Toller erinnert, allerdings war er nicht ganz so aufgedreht. Er wollte gefallen, hatte großes Interesse an der Zusammenarbeit mit seinem Herrchen, brauchte allerdings eine klare Linie (wie eigentlich jeder Hund), mit uneindeutigen Kommandos und Körpersprache hat er schnell gefiddelt oder total abgeschaltet. Und gegenüber Menschen hat er sich vorsichtig neugierig verhalten.

    Natürlich waren das nur Momentaufnahmen, aber die haben mir gut gefallen. Potential zum guten Flächensuchhund war mehr als vorhanden.

  • Ich glaube nicht, dass es darum geht, ob die eine Rasse nun besser oder schlechter ist - solche Bewertungen ergeben einfach keinen Sinn.


    Sondern, ob eine Rasse geeignet ist, für das, was man tun will und kann.


    Wenn die Hunde so gehalten werden, wie du beschreibst, dann leben sie ein völlig anderes Leben, als es ein Begleithund hierzulande tut.


    Und dann wirds halt unter Umständen "ätzend". Nicht der Hund IST ätzend, sondern sein Leben. Dass es für die Menschen doof ist, ist für mich nicht der springende Punkt - die Hunde leiden dann darunter.


    Nun gilt das von dir beschriebene ja nicht für Hunde von einem deutschen Lagotto-Züchter. Ich fand, es klang in deiner Beschreibung so, als wenn relativ viele Hunde zurückgingen zur Züchterin - das würde mir zu denken geben. Aber vielleicht ist mein Eindruck da falsch.


    Wie gesagt, ich würde drüber nachdenken, was ihr vorhabt mit dem Hund, wie das Leben sein soll. Darauf kommt es an. Drehs ins positive:


    Warum soll es denn ein Lagotto werden?

  • Naja, der Lagotto ist in erster Linie ein Wasserjagdhund und wird gern zur Trüffelsuche eingesetzt.


    Dementsprechend ist sein Arbeitswille und dementsprechend möchte er ausgelastet werden.


    Als familydog zum Kuscheln und easy Mitlaufen ist da nicht zu denken.


    Der braucht nen Job der ihn fordert bzw. Eine Möglichkeit seine Passion auszuleben.

  • Auch auf die Gefahr hin, dass sich Rasseliebhaber wieder auf den Schlips getreten fühlen:


    Dass Lagotti die Trüffelhunde schlechthin sein sollen, ist einfach gutes Marketing. Es sind - und waren - auch wirklich keine Spezialisten wie andere Rassen. Das zeigt sich alleine schon am für die Suche im (Wild-)Trüffelgebiet völlig ungeeigneten Fell: in den Locken bleibt alles hängen, die korrekte Fellpflege wäre unverhältnismässig aufwendig.


    Gesucht wurde und wird mit Hunden, die gut suchen. Das kann jeder halbwegs talentierte Hund. Häufig finden Hunde mit glattem, pflegeunaufwändigem Fell im Jagdhundetyp Verwendung.


    Auch mag meine persönliche Erfahrung nicht repräsentativ sein, aber der Lagotto, der über eine wirklich ausgeprägte Suchleidenschaft und eine übermässig gute Nase verfügt, muss mir erst noch begegnen. Natürlich gibt es Lagotti, die suchen und finden. Aber ich habe noch keinen kennengelernt, der sich dabei jetzt mehr hervorgetan hätte als jeder andere Hund auch.


    Die Exemplare, die ich kenne, verfügen aber alle über einen ausgesprochenen Will to Please und möchten es ihrem Besitzer gerne recht machen. Nicht ganz so ausgeprägt wie die (kleineren) Pudel, aber doch so, dass sie für Vieles zu begeistern sind. Nicht unbedingt, weil sie selber dafür brennen, aber weil sie damit ihren Besitzern eine Freude machen können. Und was dem Besitzer Spass macht, darauf lässt sich meist auch ein Lagotto ein.

  • Joa also als so krassen Arbeirshund würde ich den Lagotto jetzt auch nicht zählen. Ich kenne mehrer die in Familien leben und total tolle Hunde sind! Manche machen noch Hobbymässig etwas sport aber auch nicht tegelmässig und sind trotzdem total liebe, quirlige Hunde🥰

    Meine Kollegin hat einen Lagotti und einen BC. Sie öacht mit beiden aktiv Agility. Trotzdem wirkt der Lagotti neben dem BC wie eine Schlaftablette..der wäre auch mit deutlich weniger zufrieden😉

    Also ich würde mich hier auch nicht abschrecken lassen..

  • Ich kannte nur einen, der war recht jung damals, so 1 bis 1 1/2 Jahre vllt. Toll erzogener, quirliger und freundlicher Hund. Er war halt sehr angeknippst, waren meine und der Viszla aus der Hundeschule in dem Alter aber auch. Muss man halt mögen, ich fand ihn super und meine Hündin erst, obwohl sie Lockenhunde sonst nicht mag :lol:


    Grundsätzlich denkt ich wenn ihr euch viele Hunde der Rasse in unterschiedlichem Alter und mit entsprechend unterschiedlichem Erziiehungsstand anschaut, werdet ihr schon ein gutes Bild von der Rasse bekommen. Generell scheint ihr ja sehr gut informiert zu sein und ich finde es auch super wie offen die Kommunikation mit eurer Züchterin verläuft :bindafür:

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