Besuch einer Besserwisserin...

  • Die folgende kleine blumige Geschichte ist die Folge eines Erlebnisses,
    dass ich die Tage im Urlaub erlebt habe. :lachtot:


    Le Jazz fuhr zur Dienststelle und telefonierte mit Staatsanwalt 'Boubou' Duvall.
    Er schilderte was das Verhör Azizzi’s gebracht hatte und erklärte Duvall
    wie er in diesem Fall weiterhin zu verfahren gedachte. Am liebsten wäre
    le Jazz gleich zu Devery gefahren und hätte dort auf den Busch geklopft,
    dass die Blätter wackeln.
    Aber hier ging es um mehr. Er wollte keinen Verfahrensfehler begehen und wollte daher einen geschulten Kollegen von der Kripo beim Verhör als
    Zeugen dabei haben. Am liebsten eine Frau.


    Duvall stimmte zu und versprach ihm Patricia Tardif zu schicken. Jedoch
    erst am Montag, das sie sich noch auf einer Schulung befand.


    Auch recht. Da le Jazz eh keinen Wochenenddienst hatte, kam ihm das ganz gelegen.
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, meldete er sich ab und fuhr nach Hause. Ein ruhiges Wochenende mit Maria und Fidél. Das war genau was er brauchte.


    Am Samstag morgen ging le Jazz nach dem Frühstück ausgiebig mit Fidél am Strand spazieren. Dann setzte er sich auf die kleine Veranda in seinem Garten und betrachtete –natürlich nur zu Studienzwecken- ein Magazin eindeutig unsittlichen Inhaltes, während Maria das Mittagessen zubereitete.
    Ein Hobby, bei dem sie sich nur ungern stören liess.


    Ein schöner Tag. Und diese Ruhe…


    … bis zu dem Moment, als sich das Gartentor quietschend öffnete und Carol sich einen Weg in den Garten bahnte.


    ‚Juuuuuhuuuuu! Jemand zu Hause?!’ gackerte sie und wedelte dabei mit den Armen, was sie einer zerrupften Wildgans nur ähnlicher machte.


    ‚Ja. Hier!’ rief le Jazz gespielt fröhlich und er wünschte er wäre weit, weit weg.


    Carol war die Nichte von Tom, einem guten Bekannten von le Jazz und sie war mit Maria befreundet. Engländerin. Laut. Bunt. Selbstbewusst. Intelligent. Nervend.
    Begleitet wurde sie von Brutus.


    Brutus war ein…öhm… Hund. Ein Yorkie von der Grösse eines aufge-stellten Mäusehaufens. Allerdings genau so laut und nervend wie seine Besitzerin. Kläffend, niesend und hustend fetzte er den Gartenweg entlang.
    Fidél trat sogleich den Rückzug in die Küche zu Maria an.


    ‚Hallööö Gérard! Was liest denn Du da?’


    ‚Nichts was Dir nicht auch gefallen würde, alte Krähe’ dachte le Jazz und legte das Heft auf die Seite.


    ‚Nichts besonderes. Nur ein Fachblatt.’


    ‚Ja-ja. Für Milchwirtschaft, nicht wahr. Wo ist Maria?’


    ‚In der Küche.’


    ‚Ach schön, dann gehe ich mal rein…’


    Carol wollte sich gerade auf den Weg ins Haus machen, als Brutus einen Haufen in den Garten setzte, der gemessen an seiner Körpergrösse durchaus respektabel ausfiel.


    ‚Hach Brutus! Nein! …Gérard gib mir mal ein Werkzeug, damit ich das Missgeschick beerdigen kann!’


    ‚Wie? Den Hund?’


    ‚Neeiiiin, Du Dummbatz. Den Haufen!’


    ‚Ach so. Nöö. Lass doch. Kompostiert doch.’


    Aber Carol bestand drauf Brutus’ Hinterlassenschaft zu verbuddeln. Also ging le Jazz in die Garage und holte einen vier Zentimeter breiten Gipserspachtel aus dem Regal.


    ‚Was ist das? Ich dachte eher an ein Gartenwerkzeug. Spaten? Schaufel? Sowas.’


    ‚Carol. Das ist mein Gartenwerkzeug.’


    Sie sah ihn an, als hätte er gerade um ihre Hand angehalten.


    ‚Das… das… das ist doch nicht Dein Ernst? Gérard!’ stammelte sie.


    ‚Tja. Eher doch.’


    Zum Verständnis muss hier angemerkt werden, dass le Jazz jeglicher Gartenarbeit völlig abhold ist. Zwar hat er einen veritablen Garten, der jedoch weitestgehend im Naturzustand belassen wird.
    Er nennt das ‚Wildkräuter-Park’.
    Ihm dient er als Ort der Erholung und den Katzen als Abenteuerspielplatz.
    Fidél kann dort buddeln, sich wälzen, die abenteuerlichen Katzen scheuchen und sich im hohen Gras schlafen legen.


    In Puncto Gartenpflege hatte er sich gegen Maria durchsetzen können, die eher von gepflegten Rabatten und blühenden Rosensträuchern träumte.
    Aber so blieb es eben bei dem naturbelassenen Fleckchen Erde, wo sich Kaninchen, Igel und Maulwürfe tummelten, Wildbienen summten und Ameisen in grösseren Trupps unterwegs waren.


    Dafür mischte le Jazz sich nicht in Marias Küchenparadies ein. Ganz einfach.


    Just in diesem Augenblick kam Maria auf die Terasse. Sie hatte Stimmen gehört und Brutus’ Gekläffe vernommen.


    ‚Hallo Maria’ …setzte Carol an… ‚stell Dir vor! Gérard nennt dies ein Gartenwerkzeug! Was für ein Banause!’ –sie schnaubte und fuchtelte mit dem Spachtel vor le Jazz herum als führe sie ein Schwert.


    Maria lächelte ein Maria-Lächeln.


    ‚Ja ein Banause. Nicht wahr Gérard, mein Schatz!?`


    ‚Öch… aber nu ein ganz Kleiner…’


    ‚Nein’ Carol stampfte auf. ‚So kann das nicht bleiben! Monsieur le Jazz, sie leben in der schönsten Ecke des kultiviertesten Landes –nach Great Britain selbstverständlich- und plegen eine Gartenkultur wie ein Hottentotte! I am shocked! Los! Wir fahren ins Point Vert und ich werde Dich mal in die Geheimnisse des Gartenbaus einweihen! Andiamo Monsieur!’


    Le Jazz blickte hilfesuchend zu Maria. Aber die grinste nur schelmisch.


    ‚Gérard, das ist eine gute Idee. Geht ihr nur, ihr zwei. Und höre nur auf Carol. Sie hat einen grünen Daumen.’


    So kam es, dass le Jazz mit Carol im örtlichen Gartencenter aufschlug.
    Er sah dabei nicht all zu glücklich aus.


    Carol stürmte geradewegs auf die Gartengeräte zu.
    Sie war entzückt ob der Auswahl und stürzte sich sogleich auf eine Serie hochwertigen und sehr haltbaren Gartengeräts aus Deutschland.
    ‚Das ist Qualität!’ fauchte sie und stach le Jazz beinahe mit einer Hecken-
    schere, mit der sie wieder rumfuchtelte, ins rechte Nasenloch.


    ‚Das ist was Anderes, als dieser französische Rubbish! Hier! Halt mal!’


    Sie drückte le Jazz die Heckenschere in die Hand. Es folgten drei braune Stiele mit einem Schraubverschluss an je einem Ende, passende Aufsätze in Form eines Spatens, einer Hacke, eines Rechens und eines Laubrechens. Ein Setzholz aus Aluminium. Eine Gartenschere. Diverses Kleinwerkzeug und eine Maulwurfsfalle.


    ‚Was soll ich damit…’ ächzte le Jazz.


    ‚Ihr habt Maulwürfe!’


    ‚Ja klar.’


    ‚Nix klar. Die werden ausgerottet.’


    'Warum?'


    ‚Die bauen Maulwurfshügel im Garten!’


    ‚Was sonst? Hühnerställe?
    Zu was soll ich Maulwürfe jagen? Die schmecken bestimmt scheisse. Anständige Portionen gibt das eh keine. Und für einen annehmbaren Pelzmantel braucht man mindestens tausend Stück. So viele hab’ ich nicht.’


    ‚Jetzt diskutiere nicht. Schau. Mit Patronen. Damit kennst Du Dich doch aus. Puff! Und das pelzige Mistvieh ist in den ewigen Jagdgründen. Was
    guckst Du denn so karriert?’


    ‚Ich finde es einfach nicht prickeld einem Blinden zwischen die Augen zu schiessen. Ich glaube ihr Engländer nennt so was ‚unfair’.


    ‚Papperlapapp! Andiamo!’


    Carol zerrte le Jazz zur Kasse. Die Summe, die er für das Deutsche, sehr hochwertige und haltbare Werkzeug zu begleichen hatte trieb ihm die Schweissperlen auf die Stirne. Und wenn er es in Einheiten Ricard um-
    rechnete, die Tränen in die Augen.


    Als sie wieder bei le Jazz zu Hause angekommen waren, instruierte ihn Carol in Sachen fachgerechter Handhabung des deutschen Präzissions-
    Geräts, während Maria feixend am Küchenfenster stand. Ihr armer Gérard
    sah aus wie Charlie Brown nachdem ihm Lucy van Pelt mal wieder den Ball beim Abschlag weggezogen hatte.


    Nach geraumer Zeit, blickte Carol plötzlich auf ihre Armbanduhr, giggelte hysterisch auf, schnappte sich den keifenden Brutus unter den Arm, brüllte
    ‚ciao Bella!’ in Marias Richtung und entschwand genau so schnell und so
    hektisch, wie sie gekommen war.


    Le Jazz ging ins Haus und holte sich eine Flasche J&B und ein Glas.
    Er setzte sich auf einen Gartenstuhl und betrachtet entgeistert sein neues
    Werkzeug.
    Deutsche Qualitätsware. Hochwertig und haltbar.
    Und teuer.


    Bei so Sachen kam der imaginäre Schotte in ihm hoch.
    Beim Gedanken an Schottland, goss er sich einen J&B ein und genehmigte
    seinen Nerven ein wenig von dem goldfarbenen Balsam. Und ein wenig mehr.


    Dann nahm er die Maulwurfsfalle zur Hand und untersuchte das Gerät intensiv.
    Er mochte Maulwürfe. Sie waren lustig und bestanden fast nur aus Vorderpfoten. Außerdem liebte er die Kindersendung mit dem kleinen Maulwurf.
    Le Jazz nahm die Falle. Er ging hinüber zum Haus. Sah sich um um sicher zu gehen, dass Maria ihn nicht beobachtete. Dann versenkte er die Falle in dem Regenfass, das an der Garagenwand stand.


    Darauf genehmigte er sich einen J&B.


    Als Nächstes steckte er den Spaten auf einen der Stiele. Dann ging er zu der Stelle wo Carol meinte es müsse ein Blumenbeet entstehen.
    Er Stach den Spaten tief in den Boden. Dann hob er die Erde an und drehte sie um. Das grüne Gras lag nun unten und die weissen Wurzeln sahen ihn beleidigt an und blinzelten im Sonnenlicht. Ein fetter Regenwurm sah aus der Erde heraus und hatte einen dicken Hals. Er schien zu schimpfen.


    Le Jazz drehte den Erdklumpen wieder um und stopfte ihn wieder in das Loch. Er trat ihn wieder etwas fest. Aber nur so, dass er den Wurm nicht quetschte. Es sah nicht gut aus. Es sah verändert aus. Unnatürlich. Le Jazz
    nahm den Spaten ab und steckte stattdessen den Besen auf den Stiel.


    Dann fegte er so lange an der Stelle rum, bis die Spur seines Spatenstiches so weit als möglich verwischt war.
    Ja. So war’s viel besser.


    Darauf genehmigte er sich noch einen Kleinen.


    ‚Da drüben! Der Löwenzahn…!!’ hatte Carol ihn angemahnt. Der müsse weg! Unbedingt! Und mit der Wurzel! Le Jazz nahm die Hacke und hieb sie
    in die Erde. Uups! Volltreffer! Eine wütende Kohorte Ameisen stürzte sich aus der Erde und erklärte ihm umgehend den Krieg!
    Beeindruckt von der Überzahl des Gegners, liess er sich entwaffnen und überlies die Hacke dem siegreichen Feind.


    Er begoss die Niederlage mit einem kleinen J&B.


    Da fiel ihm die Gartenschere in die Augen. Es gälte die Zweige der Bäume und Büsche zu schneiden hatte Carol gesagt.
    Na denn.


    Le Jazz ging hinüber zu dem alten Apfelbaum, der schon lange keine Früchte mehr trug. Zwischen den Zweigen hatte eine Kreuzspinne ein grosses Netz gespannt. Die Spinne sass in der Mitte des Netzes und beäugte ihn argwöhnisch.
    Le Jazz knipste ein Zweiglein ab.
    Das Netz der Spinne fiel an einer Ecke zusammen und verklebte sich mit anderen Teilen des Netzes.
    Die Spinne war sehr aufgebracht und flüchtete sich zwischen Blätter. Aus dem Zweig troff ein kleiner Tropfen Baumsaft.
    Haben Bäume Nerven? Bluten sie?
    Der Baum hatte lange gebraucht seine etwas seltsame Form auszubilden. Warum sollte er das jetzt ändern?
    Für ihn machte es keinen Sinn. Auch nicht mit deutschem , hochwertigem
    und haltbarem Werkzeug. Er brauchte nur einen Schnitt zu machen. Die Spinne würde die halbe Nacht brauchen um ihr Netzt wieder zu richten.


    Da nahm er lieber noch einen Whisky. ‚Prost Spinne! Sorry!’


    Nein, das Gärtnern war nicht seine Welt.
    Le Jazz nahm das Werkzeug zusammen und stellte es gegen die grosse, alte Tanne. Es machte sich sehr gut dort. Und sah professionell aus.
    Und da es aus Deutschland kam und sowohl hochwertig als auch haltbar war, würde es sich dort sicherlich auch einige Zeit wacker halten.


    Er setzte sich mit seinem Glas auf den Gartenstuhl und betrachtete wohl-wollend sein neues Gartengerät, welches ihm künftig als Stilleben dienen
    sollte.


    Maria kam auf die Veranda.


    ‚Na Gérard, wie weit bist Du mit der Gartenarbeit?’


    ‚Na ja…’


    ‚Hmm. Ich sehe. Hübsch.’


    ‚Nicht wahr.’


    ‚Ja. Aber die Damen auf Deiner Zeitschrift sind auch nicht von schlechten Eltern.’


    ‚Genau. Habe genaue Vergleiche angestellt. Keine ist so hübsch wie Du.’


    ‚Ich weiss Gérard. Und wie ich bemerke, hast Du auch schon einen kleinen Aperitif gehabt. Dann kannst Du ja zum Essen kommen. Nach all den Strapazen.’


    ‚Genau. Das habe ich mir verdient.’


    ‚Genau. Ach… und Gerard…’


    ‚Ja Maria?’


    ‚Sei bitte so gut und hole demnächst die Maulwurfsfalle aus dem Wasserfass. Das tut nicht gut, wenn das Ding da drin anfängt zu rosten.’


    So gingen die Beiden ins Haus. Eine schmunzelnde Maria und ein etwas nachdenklicher und leicht schwankender le Jazz.


    Und es wurde ein schönes, ruhiges Restwochenende.



    Genau so ein schönes Wochenende wünsche ich Euch allen!


    liebe Grüsse ... Patrick :^^:

  • Hallo,
    hier hatte sich doch schonmal jemand die ganze Geschichte von Le Jazz kopiert und ausgedruckt.
    Gibt es die eventuell auch als Doc oder PDF-Datei?
    Ich schaffe es nicht heir alles Online zu lesen und würde mich damit leiber ins Bett verkrümeln.

  • Hallo Pandora,


    willst Du in Urlaub fahren oder brauchst Du einen Kurs in "Wie beherrsche ich mich, auch in extremst provozierendsten Situationen"?


    Ich könnte die Dame schon wegen der Hunde in keinem Fall tolerieren, will heißen, um mich haben. Dazu kommt aber sicherlich noch, dass sie sich auch in anderen persönlichen Bereichen ähnlich benehmen wird.


    Bevor Du Erstickungsanfälle oder Magengeschwüre bekommst:


    Stornier die Frau und mach echten Urlaub.


    LG


    Maria :kopfwand:

  • BlueMoon,
    schau mal auf das Datum des Thread.
    Danach mußt Du aber unbedingt weiterlesen.
    Und zwar alle Seiten.
    Glaub mir, es lohnt sich.
    LG
    Quendolina


    :mod:
    Patrick
    wann hast Du denn mal wieder Zeit für uns?????
    Soll ich Vero so lange in Pflege nehmen???

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