Ungefragte Ratschläge verteilen bzw. Eingreifen bei der Hundeerziehung von Fremden

  • Naja, aber ein Ratschlag wurde in der Situation der TE ja nicht wirklich erteilt. Eingemischt? Joa, so ein bisschen. Aber hauptsächlich wurde sich Luft gemacht und von oben herab klar gemacht, dass man selbst besser ist als der hirnlose Typ vor einem.


    Gut gemeint ist nicht gut gemacht.


    Ich sehe halt nicht wofür das gut sein soll? Außer fürs Ego streicheln.


    Ich habe mich schon ein paar Mal eingemischt, zweimal habe ich die Polizei gerufen, weil ich Angst vor einer Eskalation hatte und einmal habe ich eine Person selbst direkt angesprochen.


    Beim Ansprechen habe ich nicht ohne Nachdenken meinem Ärger Luft gemacht, sondern tief durchgeatmet und ein normales Gespräch begonnen. Die Person hat ihren 8 Wochen alten Welpen getreten weil er sich fest geschnuppert hatte und nicht weitergehen wollte.


    Ich habe nach dem Alter und Namen des Hundes gefragt, habe die Person so mal aus ihrer Wut versucht rauszureißen und abzulenken. Wir haben ein wenig gequatscht bis ich gefragt habe ob ich einen kleinen Ratschlag zu dem geben darf, was ich gerade beobachtet habe.


    Das ist kein allgemeines Erfolgsrezept, aber bei mir hat es gut geklappt. Die Person und ich haben sich noch Wochen getroffen und ich habe sie durch das "schlimmste" in der Welpenzeit begleitet.


    Ist es nervig, wenn jemand eine normale Korrektur als tierschutzwidrig betrachtet? Ja, absolut. Aber nicht alle Menschen sind auf dem gleichen Wissensstand oder nutzen die selben Trainingsmethoden.


    Ich wurde schon oft blöd angelabert. Beschimpft im Vorbeigehen. Das geht auf einer Seite rein und auf der anderen wieder raus.

  • Man sollte immer im Kopf haben, dass das Verhalten der Hundehalter eine Funktion erfüllt. Und das in der Regel nicht nur in dem Augenblick, wo man die beiden gerade mal durchs eigene Leben laufen sieht.

  • Man wird durch ein einmaliges Feedback - auch wenn es mit Fingerspitzengefühl und diplomatisch und gut formuliert ist - möglicherweise nichts erreichen. Oder es in Einzelfällen situativ verschlimmern (aber um hier nochmal auf die geschilderte Situation zurück zu kommen: Hier ist nicht die Rede von einem Tier- oder gar Frauenschläger, sondern von einem groben und evident sichtbar unwirksamen Erziehungsversuch, der sich möglicherweise aus akuter Gereiztheit speist. Ganz unterschiedliche Ausgangslagen).


    Womit man allerdings sehr wohl etwas erreichen kann, ist der soziale Druck, der sich daraus speist, dass bei Änderungen im gesellschaftlichen Wertekontext bestimmte Verhaltensweisen als nicht mehr akzeptabel betrachtet und dem sich so Verhaltenden auch kommuniziert werden. Dazu gehört es, Haustieren ohne Not wissentlich Schmerzen zu bereiten. Schade, dass nur Haustiere, aber das ist ein anderes Thema.


    Ja, auch darüber wird man einen Gewalttäter mit entsprechender Persönlichkeitsstruktur nicht erreichen. Aber das ist doch eher nicht die Mehrheit der Menschen, die handelt eher aus Unbedachtheit, Gewohnheit und dann ggf. aus momentanen Impulsen. Und natürlich erreicht man da was durch entsprechendes Feedback. Nicht gleich, nicht beim ersten Mal.


    Und ja: Manchmal ist man bei Ansprache auch einfach nur der nervige Besserwisser, der aus einem Maulwurfshügel die Zugspitze macht. Kommt vor. Sehe ich hier im geschilderten Fall zwar nicht, aber man kennt ja nur eine Seite. Natürlich sollte man abwägen, wann man was und wie sagt.


    Was gar nicht helfen kann: Es zu ignorieren und es damit nie dazu kommen lassen, dass sich ein geändertes Werteverständnis bildet.


    Ich hab übrigens auch durchaus schon mit gutem Erfolg Sachen angesprochen. Und wurde erfolgreich angesprochen. Und Heureka: Wir alle reden sogar immer noch freundlich miteinander.

  • Ist es nervig, wenn jemand eine normale Korrektur als tierschutzwidrig betrachtet? Ja, absolut.

    Naja, aber wenn eine "normale" Korrektur so heftig ausfällt, dass man sie als tierschutzwidrig missverstehen könnte, ist es dann wirklich noch eine normale Korrektur?


    Es gibt Gründe warum ich manche Hundeschulen und Hundevereine meide wie die Pest. Ja, es wird zum Glück immer seltener, aber immer noch gibt es sie, die altmodischen SV, wo man den kalten Luftzug schon beim Betreten spürt, man weiß hier herrscht noch richtige Disziplin, hier schaut kein Hund schief oder wagt es falsch zu atmen. Gruselig.


    Da wird an der Leine herumgezerrt und geruckt, weil Hund einen Millimeter falsch liegt.


    Eingreifen würde ich in solchen Momenten nicht, aber meines ist es auch nicht.

  • Wir reden davon zuzuschauen wenn es Opfer durch Gewalt gibt ?

    Also ich rede davon, dass man adäquat handelt und nicht anfängt zu beleidigen.

  • Naja, aber wenn eine "normale" Korrektur so heftig ausfällt, dass man sie als tierschutzwidrig missverstehen könnte, ist es dann wirklich noch eine normale Korrektur?

    Ja, deswegen heißt es ja auch Missverständnis.

    Ich wurde mal von einem Pärchen angemotzt (bedroht wurde auch passen), weil ich meinem Hund so ins Gesicht getreten hätte, dass er umgefallen wäre.

    Was wirklich passiert war war, dass besagter Hund im "hinten" Kommando lief, ich an seiner Reaktion schon gemerkt habe, dass da ein interessanter Geruch von vorne kommt und der das Kommando gleich "vergisst". Also habe ich das Bein zur Seite gehalten (vor seine Nase) um ihn zu erinnern, dass er hinter mir zu bleiben hat. Und zeitgleich ist besagter Hund mir unter dem Bein durch gesprungen und mit dem Kopf in der Quelle des interessanten Geruchs, einem Bau, verschwunden.


    Ich kann durchaus verstehen, dass das so auf Entfernung, durch die Äste und wenn man nicht genau geschaut hat auch anders wirken konnte. Andererseits gibt es mehr als genug Menschen die auch sofort bereit sind nur das Schlechteste von anderen zu glauben, inklusive dass sie lügen, wenn sie sagen, dass man falsch läge.

  • Es ist halt immer eine Frage des wie.

    Besonders dann, wenn das Gegenüber nach dem Gespräch nicht das tut, was man sich erwartet.

    Fang ich dann an zu pöbeln und beschimpfe das Gegenüber, bin ich im Unrecht, egal was der andere vorher getan hat.


    Für mich gilt ganz klar, werde ich nicht um Hilfe gebeten, mische ich mich nicht ein.

    Ich bin nicht die spanische Inquisition, nicht alles was mir persönlich missfällt, ist gleich straf- und tierschutzrechtlich relevant.


    Bei einem Fall von Tierquälerei oder Fremdgefährdung wird die entsprechende Behörde hinzugezogen, denn auch da bringt es nix, mit den Leuten zu diskutieren, das übergebe ich an jemanden mit Amtsgewalt.

  • "Korrektur" ist allzu oft ein Euphemismus für tierschutzwidrigen Umgang mit dem Hund.

    Im Klartext heißt es "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." sowie "darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden". In diesem Kontext stellt die im Eingangspost geschilderte Situation ganz klar einen Verstoß dar, das war sowohl ohne vernünftigen Grund als auch vermeidbare Schmerzen.

    Auch bei Artgenossenunverträglichen Hunden stellt sich mir oft die Frage, ob ein vernünftiger Maulkorb sind sinvoller wäre als ständiges Leinengerucke, mit Maulkorb könnte der Hund an der Leine wüten, ohne daß größere Gefahr von ihm ausgeht, stattdessen habe ich schon öfter nicht mit Maulkorb gesicherte Hunde gesehen, an denen fleißig rumgeruckt wurde. Unveträgliche Hunde nicht mit Maulkorb zu sichern finde ich völlig verantwortungslos, wenn da mal die Leine oder Halsband bzw. Geschirr reißt oder der Karabiner bricht ist Holland in Not.

  • Wir reden davon zuzuschauen wenn es Opfer durch Gewalt gibt ?

    Also ich rede davon, dass man adäquat handelt und nicht anfängt zu beleidigen.

    Adäquat ist nicht handeln einfach auch nicht.


    Natürlich muss man auf Sprache achten ,immer.

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