Verzweiflung pur

  • Hallo Emmachen,


    ich verstehen Deine Verzweiflung, wenn mal gar nichts geht - aus Deinem letzten Posting lese ich auf jeden Fall raus, dass Du total verunsichert bist und, sorry, eigentlich den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst. Du weißt auch nicht genau, wie man professionelle Hilfe holen kann, da Du keine Erfahrung hast (woher auch, so geht es vielen Hundebesitzern, die das erste Mal mit ernsthaften Problemen konfroniert sind)


    Erst mal durchatmen, gaaanz ruhig - und versuchen, etwas systematisch vorzugehen:


    1. Du kennst Doch sicherlich andere Leute in Deiner Gegend mit Hunden, Frag mal ob jemand schon Erfahrung mit einem GUTEN Hundetrainer hatte, dem Du den Hund vorführen kannst.
    2. Zusätzlich dazu würde ich zu Deinem Tierarzt gehen - ein guter TA hat in der Regel auch Tipps oder Direktkontakte zu diversen Hundetrainern. Auch er kann Dir sicherlich Empfehlungen geben.
    Bei meinem ist das z.B. so - er legt auch Infomaterial über verschiedene Trainer aus, auch solche, die sich auf bestimmte Problemarten spezialisiert haben


    Kopf hoch -das wird schon, Du solltest jetzt nur schnell mit der professionelle Hilfe anfangen


    lg
    Karin und Spike

    • Neu

    Hi


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    • Hi Emmachen,
      das mit dem Anleinen war zum Üben gedacht. Bzw als Maßnahme, damit sie keinen Erfolg mit der Spinnerei haben KANN. Da du nicht sicher bist, wann sie solche Knaller bringt (und dementsprechend immer nur noch reagierst, was scheinbar auch nicht 100pro klappt/fehlender Grundgehorsam, bzw. auch viel mehr Streß in die Situation bringt), halte ich es für besser, wenn der ganze Streß aus der Situation rausgenommen wird, weil du genau weisst, dass gar nix passieren kann. Du solltest dich nur auf deinen Besuch konzentrieren, und sie muss lernen, dass doch gar nix passiert. Sie interpretiert deine Unsicherheit ("gleich passiert was") als Aufforderung dazu, die Situation zu regeln. Gleichzeitig würde ich am Grundgehorsam arbeiten, damit sie sicher liegenbleibt. Später soll die Leine natürlich schon wieder weg. Aber eben erst, wenn 1. du lockerer bist und 2. dein Hund kapiert hat, dass er sich ruhig zu verhalten hat.


      Wenn du sagst, sie hört sehr gut auf dich, dann meinst du "in normalen Situationen". Gut hören heisst für mich aber in absolut jeder Situation (wir sind auch noch weit davon entfernt). In der Türsituation, oder wenn Besuch da ist zB versucht sie, die Sache für dich zu regeln (wobei man sich da auch streiten kann, ob das eine Chefaufgabe oder eine Aufgabe für Untergebene ist).


      Kinder und Hunde unbeaufsichtigt zusammen lassen, das würde ich nie. Kinder kommen auch auf tolle Ideen, was man am Hund ausprobieren kann.
      Dein Hund muss lernen, sich in Gegenwart anderer Personen zu entspannen. Das kann er aber nicht, wenn du unsicher bist und die Sache letztlich in Streß und Chaos endet. DAS verbindet sie im Moment mit Besuch: "besuch macht stress für frauchen und frauchen wird böse".


      Wenn sie an der Leine fremde Menschen anbellt, würde ich das ignorieren, gerade, wenn kein Muster erkennbar ist.


      Aber ehrlich gesagt denke ich auch, dass fehlende Auslastung mit ein Grund ist. Es geht nicht unbedingt nur um Befehle wie Sitz/Platz/Bleib, auch durch Denkspiele und Tricks kriegst du sie platt und vor allem übst
      DU, mit ihr zu arbeiten.


      viele grüße
      silvia

    • Zitat

      Wenn sie an der Leine fremde Menschen anbellt, würde ich das ignorieren, gerade, wenn kein Muster erkennbar ist.



      Hallo Emmachen,


      Zu Silvias tollem Beitrag möchte ich hier noch was ergänzen.


      Es wäre wichtig, ihre Auslöser zu kennen, sprich rauszufinden, wann sie das unerwünschte Verhalten zeigen wird.
      Und dann würde ich mit Hilfe eines Trainers genau solche Situationen stellen.
      Dabei sind ein paar Dinge zu beachten:
      Der "Auslöser" sollte für Deinen Hund wahrnehmbar sein, aber nicht so "groß" sein, dass sie schon gleich völlig ausrastet. Wenn Ihr z.B herausfindet, dass sie auf große, entgegenkommende Hunde "allergisch" reagiert, müßt Ihr zunächst noch zusätzlich herausfinden, wie nahe diese Hunde herankommen dürfen, bevor Dein Hund nicht mehr ansprechbar ist. Nehmen wir kurz an, dass Entgegenkommende Hunde bei 100 Meter Entferneung wahrgenommen, aber irgnoriert werden. Bei 50 Meter werden sie gelegentlich mal angescannt, bei 20 Meter werden sie fixiert und bei 10 Metern springt Dein Hund in die Leine, bellt und reagiert nicht mehr auf Deine Signale und nimmt kein Leckerchen mehr.
      In diesem Fall würde ich mit Hunde"sichtungen" auf ca 75 Metern anfangen: hier werden sie wahrgenommen, aber noch nicht als bedrohlich eingestuft. Jetzt soll das "noch nicht bedrohlich" in ein "oh, schön, wir treffen einen anderen Hund" umkonditioniert werden.
      Dazu benutzt man das von Herrn Pavlov erforschte Prinzip der Klassischen Konditionierung zur Hilfe. Die Klassische Konditionierung bewirkt, dass irgend ein neutraler Reiz durch Assoziation mit einen positiven primären Bestärker (z.B. dem Leckersten Essen der Welt) in einen sekundären positiven Bestärker verwandelt wird. (Bei Pavlov war z.B. der Ablauf: Glocke läuten, Futtergeben, Hund sabbert und freut sich, weils Essen gibt. Nach einigen Durchgängen war das Ergebnis bekanntermaßen: Glocke läutet, Hund sabbert und freut sich, weil er weiß, dass es jetzt gleich Essen gibt.)
      Im Ablauf mit den Entgegenkommenden Hunden wäre also das Auftauchen des Hundes gleichzusetzen mit dem Glockeläuten. Dann folgt das Futter.
      Wichtig dabei ist, wie oben schon angedeutet, dass Dein Hund noch in einem gesitigen Zustand ist, in dem si ansprechbar uund in der Lage ist, zu fressen - dazu muß der Abstand eben groß genug sein (aber der Reiz läßt sich auch auf andere Art "verkleinern")
      Jetzt wird also erst mal der 75 Meter entfernte Hund mit dem Leckersten Essen der Welt verbunden (wichtig - erst Hund, dann Futter, sonst wird der Hund, nicht zur Ankündigung des Futters!!!) - solange der Hund sichtbar ist, gibts Essen, verschwindet der Hund, wird die Bar geschlossen.
      Das ganze ein paar mal im Wechsel: Hund taucht auf, die Futterbar wird eröffnet, Hund bleibt sichtbar, Dein Hund wird mit leckerne Bröckchen verwöhnt. Hund verschwindet, Deine Futterbar schließt sich.....
      Beim nächsten Mal (anderer Tag) "rückt" Ihr den anderen Hund 5m dichter heran. Der ablauf ist der gleiche wie oben.


      Nach und nach wird so der Abstand immer geringer. Du wirst feststellen, dass Dein Hund so zum "Hundeanzeiger" wird, nach dem Motto, "Ey, Mama, da hinten der Hund, hast Du den gesehen, und WOBITTE ist jetzt mein Essen???" Wenn sie in diesem Zustand ist, kannst Du von der Klassischen Konditionierung in die Operante wechseln, sprich, jetzt kannst Du "im Angesicht" eines anderen Hundes Aufgaben, wie Sitz, Schau oder so was geben (Platz würde ich lassen, weil das einw Unterwürfigkeitsgeste ist, und Hund in dieser Position angreifbar ist - das wissen Hunde und daher machen sie das natürlich nicht gerne - darauf zu bestehen wäre also extrem kontraproduktiv - macht sie es hingegen von alleine - Superbingo!!).

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