Hund spiegelt Verhaltensweisen - der Kreis schließt sich

  • Als wir unser Mogeltier kennengelernt haben, wurde uns schon von der Pflegestelle gesagt, dass er sehr sensibel wäre und auf Verhaltensweisen des Halters direkt reagieren würde. Damit konnten wir erst einmal wenig anfangen. Nun wissen wir, was sie meinte.

    Das Mogeltier orientiert sich - ausgerechnet - sehr stark an mir. Geht es mir nicht gut, habe ich Schmerzen oder fühle mich mies, ist mit ihm wenig anzufangen und er strahlt eine größere Unsicherheit aus (er ist ohnehin sehr ängstlich). Noch extremer ist es, wenn ich emotional aufgewühlt bin: Stress, Wut, Ärger. Regelmäßig auf Arbeit. Ich kann es auf dem Heimweg nicht einfach abstreifen wie eine Haut, so dass die Gassirunden mit dem Mogeltier direkt widerspiegeln, wie ich mich fühle. Bin ich entspannt, läuft er manierlich, schnüffelt, markiert. Bin ich aber gestresst und wütend, zieht er wie irre an der Leine und schaut nicht nach links und rechts und es stört ihn jedes Geräusch in der Umgebung. Wir als Halter reagieren aber wiederum direkt darauf, wie sich das Mogeltier gibt: Ist er entspannt, sind wir glücklich und strahlen das aus. Reagiert er ängstlich und verunsichert, können wir das nicht einfach ignorieren, was er wiederum übernimmt.

    Dass sich das Mogeltier nun ausgerechnet mich als Hauptperson ausgesucht hat, war von ihm als Angsthund nicht gerade clever, ist aber sehr wahrscheinlich seiner Vorgeschichte (rumänischer Straßenhund, gut 1,5 Jahre im Shelter) geschuldet.

    Kennt das jemand und kann uns Tipps geben, wie wir besser mit der Situation umgehen können? Ich bin eine saumäßig schlechte Schauspielerin und denke mir auch, dass kein Hund so blöd sein kann, vorgespielte Stimmungen für echt aufzufassen. Gibt es eine Möglichkeit, ihm zu "zeigen", dass Herrchen doch eigentlich viel besser für seine eigene Stabilität wäre?

  • Ich fürchte, da musst Du an Dir arbeiten. Du hast völlig recht damit, dass Du den Hund nicht täuschen kannst, aber Du kannst Dich selbst täuschen, zumindest ein kleines bischen. Das kann man lernen - dazu gehört z.B. das Lachen.


    Man kann tatsächlich bei vielen Hunden die Hauptbezugsperson forcieren, aber das bedeutet auch, dass zumindest in den nächsten Wochen/Monaten viele der Aktivitäten, die heute Du mit dem Hund zusammen machst, Herrchen übernehmen muss. Und es gibt auch Hunde, die interessiert so etwas überhaupt nicht - einmal gewählt, bleiben sie bei dieser Person.

  • Oh ich hab auch so ein Exemplar.

    Und nein - du kannst den Hund nicht täuschen. Sprecher da aus Erfahrung.

    Auch den Beitrag - an dir arbeiten - klingt so essypeasy.

    Vielleicht als Soforthilfe: akzeptiere es.

    Du wirst mit der Zeit ein Gefühl entwickeln, wie du damit umgehen und das lenken kannst. Aber für den Moment bringt dir das nicht viel.

    Also mach dir erstmal deine Laune bewusst. Immer!!!


    Und ja manchmal bedeutet auch ein schlechter Tag, dass der Hund mal Ruhe hat. Irgendwann lernst du, damit zu arbeiten. Und du lernst auch, wie du dennoch deinen Hund anleiten kannst. Damit kannst du die Spirale dann unterbrechen ohne dich zu verbiegen. Aber das braucht Zeit.

  • Wie fühlst Du dich, wenn dein Hund so sensibel auf dein Verhalten reagiert? Kannst Du dich dann nicht runterbringen, vielleicht auch dem Hund zuliebe? Ich kann immer sehr gut abschalten, wenn ich mit meinem Hund zusammen bin. Er ist ja der, der mich glücklich macht.

    Ist ja auch für einen selber gut. Wut, Stress, Ärger von der Arbeit mit nach Hause nehmen, macht dauerhaft krank.

  • Auch den Beitrag - an dir arbeiten - klingt so essypeasy.

    Nee, das ist nicht easy-peasy, aber auf Dauer ist das dennoch der beste Weg. Übrigens auch für einen selbst.


    Ich kann es auf dem Heimweg nicht einfach abstreifen wie eine Haut, so dass die Gassirunden mit dem Mogeltier direkt widerspiegeln, wie ich mich fühle. Bin ich entspannt, läuft er manierlich, schnüffelt, markiert. Bin ich aber gestresst und wütend, zieht er wie irre an der Leine und schaut nicht nach links und rechts und es stört ihn jedes Geräusch in der Umgebung.

    So als brainstorming - hättest Du evtl. die Möglichkeit an solchen für Dich stressigen Tagen, vllt. erstmal nur eine kurze Löserunde zu gehen, weil ja vermutlich der Hund auch einfach raus MUSS, Dich dann aber für ein paar Momente daheim erstmal um Dich selbst zu kümmern, dass Du runterfahren kannst und DANN erst die richtige Runde gehen?

  • Auch den Beitrag - an dir arbeiten - klingt so essypeasy.

    Nee, das ist nicht easy-peasy, aber auf Dauer ist das dennoch der beste Weg. Übrigens auch für einen selbst.

    Wenn man da selbst bedarf sieht, mag das durchaus sein.

    Aber nein - ich kann durchaus auch damit leben, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin - dem nicht jeden Tag die Sonne aus dem Hintern scheint. Und das gut finden wie es ist und auch als Teil meiner Persönlichkeit akzeptieren. So wie es eben Menschen gibt, die anders mit ihren Emotionen umgehen, vielleicht introvertiert sind oder whatever.

    Darum finde ich diese Argumentation zwar nachvollziehbar, aber auch in der aktuellen Gesellschaft übergriffig. Weil es vermittelt, dass etwas mit einem selbst nicht stimmt.


    Und ja, ein Hund kann durchaus auch lernen, dass die Emotionen seines Menschen zum Leben gehören. Vorausgesetzt man kann trotz seiner Emotionen für den Hund verständlich fair und angemessen handeln.

  • Aber nein - ich kann durchaus auch damit leben, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin - dem nicht jeden Tag die Sonne aus dem Hintern scheint. Und das gut finden wie es ist und auch als Teil meiner Persönlichkeit akzeptieren. So wie es eben Menschen gibt, die anders mit ihren Emotionen umgehen, vielleicht introvertiert sind oder whatever.

    Darum finde ich diese Argumentation zwar nachvollziehbar, aber auch in der aktuellen Gesellschaft übergriffig. Weil es vermittelt, dass etwas mit einem selbst nicht stimmt.

    Dass dauerhafter Stress krank macht ist mittlerweile doch zur genüge nachgewiesen. Und da eine Person eben nicht ihre Gefühle ist, sonder ihre Gefühle hat - sagt das auch nicht aus, dass man meint mit der Person stimmt was nicht.


    Wie verhältst du dich denn, wenn du so gestresst bist, dass dein Hund ängstlich wird? Mogeltier und falls für dich tatsächlich die einzige Lösung ist, dass der Hund die andere Person im Haushalt als Hauptbezugsperson sieht, müsste diese vermutlich den Großteil der „Arbeit“ machen. Füttern, Schmusen, Gassi,… Ich vermute du verbringt mehr Zeit mit eurem Hund?

  • Ich kenne das auch. Bei mir hat mein 2tes Berufsfeld einen anderen Umgang mit meinen Emotionen gebracht. Ich unterrichte in der Erwachsenenbildung im Bereich Entspannung und habe schnell gemerkt, dass meine Stunden nicht wirklich gut waren, wenn ich das Genervtsein nicht vor der Tür lassen konnte. Ich hab ganz pragmatisch für mich entschieden, das ich mir durch den Ärger, der ja schon war, nicht die Zeit jetzt, die gerade ist, verderben lasse.

    Ich steig aus dem Auto, atme tief durch und tue was zu tun ist, mit der inneren Einstellung, daß kein Ärger es wert ist, mir meine kostbare Lebenszeit zu versauen. (Außer der, den ich selber verursacht habe.)

    Das versuche ich auch beim Umgang mit meinen Hunden und seltsamer Weise funktioniert es da auch, natürlich nicht immer, aber oft.

    Nur als Beispiel, jeder Mensch ist ja anders, ich wünsche Dir auf jeden Fall, daß Du einen passenden Weg findest.

  • Ich hab irgendwo mal mitgenommen: „Fake it till you make it.“ Nicht um den Hund zu täuschen :smile:, sondern weil sich das Verhalten über den Körper auf die Emotionen auswirkt.


    Da gibts einige Stellschrauben: Aufrecht entspannten Stand und Gang üben (da gibts bestimmt auch Kurse). Atemübungen für physiologisch korrekte Atmung und immer, immer wieder gucken, wie man atmet, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist und der leidige Hang zum Baucheinziehen überwunden ist. Entspannungsübungen, je nachdem, was einem liegt (Yoga, Meditation, PME, Traumreisen …). Alles, was hilft, den Körper zu lockern und die Durchblutung zu fördern.


    Vorm Gassigang einen kurzen mentalen Ganz durch den eigenen Körper: „Bin ich locker, was macht meine Stimmung, ist mein Magen angenehm gefüllt, habe ich genug getrunken (aber nicht so viel, dass die Blase die nächste Stunde Stress macht). Sitzt der BH richtig, ist die Hose locker und kniept und kneift auch sonstwo nix. Bin ich dem Wetter angepasst angezogen, sind die Schuhe richtig gebunden, sitzt der Rucksack gut, hab ich keinen mir unangenehmen Geruch an mir …


    Und manchmal mogel ich einfach auch. Ich hab Stadtstress, meine Hündin auch. Sie kommt trotzdem immer wieder mal mit, damit sie es, falls es aus einem Notfall heraus mal nötig ist, auch kann. An Tagen, an denen ich das nicht abschütteln kann, gebe ich sie durchaus auch mal meinem Mann. An Tagen, an denen ich mit mir selbst gar nix anfangen kann, lasse ich auch alle Ausbildungsversuche mit den Hunden :smile:, da gehts dann nur stump simple Runden, die keinen von uns fordern.

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