Wie soll ich das Verhalten einordnen?

  • Hallo zusammen,


    ich hätte gerne mal eine Einschätzung zu dem Verhalten meines Rüden gestern, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob er da gestern toll oder "drüber" reagiert hat.


    Kurzer Hintergrund: Mein Rüde (Flat Coated Retriever) ist fast 4 Jahre alt, intakt, absolut sozial, keiner, der Streit sucht, wenn er mal angegangen wird, wehrt er sich schon, ist aber keiner, der aktiv die Ärmel hoch krempelt. Kann völlig entspannt mit anderen unkastrierten Rüden beim Arbeiten laufen, die ignorieren sich in der Regel komplett, wenn der andere auch entspannt ist.


    Jetzt zur Ausgangslage gestern: Gemeinsamer Waldspaziergang, beteiligt waren Teddy (meiner), die Labrador-Junghündin, 6 Monate alt, meiner Freundin (die beiden kennen sich gut, mögen sich sehr gerne) und eine andere Freundin mit ihrem 3 Jahre alten, kastriertem Goldendoodle. Der Doodle hat so einiges an Baustellen, trägt häufig Maulkorb weil er Unmut gegen Menschen gerne mal mit den Zähnen ausdrückt, das führt aber jetzt hier zu weit. Der Doodle ist generell sehr hyper unterwegs, bellt viel, Frustrationstoleranz gleich null.


    Nun hat er sich bereits beim Ausladen aus dem Auto völlig hochgefahren, gekläfft, ist ständig an Teddy hochgesprungen, der das einfach erstmal stoisch ignoriert hat, hat sich als er dann angeleint war ständig im Kreis gedreht, in die Leine gebissen, also ihr könnt euch das Energielevel vorstellen...


    Wir sind also losgelaufen, die Hunde im Freilauf (auf den Wegen selbstverständlich), Teddy macht sein Ding, markiert, schnüffelt etc. Doodle und Labbi sind sofort beieinander, der Doodle ist völlig drüber, jagt, bedrängt, flitzt wie ein aufgescheuchtes Huhn kopflos hin und her. Die Labbi Hündin findet es zunächst noch ok, ist aber schnell überfordert und sucht Schutz bei uns, den sie auch bekommt.


    Das ganze lief etwa 5 Minuten, Teddy war gar nicht wirklich beteiligt, der hat da ziemlich in Ruhe sein Ding gemacht. Irgendwann rennt der Doodle wie angestochen in seine Richtung und wird als Antwort direkt auf den Rücken gelegt... Es war kurz laut, viel Getöse, nix passiert. Den restlichen Spaziergang hat er sich dann tatsächlich etwas besser im Griff gehabt und es ist alles komplett friedlich abgelaufen, alle konnten entspannt miteinander laufen, nebeneinander schnüffeln etc. Der Doodle war zwar immer noch drüber, aber ein wenig zu viel Energie war weg.


    Ich hätte gerne mal eure Einschätzung dazu. Wollte er die Energie maßregeln? War er einfach "genervt" davon? Der Doodle wäre wahrscheinlich an ihm vorbei gerast, wäre er nicht gestopot worden, der wollte augenscheinlich nicht direkt was von Teddy...


    Danke, dass ihr diesen halben Roman gelesen habt😅

  • Der hat sich wohl gedacht, wenn die Menschen nicht in der Lage sind da einzugreifen, dann muss ich das wohl mal machen. Irgendwann platzt einem da ja mal der Kragen. Ich frage mich ehrlich gesagt auch, warum ihr das so laufen lasst.

  • Ähnliches ging mir auch durch den Kopf.


    Ihr habt das laufen lassen und Teddy hat dem Doodle kurz mal erklärt wie er das so sieht und das hier jetzt Ende Gelände ist.


    Was in meinen Augen völlig normal ist.

  • Naja, Teddy hat reagiert, weil Menschen x Punkte zur Intervention verpasst habt. Entsprechend scheint mir die Reaktion nicht verwunderlich, dafür aber eure umso mehr.


    Warum setzt die Doodle-Halterin ihrem Hund keine Grenzen und packt ihn an die Leine?

    Warum fordert ihr die Halterin nicht dazu auf, wenn die Hündin Schutz sucht und Teddy deutlich Desinteresse demonstriert?


    Was soll der Doodle davon haben, wenn seine Halterin ihm ermöglicht, sein komplettes Nervenkostüm noch weiter über Bord zu werfen?


    Reaktion Teddy war halt deutlich, weil alle Menschen gepennt haben. Hätte nicht sein müssen.

  • Der hat sich wohl gedacht, wenn die Menschen nicht in der Lage sind da einzugreifen, dann muss ich das wohl mal machen. Irgendwann platzt einem da ja mal der Kragen. Ich frage mich ehrlich gesagt auch, warum ihr das so laufen lasst.

    Meine Freundin mit dem Doodle ist da leider sehr beratungsresistent. Ich vermeide diesen Hund so gut es geht. Gestern war eigentlich nur der Spaziergang mit der Labbi-Hündin geplant. Der Doodle kam spontan dazu, weil wir alle am gleichen Ort waren. Eigentlich wollte sie joggen gehen, aber hat sich uns dann (leider) angeschlossen.


    Ich finde es total schwer, einer Freundin zu sagen "ach nee, lass mal, wir laufen jetzt zusammen, du kannst mit deinem Assi-Hund bitte weg bleiben"... Versteht ihr das Dilemma?


    Ich hoffe, dass sie gestern vielleicht gemerkt hat, dass das keine gute Idee ist, ihn so ausrasten zu lassen.


    Das Problem ist hier, sie hat einfach keinen Bock, dem Hund Grenzen zu setzen, weil es anstrengend ist. Der Hund tut mir total leid, an sich könnte man mit dem echt super viel machen. Der ist aber momentan einfach ein Arschloch, hat mir mit 4 Monaten beide Hände blutig gebissen, weil ich ihn daran gehindert habe, weiter zu laufen und er das aber wollte. Sie ist mehrfach gebissen worden, vertraut ihm nicht. Ich hab mir den Mund fusselig geredet, Tips und Trainingsansätze gegeben, wenigstens hat er seit einigen Wochen einen vernünftig passenden Maulkorb (endlich... Gott sei Dank!), den sie ihm aber auch nicht konsequent aufzieht🙄...Es ist einfach schwierig

  • Ich kenne so etwas, kommuniziere dann aber ganz klar, dass meine Hunde in dem Fall im Vordergrund stehen und ich daher nicht mitgehe. Habe ich tatsächlich so schon gemacht. Bin dann in eine andere Richtung spazieren gegangen oder woanders hin gefahren.

  • Da hilft nur Klartext reden. Du kannst ihr ja Trainer empfehlen, etc... ohne Hilfe scheint das nix zu werden.


    Allerdings sollte ihr für eure Hunde, auf den Kontakt mit diesem Hund/Halterin vermeiden und ihr das auch sagen, wenn sie sich euch anschließen will.

  • Ich hoffe, dass sie gestern vielleicht gemerkt hat, dass das keine gute Idee ist, ihn so ausrasten zu lassen.

    Bleibt zu hoffen,

    allerdings zeigt es sich so im Alltag, daß dies ja schon diese "meiner tut nix"-Fraktion ist, die man immer wieder auf die gleiche Art und Weise begegnet und man keine Veränderung, sprich Verbesserung erkennen kann.



    Du kannst froh sein, daß Dein Hund so sauber kommuniziert.

    So etwas hätte auch komplett anders ausgehen können. Besonders dann, wenn ein so hoch im Streßlevel stehender und auch schnell frustrierter Hund diese Grenzen nicht akzeptieren mag.

    Wenn schon ein Hund Maulkorb tragen muß, damit der Halter selbst den Frust vom eigenen Hund nicht abbekommen wird.

  • Toll reagiert, dein Hund. Kurz und knackig, und scheint ja auch was bewirkt zu haben.

    Ich würde dir auch ganz stark dazu raten, diesen Hund noch konsequenter zu meiden oder wirklich Klartext mit dem Frauchen zu sprechen. Das muss und sollte gar nicht böse rüberkommen. Vielleicht kannst du freundlich erklären, dass du nur gemeinsam gehen kannst, wenn der Doodle angeleint ist, weil es deinen Hund sonst zu sehr stresst oder du Angst hast, dass er mal überreagiert und aggressiv wird ihrem gegenüber (muss ja nicht stimmen). Inwieweit das Frauchen Einsehen hat, beleidigt ist, kannst du besser einschätzen ...

    Ich persönlich würde so einen Hund aber weder mir und vor allem nicht meinem Hund antun. Wie gesagt, hat dein Hund toll geregelt, aber ich würde meinen Hund auch nicht öfters in die Situation bringen wollen, so maßregeln zu müssen. Dann bekommt der ja das Gefühl, dass man gar nichts gebacken bekommt und ihn extra in so Situationen reinlaufen lässt. Und vielleicht würde der Doodle sehr gut auf das Maßregeln anspringen und die Sache ist gegessen oder wäre nach wenigen Malen gegessen. Das wäre dann win-win. Oder aber der Doodle reagiert irgendwann nicht mehr so auf das Maßregeln und es eskaliert usw. Würde ich meinen Hund nicht für hergeben für so Experimente, wo die Besitzer doch einfach zu lernresistent/doof/ignorant zum Handeln sind. Lieber froh sein, dass dein Hund so stoisch und friedlich ist und gucken, dass das so bleibt.

  • Da hilft nur Klartext reden. Du kannst ihr ja Trainer empfehlen, etc... ohne Hilfe scheint das nix zu werden.


    Allerdings sollte ihr für eure Hunde, auf den Kontakt mit diesem Hund/Halterin vermeiden und ihr das auch sagen, wenn sie sich euch anschließen will.

    Sie ist ja mittlerweile bei uns im Jagdgebrauchshundeverein im Kurs mit auf dem Platz, wir haben auch "normale" Begleithunde mit dabei bei der Platzarbeit. Sie kommt sporadisch, mittlerweile kommt eher ihr Ex-Partner, der aber mit dem Hund gar nicht zusammen lebt.


    Sie ist genervt von dem Hund, hat schon mehrfach davon gesprochen, ihn abzugeben (wer will sich denn sowas freiwillig ins Haus holen???).


    Ich habe auch von Beginn an angeboten, mit ihr zu trainieren, es ist ihr zu viel Arbeit...was will man da machen...

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