allein sein, Reizempfindlichkeit und Stresspinkeln

  • Aktuell seit ihr vermutlich - gerade du - in den Augen des Hundes allein nicht lebensfähig. Und das bedeutet Verantwortung und Stress für den Hund. ...


    . Aber letztendlich stellt euch einfach mal die Frage, ob es richtig ist, dass ein Tier euch abspricht allein durch Leben zu kommen.

    An dieser Sichtweise habe ich - zumindest bei einem ganz neu in den Haushalt gekommenen Hund - so meine Zweifel.

    Ein Hund, hier noch dazu aus suboptimalen Verhältnissen stammend, wird zweimal innerhalb kurzer Zeit umplaziert. Er ist dementsprechend verunsichert. Daß solche Hunde sich dann einen Anker suchen, an den sie sich zunächst klammern, ist doch normal. Sie haben ja noch keine innere Bindung an die neuen Leute. Die erfordert ein Grundvertrauen, das nach so kurzer Zeit noch nicht da sein kann. Wenn es mit der Zeit kommt, wird sich der Hund auch mehr entspannen.

    Was man aber innerlich noch nicht hat, muß man äußerlich ersetzen, daher das ständige Nachlaufen. Dazu passt auch, daß der Hund sich zunächst an eine Person klammert und andere Menschen mehr oder weniger ignoriert.


    Wie intensiv man gegen all das antrainieren soll und kann oder ob man dem Hund besser einfach Zeit läßt, ist die Frage.


    Hilfreich ist auf jeden Fall, den Hund - auch innerlich! - aus dem Mittelpunkt zu rücken.


    Was habt ihr für Böden im Haus? Wäre die eine oder andere Pfütze wirklich so eine Katastrophe? Als Cara ein Welpe war, war ich darauf angewiesen, daß sie sehr bald für einige Stunden alleine bleiben konnte. Ich habe daher den Fokus ganz auf das entspannte Alleinebleiben gelegt und dieses Ziel vom anderen Erziehungsziel, der Stubenreinheit getrennt, auch innerlich. Dadurch kam es sicherlich zu mehr "Unfällen" in der Wohnung und es dauerte länger, bis Cara komplett stubenrein war. Das habe ich aber in Kauf genommen und mich auch innerlich nie über Pfützen geärgert. Besser so als ständig zwanghaft den Hund mit den Augen zu verfolgen, ob er vielleicht gleich ansetzt... (Gassigänge in regelmäßigen, angepaßten Abständen gab es natürlich.)

  • Vycami Mir fällt bei deinen Antworten auf, dass Du Grenzen setzen mit 'schimpfen' und 'zusammenfalten' assoziierst.


    Körpersprachlich dir deinen Raum einfordern heißt aber vielmehr mit breiten Schultern, vorgeschobener Brust und tiefem Atem dem Hund dem Hund zugewandt 'sagen', dass er zurück weichen soll. Ohne Schimpfen nur dein 'Ich' mit Raum drumrum als Tabuzone hinstellen.


    Das heißt NICHT, nie wieder mit dem Hund zu kuscheln, sondern Du lädst ihn dann eben aufs Sofa etc. dazu ein.

  • Das kann natürlich durchaus sein. Und eine objektive Beurteilung wird man da sicher am besten von einem Trainer bekommen.


    Nur Zeit ist ja scheinbar der Faktor der nicht da ist, wenn von einer Woche bis es klappen soll gesprochen wird.

  • Hö, wo steht denn, dass es in einer Woche klappen soll?

  • Das kann natürlich durchaus sein. Und eine objektive Beurteilung wird man da sicher am besten von einem Trainer bekommen.


    Nur Zeit ist ja scheinbar der Faktor der nicht da ist, wenn von einer Woche bis es klappen soll gesprochen wird.

    Hö, wo steht denn, dass es in einer Woche klappen soll?

    Sorry! Lesefehler in Post #37!!!

  • Also ich habe mit meinem Partner geredet und wir haben schlicht mal getestet, wie Remy reagiert, wenn wir es mit klareren Worten probieren.


    Ich habe ihn also gerade an der Hausleine angebunden im Wohnzimmer gelassen und habe ein Bellen getriggert indem ich mehrfach die Tür benutzt habe und rein und raus gegangen bin und tatsächlich, reichte zweimal ein "nein", beim zweiten mal etwas schärfer aber noch weit weg von "zusammen falten" und er war sofort ruhig...


    Sogar beim hin und her laufen blieb er dann einfach liegen, ich sah zwar aus den Augenwinkel, dass er erwartungsvoll wedelte weil er wohl dachte, dass ich zu ihm gehen würde, tat ich aber nicht sondern ging einfach wieder raus.


    An der Stelle muss ich mich bei flying-paws entschuldigen, denn offenbar hat sie Recht, gleichwohl hier auch die softere Gangart offenbar völlig ausreichend ist, allerdings auch eine höhere als ich bisher angeschlagen habe...


    Newbie2024 hat auch Recht, dass mehr Grenzen gesetzt werden müssen.

    Ich glaube ich muss einfach bei mehr Grenzen für Einhaltung sorgen. Auf solchen Dingen wie "allein auf Toilette gehen" oder eben z.B., dass er nicht in den Keller darf und an der oberen Stufe warten muss, habe ich von Anfang an großen Wert gelegt und das wird auch nicht hinterfragt. Er wartet an der imaginären Grenze an der oberen Stufe und läuft nicht eigenständig in den Keller.

    Solche Grenzen sollte ich vermutlich häufiger setzen für ein friedliches Zusammenleben.

    Das ist schon alles wahr, was du sagst.


    Ludmilla : Da ich noch nie aktiv darüber nachgedacht habe was ich mache wenn ich ihn zurück schicke, kann ich nicht genau sagen, ob es deiner Beschreibung entspricht aber da Remy zurück weicht, kommt es dem zumindest scheinbar nahe.

    So habe ich ihm die Grenze an der Treppe zum Keller aufgezeigt, komplett wortlos und mit Erfolg, diese Grenze wird nicht hinterfragt, an die hält er sich immer.

  • Diese Sichtweise kenne ich so auch und habe das nachlaufen am Anfang auch nicht als tragisch empfunden, da ich eben genau aus den von dir genannten Gründen dachte, dass das anfangs eben tolerierbar wäre.

    Desto mehr ich aber über die "kann nicht allein bleiben"-Problematik gelesen habe, desto mehr hinterfrage ich diesen Standpunkt irgendwie auch.


    Bei der großen Masse an Denkansätzen und Standpunkten, auch Trainingsansätzen, bin ich teilweise wirklich oft überfragt und weiß dann auch einfach nicht, was nun richtig sein soll.


    Unser Pflegefrauchen (arbeitet in einer Hundeschule) vertritt z.B. ganz andere Ansätze als die Hundeschule die wir derzeit besuchen.

    Ich versuche mir immer aus beidem das für uns beste rauszuziehen, ist aber oftmals schwierig.

  • Pass einfach auf, dass es zu euch und eurem Leben passt.

    Grenzen kannst du temporär setzen. Und unnötige Grenzen setzt man eher weniger gut um.


    Vielleicht noch ein Gedanke der euch helfen kann - Strukturen. Auch die können helfen, dem Hund das Leben zu erleichtern. Also ein recht ähnlicher Ablauf des Tages, damit der Hund einfach weiß was ihn erwartet.

    Ich bin ja so ein klassischer Morgenmuffel. Man kann mich als Hund um 21 Uhr durchaus leichter zu Schabernack motivieren als morgens um 5 Uhr :rolling_on_the_floor_laughing:

    Der Tag läuft hier recht gleichmäßig ab gerade in der Anfangszeit. Also ich stell jetzt nicht die Uhr. Aber beispielsweise ist morgens nur lösen und schnüffeln drin. Vielleicht auch etwas kuscheln. Aber sicher keine Party.

    Dafür ist hier späten Nachmittag mit Action zu rechnen. Und um 22 Uhr ist meist Ende.

    Nach einer langen Runde wird nicht mehr gespielt sondern geschlafen. Solche Kleinigkeiten helfen hier dem jungen Hund sich auch an gewisse Regeln zu halten.

  • Ich habe ihn also gerade an der Hausleine angebunden im Wohnzimmer gelassen und habe ein Bellen getriggert indem ich mehrfach die Tür benutzt habe und rein und raus gegangen bin und tatsächlich, reichte zweimal ein "nein", beim zweiten mal etwas schärfer aber noch weit weg von "zusammen falten" und er war sofort ruhig...


    Sogar beim hin und her laufen blieb er dann einfach liegen, ich sah zwar aus den Augenwinkel, dass er erwartungsvoll wedelte weil er wohl dachte, dass ich zu ihm gehen würde, tat ich aber nicht sondern ging einfach wieder raus.


    An der Stelle muss ich mich bei flying-paws entschuldigen, denn offenbar hat sie Recht, gleichwohl hier auch die softere Gangart offenbar völlig ausreichend ist, allerdings auch eine höhere als ich bisher angeschlagen habe...

    Das ist doch prima und wenn Du beharrlich jeden Tag auf Freiräume für Dich bestehst, Dich autark ohne Hund durch die Wohnung bewegen kannst, hast Du viel gewonnen. Und die Fellnase wird schnell lernen, daß Du eigenständig ohne ihn an der Seite, entscheidest ob und wann Du Dich bewegst. Im Laufe der Zeit wirst Du nicht mehr regulieren müssen, vorausgesetzt Du bist pingelig konsequent, und ersparst dem Hund sowie Dir viel Stress.

  • Na wie immer im Leben ist alles individuell. Was für Hund A funktioniert muss nicht für Hund B funktionieren.

    Nimm dir aus den Ansätzen das heraus, was zu dir passt. Und schau, was zum Hund passt. Ist natürlich super schwer, wenn man noch nicht so eingespielt ist. Aber genau das macht es so spannend.

    Aus all den Bausteinen wirst du EUREN Weg finden :winking_face:

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