Diagnostik: Wann gerechtfertigt? Wann lasst ihr etwas untersuchen?

  • Hi zusammen

    Ich möchte mal gerne eure Meinungen zu folgendem Thema:

    Ein TA verschreibt euch Diagnostik aufgrund seiner Verdachtsdiagnose, die für euch so gar keinen Sinn macht. Euer Hund zeigt keinerlei Symptome. Wie geht ihr weiter vor?


    Vielleicht darf ich flying-paws und Cherubina mal rufen, ich schätze besonders eure Meinungen immer sehr.


    Hintergrund:

    Meine Hündin hatte letzten Sommer einen Unfall bzw. wurde von einem Hund, der sich losgerissen hat, umgerannt. Daraufhin ging sie unrund, hatte deutlich Schmerzen. Deswegen gingen wir zum Orthopäden, welcher für 3 Wochen Schmerzmittel verschrieb, sie richtete (die Hüfte war verschoben und rotiert) sowie Kraftaufbau der Hinterhand empfahl (sie hatte durch Schonen der Hinterhand bereits nach kurzer Zeit Muskeln abgebaut). Soweit so gut, ich war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Auch die Physio, welche ich fachlich sehr schätze und etwa 2-4x im Jahr drüber schauen lasse, ist mit dem Zustand meiner Hündin sehr zufrieden (zuletzt vor einer Woche). Ich habe das Gefühl, seit ich meine Hündin nun regelmässig gymnastiziere (viel mit CCC) und wir auch immer mal wieder etwas Krafttraining machen, ist sie topfit und körperlich wirklich in sehr guter Verfassung.


    So, nun kam für mich der Supergau :dizzy_face: :

    Vorgestern beim Orthopäden kam bei der Abschlusskontrolle in der kinetischem Messung (der Hund kriegt eine Art Mantel mit Sensoren an, die Bewegungen werden dann mit einem eigens dafür entwickelten Programm ausgewertet und durch den Orthopäden interpretiert) raus, dass sie hinten scheinbar massiv "zu wenig Schub" hat. Aufgrund dessen behauptet der Orthopäde nun, er habe die Verdachtsdiagnose "Bandscheibenprotrusion", also eine Banscheibenvorwölbung (Vorstufe Bandscheibenvorfall) im Cauda Equina Bereich. Er verschrieb mir einen weiteren Besuch bei ihm sowie ein CT in einer Partnerklinik, sofern sich die kinetische Messung bis nächstes Mal nicht verbessert. Alles mit dem Hinweis, man könne dann bei einem entsprechenden Befund bei ihm in der Praxis auch gleich eine Epiduralinfiltration machen lassen (scheinbar ein eigens entwickeltes Verfahren mittels Eigenblut des Hundes, nur in seiner Praxis machbar...).

    Da wurde ich bereits etwas hellhörig und es hatte für mich ein Geschmäckle.


    Was mich nun ganz konkret skeptisch macht:

    Laut Orthopäde kommt diese Verdachtsdiagnose NUR durch die kinetische Messung zu Stande. Neurologische Reflexe wurden alle von ihn geprüft und gelobt. Laut ihm ist aber der Hund im Rücken steif, zeigt zu wenig "Leistungsbereitschaft". Meine Physio widerspricht diesen Aussagen komplett, und auch meinem Bauchgefühl entspricht das einfach nicht, dem Hund geht es mittlerweile top und sie hat einen starken, beweglichen Rücken.

    Ja, sie geht hinten mit weniger Schub als vorne. Das war immer schon so und hat sich m.M.n. auch nicht gross verändert. Sie hat einen etwas ungünstigen Körperbau- super lang und eher kurze Beine. Natürlich läuft sie da hinten etwas anders als vorn. Ob sie da in das Standardschema x des Bewegungsmusters passt, wie der Orthopäde wünscht, wage ich zu bezweifeln. Davon wollte er allerdings nichts wissen und beharrte auf seiner Verdachtsdiagnose.

    Die Therapie (bergauftraining bis zur Kontrolle, danach eben allenfalls CT) widerspricht zudem meinem laienhaften Wissen, bei Bandscheibenproblemen noch Extensionen in den Hintergliedmassen zu fördern. Der Orthopäde bestreitet dies mit der Begründung: Die Therapie ist angemessen und passt so.


    Das CT vor 3 Jahren schliesst selbstverständlich nicht aus, dass sich mittlerweile etwas verändert haben könnte.


    Allerdings ist für mich aktuell kein Anlass für weiterführende Diagnostik. Warum spricht der Orthopäde von CT und sogar OP und/ oder Infiktration bei einem offensichtlich gesunden Hund, dem es super geht? Bei dem alle neurologischen Reflexe top sind?


    Würde mein Hund sich aus meiner Sicht irgendwie merkwürdig verhalten (im Alltag plötzlich unerklärliche Verhaltensänderung, sich nicht mehr durchstrecken, Agression, nicht mehr ins Auto springen wollen, lahmen, nicht gut fressen oder gar Schmerzen zeigen): Ich würde morgen beim Spezialisten stehen und volle Diagnostik machen, das ist gar keine Frage. Allerdings würde ich eine Zweitmeinung einholen, da ich mittlerweile dem Orthopäden gegenüber super skeptisch bin.


    Könnt ihr mir helfen, das Ganze einzuordnen? Bzw. würdet ihr die Diagnostik fahren, auch wenn sich das für euer Bauchgefühl unnötig anfühlt?

    (Nicht falsch verstehen, ich will dem Orthopäden nicht direkt unterstellen, Probleme zu suchen wo keine sind, nur um Kosten zu generieren. Vielleicht ist es ja wirklich "seine Wahrheit". Nur zweifle ich halt sehr an der Aussagekraft der Untersuchung (und ich glaube kein Mensch ausser ihm kann diese Bewegungsdiagramme des Sensormantels unterpretieren).


    Danke für eure Gedankenanstösse!

  • Mein Tierarzt macht tatsächlich so gut wie nie Verdachtsdiagnosen. Und deswegen schätze ich ihn ungemein.

    Es wird richtig untersucht, und wenn wir wissen, was es ist, wird behandelt.


    In der Kundschaft erlebe ich aber deutlich häufiger, wie Tierärzte aufs geradewohl Verdachtsdiagnosen stellen und Medikamente verschreiben oder noch schlimmer, keine Medikamente verschreiben, weil... Da ist ja nichts.

    Das macht mich wirklich wahnsinnig. Den Leuten spielt es aber in die Hände, weil kostet halt weniger.

  • Welcher Orthopäde soll eine "verschobene Hüfte" dianostiziert haben? Das ist ja schonmal völliger Humbug. Würde den Hund in einer soliden Klinik mit orthopädischer Abteilung vorstellen und nicht so einem Hokuspokus unterziehen..

  • Welcher Orthopäde soll eine "verschobene Hüfte" dianostiziert haben? Das ist ja schonmal völliger Humbug. Würde den Hund in einer soliden Klinik mit orthopädischer Abteilung vorstellen und nicht so einem Hokuspokus unterziehen..

    Der Orthopäde war bisher immer derselbe und hat uns beim ersten Mal auch gut geholfen (CT vor 3 Jahren war in einer anderen Klinik). Ob eine verschobene Hüfte durch seitliche Krafteinwirkung Humbug ist, kann ich nicht beurteilen bzw würde ich nicht per se als falsch bezeichnen. Die Therapie hat zumindest nach dem Unfall ja gut angeschlagen.


    Das ist ja genau meine Frage. Macht es überhaupt Sinn, den Hund woanders vorzustellen, wenn es ihm gut geht?

  • Welcher Orthopäde soll eine "verschobene Hüfte" dianostiziert haben? Das ist ja schonmal völliger Humbug. Würde den Hund in einer soliden Klinik mit orthopädischer Abteilung vorstellen und nicht so einem Hokuspokus unterziehen..

    Der Orthopäde war bisher immer derselbe und hat uns beim ersten Mal auch gut geholfen (CT vor 3 Jahren war in einer anderen Klinik). Ob eine verschobene Hüfte durch seitliche Krafteinwirkung Humbug ist, kann ich nicht beurteilen bzw würde ich nicht per se als falsch bezeichnen. Die Therapie hat zumindest nach dem Unfall ja gut angeschlagen.


    Das ist ja genau meine Frage. Macht es überhaupt Sinn, den Hund woanders vorzustellen, wenn es ihm gut geht?

    Es ist Humbug...rotierte Hüfte ....wtf.. Wenn du da so unsicher bist, würde ich vielleicht sogar irgendeinen Diplomate aufsuchen.

  • Der Orthopäde war bisher immer derselbe und hat uns beim ersten Mal auch gut geholfen (CT vor 3 Jahren war in einer anderen Klinik). Ob eine verschobene Hüfte durch seitliche Krafteinwirkung Humbug ist, kann ich nicht beurteilen bzw würde ich nicht per se als falsch bezeichnen. Die Therapie hat zumindest nach dem Unfall ja gut angeschlagen.


    Das ist ja genau meine Frage. Macht es überhaupt Sinn, den Hund woanders vorzustellen, wenn es ihm gut geht?

    Es ist Humbug...rotierte Hüfte ....wtf.. Wenn du da so unsicher bist, würde ich vielleicht sogar irgendeinen Diplomate aufsuchen.

    Kein Grund, gleich so unfreundlich zu werden oder:thinking_face:

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