Chaoshund aufnehmen?

  • Hi, blöder Titel, aber kein Plan wie ich es sonst beschreiben soll.

    Ich habe zwei Deutsche Schäferhunde, Ray, 5 Jahre und Enya, 1 Jahr. Beide sportlich geführt und bis auf ein paar pubertäre Macken bei Enya, gut erzogen.

    Ich bin selbstständig und habe mein Büro im Haus. Manchmal liegen die Hunde da rum, wenn Kunden da sind.

    Letzte Woche war eine Kundin da, die mich auf Ray angesprochen hat, weil er brav in der Ecke gepennt hat. Sie meinte sie hätte „sowas“ auch zuhause, aber in katastrophal.

    sie hat eine 20 Wochen alte DShündin. Sie ist maßlos überfordert mit ihr und will sie los werden, so schnell wie möglich. Auf die Schnelle kenne ich keinen der sich eine papierlose Baustelle nachhause holen möchte, also spontan gesagt, dass ich sie mir ansehe und eventuell auf Pflege nehme.

    Heute war der Besuch. Die Kleine hat die Bude zerlegt, ist null stubenrein, kann nicht an und erst recht nicht ohne Leine laufen. Sie bellt, durchgehend. Sie ist total überdreht, schläft wohl seit Wochen nie mehr als 3-4 Stunden. Sie beißt sich in Schwanz und Pfoten, zeigt jetzt schon Tendenzen zum kreiseln.

    Ich hätte Zeit und Geld. Ich habe Erfahrung, jedoch nur mit gut gezogenen Welpen vom Züchter, die welpentypisch sind.

    Nun frage ich mich ob ich mir das antun soll? Sie aufnehmen und „bändigen“ und ein Für-immer-Zuhause finden.

    Wie am besten angehen? Komplett übernehmen? Auf Pflege und Kosten bei der Halterin lassen, aber damit natürlich auch Entscheidungen. Abhaken, weil doofer Plan?

    Gibt es hier Menschen, die ihre gut etablierte Truppe so aufgemischt haben? Denkt ihr das bringt extremen Stress für die anderen?

    Fast alle sagen, dass es Blödsinn ist und ich sie nie mehr los werde. Aber irgendwie will ich auch nicht wegschauen.

    Ideen? Ratschläge?

  • Ich habe mal zu einem gut erzogenen einjährigem Hund eine halbjährigen unerzogenen aus dem Tierschutz dazu genommen ... eigentlich nur als Pflegestelle. Nunja, da habe ich versagt. Aber, was ich gelernt habe: Nie wieder Hunde in dem Altersabstand! Die gute Erziehung der Einjährigen war schwuppsdiwupps ganz schön im Eimer und die zwei haben zusammen reichlich Mist gebaut. Nein, das tue ich mir in diesem Leben nicht noch mal an.

  • Nun frage ich mich ob ich mir das antun soll?

    Das kannst eigentlich nur Du selbst beantworten!



    Stelle mal andere Fragen: Du beschreibst, wie dieser Hündin so drauf ist.

    Hast Du eine Idee, woher das kommen kann?


    Denn das hier:


    Ich habe Erfahrung, jedoch nur mit gut gezogenen Welpen vom Züchter, die welpentypisch sind.

    ist schon eine andere Nummer, als bei "so einem" Hund, wo sich das Verhalten schon seit längerer Zeit sich verfestigen konnte!


    Weißt Du, an welchen "Stellschrauben" Du drehen müßtest, um das ändern zu können?

    Bist Du bereit, Dein Leben (in welchem Maß auch immer) zu ändern, nur damit diese Schäferhündin auch in Deinem Leben paßt?

    Du wirst auf jeden Fall damit rechnen müssen, daß Dein Junghund zurückstecken muß, und Du bist da noch ziemlich am Anfang mit der Ausbildung!

  • Mir tut die Hündin sehr leid, aber ich würde es nicht machen. Ich glaube auch nicht, dass du sie wieder loswerden würdest und ich habe auch mal das erlebt, was Flying Paws beschreibt.


    Wir haben zu unserem allerersten Hund, mit dem wir sehr zufrieden waren, kurzfristig den Bruder dazugenommen, weil er bei seinen Besitzern gebissen hatte und da schnell weg musste.


    Katastrophe, nie wieder.

  • Puh schwierig.

    Ich kann dein Dilemma durchaus nachvollziehen. Man will helfen, könnte es auch.

    Aber die Frage die ich mir stelle - und dann?

    Die Frage ist wohl - was willst DU?

    Im schlimmsten Fall versaust du dir die Erziehung deines Junghundes. Im besten Fall hast du ein neues Familienmitglied.


    Wenn du dich entscheidest sie zu übernehmen, würde ich persönlich die Dame zahlen lassen. Nennen wir es Lehrgeld... Wenn du sie vollständig behältst kann man immer noch sagen, ok ich übernehme als wäre sie vermittelt worden selbst die Kosten.

    Fakt ist halt aber auch, wir können sie nicht alle retten. In wie weit es Einfluss auf deine vorhandenen Hunde hat kannst nur du beurteilen. Ich sag es mal ganz platt - ich würde mir ungern die geleistete Arbeit die in meinem Junghund steckt versauen, weil wer anders sich unüberlegt einen Hund angeschafft hat. Da gehen die Bedürfnisse meiner vorhandenen Tiere und auch meine eigenen einfach vor.


    Ich finde Mitleid ist grundsätzlich ein schlechter Berater in solchen Entscheidungen. Wenn du aber ganz rational mit Abstand sagst, da hab ich bock drauf, dass will ich - dann go for it :beaming_face_with_smiling_eyes:

  • Hast Du eine Idee, woher das kommen kann?

    Ja, von völlig falschen Erwartungen an einen Welpen und später Junghund. Ich habe die typischen Fragen nach Tagesablauf früher und heute gestellt.

    Mit 8 Wochen, ab Tag eins wurde sie teilweise bis zu 2 Stunden auf Leinen Gewaltmärsche geschleppt. Sie kann 3564 verschiedene Tricks so halb. Sie musste alles sofort kennenlernen und erleben weil das „Zeitfenster“ sich mit 16 Wochen schließt.

    Mit 16 Wochen hat sie dann angefangen auszurasten und sich auch selbst zu beißen. Ab da wurde abrupt gar nichts mehr gemacht. Sie erledigt ihre Geschäfte auf dem Balkon. Sie kommt seit Wochen nicht raus. Einfach traurig.

    Aber ja, Mitleid ist tatsächlich ein mieser Berater. Ich würde mir Hilfe bei meinem Trainer und meiner OG holen. Da hätte ich schon Rückenwind, aber trotzdem fällt mir die Entscheidung sehr schwer.

  • Ich kann mir vorstellen, dass der Hund im richtigen Umfeld und mit ausreichend Schlaf, sowie guten, festen Regeln auch wieder halbwegs normal wird. Sicher weniger gefestigt als die beiden anderen, aber warum soll der Hund für immer eine Vollkatastrophe sein?


    Ich wäre im Team "nimm sie!", aber ich bin ein hoffnungsloser Romantiker, was das angeht. Hat bei mir immer irgendwie geklappt, auch mal nur mit Ach und Krach, aber das war dann aushzuhalten, weil ich ja wusste, dass ich es selbst so wollte.


    Ich drück dir die Daumen, dass du in diesem Dilemma eine gute Entscheidung *für dich* treffen kannst.

  • Mit 20 Wochen ist noch nichts verloren. Mit der richtigen Einstellung, den richtigen Regeln und mit Erfahrung lässt sich da vieles machen und sie kann eine unauffällige Hündin werden.


    ABER dir muss klar sein, dass deine 1-Jährige noch nicht 100% gefestigt ist und sich vermutlich Blödsinn abschauen wird. Ich bin hier für anfängliches Trennen, bis sich die Kleine etwas eingelebt und beruhigt hat, solltest du sie nehmen.


    Solltest du sie nicht nehmen dann bitte, bitte melde die Dame entweder oder kümmere dich darum, dass die Hündin dort wegkommt, ins TH z.B. Das klingt nämlich nach einem Albtraum, bei dem man nicht wegsehen sollte.


    Wenn du Unterstützung von erfahrenen Leuten hast, Zeit und Geld dann würde ICH persönlich sagen - mach es!

  • hol sie zu dir - wenn du zu 100% ja zu ihr sagst, und das für das gesamte Hundeleben. Wenn du sagst, ja, die darf zu uns und ich will das.


    Es kann sein, dass sie toll wird und du irgendwann vielleicht einen anderen Platz für sie findest. Wenn du das dann noch möchtest.


    Genausogut kann es sein, dass sie für ewig bei dir bleibt. Weil Baustellen. Weil niemand sie will (es hat soooo viele Hunde). Weil was auch immer.


    Dass sie in den 3 Monaten für immer versaut ist, kann ich mir nicht so gut vorstellen. Dass es aber viele Nerven und sehr gutes Management benötigt um sie in die Spur zu bringen, das garantiert!!!

    Dass vielleicht etwas zurück bleibt, vielleicht.

    Sicher ist es viel Arbeit.

    Und das geht wahrscheinlich am Anfang mit Hilfe von trennen, managen, ein schlauer Plan, ein engmaschiges rausgehen wie bei einem kleinen Welpen etc etc.


    Hast du die Zeit und die Nerven?

    Die ist auf Speed, die muss einige Wochen durch, hältst du das aus?

    Und deine Junghündin muss ja auch nich ausgebildet werden.

    Das mischt dir den Alltag ganz schön auf.


    Armer Hund. Die muss da weg, sonst endet es im Desaster.

  • Die Hündin ist zwar schon, aber auch erst 20 Wochen alt.


    Ich persönlich würde es unter den geschilderten Umständen machen, aber vorerst zur Pflege und mit ausreichender Kostendeckung.


    Die Hündin schläft kaum, hat viel Stress und wurde falsch gehändelt. Das gezeigte Verhalten wird stark damit zusammenhängen und nicht mit "Charaktermängeln".

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