wir lieben uns zu sehr

  • Hallo an Alle,


    Der Text ist lang – bitte habt Geduld und klickt nicht gleich weg.
    Wir haben ein großes Problem und im Augenblick sehe ich trotz der Hitze keine Sonne mehr.


    Wie einige wissen, besitzen wir einen English Springer Spaniel. Er war als Welpe (wie sicher alle Welpen) sehr anhänglich. Ab der 12. Lebenswoche trainierten wir mit ihm lehrbuchmäßig das Alleinbleiben. Minutenweise, erst innerhalb der Wohnung, dann Wäscheholen, Briefkasten, das Übliche. Keine Begrüßung, keine Verabschiedung.


    Da wir berufstätig sind und der Ernstfall sich nicht verhindern ließ, überschnitten wir unser Arbeitszeiten, (ich vormittags und mein Mann ging nachmittags arbeiten). Edvin blieb somit am Anfang täglich 20min allein.
    Viele Wochen lang, dann verlängerten wir auf 40 min, irgendwann haben wir uns zu 1,5h durchgerungen. Fast 4 Monate leben wir schon in dieser Ausnahmesituation. Edvin ist mittlerweile 6 Monate.


    ABER : unser Hund gewöhnt sich einfach NICHT an das Alleinbleiben.


    Seit 2 Wochen haben wir eine Webcam mit Tonaufzeichnung installiert und man erkennt, das er intervallartig „unglücklich“ ist. Mal legt er sich kurz zur Ruhe um im nächsten Augenblick wieder mit Bellen und Jaulen anzufangen.


    Wir haben vor 3 Tagen professionelle Hilfe (Tierverhaltenstherapeutin) gesucht und nach diesem sehr ausführlichen Gespräch bin ich noch fertiger. Letztlich fangen wir nochmal von vorn an (minutenweise ihn in andere Zimmer weisen), Futterball, Privilegien entziehen UND jetzt das Schlimmste: Innerhalb der Wohnung soll er von uns größtenteils ignoriert werden --- weil die Diagnose lautet, : wir lieben uns zu sehr, unsere Bindung ist zu stark!


    Damit ER emotional unabhängiger wird, sollen WIR ihm innerhalb der Wohnung im Prinzip egal werden. Draußen ist nach wir vor Party angesagt, mit aller Aufmerksamkeit und Zuwendung, drinnen ist die Aufmerksamkeit auf ein Minimum zu reduzieren.


    Wir leben in einer Wohnung im Grünen, kein Bauernhof oder Riesengarten.
    D.h. ca. 70% seines Hundetages hält er sich von Mo-Fr zwangsläufig drinnen bzw. auf unserer Terasse auf.


    Zur Information, Edvin ist kein unsicherer Hund, er hat ein tolles Sozialverhalten und keinerlei Dominanzanzeichen.


    Hat jemand vielleicht noch einen anderen praktischen, vielleicht unkonventionellen Rat, ich habe zum Thema Trennungsangst schon das halbe Internet verschlungen.
    Hat jemand Erfahrungen mit BACHBLÜTEN oder ist das Humbug ???


    Viele liebe Grüße
    Petra

  • Zitat

    weil die Diagnose lautet, : wir lieben uns zu sehr, unsere Bindung ist zu stark!


    Also das hört sich schon irgendwie komisch an, wenn ich das mal so sagen darf.
    Wie verhaltet ihr euch denn zu Hause dem Hund gegenüber ?? Habt ihr das reflektiert und kannst du das mal beschreiben ??


    LG
    Melanie

  • Zitat


    Also das hört sich schon irgendwie komisch an, wenn ich das mal so sagen darf.
    Wie verhaltet ihr euch denn zu Hause dem Hund gegenüber ?? Habt ihr das reflektiert und kannst du das mal beschreiben ??


    LG
    Melanie


    Nee, gar nicht komisch. Bei mir war/ist es genauso.



    Liebe Petra,
    ich kann Dir vorerst (!!) nicht sooo viel Mut machen. Mit meiner Mia hatte ich das selbe Problem, wir trainieren seit 2 Jahren und erst jetzt zeigen sich Erfolge. Ziemlich gute sogar. Mir wurde auch gesagt, die Bindung sei viel viel zu eng. Ich musste hart dran arbeiten, die Bindung zu lockern, und dazu immer Trennungsangsttraining.
    Bei uns gabs das selbe: In der Wohnung ignorieren, gestreichelt und gespielt wird wann wir es sagen, nicht ständig Kommandos wie "Leg Dich hin" usw, damit Mia auch mal auf de Idee kam, selbst zu entscheiden was sie tun will. Dann kam es teilweise wirklich dazu, dass sie eine viertel Stunde mitten im Raum stand und sich nicht bewegte, weil sie nicht wusste was sie tun soll. Hat sie jetzt aber gar nicht mehr.
    Keine leichte Zeit, aber ihr schafft das bestimmt! Schau mal hier, in dem Thread geht es um mein Training, vielleicht hilft Dir das etwas: https://www.dogforum.de/ftopic20600.html Und wenn nicht, dann schreib mir ruhig ne Mail oder so, ich helf Dir sehr gern!


    lg
    Dana



    Ach ja: Bachblüten haben uns nichts gebracht. Habe ich extra von einem homöopathischen TA zusammenstellen lassen, aber hat leider nichts genützt.

  • Wir verhalten uns zu Hause nicht anders als "normale" Hundehalter. Edvin bekommt auch nicht ununterbrochen Aufmerksamkeit bzw. wir beschäftigen uns nicht ständig mit ihm. Aber er wird beachtet und nicht wie ein Möbelstück ignoriert - deshalb leben wir mit einem Hund zusammen .... er ist unser zweiter Hund, unsere erste Hündin war auch sehr anhänglich und trotzdem blieb sie allein zu Hause.


    Er sitzt weder mit am Tisch, noch schläft er in unserem Bett, noch wird er ständig abgeknutscht.
    Wo wir uns niederlassen, legt er sich allerdings sofort dazu - aber das machen andere Hunde doch auch. Er ist sehr verschmust und verspielt, aber mit 6 Monaten auch nicht ungewöhnlich.


    "wir lieben uns zu sehr" - damit ist wohl überspitzt die extreme emotionale Bindung des Hundes zu uns gemeint gemeint, WIR lieben ihn natürlich auch sehr, aber es ist keine Affenliebe.


    Wir besuchten die Welpenspielstunde, jetzt die Junghundgruppe, er ist super lernbegierig, ganz eifrig immer bei der Sache und ein sehr charmanter Hund.


    LG

  • Hallo Petra,


    Es kann schon stimmen das der Hund zuviel Aufmerksamkeit bekommt und dadurch deine Probleme kommen. Dann muss der Hund sicherlich in der Wohnung mehr ignoriert werden.
    Aber das heißt in der Regel ja nicht das der Hund immer ingnoriert werden muss.
    Versuch es doch mal mit einer Knuddelzeit und ausserhalb dieser Zeit lässt du dem Hund die Ruhe.
    Ruhe ist im übrigen sehr wichtig für Hunde, Denen macht das nichts aus wenn siee mal 2-3 Stunden nur in der Ecke lümmeln und schlafen ohne Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Ich denke du solltest erst mal versuchen ohne Bachblüten o.ä. das Problem in den Griff zu bekommen.
    Schönen Gruß,
    Frank

  • hallo petra!
    ich habe auch beim lesen deines postings überlegt, ob tyler's und meine bindung evtl. auch zu stark sein könnte.
    eigentlich hatte ich es bisher nie in betracht gezogen, dass eine beziehung zwischen mensch und hund ZU stark sein könnte.
    ich dachte immer, je stärker desto besser.


    verfolgt euer hund euch den STÄNDIG? oder gibt es auch situationen, wo er 'freiwillig' mal in ein anderes zimmer geht z.b. in die küche um da zu schlafen weil's momentan kühler ist?

  • Zitat

    Versuch es doch mal mit einer Knuddelzeit und ausserhalb dieser Zeit lässt du dem Hund die Ruhe.


    So machen wir es auch! Sie hat zwei feste Zeiten zum Spielen und Kuscheln, den Rest der Zeit soll sie schlafen. Klappt jetzt super, und wenn sie mal nicht müde ist, sucht sie sich selbst ein Spelzeug womit sie sich dann beschäftigt.

  • Neben den Tipps würde ich dennoch AUCH die BBs nicht vergessen und evtl. für den Anfang auch einen Pheromon-Stecker in Betracht ziehen, die ihm die Trainingszeit erleichtert.

  • Hallo Petra kann da Frank nur zustimmen.
    Hat denn euer Hund einen Platz wo er hingeschickt werden kann wenn er mal nicht direkt neben euch ist also ein Körbchen oder sowas ?
    Meine Hündin ist auch sehr anhänglich wenn ich zu Arbeit gehe schicke ich sie in "Ihren" Sessel ein kurzes streicheln und ich gehe.
    Wenn euer Hund erst 6 Monate alt ist , ist doch nichts verloren ;)
    Vieleicht reagiert er sehr auf Zuwendung und muss erst lernen das er auch alleine liegen bleibt :???:
    Mehr fällt mir dazu jetzt auch nicht ein.
    LG ronjaxx

  • Dana : Danke! ich lese mir nachher deinen Tread durch - aber Hoffnung machst du mir nicht gerade ... 2 Jahre ! Gehörte dein Hund in die "Problemzielgruppe Trennungsangst" , d.h. zu früh von der Mutter getrennt, Tierheimhund, Besitzerwechsel, Umzug oder so?
    Unser Problem ist u.a. das Edvin da nirgends reinpasst.


    brinisan : Du und Tyler, ich mußte lächeln, als ich gesehen habe, daß Du antwortest ;) - ihr seid möglicherweise auch gefährdet ;) denn du gehörst ja auch zu denen, die sich immer viel (zu viel?) Gedanken um den Hund machen - in der Beziehung bin ich ganz genauso - aber letztlich lebt doch eine funktionierende Mensch - Hund Beziehung von einer engen Bindung. Darauf soll doch jede Erziehung hinauslaufen, das sehe ich auch so, aber wenn die Nebenwirkungen so schwer sind
    ....


    Ich bin schon total durcheinander, gleich fahre ich nach Hause (mein Mann hütet gerade) und werde mich lt. Therapieplan nicht auf/über meinen Hund freuen dürfen. (es jedenfalls nicht zeigen)


    Lg

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