Einschätzung einer Hundebegegnung - eingreifen oder laufen lassen?
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Moin!
Vorab: Mir ist klar, dass ein Video schön wäre. Leider war alles andere als ersichtlich, dass die Hundebegegnung so Fragezeichen generierend ablaufen würde.
Ich kann also nur versuchen, es so gut wie möglich zu beschreiben, inkl. allen Interpretationsspielraums, den das mit sich bringt.
Bei Fragen also gern fragen.
Was ich weiß:
Die Situation war insgesamt höchstens semi-cool für meine Kleine.Ich bin aber auch eher Marke übervorsichtig, wittere schnell "Spielaufforderung, um zu entkommen". Nichthundehalter in meinem Umfeld sagen: ich übertreibe mit meinen Schutzversuchen. Dadurch verunsichert ist es so, dass ich mittlerweile eher nicht mehr auf mein Bauchgefühl höre, um nicht zu überschützen und mache dadurch evt. zu wenig.
Was ich nicht einschätzen kann:
Was das im einzelnen zu bedeuten haben könnte und ob ich sie mehr schützen hätte sollen. Daher frage ich hier, was ihr euch vorstellen könntet. Mir klar, dass keine "So war's!"-Antworten können können, alles gut.
Situation:
Hier im Ort wohnt ein hübscher 40-kg-Molosser an einer Stelle, wo wir oft vorbei gehen. Meine Süße fiept dann immer (frustig!?). Er steht 2m Luftlinie auf dem Grundstück seines Hauses (hinter 1m Zaun, hoffe, der will da niemals rüber), seine (ab Werk oben getragene) Rute macht dann stets einen auf schnurgerade Antenne, zeigt in den Himmel, vibriert leicht. Sein Blick ist fest auf uns Vorbeigehende gerichtet. Sieht nicht so nett aus.. Sie tut so, als ob es sie nicht kümmere, sieht eher zu ihm hin.
Heute machen wir gerade Kekse-suchen-und-werfen ungefähr 200m von deren Haus entfernt. Der Besitzer sieht uns von weitem und kommt auf uns zu. Vorbildlich mit angeleintem Hund, möchte offensichtlich Kontakt.
Wir haben aus der Hundeschule eigentlich gerade das Trainingsziel: Bei Hundebegegnungen halte ich sie, damit sie nicht aus Frust und Kontrollwahn zu den anderen Hunden geht/ gehen will. Klappt so semi, sie ist dann sehr gefrustet und versucht immer, durchzustarten. Jedenfalls sollen wir solange keinen Hundekontakt haben. Aber für diesen "bekannten" Hund, dachte ich, kann man eine Ausnahme machen.
Vor 2 Monaten hatten die schon einmal Leinenkontakt, da habe ich beim 40-kg-Rüden sexy-Öhrchen zu sehen gemeint und sie schienen sich zu verstehen, sind bisschen umeinnder rum, Vorderkörpertiefstellung beiderseits.
Heute kommt der Hund schon mit minimalvibrierender Antennen-Rute an, meine Hündin springt aus meinem Haltegriff (Ja, hab verpennt.) und läuft bis zum Ende der Schlepp auf den Rüden zu.
Ich sammel sie wieder ein, das andere Gespann erreicht uns.
Im folgenden sind mit er und sie nur der Rüde (40kg) und meine Hündin (kastriert, 8kg) gemeint. Wir Halter stehen daneben, schauen die Situation sehr interessiert an, versuchen einzuschätzen.
Erstmal geht diese typische "Beide mustern sich"-Situation los. Man geht 3 Schritte umeinander, der andere weicht eher aus. Man schnüffelt sich an, wartet ab. Irgendwann macht der Rüde was, das dessen Mensch als Spielaufforderung betrachtet. Mir sah es weniger nett aus, sie ist auch eher ausgewichen, aber dann doch wieder auch einen Satz auf ihn zugehüpft. Hin, her. Genitalwittern er an ihr. Ab und zu schaut sie zu mir, wie um zu sagen: "Eh...willst mir nicht helfen?", macht aber keine Anstalten, hinter mich zu kommen, sondern bleibt so 3-4m von mir weg und dicht neben dem Rüden. Ich werfe einen Keks für sie (von ihm weit weg), um ihr aus der Situation zu helfen, sie nimmt das Angebot an. Erneute Spielaufforderung, diesmal sieht es weniger angespannt aus und er "wedelt" kurz mit seinen Pfoten durch die Luft wie ein Zirkuspferd. Ich mache mir Gedanken über den Kilo-Unterschied und Frage Herrchen, wie viel sein Rüde wiegt. Herrchen nimmt den Rüden daraufhin etwas zu sich heran.
Dann: Rüde markiert und scharrt sehr ausgiebig und wichtigtuerisch. Ich dachte ehrlich, sie hätte die Nase rspkt. die Hosen voll, aber sie geht hin, schnüffelt (er steht direkt daneben), markiert über. Er markiert nochmal über, inklusive Scharren. Besitzer und ich uns einig: Ein Paar werden sie nicht. Er legt den Kopf auf ihre Schulter-Rückenpartie (Bewegungseinschränkung, Versuch den anderen zu "unterwerfen", gell? Ich weiß nicht, wie man post-alpha-omega-Theorie nun sagt, aber dass es unter Hunden eine Rangfolge gebildet wird (wie bei uns Menschen ja auch), ist meines Wissens unbestritten. ). Ich werfe wieder einen Keks, sie nimmt das aus-der-Situation-flüchten-Angebot gerne an.
Dann noch einmal komisches umeinander-rumlaufen (meist geht das eher von ihm aus, wirkt aber nicht wie ein Scheinangriff oder so. Nett sieht es aber auch nicht aus.) Er hat die Ohren tendenziell nach hinten, unten ein kleiner Knick drin, aber mE keine sexy-Öhrchen (so gut kann ich das aber nicht einschätzen). Das Gewicht verlagert er aber nach vorn. Meine im Sitz oder Steh, die Ohren wirklich straff nach hinten. Wie als ob man von einem Orkan angeblasen wird. Wirklich geflüchtet ist sie aber nicht, weder hinter mich noch sonst wie weg, immer nur 2 Schritte aus seiner unmittelbaren Schlagdistanz raus.
Ich hab mich dann freundlich verabschiedet und bin weiter, bevor sich die Situation, die mir so unerklärlich und unfreundlich vorkam, noch unangenehm eskaliert.
So, jetzt eure Meinungen und Interpretationen (gern sachlich und freundlich ).
Bin ich ne Helikopter-halterin? Hätt ich mehr beschützen müssen? Was bedeuten eurer Meinung nach die einzelnen Sequenzen "im Detail"? Dass Scharren Terretorialitätsanspruch ist, ist mir zB bekannt, aber warum hat er das gemacht und vor allem, warum hat sie trotz unangenehmer Vorsituation drüber markiert, statt einen auf Schweigefuchs zu machen und sich hinter mir zu verstecken? Soll ich noch Infos und Kontexte zur Situation nachliefern?
Btw: Der Besitzer, den ich nur 3x flüchtig gesprochen hab bisher, scheint auf den ersten Blick ein netter zu sein, geht auch in eine (andere) Hundeschule.
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Hi
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Ich kann da fachlich nicht so viel zu beitragen. Waren beide abgeleint?
Kekse würde ich bei Hundekontskt eher aus der Hand geben, statt werfen. Wenn der andere Hund auch hinterher geht, kann das blöd enden.
Aber ich würde diesen Kontakt auch gar nicht erst groß forcieren, weil mir die Gewichtsverhältnisse viel zu unausgeglichen sind.
Was erwartest du dir denn von dem Kontakt? Spielfreunde werden die ja wohl eher nicht, bei über 30 kg unterschied.
Aber ich bin auch Besitzerin eines sehr körperlich spielenden 35 kg Prolls. Ich bin da bei kleinen Hunden sehr vorsichtig.
Vielleicht die andere Seite von Vorsichtig zu dir 😄
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ich lasse keinen Kontakt von so kleinen Hunden (habe auch ne Rasse mit 6-8kg) mit so großen Hunden zu. Egal ob nett, oder schlimmstenfalls im Jagdmodus, es kann zu schnell übel für die Zwerge ausgehen.
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Ich finde nicht, dass du eine Helikopter-Halterin bist.
Du versuchst, die Bedürfnisse deiner Hündin zu lesen und sie nicht in unangenehme Situationen zu bringen. Lass dich nicht von externen Meinungen verunsichern. Vertraue auf dein Bauchgefühl.
Ich kenne das markieren und scharren von meinem Rüden, der auf neutralem Boden bei Hundekontakt so was gerne ab und an mal macht. Bei ihm ist es ein Imponiergetue, um sich zu präsentieren und sich zu zeigen: Hier bin ich, du kannst mir gar nix! Allerdings tut er es nicht, um der Dame schöne Augen zu machen.
Ich hätte das Futter nicht geworfen. Je nach Ressourcenthema kann das nach hinten losgehen. Bei Hundebegegnungen dieser Art würde ich bevorzugen das Futter aus meiner Hand zu geben. Ich denke deine Hündin hat sich auch mit dem drübermarkieren vom Rüden nicht so leicht unterkriegen lassen, ich hätte die Begegnung allerdings aufgrund des Gewichtsunterschieds glaub gar nicht erst zugelassen.
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Die waren beide an der Schlepp, er eher kurz gehalten, meine an der langen Schlepp gehalten.
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Doppelpost wg unzuverlässigem Netz.
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Grundsätzlich ist es bei solchen Begegnungen besser, wenn man nicht stehen bleibt, sondern zusammen ein Stück weiter geht.
Alleine das entspannt die Begegnung, es übt weniger Druck aus als sich konfrontativ gegenüber zu stehen und die Hunde können die Aufregung und ggf Unsicherheit durch gemeinsames Laufen in die gleiche Richtung kompensieren.
Persönlich hab ich bei einem solchen Gewichtsunterschied und einem fremden Hund schon Bauchweh. Es reicht ja auch tatsächlich ein nichtmal böse gemeinter, aber unbeholfener Pfotenhieb oder ein Hüpfer, der nicht rechtzeitig gebremst wird.
Spiel zwischen so ungleichen Hunden ist einfach... schwierig.
Ansonsten scheint es doch ganz okay gelaufen zu sein. Besser ist es natürlich immer, wenn man das mit dem anderen Halter vorher absprechen kann.
Manchmal klappt das aus diversen Gründen im Alltag aber nicht, kennen wohl die meisten von uns auch.
Also ich würde es insgesamt nicht als schlimm ansehen.
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Ich finde es schon zu viel. Soziale Kompetenz lernt man nicht, wenn man nur perfekte Interaktionen hat und problematisch fand ich die jetzt absolut nicht (EDIT: abgesehen von der Schlepp).
Aber gut, ich hatte noch nie einen kleinen Hund, bzw. wenn dann nur vorübergehend und das waren alles Terrier, also... vielleicht kann ich mich da auch nicht soo gut reinversetzen. -
Anhand deiner Schilderung sehe ich eine etwas spannungsvolle, aber letztlich von beiden Hunden sauber gelöste Begegnung vor meinem inneren Auge.
Ich finde, 8 Kilo und 40 Kilo müssen nicht unbedingt kontaktieren.
Wenn man stehenbleibt, dann zwingt man die Hunde quasi dazu, sich miteinander zu befassen. Die theorethische Möglichkeit, daß ein Hund sich hinter seinen Menschen zurückzieht, reicht nicht aus. Einfach dadurch, daß man stehenbleibt, sagt man seinem Hund, daß er jetzt nicht aus der Situation rauskommt.
Viel besser ist es, wenn man einfach weitergeht. Damit hilft man den Hunden, sich voneinander zu lösen und nimmt Druck aus der Situation.
Ich signalisiere in ähnlichen Situationen schon durch meine Position und Körperhaltung - in die Richtung gewandt, in die ich weitergehen will, nicht frontal stehen mit Blick auf die Hunde - daß das nur eine kurze Begegnung sein wird.
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Ich würde bei dem Gewichtsunterschied grundsätzlich keine Begegnungen zulassen, wenn es nicht sein muss. Und niemals nie an der Schleppleine, weil wenn die sich verwickelt, kann das einfach ganz schnell richtig böse ausgehen.
Ansonsten finde ich die Begegnung an sich nach dem, was du beschrieben hast, aber nicht problematisch.
Bei einer Begegnung von zwei Hunden, die sich nicht wirklich kennen und sich gegenseitig noch nicht einschätzen können, finde ich eine gewisse Spannung und Unsicherheit auf beiden Seiten am Anfang ganz normal.
Das Hinschauen zu dir kann in der Situation deshalb auch einfach eine Art der Rückversicherung sein. Also gar nicht unbedingt nach dem Motto "Hilf mir bitte", sondern einfach "Huh, ich kenn den nicht, wie reagiert denn Frauchen?".
Der Rüde klingt für mich halt möglicherweise etwas territorial motiviert, wobei ich auch da erstmal kein Problem sehe. Falls es Territorialverhalten ist, macht er seinen Standpunkt trotz Unsicherheit (= das "Zirkuspferd") ja doch sehr sauber und deeskalierend (= Markieren, Kopfauflegen) deutlich, anstatt irgendwie drauf zu gehen.
Es gibt eben Hundetypen, die total unvoreingenommen auf Fremdhunde zugehen und direkt in den freundlichen, ausgelassenen Kontakt gehen. Und dann gibt es halt etwas ernsthafte Hundetypen, die das fremde Gegenüber erstmal in Ruhe abchecken und ihnen wichtige Dinge klären wollen, bevor da - wenn überhaupt - ein ausgelassener Kontakt entstehen kann. Keins davon ist besser oder schlechter oder angenehmer oder unangenehmer für die beteiligten Hunde, solange (!) sie mit beidem umgehen können. Deine Maus hat das scheinbar mit Bravour gemacht, also sehe ich ehrlich nicht, wo du da hättest eingreifen sollen.
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