Sicherheit geben,kann man das lernen

  • So ein Problem habe ich mal mit einem älteren Herrn erörtert, der sein Leben lang Hunde hatte und der toll mit Hunden umgehen konnte. Wir haben den Mann früher oft auf unserer Gassi-Rude getroffen und nachdem Fritzchen mal fast von einem Schäferhund totgeschüttelt worden ist, war ich genauso wie du: Unsicher, angespannt, irgendwie "immer auf dem Sprung", ich habe die Umgebung laufend abgescannt und bei jeder Hundebegegnung war ich einfach nur verkrampft. Mein Hund hat das gespürt und sich dementsprechend verhalten, so hatte ich eine ganze Weile einen Angstkläffer an der Leine. *seufz*


    Der Mann gab mir folgenden Rat, und vielleicht hilft es dir ja auch ein wenig, denn im Grunde weißt du ja, was schief läuft und musst nur noch lernen es zu handeln:


    Vor jedem Spaziergang, schon bevor du die Leine holst und den Hund anleinst, einmal tief und ruhig durchatmen. Oder auch zwei, drei, vier Mal! Mach dir den Kopf frei, fahr dich bewusst runter. Dann erst holst du deinen Hund und ihr geht los.
    Entspanne dich draußen in heiklen Situationen ganz bewusst, halt nicht die Luft an (macht man manchmal unbewusst, beobachte es mal!), immer ruhig weiteratmen.
    Richte dich auf beim Gehen, mach die Schultern locker aber geh mit erhobenem Kopf und selbstbewusst. Keine zögerlichen Schritte. Brust raus, Bauch rein sozusagen. ;)
    Und zuletzt: Konzentriere dich nur auf deinen Hund, beobachte und reagiere.


    Ich gehe oft an anderen Hundebesitzern (bei denen ich schon sehe, dass es für Fritzchen mit diesem Hund kritisch wird) vorbei, als wären sie nicht da. Das mag unhöflich sein, aber es hat geholfen.


    Ich dachte anfangs, dass sowas doch Unsinn ist und ich mit Körperhaltung und Atmung nix ausrichten kann. Da es aber auch nicht schaden konnte, habe ich es probiert. - Und es hat funktioniert. Relativ schnell hatte ich keinen Angstkläffer mehr und ich fühlte mich auch selbst viel besser.


    Irgendwie ist es auch ein bisschen Selbstbetrug, dieses bewusst hergeführte Selbstvertrauen. ;) Da gibt es immer auch mal schlechtere und bessere Tage, aber im Großen und Ganzen haben mir genau diese Übungen bisher immer wieder geholfen, meinen Hund und mich auf die richtige Bahn zu lenken, wenn er und ich nach einem Angriff/einer Verletzung durch einen anderen Hund ängstlich waren.

  • Danke, ich seh schon,Ihr habt doch verstanden was ich meine,und einige kennen es und haben es auch überwunden. es ist also tatsächlich so, morgens vor dem Spiegel damit anfangen zusagen,alles easy.


    Ich bin schon mein ganzes Leben so wie ich bin,Nein,falsch,ich war noch schlimmer. Seit 2 jahren arbeite ich an mir und denke,viel gewuppt zu haben. Aber das ist wohl irgendwie auch zu einer Fussfessel geworden.
    Unterm Strich stehe ich nicht morgens auf, freue mich über Sonnenschein und LEBE den Tag einfach. Sondern ich stehe auf und hoffe, das es gut läuft. ich plane meine Handlungen,ich handele nicht. Ich denk und grübel zu viel und verlange das mein Hund mir vertraut. dabei traue ich mir selber nicht.


    Aber das ich über dieses Thema ins Grübeln gekommen bin,war doch richtig.
    Ich habe schon wieder mein Verhalten und meine Hunde analysiert heut morgen. Gut,das war notwendig. Chandro erklimmt so langsam den Thron. Kommt er zu mir,streichel ich ihn ganz unbewusst immer. Es war schon gut das mal zu erkennen. Aber nun werde ich mich bemühen, die Analysen zu lassen und den Tag mit meinen Jungs einfach mal zu leben und zu geniessen.


    Ich weiss,ich werde in jeder Situation schon das Richtige tun,selbst,wenn es falsch ist :roll: Ich dank Euch für Eure Antworten

  • Siehste Silvi, das meine ich,


    ertraue in DICH, und mach Dir nicht den ganzen Tag Sorgen, das macht jeden Menschen unsicher,


    Lieben Gruß Anja

  • Hallo Silvia,


    ich kenne das nur zu gut.
    Über die Jahre habe ich eines gelernt:


    wenn man ein Verhalten partout nicht dulden möchte, dann muss man das auch wirklich ändern wollen!
    Wenn ich nicht möchte, dass mich meine Hunde z.B. durch die Gegend ziehen, dann schaffe ich das auch! Ich muss es nur wollen! Von innen heraus!
    Klingt total komisch, aber irgendwie merken die Hunde ganz schnell, ohoh, das meint sie jetzt wirklich ernst. (geht auch wunderbar nonverbal)


    Wenn ich meinen Hund rufe und davon ausgehe, dass er nicht kommt, dann kommt er in 90% der Fälle auch nicht.
    Wenn ich ihn rufe und darin vertraue, dass er kommt, dann kommt er in 90% der Fälle. (Training vorausgesetzt)


    Ich weiss auch nicht wie ich das erklären soll, aber irgendwie scheinen sie unsere innere Entschlossenheit, oder auch Unentschlossenheit zu spüren.
    Dementsprechend handeln sie dann auch.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Zitat


    Ich weiss auch nicht wie ich das erklären soll, aber irgendwie scheinen sie unsere innere Entschlossenheit, oder auch Unentschlossenheit zu spüren.
    Dementsprechend handeln sie dann auch.



    Gerade vor ein paar Tagen gab es einen Thread zum Thema Hunde und übersinnliche Wahrnehmungen. Ich glaube das gehört alles zusammen, Hunde nehmen eben alle unsere Gefühlsregungen wahr und das viel intensiver als unsere Mitmenschen


    Immerhin tun unsere Hunde eigentlich tagein tagaus nichts anderes, als uns zu beobachten und zu analysieren. Wir trainieren sie sogar darauf, und das schon seit Jahrtausenden. So positiv das immer erscheint ("Mein Hund versteht mich in jeder Situation, er ist immer für mich da!"), kann es eben auch mal ins Gegenteil umschlagen.


    Die Balance zu finden ist wichtig und nicht immer einfach. Ein Hund holt einen eben doch auch immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und macht einem die eigenen Schwächen bewusst. Deshalb kann man an seinem Hund unheimlich wachsen, sowie man anfängt an sich zu arbeiten.


    Ich finde es toll und sage immer, dass meine Eltern mich niemals hätten so gut erziehen können, wie es mein Hund getan hat. :)

  • Hallo Sylvie,


    auch wenn Dir viele schon das Wichtigste geschrieben haben:


    Kennst Du noch den Werbeslogan "Just do it"?


    Normalerweise gehöre ich zu den Menschen, die sich erst gründlichst informieren, alles lesen was zu kriegen ist, sich beraten lassen, ausprobieren und ein Projekt komplett durchplanen.


    Aus irgendeinem Grund hab ich das ausgerechnet bei der Hundeanschaffung nicht so gemacht. Letztlich bin ich sehr froh darüber obwohl ich jedem Anfänger das glatte Gegenteil raten würde. Aber ich hätte sonst nicht diesen Hund geholt, und nicht soviel Gelernt in den letzten zwei Jahren - die entscheidende Weiche wäre anders gestellt worden.
    Naja, als Jacko dann plötzlich da war war unser Informationsbedarf natürlich riesig. Von allen Seiten kamen Tipps, Wissen und Halbweisheiten, Ratschläge und Kritik. Ein Herdenschutzhund, auch noch in einer Etagenwohnung, auch noch ein Rüde - naja, man kann ja kastrieren lassen. Jacko war Anfangs leicht Angstaggressiv, zu wenig sozialisiert - ich könnte Dir mindestens fünf Leute nennen, die mir damals unterschrieben hätten das Jacko früher oder später im TH landet. :gott:


    Du kannst Dir vielleicht vorstellen wie verunsichert ich dann war und immer weiter wurde. Das erste Jahr war eine reine Katastrophe, Jacko wurde immer wilder, zerlegte uns die Bude, mindestens 5 Leinen, ich hatte Schwielen an den Händen vom Leineziehen, der Hund flippte völlig aus sobald er unterwegs oder auch Zuhause irgendjemanden außer uns gesehen hat. Da hätte ich sicher gerne gegen Deinen Chandro getauscht.


    Dann war ich soweit das dringend etwas Entscheidendes passieren musste. Ich hab mich nochmal auf die Suche nach einer gescheiten Hundeschule gemacht - meine ersten Versuche waren ja Fehlschläge gewesen. Dann kamen die ersten minikleinen Erfolge, und damit mein Selbstbewußtsein zurück. Außerdem wusste ich immer mehr, ich hatte in dem Jahr viel gelesen und auch das DF entdeckt.


    Als dann - ebenso ungeplant Larry bei uns einzog, da musste auch die Hausordnung reibungslos klappen. Denn zwei fast gleichalte unkastrierte Rüden, bei relativ unerzogen - da gehörten klare Strukturen und konsequente Führung her. Und komischerweise, mit ein paar klaren Ansagen spurten meine Hundejungs.


    DAS stärkt das Selbstbewußtsein, das gibt Sicherheit.
    Bei alledem hatte ich :gott: keine Zeit zum Grübeln, zum Analysieren und Planen. Es lief nach dem Motto: just do it!


    Erst jetzt plane ich öfters mal, weil wir jetzt an den Feinheiten arbeiten. Hoffentlich geht das jetzt auch gut :lachtot:


    Und sag nie, Du könntest kein Fels in der Brandung sein. Ich bin mir absolut sicher, Du warst es schon sehr oft, für Deine Kinder und auch schon für die Hunde.


    lg
    susa

  • Hallo Silvi,


    wie schon gesagt, Chico war ähnlich wie dein Chandro.


    Unsere Trainerin sagte, er sei solitär, d.h. er liegt viel allein, beobachtet die Umwelt genau und ist tief im Inneren unsicher.


    Er merkt, dass du in vielen Situationen unentschlossen bist, also übernimmt er die Führung. Eigentlich will er das aber gar nicht, sieht aber keinen anderen Ausweg, weil du in seinen Augen nicht in der Lage bist, die Situation, welche auch immer, zu regeln.


    Folglich spielt er eine Rolle, die ihn überfordert. Das wiederum macht ihn aggressiv, um damit seine eigene Unsicherheit zu überspielen.


    Ein Teufelskreis.


    Wenn du z. B. mit ihm rausgehst und du siehst in der Ferne einen anderen Hund auf euch zukommen, dann wirst du unsicher. Du veränderst dich, hälst vielleicht die Leine fester und kürzer, dein Herzschlag wird schneller, du bist nervös. Er spürt das, reagiert mit Aggression, weil er euch durch die Situation bringen will, ohne dass der andere merkt, wieviel Angst Chandro selbst hat.


    Die anderen haben dir schon gute Tipps gegeben, du hast einen tollen Hund, geh hoch erhobenen Hauptes mit ihm los, es wird klappen!

  • Ja, das habt Ihr,mir viele tolle Tipps gegeben und ich danke jedem hier für die aufbauenden Worte.
    Ich habe es heute getan, einfach laufen lassen den tag. Travis,Chandros papa war unterwegs mit zum See . An und für sich habe ich dann sowieso verloren,aber ich habe gedacht, selbst wenn und... Aber die gehorchten,trotz wilder Toberei. Gut, Chandro war 2 mal zu anderen Hunden gejagt,ich habe ihn ja aber auch gelassen. Er wollt nicht gleich zurückkommen das eine mal, sie war blond und hatte lockige Ohren. ich kann ihn ja verstehen. ich bin weggegangen,ausser Sichtweite. Kostet mich Nerven,aber ich habe mich nicht mal umgesehen. ich dachte, der kommt. Und wer kam... Auch alles andere. Hund auf uns zu ohne Leine,unsere waren an der Leine. Chandro knurrt,Travis knurrt. Selbst schuld habe ich gedacht, weil das andere Frauchen gar nicht reagierte und habe meinen Hund losgelassen. Aber es war überhaupt nichts los. Heut abend war ich mit Chandro noch alleine im Wald. Für halbe Stunde haben wir 1,5 Std. gebraucht. Er ist im Punkt strammer Leine sehr stur. Ich war sturer. ich habe die ganzen 1,5 Std. nicht ein Wort mit ihm gesprochen. Nur stehengeblieben,kurz zurück. der war so genervt,das er die letzten Meter 1a gelaufen ist. Als uns ein Fuchs begegnete,da war er ein bischen hippelig,normal. Aber ansonsten habe ich ihn geschafft,nicht er mich. Charly läuft sowieso voll in der Spur. da brauch ich zum Glück nicht mehr viel sagen. Also alles in allem, der Tag war gut. Werde morgen aufstehen,ohne zu planen :D

  • Guten morgen liebe Silvi,


    eigentlich solltest Du jetzt aus dem Bett gefallen sein :D .


    Zitat

    Er ist im Punkt strammer Leine sehr stur. Ich war sturer. ich habe die ganzen 1,5 Std. nicht ein Wort mit ihm gesprochen. Nur stehengeblieben,kurz zurück. der war so genervt,das er die letzten Meter 1a gelaufen ist. Als uns ein Fuchs begegnete,da war er ein bischen hippelig,normal. Aber ansonsten habe ich ihn geschafft,nicht er mich.


    Eben habe ich so laut gelacht d. Du keinen Wecker gebraucht hättest. Endlich hast Du Deinem Rocker mal "gesagt" was Sache ist. Er kann ömmeln, na und ? Solange Du wirklich gegenhälst wird es immer so sein. Er läuft ins Leere und kriegt Frust. Frag gleich mal Deine Tränerregina nach Frustbewältigung beim Hund. Das hat Apollo zu schaffen gemacht. Er Rocker hoch fünf und wir halten gegen. Hund kriegt Frust und frustet vor sich hin :lachtot: . Die lassen sich dann neue Irrsinnigkeiten einfallen, macht aber nix, der erste Schritt stimmt.


    Hab einen wunderbaren Tag :D .


    L.G. Burgit

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