Leben mit unpassendem Hund

  • Wenn er so ein schnüffler ist, wäre aber genau das vielleicht sein Ventil.

    Wie ernsthaft er wirklich jagd kann man hier jetzt nicht beurteilen, aber was ist mit Schleppfährten? Du kannst sie in Ruhe legen, dabei die Gegend geniessen. Vielleicht deinen Sohn mitnehmen.

    Und dann kann sich der Hund daran abarbeiten. So richtig bis in die zufriedene Ermüdung.

    Arbeit macht glücklich!


    Dann TA. Schmerzfreiheit ist oberstes Gebot. Da unbedingt nachfragen wegen der Spondy.


    Spazieren gehen. Kannst du auch am newtrix, wenn er dir zu heftig in die Leine geht. Halber Meter neben dir und ihr spaziert gemeinsam los. Einfach neben dir. Nein, damit tut man ihm nicht weh. Nein, auch nicht verletzen. Es bringt beiden mehr Ruhe.


    An passenden Stellen hängst du ihn an die 10m Flexi ans Geschirr. Und wenn er zu aufdreht, wieder ans newtrix. Etwas runterkommen.


    Verabschiede dich von perfektem leineaufen, von perfektem Gassigehen, von "so macht man es". So muss es. So soll es sein. Nix da. Mach es so, dass es für euch beide passt.

    Und wenn das halt heisst, dass er über Mittag nur 15min spazierenschnüffeln und pinkeln geht. Und du dafür noch eine halbe Stunde für dich hast. Wenn danach beide zufrieden sind ist das um Welten besser als jetzt.



    Garten. Sehr wertvoll. Kann er doch wunderbar herum schnüffeln. Das finden manche Hunde richtig toll. Ohne rennen. Und manche legen sich dann hin und pennen da.


    Türgitter. Super Erfindung. Nutze sie.


    Inserat. Ja. Mach mal. Manchmal muss man es tun um zu sehen was passiert und wie sich das anfühlt. Löschen kann man es jederzeit wieder.


    Pause. Für dich. Ganz ganz wichtig.

    Finde etwas, was dir innerhalb von 15min zur Ruhe verhilft.

    Manchen hilft Musik. Anderen ein Stück Schokolade. Manche meditieren kurz, oder machen ein power nap. Wieder andere setzen sich raus und trinken einen Tee.


    Mach das zu deinem Ding. Zu deinem "kurze Auszeit Ritual".

    So Mikro Pausen bringen enorm viel!

  • Ich hab nach "immer Jagdhund", was ich super entspannend fand (Jagdtrieb kann man bei den meisten Hunden mit Dummy und Fährte/Mantrailing und/oder ZOS und dergleichen ganz gut befriedigen, den Rest fand ich gut zu managen. Ansonsten aber einfach nette, kluge, freundliche und eher ruhige Hunde, ein Traum!), jetzt den ersten Mix, der deutliche Hütehundeeigenschaften (laut Gentest ist u.. Border Collie drin) mitbringt und mich echt anstrengt. Bellt, hütet, liebt auch nicht jeden Menschen... joa-
    Fand ich wirklich anfänglich extrem stressend. Ich mag Gebell nicht. Ich finde blöd, dass sie die Nachbarn nicht mag. Aber... nützt uns gar nichts. Ich musste mich echt zwingen, eine "mir doch sch... egal" Einstellung herzustellen. Hund bellt draußen mal ein paar Minuten im Garten? Mir egal. Ich arbeite parallel am Rückruf und daran, dass sie sich draußen mehr an mir orientiert, aber die paar min, sofern nicht gerade morgens/ nachts (wenn wir da mal in den Garten gehen, ist eine Leine dran, daran bellt sie draußen nicht), sind mir egal. Mit den Nachbarn- ich bestätige sie, wenn sie sie ignoriert. Lieben wird sie Fremde wohl nicht. Egal. Dafür wird bei uns keiner einbrechen. Und ich kuschele/ mache gern "alberne" Dinge mit der Kleinen. Das erzeugt bei uns beiden positive Gefühle. Inzwischen ist sie eine Kuschelmaus und so oft entzückend. Die gefühlten Baustellen rücken daher für mich in den Hintergrund. Klar arbeiten wir an denen, mit etwas Humor. Besuch ist doof? Ich lade Leute zum Pizza essen ein- die leckere Pizza aus unserer Pizzeria zum Preis, sich erstmal anblaffen zu lassen. Es wird besser. Die Fortschritte schreibe ich auf, für doofe Tage.


    Auf Deinen Hund bezogen: erstens denke ich schon, dass es Menschen gibt, die ihn so, wie er ist, ok fänden. Aber ich denke auch, wenn Du Dich auf ihn einlässt und versuchst, Punkte zu finden, die er gut kann, Eigenschaften, die liebenswert sind, dann wird es für Euch beide entspannter.
    Manchmal bekommt man nicht den Hund, den man (evtl. unbewusst) wollte, aber oft einen, der einen viel lehrt

  • aber was ist mit Schleppfährte

    Damit wäre ich vorsichtig und würde sowas mit dem Jagdpächter abklären, nicht dass Jagdhundeausbildung unterstellt wird. Jagdhundeausbildung ist Jagdausübung und somit wäre es dann Wilderei.


    Normale Sportfährten sind ja kein Wildgeruch, die würde ich eher vorziehen.


    Oder meinst du diese alten „Pansenschleppen“? Das ist ja nur der Einstieg in die normale Fährtenarbeit.

  • Ich kann dich auch verstehen und es tut mir leid für euch beide.


    Wenn du einfach schon seit längerem keine Kraft für ihn über hast, dann finde ich auch, dass es völlig in Ordnung ist, ein neues Zuhause für Aaron zu suchen.


    Unsere letzte Hündin haben wir erwachsen aus dem Tierschutz bekommen, die ersten zwei Jahre waren sehr harte Arbeit, auch danach lief es nicht rund. Der Hund hat mich geliebt - aber mir ist sie erst im letzten Jahr so richtig ans Herz gewachsen und es macht ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich sehe, wie leicht es alles fällt mit unseren beiden Hunden jetzt, die als Welpen eingezogen sind.

    Das möchte ich auch zu bedenken geben.

  • Vielleicht noch einmal ergänzend: jetzt den Stress rauszunehmen heißt ja nicht, dass man nie mehr was anders macht und Aron für immer unterfordert rumdümpelt.


    Ich denke eher, anders herum wird ein Schuh daraus.


    Jetzt den Stress rauszunehmen hilft, die aktuell etwas verfahrene Situation aufzubrechen. Und damit auch wieder gemeinsames Erleben, erfolgreiches Training und gelungene Auslastung zu ermöglichen (oder sichtbar zu machen, vielleicht findet das ja gerade auch statt, aber aktuell einfach unterhalb der eigenen Wahrnehmungsschwelle).


    Vielleicht öffnet das einen neuen Weg in die gemeinsam Zukunft oder überbrückt die Zeit bis zur Abgabe für alle möglichst gut.

  • Ihr habt mir heute sehr viel zum Nachdenken gegeben und dafür danke ich euch sehr. Auch dafür, dass der Ton hier so hilfsbereit und konstruktiv geblieben ist! Ich versuche morgen ausführlicher zu antworten, das geht bei der Menge aber dann doch besser am Rechner.

  • Hey du!

    Ich hab mich erst etwas erschrocken, als ich deinen Thread gefunden habe, weil ich als Abonnentin deines Fotothreads so viele tolle Entwicklungen gelesen hatte.

    Ich sehe es wie Serkö

    Etwas Hilfreiches kann ich Dir grad nicht hierlassen, aber ich möchte Dich wissen lassen, dass ich es unglaublich mutig und gross (sorry, mir fällt grad kein passenderes Wort ein) finde, dass Du Dich hier hinstellst und derart schonungslos und offen die Hosen runterlässt, Dich so verletztlich machst. Das kann nicht jeder, es ist viel einfacher sich hinter Tastatur und Bildschirm zu verstecken, anderen schlaue Ratschläge zu geben und im echten Leben, bzw hinter den Kulissen, knirscht es im Getriebe.

    Ich wünsche Dir und Aron von Herzen, dass ihr einen guten Weg aus dieser Misere findet und wieder Spass und Freude aneinander haben könnt.

    - sehr sehr mutig, wie gerade heraus und ausnahmslos ehrlich du erzählst, wie es dir geht und welche Probleme ihr im Zusammenleben habt.

    Ich möchte dir gerne eine feste Umarmung da lassen.


    Als erste Gedanken hatte ich, ob es vielleicht wegen dem Chip aus November zu einer Verschlimmerung gekommen ist wegen der Hormonzunahme.

    Nun füllt der Thread aber schon mehrere Seiten und beleuchtet viele Themen. Du hast schon ganz viele tolle Tipps bekommen.


    Ich sehe es (weil mich Schilderungen wie 'vor Schreck unter sich machen' doch arg getroffen haben) wie zB Tröti oder Wildsurf - inseriere ihn doch seriös, zB über die Seite eures Vereins. Vll findet sich irgendwann jmd, der kein Kind hat, nicht wochentags allein ist, der sein triebiges Verhalten lenken kann. Vll schafft das aber auch erstmal nur Entlastung, die du brauchst.


    Und dann setz das um was geht

    und dreh an den Stellschrauben, die möglich sind.


    * Morgengassi da am steilen Hügel, wo ihr nie jmd trefft. Ich geh morgens auch hinten vom Hof durch unseren Wald, weil ich keinen Bock auf einen bestimmten Hund und sein Frauchen habe.

    Mindset. Das ist kein Weglaufen. Das ist Luxus. Nur du und dein Hund.


    *Nutz den Garten. Schaff nen Löseplatz. Setz dich mit nem Tee raus, während er draußen rumbutschert. Ich liebe unseren Garten und das mein Hund da rum rennen kann wie er lustig ist.

    Mindset. Das ist kein Verstecken. Das ist Luxus. Euer Garten, euer Paradies.


    *Leg ihm Wurstwasserpfärten draußen im Garten. Schnüffeln ist super, lastet aus, macht müde.


    *Nimm dir 1-2× die Trainerin fürs Gassi. Das Angebot finde ich richtig gut. Investier die 30-60€. Als deine Auszeit.


    * Dein Mann geht 1x/We mit ihm laufen.


    * Schaff dir ne Postbox an. Wir haben eine große Liegestuhlauflagen-Kiste vor dem Tor stehen, beschriftet für Paketboten. So muss keiner klingeln, Pakete können direkt rein gelegt werden.


    * Nutz den Hundeplatz, wenn es Aron Spaß macht. Und wenns nur 1-2x/Monat ist.

    Ich gehe ab und zu sonntags in die Gruppenstunde meiner Hundeschule. Gewöhnung und Souveränität kommt durch Routine. Und Austausch tut gut.


    * Pflege wertvolle Kontakte, wie zB zu Elias und Dino oder der Hündin deiner Schwiegermutter. Vielleicht brauchen nicht alle Hunde Artgenossen. Für mich und meinen Jungen sind unsere Hundefreundschaften sehr wertvoll.


    * Guck dich nach einer umzäunten Freilauffläche um, und zu welchen Zeiten da nichts los ist. Und dann lass ihn rennen und schnüffeln und markieren.


    * Finde raus, was euch Spaß macht und was er mit seiner gesundheitlichen Thematik machen darf. Und was du zeitlich umsetzen kannst.

    Dummy, Futterbeutel suchen, Zergeln.

  • Es haben schon so viele, was ich denke, in die genau richtigen Worte gefasst. Das hier z.B. finde ich trifft es:

    Viel Management (was das Gepöbel und vor allem auch die Aufregung angeht)

    Bereitschaft zum Verzicht (bspw auf entspannte Spaziergänge, Radtouren etc)

    Sich selbst runterfahren, wenn man mit dem Hund agiert. Sich auch immer sagen "Er kann das nun einmal gerade nicht leisten" - heißt nicht, dass das immer so bleiben muss.

    Das hier würde ich gerne zwanzig Mal unterschreiben.

    Überlege Dir: Kannst du deine bisherigen Vorstellungen von einem Leben mit Hund, vergessen und dich auf DIESEN Hund einstellen?


    Entspannte Spaziergänge an einem Sonntagmittag sind nicht möglich. Aber wie könntest du es gestalten damit es entspannter mit DIESEM Hund klappt?

    Könntet ihr in einer reizärmeren Umgebung spazieren? Zu anderen Tages/Nachzeiten? Oder alternativ: Hier im Thread wurde ja auch schon vorgeschlagen eine umzäunte Fläche zu mieten...


    Du sagst er hat nicht richtig Lust mit dir zu arbeiten. Draußen bist du nur "Anhängsel" an seiner Leine. Und im Garten ist er zu abgelenkt.

    Vllt. machen ihm ja Suchspiele in der Wohnung Spaß wenn er da besser ansprechbar ist....?


    Wir haben alle blöde Tage. Welche Alternativplan könntest du implementieren, für Tage an denen du absolut keine Geduld für ihn hast? Das Geld für die Spaziergänge mit Trainerin, zumindest für die Phasen in denen es bei dir absolut nicht geht, würde ich persönlich in die Hand nehmen. Aber das kannst nur du wissen.




    Ich habe vor ca. 6 Monaten ebenfalls einen erwachsenen, großen Hund aus dem TS übernommen. Ebenfalls unverträglich mit Fremdhunden (Explodiert bei Sichtung). Sehr überreizt wenn es nach draußen geht. Ständig die Augen offen nach möglichen Fremdhunden. Und: Gerne Nase auf dem Boden. Igel und Eichhörnchen bringen ihn zum ausrasten.


    Einiges ist besser geworden (nicht der Fremdhundekontakt |) ). An vielem Arbeiten wir noch. Manches wird wohl nie optimal laufen. Es ist aber Bewegung drin. Im Kleinen sieht man die Entwicklung bei ihm, die vermutlich Außenstehenden nicht auffallen würden. Ich freue mich über diese kleinen Dinge.

    Manchmal kann ich ihn mit Abstand super zu mir umorientieren und belohne ihn dafür auch ausgiebig, bei der nächsten flippt er (trotz Abstand) dann wieder völlig aus.

    DAS wäre z.B. etwas über das ich mich freuen würde: Die Momente in denen es doch klappt, sind für mich ein Grund zu feiern. Und da zehre ich sehr lange von. :hust:

    Wenn der Abstand beim nächsten Mal nicht ausreicht, dann war es nicht genug Abstand. ;) Hunde können auch gute und schlechte Tage haben. Oder an diesem Tag ist schon einiges anderes "nervenzehrendes" passiert und deshalb reichten die Nerven für diese Situation nicht mehr aus....


    Ich meine das nicht böse aber ich habe den Eindruck, du weisst eigentlich dass dein Hund gewisse Dinge nicht leisten kann. Bist aber trotzdem enttäuscht wenn sie nicht klappen.

    Du musst wirklich da ansetzen: Du hast nun DIESEN Hund. Wenn er nicht pöbelt ist das ein sehr großer Erfolg. Wenn er pöbelt, zeigt er eben das FÜR IHN normale Verhalten.



    Wir haben hier eine sehr hohe Hundedichte (Mit meinem Hund: Katastrophe.). Ich habe mich an ihn angepasst und gehe jetzt sehr gerne Spätabends und Frühmorgens spazieren. Die Stille ist toll. Und ich bin viel Entspannter weil nicht an jeder Ecke ein Hund aus dem Gebüsch gesprungen kommt.

    So kann ich auch unterwegs Podcasts oder Hörbücher hören während er schnüffelt. (Natürlich immer mit offenen Augen. ;) ) Und zwischendurch wenn es sich anbietet, übe ich mit ihm.


    Ja, das hört sich jetzt rosa-rot an. Ist es aber nicht. Zu Beginn war er sehr, sehr schlecht ansprechbar und benahm sich wie im Kriegsgebiet. An manchen Tagen ist er immer noch unerklärlich drüber und überreizt. Da muss ich Spaziergänge abbrechen und tue das auch. Warum da durchquälen wenn wir beide nichts davon haben? Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, wie ich jemals mit ihm in den Urlaub fahren könnte. Oder durch eine belebtere Stadt spazieren soll. Das könnte er nicht.

    Aktuell ist er, wegen einer doofen Begegnung, draußen zudem wieder viel nervöser... Ich habe auch Phasen gehabt, in denen mir alles zuviel war. Das sind aber nur Momentaufnahmen. Weggeben könnte ich ihn trotzdem nicht. Gerade weil ich wissen will, was wir alles zusammen hinbekommen können.


    Wichtig ist dass du diesen Hund WILLST. Das du dich von diesem Gedanken wie er funktionieren sollte verabschiedest und dich daran anpasst was er leisten kann.

    Wenn du das nicht möchtest oder kannst, würde ich ihn an deiner Stelle fairerweise abgeben.

    Das ist keine Schande und absolut in Ordnung wenn es zwischen euch nicht passt.

  • * Guck, ob du dir Fahrradfahren mit Abstandhalter zutraust. Oder mit Fahrradhänger. Ich denke, aus dem Hänger raus gucken und zusammen an frischer Luft Strecke machen könnte auch gut tun.


    * Guck, ob dir, jetzt wo es wieder heller und schöner wird, gemeinsam im Zug gehen wieder Freude macht.


    *Verbinde den Wocheneinkauf damit, ihn mit zu nehmen. Im Auto warten und rausgucken ist auch gemeinsam rauskommen und eine Luftveränderung zu Haus und Hood.


    Oder geh allein und führe ein Ritual für dich ein. Hol dir beim Bäcker immer noch einen Kaffee, den du dann in Ruhe trinkst. Oder setz dich mit einer Kugel Eis vors Cafe.


    * Arbeite mit einer Trainerin, die grundsätzlich deine Sprache spricht. Handle aber nicht gegen dein Bauchgefühl. Eine gute Trainerin hilft dir, deine innere Mitte zu finden. Mit innerer Mitte kannst du auch schwierige Situationen lösen. Lösen oder managen.


    * Halte dir vor Augen, dass niemand perfekt ist. Kein Hund, kein Mensch, kein Hund-und-Halter-Team. Du bist nicht allein.


    Und halte dir vor Augen, was alles toll ist.

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