Angst vor draußen u. uns

  • Hallo, habe seit voriger Woche einen Zweithund vom Tierheim.
    Sie heißt Melly u. ist ein Border-Collie Mudi Mischling u. ca. 1 1/2 Jahre wie mir gesagt wurde. Ich hatte Mitleid weil sie total ängstlich ist u. eigentlich gut zu meinem Hund passt. Sie will keine Leine-Halsband u. Geschirr sie beißt alles kaputt. Haben da schon Problem es ihr umzumachen u. dann müssen wir aufpassen das sie es nicht in zwei Teile zerlegt.
    Sie läßt sich von uns nur anlangen wenn sie im Korb liegt.
    Gassi gehen kann ich zur Zeit mit ihr gar nicht weil sie total abdreht wenn wir draußen sind. Im Garten klappt es gut, habe ihn bestückt mit allem möglichen was sie nicht kennt. Von Plasikflaschen,Schirmen,Folien u. Besen usw. Locke sie mit Leckerli od.Spielzeug sie kommt aber von selbst nicht auf uns zu. Sie legt sich zwar unter den Tisch aber sobald wir eine blöde Bewegung machen ist sie fort.
    Meinem Josy folgt sie überall hin wenn er trinkt ist sie auch am Napf. Füttern tue ich sie nur draußen u. aus dem Futterbeutel.
    Hat mir vielleicht noch jemand Tipps
    MFG

  • Zitat

    Ich hatte Mitleid weil sie total ängstlich ist u. eigentlich gut zu meinem Hund passt.


    Hallo Josy,


    ich trete Dir zuerst mal richtig fest auf die Füße: Deine beiden Argumente für den Hund bringen mich so richtig zum Kopfschütteln! Ein ängstlicher Hund braucht alles andere, aber garantiert keine Menschen, die Mitleid mit ihm haben. Du musst ihm ja schließlich Sicherheit vermitteln können und das geht nur schlecht, wenn man Mitleid mit dem Tier hat. Und das zweite Argument finde ich auch total daneben. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Frage bei einem neuen, vierbeinigen Familienmitglied, ob ich ihm gerecht werden kann. Ob wir ihm eine angemessene Haltung bieten können. Ob wir mit den vorhandenen Ängsten und Problemen dieses Tieres umgehen können. Wenn das alles passt und der neue Hund dann auch noch zum vorhandenen Hund "passt", dann spricht nichts dagegen.


    Nun zu den Tipps. Du wirst viel Geduld brauchen, sehr viel Geduld. Aus einem ängstlichen Tier wird nicht binnen kurzer Zeit ein mutiges, unerschrockenes Wesen. Manchmal bleibt es für immer ängstlich.


    Ich finde auch, nach dieser kurzen Zeit, wo Melly bei Euch ist, überforderst Du sie mit all diesen Dingen, mit denen Du in der Kürze der Zeit auf sie einwirkst.


    Warum hat sie Angst vor Leine, Halsband und Geschirr? Kennt sie es nicht oder hat sie damit schlechte Erfahrungen gemacht? Konnte man Dir im Tierheim überhaupt etwas zur Vorgeschichte von Melly sagen?


    Wir haben unserem Hund Halsband und Geschirr (da war er bereits 3 oder 4 Jahre!) ganz ganz langsam mit vielen Würstchen (kleine Stückchen) im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft gemacht. Das hat mehrere Wochen gedauert. Lässt Melly sich das Halsband, das Geschirr und die Leine ohne Probleme ranmachen und versucht danach auch nicht, diese Teile zu zerbeißen, seid Ihr schon ein Stück in Sachen Aufbau von Vertrauen weitergekommen.


    Dann erst würde ich mich an unbekannte Dinge wie Plastikflaschen usw. heranwagen. Eines nach dem anderen. Und erst in ruhigen Gegenden spazieren gehen, nicht gleich mitten in der Stadt, wo es wieder viele neuen Gerüche, Geräusche und noch mehr gibt.


    Schau, sie hat derzeit schon so vieles an Neuem, was sie ja erst einmal richtig kennenlernen muss: Die neuen Menschen, das neue Zuhause ... !


    Es ist doch schön, dass sie sich an Euerem Josy orientiert. Das wird helfen, wenn sie in gewissen Situationen sieht, wie er damit umgeht.


    Ich wünsche Euch viel Erfolg dabei, diesem ängstlichen Wesen die Angst zu nehmen!


    Doris

  • Hallo Josy99,


    kennst du die Vorgeschichte des Hundes? Wäre sehr hilfreich.


    Dann ist es so das der Hund ja erst seit einer Woche bei euch ist, gib ihm Zeit sich einzugewöhnen.
    Der Hund scheint mir sehr unangenehme Erfahrungen mit Menschen gemacht zu haben, ihm das Vertrauen wiederzugeben wird ein längeres Stück Arbeit was du mit viel Geduld und Liebe angehen musst.


    Gib ihr die Möglichkeit auf einem Platz zu liegen wo sie ihre absolute Ruhe hat. Kein Anfassen dort.
    Warte bis der Hund auf dich zukommt.


    Du darst dich aber auch von deinem Mitleid nicht lenken lassen.
    Tätigkeiten die ihr Angst machen darfst du nicht vermeiden und musst sie mit absoluter Selbstverständlichkeit und Ruhe ausführen.
    Kein Trösten dabei, das würde den Hund nur in seiner Meinung bestärken das das was Schlimmes ist.
    Das trifft so auch aufs Rausgehen zu. Versuch ihr das Geschirr mit Leckerchen, oä. Belohnungen, schmackhaft zu machen.


    Du hast schon gute Lösungsansätze aber das geht nicht von heute auf morgen, ich spreche da aus eigener Erfahrung.
    Kopf hoch du packst das schon nur nicht den Mut verlieren und aufgeben.


    Viel Erfolg,
    Frank

  • Da kann man sich Doris nur anschließen.


    Deine Absicht war gut, aber man sollte nie ein Tier aus Mitleid zu sich nehmen.
    Aber wenn du langsam mit der Kleinen übst, ganz, ganz langsam wird sie sich vllt. irgendwann ändern und Vertrauen fassen können.


    Viel Glück.

  • Zitat

    Da kann man sich Doris nur anschließen.


    Deine Absicht war gut, aber man sollte nie ein Tier aus Mitleid zu sich nehmen.
    Aber wenn du langsam mit der Kleinen übst, ganz, ganz langsam wird sie sich vllt. irgendwann ändern und Vertrauen fassen können.


    Viel Glück.


    Hallo,


    ist nicht immer auch Mitleid dabei wenn man seinen Hund aus den Tierschutz holt? Ich denke schon.
    Man darf sich durch sein Mitleid nur nicht verleiten lassen und den Hund verhuddeln, das wäre kontraproduktiv.


    Schönen Gruß,
    Frank

  • Na, das ist mir klar das es nicht von heute auf morgen geht. Habe ja bei meinem Josy auch 2 Jahre gebraucht aber es ist ja nicht jeder Hund gleich. Darum bin ich ja Dankbar vielleicht gibt es ja noch was, was ich nicht in den Jahren gelernt habe. Das wir das Halsband nur mit Wienerle od. sontiges gebe ist klar.
    Die Vorgeschichte kenne ich nicht habe aber eine Tel.Nr. bekommen aber leider noch niemand erreicht.
    Ich überfordere den Hund nicht ihr solltet mal sehen wie sie durch den Garten wetz mit Josy.
    Hättet ihr den Hund nicht genommen? Wer weiß wo er gelandet wäre. Da mein erster Hund voriges Jahr eingeschläfert werden mußte mit 16 Jahren suchte ich wieder einen Zweithund. Ich hatte immer Problemfälle aber noch nie einen der sich die Leine nicht anlegen läßt.
    Gruß

  • Hallo, Josy!
    Wir haben unseren Monty jetzt seit einem 3/4-Jahr und er war am Anfang ähnlich wie Du Melly beschreibst, aber ich schätze NOCH ängstlicher. Er machte sich sofort ein, wenn wir ihn versuchten zu bewegen (z.B. zum Pillern nach draußen zu gehen). Er lag den ganzen Tag nur in seinem Körbchen und hatte Angst. Hat die ersten Tage weder gegessen noch getrunken, mussten ihm Wasser "einflößen". Und nur um Dir Mut zu machen: Es wird BESSER MIT JEDEM TAG!!!!! NUR MUT!


    Lass ihr Zeit, überfordere sie nicht, aber tu alles, was Du später auch tun willst. D.h. Staubsauger an und saugen, saugen, saugen. So viele Gäste wie möglich. Halsband selbstverständlich (!) anlegen und rausgehen. Und so weiter....
    Hört sich zunächst widersprüchlich an, ist es aber nicht.


    Wir haben versucht, die Angst nach Möglichkeit zu ignorieren. Hatten Unterstützung von einem uns bekannten Hundetherapeuten. Der reflektierte unser Verhalten. Z.B. wechselten wir automatisch die Straßenseite, wenn wir Passanten entgegenkommen sahen. Ist aber total falsch! Denn so lernt der Hund nicht, dass seine Angst falsch ist. Du musst ihm Folgendes vorleben: ES GIBT KEINE GEFAHR. Melly wird sich nach einiger Zeit ganz automatisch an Dir orientieren. Und sie muss sehen, dass Du vor all diesen Dingen keine Angst hast. Dann wird sie sie Schritt für Schritt (!) auch verlieren.


    Wie gesagt, wir haben Monty seit einem 3/4-Jahr und sind froh um jeden Schritt, den er bis jetzt getan hat, aber er ist noch lange nicht am Ziel!


    Wichtig ist auch, nur absolut "richtiges" Verhalten zu belohnen. D.h. nicht aus Mitleid den Hund streicheln (beruhigen) oder so. Sondern nur dann loben, wenn er das gewünschte Verhalten zeigt. Manchmal wirst Du ihr zeigen müssen, was Du überhaupt meinst. Monty z.B. hätte sich am Anfang niemals vor uns hingelegt, da hatte er viel zu viel Angst vor. Also haben wir ihn "hingelegt" und dann "Platz" gesagt. Laut Therapeuten ist es so, dass wenn ein Hund sehr ängstlich ist, er immer denkt "Ich bin nichts wert, ich kann das sowieso nicht, ich weiß nicht richtig, was Herrchen will." Man muss ihm zeigen, dass er sehr wohl etwas lernen kann, ihm zu Selbstbewusstsein verhelfen.


    Das ist jetzt alles sehr viel, aber Du wirst sicherlich genauso in die Thematik hineinwachsen wie ich! Wünsche Dir alles, alles Gute! Bleib geduldig und konsequent!


    Kerstin mit Monty :andiearbeit:



    Aber wenn Du schon Erfahrung mit Problemhunden hast (lese ich gerade erst), dann weißt Du das doch sicher schon alles...

  • Ich finde es ja toll, Josy, dass Du einen nicht ganz einfachen Hund aus dem Tierheim geholt hast. Mitleid ist natürlich in diesem Fall fast immer dabei, aber bei mir kam der Satz einfach falsch an.


    Sag mal, wenn Melly so gerne mit Josy durch den Garten flitzt, dann kannst Du doch vielleicht da anknüpfen und bevor beide raus dürfen erst Josy und dann Melly das Halsband und das Geschirr anlegen und dann beide zum Spielen in den Garten lassen. Halsband + Geschirr = Tollen und Fetzen und Spielen + viel Spaß!


    Schade, dass Ihr zur Vorgeschichte nichts wisst. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass ein Vorbesitzer, der dem Hund nicht gerade freundlich gesonnen war, Euch das nicht auf die Nase bindet.


    Dass es bei Melly 2 Jahre dauert, glaube ich dennoch nicht, weil sie ja Josy als Vorbild hat und auch als Unterstützung.


    Deshalb stimme ich Monty zu: Es wird Tag für Tag besser und Dinge, die Euch bei Josy als normal vorkommen, werden wieder zu einem freudigen Erlebnis.


    Das ist es eben auch, warum ich keinen Welpen wollte: Zu sehen, wie einem "verkorksten" Hund das Leben wieder geschenkt wird, ist einfach schöner als alles andere. Der Stolz in den Augen des Hundes, etwas richtig gemacht zu haben. Die Freude, einen Befehl richtig ausgeführt zu haben. Herrchen und Frauchen zu Lobeshymnen zu animieren. Zu merken, wie Mensch und Tier ein Team werden. All das ist einfach wunderbar und aufgrund der Vorgeschichte solcher Tiere aus meiner Sicht einen Tic schöner als bei einem Welpen.


    Doris

  • Danke für die Antworten.
    Wie Kerstin schreibt ,alles tun was ich bis jetzt auch getan habe, das mache ich auch. sie ist beim Staubsaugen, Rasen mähen dabei, selbst wo wir unsere Gartenhütte entrümpelt haben war sie mit dabei. Sie ist sehr neugierig. Aber eben wenn du nur das Halsband od. Leine in die Hand nimmst ist sie weg. Sie ist halt jetzt total auf Josy fixiert. Wenn er gassi geht will sie mit aber das haben wir schon getestet Panik pur also warten wir. Bin ja wirklich froh was sie in den paar Tagen gelernt hat. Es kommt wirklich alle Tage was neues dazu was sie macht. Sie hat sich immer in der Höhle versteckt die noch von meiner Nicki stammte aber da geht sie schon nicht mehr rein.
    Gruß Josy

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