Verhaltensprobleme Seniorin

  • Hallo ihr Lieben,


    Vielen Dank für die Aufnahme ins Forum. Ich habe auch gleich ein Thema, dass ich gerne hier besprechen möchte, beziehungsweise ist das auch der Hauptgrund weshalb ich mich angemeldet habe.

    Ich habe zwei Jack Russell Hündinnen, Chili 14, lebt schon etwas länger bei mir. Brunhilde habe ich letztes Jahr im Juni aus einem Tierheim adoptiert. Altersangabe war 10. Wenn ich die beiden miteinander vergleiche, ist Brunhilde aber auf jeden Fall älter. Wobei ich fairerweise dazu sagen muss, dass Chili extrem fit ist für ihr Alter.

    Brunhilde war ein Fundtier und wurde nicht abgeholt, deshalb wurde sie dann nach einiger Zeit zur Vermittlung freigegeben.

    Mithilfe von Facebook konnte ich aber ihre Geschichte recherchieren. Sie wurde im Nachbarort des Tierheims immer wieder gemeldet, weil sie frei herum lief. Sie lebte bei einer alten Dame, die schwer an Demenz erkrankt war. Herrchen war schon verstorben, und Frauchen hat am Ende nicht einmal mehr bemerkt, dass der Hund fehlte.

    Brunhilde war extrem übergewichtig und konnte kaum laufen. Außerdem ist die Oberseite ihrer Rute kahl. Wir haben beim Tierarzt das Blutbild gecheckt und da war aber alles in Ordnung soweit. Mit leichten Bewegungseinheiten, Reduktionsfutter und Physiotherapie haben wir sie wieder gut in Form bekommen.

    Soweit zur Vorgeschichte. Brunhilde zeigt aber ein paar Auffälligkeiten, auf die ich mir trotz Hundeerfahrung keinen Reim machen kann und die mich teilweise zur Verzweiflung treiben.

    Zum einen ist sie nicht stubenrein. Sie setzt sowohl Urin als auch Kot in der Wohnung ab. Zeige ich ihr das Malheur, duckt sie sich und haut schnell ab. Kommt aber auch sofort wieder zurück, als wäre nichts gewesen. Sie setzt sich als wäre es das Normalste auf der Welt auch direkt vor meine Füße auf den Wohnzimmerteppich und pinkelt. Das passiert unabhängig vom Spaziergang, also auch wenn wir gerade erst zurück sind.

    Das ganze passiert aber nur, wenn sie wach ist. Wenn ich aus dem Haus bin, schläft sie die ganze Zeit und macht auch nicht rein.

    Dann folgt mir der Hund den ganzen Tag auf Schritt und Tritt, legt sich niemals ab, auch wenn ihr die Hinterbeine schon weg knicken. Sie kennt keinerlei Kommandos, und ich habe es auch nicht geschafft, ihr irgendetwas beizubringen. In der Beziehung wirkt sie auf mich vollkommen stumpf, als ob überhaupt nichts bei ihr ankommt und sie keinerlei Idee hat, was ich von ihr will. Selbst wenn ich sie mit viel Radau und Fuß stampfen auf ihr Körbchen dränge (schicken funktioniert nicht, das versteht sie nicht), läuft sie mir sofort wieder nach.

    Auch wenn ich irgendetwas mache, bei dem sie nicht dabei sein soll, sie frisst nämlich alles, was nicht niet und nagelfest ist, lässt sie sich nicht verjagen. Sie weicht zurück und folgt mir sofort wieder. Auch wenn ich richtig laut und wütend werde. Ich habe den Eindruck, dass sie überhaupt nicht versteht, was ich ihr kommuniziere.

    Man mag das vielleicht süß finden und verständlich, wenn ein Hund mit solchen Erfahrungen so sehr am neuen Halter klebt, aber es ist eben auch furchtbar nervig. Ich falle ständig über sie und wenn ich etwas schnell erledigen möchte, muss ich permanent dem Hund ausweichen, der total ungeschickt mir immer wieder vor die Füße läuft.

    Wenn ich sie in eine Box sperre oder ein Zimmer oder ihr eine Ecke mit einem Gitter abgrenze, heult sie wie ein Wolf.

    Ich habe mich über Demenz bei Hunden belesen, aber das passt irgendwie auch nicht. Ja sie sieht und hört schlecht aber sie hat eine gute Orientierung drinnen und draußen. Sie ist auch abrufbar über pfeifen (Sprache hört sie schlecht). Das liegt vor allem auch daran, dass sie mega verfressen ist. Wenn man sie streicheln möchte, schnappt sie immer erst mal nach der Hand, weil sie denkt, dass es was zu futtern gibt. Also sie beißt nicht, sondern versucht, das in ihrer Fantasie vorhandene Leckerchen zu ergattern. Wenn ich laufe und etwas in der Hand habe, springt sie hoch und versucht es zu erwischen. Sie sieht offensichtlich nicht mehr gut und hält alles für Futter. Sie frisst Verpackungen, BarbieSchuhe, Spielfiguren und hat letzte Woche sogar ein iPad samt Schaumstoffhülle in kleine Teile zerkaut. Wir reden hier von Metall und Glas… Sie zieht die Tischdecke vom Tisch, um ans Essen zu kommen. Sie zieht die Schulrucksäcke der Kinder von der Bank. Einen hat sie zerbissen, die Metall Brotdose herausgeholt und ebenfalls aufgebissen, um die Reste vom Schulbrot zu essen.

    Ich habe mich schon gefragt, ob sie vielleicht mal angefahren wurde und einen Hirnschaden davon getragen hat oder ob sie generell eine geistige Behinderung hat. Ich kann mit diesem Hund nicht kommunizieren und ihm nichts beibringen. Sie schaut nur stumpf vor sich hin. Sie soll ja keine Tricks lernen, aber auf ihr Plätzchen zu gehen, wäre schon super. Ich kann nur darauf achten, dass sie keine Gelegenheiten bekommt und keinen Schaden nimmt.

    Habt ihr schon mal einen Hund erlebt, der keinerlei Kommunikation versteht oder habt ihr vielleicht eine ganz andere Sicht auf unsere Situation? Sie agiert auch kaum mit dem Schwanz, der hängt immer schlapp runter. Außer es gibt Futter oder wir gehen Gassi. Da habe ich auch schon überlegt, ob da irgendwie ein körperliches Problem im hinteren Bereich vorliegt.

    Das ist ganz schön lang geworden. Sorry… aber es sind ja auch viele Facetten, die hier zusammenkommen.

    Ich freue mich auf eure Rückmeldungen.

    Liebe Grüße, Julia

  • Was passiert, wenn ihr sie mit einem Kindergitter zb separiert und sie nicht hinterherkann?



    Ich denke a) hat Futter einen extrem hohen Stellenwert bei ihr

    B) hat sie wahrscheinlich nie gelernt, was Stubenreinheit eigentlich ist

    C) scheint sie schon etwas "daab" zu sein, da kann man mit Medikamenten probieren, die Durchblutung des Gehirns zu fördern. Ob das altersbedingt ist oder sie nur nie gefördert wurde und somit verkümmert ist... :ka:


    Ich würde bei einem alten Hund in diesem Zustand nicht versuchen, etwas Neues beizubringen auf Kommando, sondern nur noch Management betreiben, damit der Hund sich nicht selbst schadet.


    Also Tischdecken weg, noch mehr dahinter sein, dass nichts herumliegt, den Hund im Auge behalten, begrenzen. Man könnte auch versuchen, ob der Hund einen weichen Maulkorb toleriert, dann kann sie nicht alles fressen, was sie findet.

  • Wenn man sie begrenzt, heult sie richtig laut. Werwolf-Style. Ich mach es natürlich trotzdem, gerade auch wenn wir am Essen sind oder ich die Spülmaschine schnell ausräumen möchte, ohne dabei 7x über den Hund zu stolpern und sie noch 4x aus dem unteren Spülkorb raus zu heben…

    Habe jetzt auch Windeln getestet. Die bleiben nur in Kombination mit einem Body an, und damit fühlt sie sich sehr unwohl. Blöd ist auch, dass die Windel nach kurzer Zeit überlaufen und dann trotzdem wieder Pfützen da sind.

  • Wenn ein Tier nie gelernt hat zu lernen, kann das so enden.

    Wenn nie jemand sich richtig mit ihr abgegeben hat, j dann kann das solche Ausmasse annehmen.


    Ich rate dir, viel mehr über Management zu gehen als über strafen und laut werden und schimpfen und drängen. Damit verunsicherst du den Hund massiv.


    Ihr ihr Hinterlassenschaften zeigen? Was genau soll das bringen? Natürlich meidet sie. Was erwartest du denn?


    Wenn sie bei dir Dinge fressen kann, hast du die Wohnung nicht gut genug gesichert. Dann mach das.

    Jeder Welpenbesitzer muss seine Wohnung auch sichern.


    Extrem alles fressen kann auf massive Magenprobleme hinweisen.

    Eine kahle Rute ebenso. ZB Futtermittelallergien.

    Eine sehr schlaffe Rute spricht für eher Problem im Rücken.


    Ist dieser Hund schmerzfrei??


    Damit sie dich nicht verfolgt kann man in der Wohnung Türgitter anbringen. Sehr einfach.

  • Der Hund ist seid Juni bei dir.

    Kannte vorher wahrscheinlich nichts oder ein komplett anderes Leben.


    Dein Job ist es ihr euer Leben zu erklären. Nicht sie zu bedrängen, Maßregeln für Sachen die sie einfach nicht kennt.

    Lernen will gelernt sein auch beim Hund.


    Bis ihr das erreicht habt Management in allen Bereichen.

    Und kleinschrittiges ,faires Training wie beim Welpen.

  • mir tut der Hund unfassbar leid... Sie macht das doch nicht um dich zu ärgern?

    Dieser Hund hat nichts außer einen möglichst schönen und vor allem schmerzfreien Lebensabend verdient.

    Natürlich geht das an die Substanz! Hier gibt's sogar eigens Threads dazu was es bedeutet einen Seniorhund bzw einen pflegebedürftigen Hund zu pflegen, das bestreitet niemand dass das zuweilen sehr anstrengend ist, aber wenn man ständig nur genervt von allem ist und kaum Empathie übrig hat, ist das keine Basis wie ich finde und dem Hund ggü nicht fair, der spürt das ja sicherlich. Sie hat sich nicht ausgesucht bei dir zu leben, das warst du ganz alleine.


    Sei froh dass sie nach deinem Schimpfen noch zurückkommt und "so tut als wär nix"

    Es wäre nicht ungewöhnlich wenn sie nur noch am meiden wäre...

  • Ich verstehe gut, dass die Situation dich rat- und hilflos macht. Aber bitte vergiss nicht: dein Hund ist noch rat- und hilfloser als du. Die wurde in ein völlig neues Leben mit ihr völlig unbekannten Menschen und Regeln geworfen und ist wahrscheinlich von deinen Kommunikationsversuchen genauso verwirrt wie du von ihren.

    wenn ich richtig laut und wütend werde.


    mit viel Radau und Fuß stampfen

    Wenn laut, grob und wütend bisher nicht viel Änderung erreicht haben, dann ist es nicht das Richtige.


    Versuch es mal mit leise und geduldig. Stell dir vor, du hättest einen Welpen. Erklär ihr geduldig immer wieder, was du von ihr willst. Häng eine Hausleine dran und führe sie damit ins Körbchen. Nimm ihr ungenießbares Zeug unaufgeregt weg. Immer und immer wieder. 4 mal aus der Spülmaschine pflücken ist nur der Anfang. Idealerweise erwischst du sie in dem Moment, in dem sie rein will und fängst sie da ab. 4 mal wird nicht reichen - ich denke eher so in dreistelligen Wiederholungen.


    Ich weiß dass das leichter gesagt ist als getan. Aber ich bin überzeugt, dass es zwar kurz- bis mittelfristig anstrengend und nervig ist aber langfristig erfolgreicher und nervenschonender für euch alle ist.


    Und wenn du es allein nicht schaffst, einen für euch beide passenden Weg zu finden: genau dafür gibt es Hundtrainer.



    Da habe ich auch schon überlegt, ob da irgendwie ein körperliches Problem im hinteren Bereich vorliegt.

    Gut möglich. Wenn ich so einen Verdacht hätte, würde ich es abklären wollen. Orthopädische und neurologische Untersuchungen wären meine erste Idee.


    Blöd ist auch, dass die Windel nach kurzer Zeit überlaufen und dann trotzdem wieder Pfützen da sind.

    Hat sie nur die Stoffwindel? Das reicht nicht. Ich habe meiner inkontinenten Hündin Inkontinenzeinlagen aus der Drogerie in die Windel getan, die sind zwar recht dick, aber da läuft nichts über. Und wenn doch, dann ist auch das ein Fall für den Tierarzt, denn solche Mengen wären nicht normal.

  • Bitte nicht falsch verstehen! Ich glaube das kam jetzt ziemlich übel rüber, weil ich nur die extremen Situationen geschildert habe. Grundsätzlich weiß ich ja, worauf ich mich einlasse, wenn ich mir einen alten Hund aus dem Tierheim hole und ich liebe meine schrullige alte Oma auch sehr. Grundsätzlich gehe ich liebevoll mit ihr um, das ist für mich absolut selbstverständlich. Ich habe halt mal ausprobiert, da sie auf Ansprache nicht reagiert ob ich ihr anders klarmachen kann, dass sie jetzt im Körbchen liegen soll. Das funktioniert ja aber offensichtlich nicht und es blieb dann auch bei dem Versuch. Die andere Situation, wo ich sie weg scheuchen wollte, habe ich euch geschildert, weil ich es so seltsam fand, dass sie darauf null regiert hat. Ich glaube jedem platzt mal die Hutschnur. Meine andere Hündin hätte sich dann getrollt und gut. Und ich wäre wahrscheinlich mit ganz schlechtem Gewissen hinterher…

    Ich hatte bisher noch nie einen Hund, der so wenig kommuniziert, und habe mich gefragt, woran es liegen könnte. Und vielleicht hat ja der ein oder andere noch eine Idee dazu.

    Und natürlich achte ich darauf, dass sie nicht an gefährliche Gegenstände rankommt. Seit ich weiß, dass sie Dinge vom Tisch oder der Bank Zeit, lasse ich dort nichts mehr liegen. Aber auf die Idee, dass sie ein Tablet zerkaut, wäre ich vorher eben auch nicht gekommen. Ich lerne noch…

  • Wenn die Hündin so futtermotiviert ist, könnte man nicht darüber arbeiten? Ich habe schon eine Henne mittels eines Markergeräuschs trainiert und Hühner sind sicher dümmer als jeder Hund, der das Lernen nicht lernen durfte.

    Kannst du gut pfeifen? Einen immer gleichen Pfiff ähnlich einem Clicker als Bestätigung und Verstärkung aufzubauen müsste doch möglich sein 🤔. Oder man nimmt eine bestimmte Pfeife, kauft drei Stück vorsichtshalber auf Vorrat und konditioniert die Hündin darauf. Wenn sie Pfeifen noch gut hört. Weißt du wie man einen Clicker/Marker aufbaut?

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