Kastration einer Hündin
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Kurz und knapp ...
Wie wirkt sich das Entfernen der Eierstöcke (und der Gebärmutter) auf die Hündin aus?
Befindet sich die kastrierte Hündin nun dauerhaft im Anöstrus oder unterscheidet sich dieser Zustand vielleicht doch in bestimmten Punkten von dem Zustand, in dem sich eine kastrierte Hündin befindet?
P.S.
Was ich in diesem Thema nicht lesen möchte:
"Meine Hündin hat sich nach der Kastration verändert/nicht verändert ..."
"Welche Vor- bzw. Nachteile eine Kastration hat ..."Mir geht es ganz wertfrei, um das, was sich aus medizinischer Sicht im Körper der Hündin verändert.
Hallo
Erst mal zur Frage des Kastrationszeitpunkts: während der Läufigkeit wird nur in akuten Notfällen kastriert, da das Blutungsrisiko dann viel höher ist. Kastration während der Scheinträchtigkeit kann bewirken, dass der Prolaktinspiegel auf dem momentan hohen Niveau "eingefroren" wird und die Hündin danach dauerscheinträchtig wird. Das Prolaktin wird nicht in den Eierstöcken, sondern im Hypophysen-Vorderlappen gebildet; daher fällt die Produktion mit der Kastration nicht automatisch weg.
Zu Staffys Beitrag:
Da wurde die Frage nach dem Anöstrus elegant umschifft durch den Hinweis auf die 4 Zyklusphasen. Nun bestreitet ja keiner, dass die Kastration einen Eingriff in den Hormonhaushalt darstellt - schliesslich will man ja damit den Einfluss der Sexualhormone (gibt ja auch noch andere) ausschalten! Der Beitrag enthält aber auch zwei nicht ganz triviale Irrtümer: 1. im Uterus von Hündinnen werden KEINE Sexualhormone produziert - es spielt also bezüglich Resthormonaktivität keine Rolle, ob er bei der OP vollständig entfernt wird oder nicht. 2. Es stimmt nicht, dass eine totalausgeräumte Hündin nur noch Androgene und keine Östrogene mehr produziert. Beide werden in kleinem Masse in der Nebennierenrinde synthetisiert - über eine vermehrte Testosteronproduktion ist mir nichts bekannt. Östrogene sind weiterhin nachweisbar.Was stimmt ist dass sich das Verhältnis von Testosteron und Östrogen verändert, weil ja die Hormonproduktion in den Eierstöcken wegfällt. Aber diese ist eben nicht konstant hoch, sondern zyklusabhängig. Im Anöstrus ist die Östrogenproduktion sehr stark reduziert.
Zurück zu Sascha:
Eine sehr informative Übersicht über die hormonellen und anderen Vorgänge im Zyklus der Hündin findet man hier: http://www.laboklin.de/de/VetInfo/aktuell/lab_akt_0604.htmIn der Grafik sieht man sehr schön, dass alle relevanten Hormone im Anöstrus auf dem tiefsten Spiegel sind. Allerdings steigt das Östradiol 2-3 Wochen vor dem Pro-Östrus wieder etwas an - in dieser Publikation wird dies als eigene Phase Prä-Proöstrus genannt.
Interessant im Hinblick auf diese Diskussion ist folgende Aussage: "Im Anöstrus ist es so gut wie nicht möglich, durch einfache Laboruntersuchungen nicht kastrierte Hündinnen von kastrierten Tieren zu unterscheiden."
Es gibt aber schon Unterschiede zwischen kastrierter Hündin und einer im Anöstrus. So ist der Östrogenspiegel kastrierter Hündinnen im Durchschnitt tiefer als bei denen im Anöstrus. Allerdings scheinen die Werte recht stark zu streuen und können sich daher überschneiden. Um ein vielfaches erhöht bei der kastrierten Hündin sind die Werte für das Follikelstimulierende Hormon FSH und das Luteinisierende Hormon LH, die beide Eisprung und Gelbkörperbildung anregen.
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Kastration während der Scheinträchtigkeit kann bewirken, dass der Prolaktinspiegel auf dem momentan hohen Niveau "eingefroren" wird und die Hündin danach dauerscheinträchtig wird. Das Prolaktin wird nicht in den Eierstöcken, sondern im Hypophysen-Vorderlappen gebildet; daher fällt die Produktion mit der Kastration nicht automatisch weg.
Das verstehe ich nicht. Das Prolaktin müßte sich doch abbauen, ob kastrierte oder intakte Hündin. Wie erklärst Du das?
Interssiert mich ganz besonders, da am Dienstag die scheinträchtige Hündin meiber Schwester wegen einer Pyo operiert werden soll. -
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1. im Uterus von Hündinnen werden KEINE Sexualhormone produziert - es spielt also bezüglich Resthormonaktivität keine Rolle, ob er bei der OP vollständig entfernt wird oder nicht. 2. Es stimmt nicht, dass eine totalausgeräumte Hündin nur noch Androgene und keine Östrogene mehr produziert. Beide werden in kleinem Masse in der Nebennierenrinde synthetisiert - über eine vermehrte Testosteronproduktion ist mir nichts bekannt. Östrogene sind weiterhin nachweisbar.
Hm, an der UNI Nürnberg wird da aber anderes gelehrt und an die Vorlesung kann ich mich genauestens erinnern ... ist schließlich mein Lieblingsthema !
Ich kann dir auch gerne Professoren + Doktoren nennen, die obiges lehren.
Wo hast du deine Infos her ??Gruß, staffy
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Mmh, ich habe aus "ärztlichem Mund" auch gehört, daß in der Gebärmutter Hormone produziert werden und daß die Resthormonaktivität im Stumpf auch nicht zu vernachlässigen ist. Das Östrogene weiterhin in der Nebennierenrinde "produziert" werden, kenne ich auch.
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Hm, an der UNI Nürnberg wird da aber anderes gelehrt und an die Vorlesung kann ich mich genauestens erinnern ... ist schließlich mein Lieblingsthema !
Ich kann dir auch gerne Professoren + Doktoren nennen, die obiges lehren.
Wo hast du deine Infos her ??Gruß, staffy
Hier - es scheint eine Besonderheit der Carnivoren zu sein: http://members.yline.com/~ursula.hoffmann/diss.pdf
Vielleicht ist die Info ja inzwischen überholt oder gar falsch, hast Du da Quellen? Ich hatte das mit der Resthormonaktivität in der Gebärmutter vorher auch schon mal gelesen....
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Das verstehe ich nicht. Das Prolaktin müßte sich doch abbauen, ob kastrierte oder intakte Hündin. Wie erklärst Du das?
Interssiert mich ganz besonders, da am Dienstag die scheinträchtige Hündin meiber Schwester wegen einer Pyo operiert werden soll.Ich hatte das so verstanden, dass es eben weiter produziert wird. Genauer erklären kann ich das auch nicht, aber es ist eine bekannte Erfahrung, dass es eben passieren kann wenn man dann kastriert.
Bei akuter Pyo muss der TA halt die Risiken abwägen - besteht Lebensgefahr für die Hündin, wird notoperiert und um die Folgen muss man sich später kümmern. Der Hündin ist ja nicht geholfen, wenn sie an der Pyo stirbt....
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Hier - es scheint eine Besonderheit der Carnivoren zu sein: http://members.yline.com/~ursula.hoffmann/diss.pdf
Hm, da steht:ZitatWie bereits bei den Androgenen erwähnt, werden Östrogene aus Androgenen mit Hilfe der Aromatase synthetisiert.
Man findet die Enzyme in den Granulosazellen des Ovar (Eierstockes), in den Leydig'schen Zwischenzellen des Hodens und auch in den Zellen der Plazenta.
Sie kommen auch außerhalb der Geschlechtsorgane vor, und zwar im Gehirn, in der Hypophyse, in der Leber, in den Skelettmuskeln, in den Haarfollikeln und im Fettgewebe. All diese Zellen können, wenn ihnen Androgene zur Verfügung stehen, Östrogene produzieren (LINDZEY u. KORACH 1997)Interessant finde ich aber, dass die von dir eingefügte Studie zum Ergebnis hat, dass sich die im Kot festgestellte Östrogenmenge von kastrierten Hündinnen und Hündinnen im Anöstrus signifikant unterscheidet. Was ja absolut gegen die These spricht, dass eine kastrierte Hündin sich sozusagen im Anöstrus befindet.
Die durchschnittlich festgestellte Östrogenmenge im Kot lag bei Hündinnen im Anöstrus etwa doppelt so hoch wie bei kastrierten Hündinnen.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die in dieser Studie angeführte Studie von Gudermuth 1998, in der festgestellt wurde, dass bei Hündinnen im Anöstrus gegenüber kastrierten Hündinnen etwa die doppelte Konzentration von Östrogen im Urin nachzuweisen war. -
Ja, wie erwartet unterscheiden sich die Östrogenmengen. Aber auch sehr tiefe Östrogenwerte müssen nicht zwingend von einer kastrierten Hündin stammen:
ZitatMit Hilfe der Kotanalyse konnte daher bei Meßwerten 2,5 ng/g Kot mit großer Sicherheit eine Kastration ausgeschlossen werden, bei Werten kleiner gleich 2,5 ng/g Kot eine Kastration aber nicht bestätigt werden.
Leider scheint nicht zwischen Hündinnen unterschieden worden zu sein, bei denen nur Eierstöcke entfernt wurden oder von total ausgeräumten (oder ich habe es noch nicht gefunden). Allerdings wäre da eine Probenzahl von nur 18 Hündinnen auch wenig aussagekräftig....
Zur Frage, ob bei Caniden Östrogen in der Plazenta produziert wird, steht da eben auch:
ZitatCarnivoren produzieren in der Plazenta keine Östrogene. Dies könnte ein natürlicher Adaptationsmechanismus sein, weil Hunde bei Östrogengaben toxische Erscheinungen zeigen können, die bis zum Tod führen. Der niedrige Östrogengehalt im Blut macht eine Unterscheidung, ob eine Hündin nicht kastriert und gerade nicht läufig ist oder aber kastriert ist, äußerst schwierig.
Interessant wäre in dem Zusammenhang, welche Tierarten bei dem von Dir zitierten Literaturverweis konkret untersucht wurden. Bin bei meinen eigenen Recherchen da häufig auf Schafe oder Mäuse gestossen...
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Leider scheint nicht zwischen Hündinnen unterschieden worden zu sein, bei denen nur Eierstöcke entfernt wurden oder von total ausgeräumten (oder ich habe es noch nicht gefunden).
Wobei es da ja keinen Unterschied geben dürfte, wenn keine Östrogene in der Gebärmutter produziert werden ...
Allerdings habe ich gerade den Hinweis gefunden, dass die 18 Hündinnen ovariohyterektomiert waren (Siehe unter 5.3).ZitatJa, wie erwartet unterscheiden sich die Östrogenmengen. Aber auch sehr tiefe Östrogenwerte müssen nicht zwingend von einer kastrierten Hündin stammen
Viel interessanter finde ich aber, dass kastrierte Hündinnen scheinbar in den seltensten Fällen noch über diese 2,5ng/g hinauskommen und damit produzieren sie im Mittel gegenüber unkastrierten Hündinnen (selbst im Anöstrus) weit weniger Östrogen.
Interessant wäre dazu die Frage, ob intakte Hündinnen phasenweise mehr/weniger Östrogen im Anöstrus produzieren oder ob es auch Hündinnen gibt, die grundsätzlich im Anöstrus weniger als diese 2,5ng/g produzieren.
Immerhin würde sich aus diesem Östrogenmangel auch die Inkontinenz vieler kastrierter Hündinnen erklären.
Mich würde in dem Zusammenhang viel mehr interessieren wie sich die Östrogenkonzentration von früh- und spätkastrierten Hündinnen unterscheidet.Nachtrag:
Keine Ahnung, wie ich bei Gudermuth auf Urin komme :? In der Studie wurde jedenfalls ebenfalls Kot untersucht ... -
Tja, jede Studie wirft immer mehr interessante Fragen auf, als sie beantwortet - das hat die Wissenschaft so an sich...
Ich finde doch die extreme Streuung der Messwerte sehr interessant (siehe auch 5.4). Es scheint ja sogar Hündinnen zu geben, die während der Läufigkeit Östrogen nur im Grenzwertbereich von 2-2.5 ng/g produzieren.
Zur Harninkontinenz ist die Ursache auch noch nicht abgeklärt, denn nicht alle Hündinnen sprechen auf Östrogentherapie an, die zudem gravierende Nebenwirkungen hat. Die erhöhte FSH/LH Konzentration scheint da eine Rolle zu spielen, wobei perverserweise gerade Hündinnen mit sehr starker Erhöhung weniger betroffen sind....
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