Unsicher wegen ängstlicher Junghündin

  • Ich muss sagen, ich finde das auch schwierig.


    Ihr habt keine Erfahrung, ihr wünscht euch einen "Überall-Dabei" Hund - und die Hündin zeigt Verhalten, dass ich schon recht extrem finde.


    Was ich nicht machen würde: Jetzt lang dran rumdoktern und es damit evtl. schlimmer machen. Wenn das Bauchgefühl sagt, das passt nicht, dann gebt sie lieber sofort zurück.


    Wenn ihr es durchziehen wollt, dann schafft ihr das bestimmt auch irgendwie - aber ob es das wird, was ihr euch erhofft, bezweifle ich, um ehrlich zu sein. Und es wird ein recht großer Hund - das muss man händeln können und wollen, auch wenn das Verhalten schwierig wird.

  • Die weißen Schäferhunde sollen mittlerweile wohl immer mal wieder zur Ängstlichkeit etc. neigen (zumindest hab ich das auch hier im Forum immer mal wieder gelesen)

    Ich lese das auch immer mal wieder hier, deckt sich allerdings überhaupt nicht mit den Erfahrungen aus dem echten Leben. Das kann eigentlich nur WSS betreffen, die von Züchtern stammen, die nicht im VDH züchten.

    Denn für die WSS gibt es in den VDH-angehörigen Vereinen eine sehr ausführliche Wesensprüfung.

  • Für mich liest es sich leider auch nicht so gut. Ein wesensfester, gesunder Welpe sollte sich auch in einer fremden Umgebung nicht sofort in der hintersten Ecke zitternd verkriechen wollen.



    Natürlich kann man mit so einem Hund auch glücklich werden, wenn man sich auf seine Bedürfnisse komplett einlässt und es einem nichts ausmacht, dass der Alltag sich weitgehend um den Hund dreht. Das ist einfach so, dass die nächsten 10, 15 Jahre dann die besonderen Bedürfnisse dieses ängstlichen Kandidaten vorndran stehen.


    Du wirst diesen Hund lernen müssen zu lesen um zu erkennen, wann du ihn aus Situationen herausnehmen musst, wann du ihn abschirmen musst, und du musst auch lernen, dich zu behaupten, wenn andere Menschen Ansprüche stellen, weil sie streicheln wollen oder ihren Hund mit deinem interagieren lassen wollen oder einfach grundsätzlich alles besser wissen als du.


    Das ist schon nicht ohne, aber schaffbar, wenn man sich drauf einstellt.



    Ich würde auch mal gucken, ob man mit einem TA zusammen was machen kann, es gibt zb Futterzusätze mit Magnesium, B12 und Tryptophan (wobei Tryptophan nicht ganz unumstritten ist), mein Hund bekommt das Masterdog Relaxed und ich merke, dass es ihm gut tut. Ängstliche/nicht sehr resiliente Lebewesen haben oft einen hohen Bedarf an Magnesium, im weiteren Verlauf wäre vielleicht ein Blutbild mit den entsprechenden Werten (Folsäure, B12, Magnesium, Zink) sinnvoll.



    Die Frage ist, ob ihr euch das zutraut, es ist schon eine Aufgabe. Wenn ihr dazu nicht aus vollem Herzen "ja" sagen könnt, dann wäre eine Rückgabe zum jetzigen Zeitpunkt für den Hund am schonendsten und fairsten. Es ist keine Schande, sich einzugestehen, dass man sich das anders vorgestellt hat und nicht leisten kann, was dieser Hund braucht.

    Wenn ihr euch für den Hund entscheidet, bleibt doch noch ein bisschen hier im Forum, hier gibt es sehr viele Menschen mit Ahnung, die euch weiterhelfen können. Wobei im Leben haben und die Verantwortung haben tut natürlich ihr für den Hund, da beißt die Maus keinen Faden ab.

  • Hallo!

    Erstmal tut es mir leid zu hören, dass ihr mit eurer kleinen Junghündin solche Herausforderungen erlebt. Es ist verständlich, dass ihr verunsichert seid, besonders als Ersthundehalter. Die Eingewöhnung in ein neues Zuhause kann für viele Hunde sehr stressig sein, vor allem wenn sie von einem Züchter oder aus einer anderen Umgebung kommen. Es ist nicht selten, dass junge Hunde in den ersten Wochen ängstlich oder zurückhaltend reagieren.

    Hier sind ein paar Gedanken und Tipps, die euch vielleicht helfen könnten:

    1. Geduld ist der Schlüssel: Gebt eurer Hündin Zeit, sich an ihr neues Zuhause zu gewöhnen. Jedes Tier hat sein eigenes Tempo, und manchmal brauchen sie einfach länger, um Vertrauen aufzubauen.
    2. Sichere Umgebung schaffen: Stellt sicher, dass sie in der Wohnung Rückzugsmöglichkeiten hat, wo sie sich sicher fühlen kann. Das kann eine ruhige Ecke oder eine geschlossene Box sein, wo sie sich zurückziehen kann, wenn sie überfordert ist.
    3. Positive Verstärkung: Versucht, sie in den Situationen, die ihr Angst machen, mit positiven Erfahrungen zu konfrontieren – durch Leckerchen, Spielzeug oder besonders schöne Momente. Statt sie zu tragen, könntet ihr versuchen, sie mit ihrem Lieblingsspielzeug oder Leckerchen langsam zu ermutigen, selbstständig an vorbeifahrenden Autos oder Menschen vorbei zu gehen.
    4. Kurze, positive Spaziergänge: Haltet die täglichen Ausflüge zunächst kurz und einfach. Beginnt in einer ruhigen Umgebung, wo nicht viele Menschen oder andere Hunde sind, und baut allmählich die Distanz und Dauer der Spaziergänge aus.
    5. Sozialisation: Die Hundeschule kann eine gute Unterstützung sein, aber vielleicht wäre es besser, eine auf Angst und Nervosität spezialisierte Trainerin oder einen Hundeverhaltensberater aufzusuchen. Ein ruhigerer Ansatz kann in solchen Situationen helfen.
    6. Ruhige Stimmen und Körpersprache: Ihr Verhalten kann das Auftreten der ängstlichen Reaktionen eurer Hündin stark beeinflussen. Versucht, ruhig und gelassen aufzutreten, ohne sie dabei unter Druck zu setzen.
    7. Tierarzt-Check: Manchmal können auch gesundheitliche Probleme Verhaltensauffälligkeiten hervorrufen. Ein Tierarzt kann sicherstellen, dass physische Probleme ausgeschlossen sind.
    8. Rückgabe überdenken: Es ist eine schwere Entscheidung, einen Hund zurückzugeben. Wenn ihr jedoch das Gefühl habt, dass ihr ihr nicht gerecht werden könnt oder dass ihr überfordert seid, könnte das im Interesse eurer Hündin sein. Eine gute Hundeschule oder ein Berater könnte euch dabei helfen zu entscheiden, ob das der richtige Weg ist.

    Zusammengefasst kann es eine Weile dauern, bis sich eure Hündin eingewöhnt hat. Behaltet den positiven Fokus und versucht, jede kleine Fortschritt zu feiern.

    Ich wünsche euch viel Kraft und Geduld! Ihr macht das sicher gut! 🐾

  • Ich erlebe die weißen Schäferhunde auch sehr häufig als übermäßig zurückhaltend und eher unsicher.

    Hätte man mich gefragt, mit welchen Problemen bei dieser Rasse und diesen Umständen zu rechnen ist, hätte ich die Ängstlichkeit wahrscheinlich als allererstes genannt.


    Die Maus kann trotzdem später ein alltagskompatibler Hund werden, ich sehe da keinesfalls schwarz.

    Ich würde den Fokus jetzt auch erstmal auf die Alltagsgewöhnung setzen. Viele gemeinsame schöne und sichere Momente.



    Was ich wichtig finde, ist der Umgang mit Situationen, wo sie ängstlich reagiert.


    Nehmen wir die Nachbarin mit dem Rollator:

    Szenario 1: Nachbarin kommt frontal auf euch zu, spricht dich an, spricht den Hund an, Hund versucht zurückzuweichen, ist ängstlich. Daraufhin lockst du sie frontal, die Nachbarin beugt sich vor und spricht auf sie ein, aller Fokus liegt auf dem Hund, Hund weicht immer weiter zurück. Immer mehr "Ja, was hat sie denn?", immer mehr Locken und Blicke....

    Alles ziemlich doof!


    Szenario 2:

    Nachbarin kommt frontal auf euch zu und spricht euch an.

    Du stellst dich unauffällig zwischen Hund und Rollator und verwickelst die Nachbarin in ein Gespräch. "Hund noch ganz neu, kennt noch nix, am liebsten ganz ignorieren..."

    Im Idealfall kann der Hund dann in Ruhe die Situation beobachten, wird nicht bedrängt, steht gar nicht im Fokus.

    Frau geht weiter, ihr geht weiter, die Situation löst sich, ohne ein "Ding" draus zu machen.



    Versuche nicht viel zu locken und zu betteln. Geh voran, sei sicher und selbstbewusst. Wenn sie sich verkriechen und sie kommt auf leichten Zug nicht mit, dann hole sie an der Leine zu dir und trage sie oder bleibe bei ihr stehen oder hocken und warte ab. Nicht zu ihr gewandt, sondern abgewandt.

    Kekse funktionieren bei Angst nicht und das frontale Locken macht die Situation oft schlimmer als sie ist.



  • Die weißen Schäferhunde sollen mittlerweile wohl immer mal wieder zur Ängstlichkeit etc. neigen (zumindest hab ich das auch hier im Forum immer mal wieder gelesen)

    Ich lese das auch immer mal wieder hier, deckt sich allerdings überhaupt nicht mit den Erfahrungen aus dem echten Leben. Das kann eigentlich nur WSS betreffen, die von Züchtern stammen, die nicht im VDH züchten.

    Denn für die WSS gibt es in den VDH-angehörigen Vereinen eine sehr ausführliche Wesensprüfung.

    Deswegen auch meine Frage, ob der Züchter dem vdh angehört (was er ja eben nicht tut), weil ich schon davon ausgegangen bin, dass dort auf wesensfeste Eltern etc. geachtet wird. Hier scheint es mal wieder so, als wäre eben verpaart worden was da ist und Leidtragende sind Hunde und Besitzer.

  • Es ist nicht selten, dass junge Hunde in den ersten Wochen ängstlich oder zurückhaltend reagieren.

    Ähm, nee.


    Also ja, in ein neues Zuhause zu kommen, ist natürlich stressig!

    Kann auch ein bißchen dauern, daß der Hund "auftaut".

    Aber wir reden hier nicht von Wochen!


    Und ich meine von einer guten Zucht!


    Versucht, sie in den Situationen, die ihr Angst machen, mit positiven Erfahrungen zu konfrontieren – durch Leckerchen,

    Das wird nicht funktionieren!

    Hunde, die Streß haben, werden nichts zu Fressen annehmen!

    Man kann das also nicht "positiv anfüttern".


    Die Hundeschule kann eine gute Unterstützung sein,

    In diesem Fall wohl nicht.

  • Ich habe noch ein paar Details im Kopf, die ich gerne loswerden möchte, ergänzend zu den bisherigen Beiträgen .

    Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich solche Begegnungen 100% vermeiden soll. Auch der Gedanke überfordert mich gerade total.

    Würde er mich auch. Daher: tu einfach, was dir möglich ist, minimiere, was du kannst und den Rest schafft ihr zusammen. Hier wurden bereits gute Strategien genannt, wenn du etwas nicht vermeiden kannst, je nach Grad der Gruseligkeit bis Angst: schauen lassen, Schutz geben/durch dazwischen stellen vom Reiz abschirmen und schauen/erleben lassen, Abstand vergrößern, aus der Situation rausgehen.


    Was vielleicht hilft: momentan geht es dir nicht so anders wie deiner Hündin, ihr fühlt euch beide massiv überfordert und beides ist absolut verständlich. Als Mensch hast du aber den großen Vorteil, dass du deine Welt kennst, Situationen gestalten kannst und neue, abstrakte Lösungen finden kannst. Du bist die Komeptentere von euch beiden und wirst gute Lösungen finden.

    Ja das im Zooladen waren wegen Anprobieren des Sicherheitsgeschirrs. Ich wollte es eben möglichst bald haben, weil sie mir aus einem normalen Geschirr in der Angstsituation mal ausgeschlüpft ist.

    Als Alternative oder Ergänzung könnt ihr auch ein Zugstopp-Halsband nehmen (muss nicht anprobiert werden). Dessen Stopp stellt du so ein, dass er genau dem Halsumfang entspricht, ohne die Hündin zu würgen. Dann kann sie da nicht rausschlüpfen. Du kannst die Leine dann doppelt einhaken, an Geschirr und Zugstopphalsband oder du kannst Halsband und Geschirr mit eine Koppel (keines, kurzes Seilchen mit Karabinern an jedem Ende) verbinden.


    Und: Super, dass du da direkt an ein Sicherheitsgeschirr gedacht hast.

    In der Hundeschule waren wir zu einem 1:1 mit der Trainierin. Eben weil ich Hilfe haben wollte, wie ich mich bei Angstsituationen von der Kleinen verhalten soll.

    Am Anfang ist es m. E. viel hilfreicher, wenn ein/e passende/r Trainer/in zu euch nach Hause kommt. Ich kannte das auch als eigentlich üblich, habe ich damals mit meinem Hund aus dem Auslandstierschutz auch gemacht. Hundeschule sind wir erst nach rund 3 Monate angegangen und Elvis war total umweltsicher, aber es ist alles einfach viel Input.


    Last not least: Für dich bzw. euch ist das jetzt natürlich auch viel Input. Erstmal Minimalstprogramm zu machen hilft also nicht nur eurer Hündin, sondern auch euch. Alles, alles Gute!

  • Leider kann dir auf die Ferne niemand garantieren: "Das wird schon" oder "Das hat keinen Sinn bei euch."

    Auch ein Hund aus VDH-Zucht ist kein Garant dafür, dass alles stimmt, passt und funktioniert wie gedacht und gewünscht.


    Wichtig ist bei absolut jedem Hund:


    1. Erst ankommen lassen, Vertrauen und Bindung aufbauen und dann kommt der Rest. Seid ihr der Fels in der Brandung für sie, wird vieles deutlich einfacher.


    Sie ist ja bisher nicht in Watte gepackt und isoliert aufgewachsen, hatte da aber Sicherheit durch andere.

    Baut eine Routine als Orientierung auf und macht euch verlässlich.


    2. Hund als Individuum betrachten.


    Vergleiche und andere machen aber in dem Alter das und das und dies und jenes bringen euch nicht weiter. Sie erzeugen nur sinnlosen Druck und versperren den Blick. Schaut nicht auf andere, vergesst die Vergleiche und konzentriert euch darauf, wie ihr eure Welpine besser versteht und angepasst an ihr Tempo vorgeht. Dann feiert ihr deutlich schneller Erfolge.


    3. Wähl erstmal andere Zeiten und hab Geduld.


    Wie viel ist bei euch um Mitternacht los? Oder so 4 bis 5 Uhr morgens? In den meisten Gegenden ist es dann draußen deutlich ruhiger und somit ideal, um einfach entspannter zu schauen, zu hören und falls nötig einfach mal ein paar Minuten spazieren zu stehen.


    Du kannst zusätzlich dazu Reize benennen. "Das ist nur ein Auto. Das macht nichts." (Hab ich wahrgenommen, ist keine Gefahr.) Ihr könnt euch auch aus eurem stehenden Auto heraus mal ganz entspannt die für deinen Hund neue Umwelt anschauen und sie anhören.



    Was ich bei den Züchtern sehr schade finde: Bei uns verlässt keiner ohne passendes Halsband und Geschirr mit den neuen Haltern das Haus. Einfach, damit sie von Anfang an sinnvoll gesichert sind und der erste Gang nicht zum Einkauf führt/führen muss. Dazu wird auch an der Leine spazieren gegangen, damit das bereits normaler Alltag ist, wenn sie umziehen. Das sind meiner Meinung nach Versäumnisse, die nicht hätten sein müssen.

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