Sinnvolle Entscheidung oder Egoismus?!

  • Hallo,
    ich brauche mal eure Meinungen...
    Ich stecke gefühlsmäßig grad ziemlich in der Zwickmühle.
    Meine Hündin ist 14 Jahre alt und man hat vor 2 Jahren einen Herzfehler entdeckt. Seit dem bekommt sie Fortekor u. Karsivan Tabletten.
    Seit dem hat sie natürlich stark abgebaut, aber bis vor ein paar Monaten war alles noch soweit ok.
    Mittlerweile bin ich nervlich total am Ende. Meine Hündin ist absolut inkontinent. Sie merkt auch nicht mal mehr, wenn sie durch ihre eigene Pippi läuft. Sie sieht und hört nicht mehr richtig, läuft sogar oft in ihren Wasser- bzw. Futternapf. Wegen dem inkontinent habe ich auch schon öfter bei versch. Tierärzten nachgefragt, es gibt Mittelchen, aber die haben nicht geholfen, bzw. vertragen sich nicht mit ihren Herztabletten. Also hat sie nun in der Wohnung Windeln an. Was ja nicht so schlimm ist, aber ich bin auch ganztags berufstätig und kann nicht ständig hinter ihr her sein. Für mittags habe ich momentan jmd. der mit ihr rausgeht, aber meistens hat sie vorher schon in die Windel und nochmal daneben gemacht und nach dem Mittagsgassigehen auch bis, ich daheim bin. Nachts hab ich auch seit 4 Monaten keine Ruhe mehr.
    Außerdem läuft sie permanent im Kreis, sie läuft u. läuft u. läuft, bis sie ganz schwer zu hächeln anfängt u. findet einfach keine Ruhe. Irgendwie kommt sie mir in dem Moment total geistesabwesend vor.
    Meine Mutter sieht sie nur ganz selten, aber jetzt an Ostern wieder u. ich war das letzte Mal Weihnachten bei ihr u. sie sagte, an Weihnachten hat sie noch gar nicht in die Whg. gemacht. Und da hat sie Recht. Ich merke das ja kaum, weil ich jeden Tag immer mehr mit reinrutsche.
    So lange Rede, kurzer Sinn, ich glaube nicht, dass mein Hund noch große Freude an ihrem Leben hat (sie mag auch nicht mehr gassi gehen, man schleift sie eigentlich nur hinter sich her). Ich habe lang u. breit mit meiner Mutter drüber geredet was das Sinnvollste für das Tier und mich ist. Einschläfern oder noch ewig weiter so machen? Man soll ja die letzte Zeit mit seinem Tier genießen, aber das ist momentan einfach so nicht mehr möglich. Ich bin nervlich echt am Ende. Ich habe durch ihre Nervosität selber eine totale Unruhe u. kann sie leider auch nicht mehr groß beruhigen (Beruhigunsmittelchen helfen auch nicht).
    Ist das sinnvoll den Hund so weiterleben zu lassen oder nicht? Meine Frage an euch. Mir fällt der Gedanke furchtbar schwer, weil der Hund mich meine ganze Kindheit mitbegleitet hat, aber ich kann so nicht mehr weiter... :wuah:

  • Hallo,


    Du hast sicherlich alles genau beschrieben, man merkt wie wichtig Dir dieser Hund ist. Ich hatte auch den Hund meiner Kindheit. Ich hatte keinen Einfluß darauf ob er gehen kann. Hätte ich den Einfluß gehabt, er wäre früher gegangen.


    Klare Aussage von mir.


    Laß sie gehen. Ich persönlich hätte sie schon viel früher gehen lassen. Es ist immer eine schwere Entscheidung.


    Aber für mich ist der größte Beweis der Liebe wenn man selber in die zweite Reihe zurückgeht. Den Weg freimacht. Seinem Hund sagt " geh in Frieden und gehe mit Würde ". Hab einen guten Weg über die Regenbogenbrücke und hab Spaß auf dieser großen bunten Wiese mit all den anderen Hunden. Wenn man seinem Hund sagt " ich hab Dich lieb und ich danke Dir für die wunderbare Zeit ", aber jetzt gehe in Frieden.



    Keine Ahnung ob Dir meine Ansichten helfen. Ich hoffe es. Burgit

  • Hallo!


    Weißt du, ich glaube, dass es an der Zeit ist, den Hund gehen zu lassen, wenn er selbst nicht mehr mag, wenn er selbst keinen Spaß mehr hat, wenn er dem Leben nichts mehr abgewinnen kann.


    Wenn du also diese Entscheidung nicht triffst, weil du dir selbst das Leben erleichtern möchtest (und diesen Eindruck habe ich eigentlich nach deinen Schilderungen nicht), sondern weil du der festen Überzeugung bist, dass dein Hund einfach nicht mehr kann, dann denke ich, ist es richtig. Der Zeitpunkt ist gekommen, wenn du vor dir selbst ehrlich sagen kannst, dass du das dem Hund zuliebe tust, nicht, weil dich die Inkontinenz usw. stört. Und ich denke, dann kann auch keiner von Egoismus sprechen.


    Ich wünsche dir viel Mut und Kraft für diese Entscheidung, egal ob für oder gegen eine "Erlösung".


    Liebe Grüße, Niani

  • Oje, hab das gerade 24 Stunden hinter mir. Habe am Ostersonntag meinen kleinen Mogli zur Regenbogenbrücke gebracht. Es ist einfach ein so verflucht schwerer Gang.


    Deine Frage ist schwer und leicht zu beantworten. Wie gesagt, ich habe Mogli gestern gehen lassen, und auch ich habe 14 Jahre lang gehofft, dass er einfach eines Morgens in seinem Körbchen liegt und eingeschlafen ist. Aber so leicht machen sie es uns leider nur ganz, ganz selten.


    Der richtige Zeitpunkt ist schwer zu bestimmen. Ich denke, ich hätte vielleicht zwölf Stunden früher handeln sollen, aber irgendwie bleibt da immer noch die Hoffnung, dass es doch noch mal gut geht. Es gibt dann aber immer diesen einen, ganz bestimmten Moment, in dem Du ganz plötzlich glasklar weißt, dass es vorbei ist.


    Mogli hatte in der Nacht zum Karfreitag den ersten epileptischen Anfall. Durchwachte Nacht, morgens zur Tierärztin, bedenkliches Gesicht: "Wir können es nochmal mit diesen Tabeletten versuchen, wenn du möchtest." "Ja, ja, ja, natürlich möchte ich, das wird schon wieder, mein Kleiner hat so oft noch rechtzeitig die Kurve gekriegt."


    Also Tabletten, davon MUSS es doch besser werden. Es wurde nicht besser, im Gegenteil. Die Abstände zwischen den Anfällen wurden kürzer, zunächst verzichtete er auf sein geliebtes Fressen, dann auf seine kleinen Rundgänge im Garten, dann auch aufs Trinken und Pipi machen. Das war am Samstag. Soll ich Schluss machen? Ach komm, noch eine Infusion, danach wird es schon gehen mit dem Pipi machen.


    Ein letztes Mal raus in der Nacht auf Sonntag um 4.00 Uhr morgens. Es schneite leicht, als ich den Kleinen in den Vorgarten gesetzt habe. Er hat Schnee, Kälte, Regen, Wind immer gehasst, da war er immer schneller wieder drin als man gucken konnte. Die Kraft hatte er nicht mehr. Er setzte sich, schnupperte fast unmerklich an einer frierenden Narzisse und als ich dachte, jetzt, jetzt wird er es laufen lassen - da hat er sich wie in Zeitlupe hingelegt und der Schnee ist sanft und leise auf ihn gefallen.


    Das war der Moment, in dem mir alles klar wurde. In dem ich das letzte bisschen Hoffnung aufgab, in dem ich ihn losließ.


    Wenn Du die Symptome Deines Mädchens so schilderst, dann kommt mir das leider so sehr bekannt vor. Am 23. April 2007 hatte Mogli seinen ersten Schlaganfall, danach war er wochenlang blind und ist pünktlich abends so zwischen acht und zehn Uhr ruhelos durchs Haus gerannt. Hin und her, immer hin und her. Er konnte dann zwar irgendwann wieder sehen, aber seine permanente Unruhe ist geblieben. Auch das Häufchen und Pipi machen im Haus wurde immer mehr, irgendwie wusste er wohl manchmal gar nicht mehr, wo er war. Allerdings hat er immer mit großer Freude gefressen, sich schneuzend und wedelnd gefreut, wenn jemand kam und gerne und lange seine Erkundungsgänge durch den Garten gemacht.


    Der Zustand, den Du schilderst, klingt nicht gut, aber jemand, der Deinen Hund nicht kennt, kann Dir auch nicht zum Einschläfern raten. Nur der Mensch, der den ganzen Weg mit dem Hund gegangen ist, weiß, wann es Zeit ist.


    Und noch etwas lass Dir gesagt sein: Ich habe immer gedacht, wenn der Mogli mal geht, das stehe ich nicht durch. Doch, man steht es durch, und die Welt steht noch nicht mal für einen kurzen Moment still. Es geht einfach alles weiter.


    Ganz viele liebe Grüße für Dich und Dein Mädchen, ich wünsche euch von ganzem Herzen noch ein bisschen Zeit. Wenn Du möchtest, lass mich doch wissen, wie es mit euch weitergeht.


    Liebe Grüße von Angela

  • Ich kann verstehen, dass Du vor dieser furchtbaren Entscheidung zurückschreckst.


    Und diese Entscheidung kann Dir Niemand abnehmen, aber eigentlich hast Du tief in Dir drin die Entscheidung doch schon getroffen. Und wenn man Deine Beschreibung der Symptome liest, dann hast Du diese Entscheidung sicherlich nicht aus Bequemlichkeit, oder aus Egoismus getroffen.


    Dies ist das Letzte, was Du für Deinen Hund tun kannst, Du kannst ihm Schmerzen ersparen.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für diesen letzten, sicherlich schwersten Weg, den Du mit deinem Hund gehen musst.

  • Hallo alle,


    ich war heute nochmal zusammen mit meiner Mutter beim Tierarzt. Wir haben mal nachgefragt wie das nun ist, wann so ein Hundeleben unter diesen Umständen noch sinnvoll ist und wann nicht.
    Meine Tierärztin kennt meinen Hund schon seit Jahren und hat mich immer super lieb und kompetent betreut. Sie hat auch gleich gesagt, man sieht schon äußerlich, dass sie sich verändert hat und schon allein von der Reaktion her.
    Sie hat mir auch gesagt, dass wenn der Hund nur noch in seiner eigenen Welt lebt, man auch nix mehr ändern kann und es von Zeit zu Zeit auch nimmer besser wird. Jetzt hat sie mir noch mal ein paar Schmerztabletten gegeben, weil sie ja die Hinterbeine so hinter sich herzieht und die Krallen total abgeschliffen sind. Sie meinte, das kann jetzt noch mal ein Weilchen etwas besser gehen, aber auf längerfristig muss ich mich doch leider mit dem Gedanken anfreunden Abschied zu nehmen. :/ (und da kullern wieder Tränchen)
    Ich bin noch nicht so weit. Wisst ihr, das Schlimme ist gar nicht die Tatsache, dass der Hund bald über die RBB gehen muss, sondern die Tatsache, dass mir das noch bevorsteht und ich hab so ne scheiß Angst vor dem Schritt.
    Sie ist doch wie mein Baby...

  • Zitat

    Wisst ihr, das Schlimme ist gar nicht die Tatsache, dass der Hund bald über die RBB gehen muss, sondern die Tatsache, dass mir das noch bevorsteht und ich hab so ne scheiß Angst vor dem Schritt.
    Sie ist doch wie mein Baby...


    Hallo Katleen,


    ...ich kann verstehen, dass diese Entscheidung fürchterlich schwer für
    Dich ist.
    In Deinen Beiträgen spürt man Deine tiefe Liebe und die grosse Sorge um
    Deine Hündin.


    Das grösste Problem dokumentiert sich in dem oben zitierten Satz.


    Doch das darf nicht das beherrschende Thema sein.
    Deine Angst ist begründet.
    Aber darüber darfst Du nicht das Leid der Hündin übersehen, es nicht ver-
    drängen.


    Du liebst sie. Und der grösste Liebsedienst den Du ihr erweisen kannst,
    ist ihr zu helfen solange sie noch ihre Würde besitzt.
    Solange Du noch an sie als Deinen geliebten Hund zurückdenken kannst
    und nicht an ein qualvoll leidendes Wesen denken musst, wenn Du sie
    vor Deinem inneren Auge siehst.


    Achte auf die Signale, verpasse nicht den Zeitpunkt.
    So wie Du ihren Zustand schilderst, ist dieser nicht mehr fern.


    Heute weiss ich... unser geliebter Dino, er würde nicht mehr so lange
    warten müssen wie wir es ihm zugemutet hatten.
    Hatten wir keinen Mut? War es egoistisch?


    Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, es war zu spät.


    Tu dies Deiner Hündin bitte nicht an.


    Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut.


    liebe Grüsse ... Patrick

  • Patrick hat das sehr schön beschrieben. Trotzdem fühl dich mal ganz doll geknuddelt. Wir denken an dich und ich wünsche dir viel Kraft, diesen Schritt zu gehen und ihn psychisch zu bewältigen.


    Ganz liebe Grüße, Henrike

  • Hallo,


    oh je, ich denke, da lese ich die Geschichten von meiner Hündin. Sie wurde mit Herzklappenfehler, vergrößerter Leber und Milz und ziemlich schwach am 20.3. eingeschläfert. Viele Tabletten, auch zur Entwässerung. Also ähnliche Pipi-Aufgaben wie bei Dir, nur ohne Windel, nachts hat sie es gut geschafft.
    Ich wusste nicht, dass ich solche Schmerzen und Trauer empfinden werde. Ich brauche bis heute immer wieder von Anderen die Bestätigung, dass meine Entscheidung richtig war. Und JA, sie war richtig.
    In den nächsten Wochen hätten die Organe versagt, das hätte ihr richtig schlimme Schmerzen bereitet. Sie war medikamentös "austherapiert", wie der Arzt sagte.
    Sie hat den Arzt bei uns in der Wohnung noch freudig begrüßt und ist rumgelaufen wie immer, wenn Besuch kommt. Der Arzt weiß aber, dass Hunde so sind, und hat den Schritt auf alle Fälle befürwortet. Er meinte, man muss doch nicht immer warten, bis der Hund regungslos und abwesend auf seinem Platz liegt und gar nicht mehr kann.
    Bitte, warte nicht zu lange.
    Jeder weitere Tag ist nur scheinbar gut für Dich, nur geht es Dir damit nicht wesentlich besser. Und Deiner Hündin schon gar nicht.
    Wie gut, dass wir bei unseren Tieren auf diese Weise helfend eingreifen können.
    Verabschiede Dich und lass sie gehen.
    Ich konnte meine Sushi nicht mehr leiden sehen und hab sie erlöst.


    Ich drücke Dich und wünsche Dir einen guten Weg!


    cosuma

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