..Ich will keine Besucher --- alle müssen weg!!!!

  • Könnt Ihr mir Tips geben, was ich tun kann, wenn mein Hund alle Besucher, egal ob diese zu Fuß bei uns ans Haus herlaufen oder mit dem Auto kommen ganz böse verbellt. (Nackenhaare stellen, Kampfstellung...)


    Er läßt zwar immer noch einen ca. 2 m großen Abstand zwischen sich und dem "FEIND", aber so langsam wird es echt unangenehm.
    Er hört dann nämlich nicht mehr, läßt sich nicht herrufen und versucht sich zwischen Besucher und mich zu stellen - erst wenn ich an den Besucher rantrete und z.B. mit diesem in den Garten an den Tisch sitze, beruhigt er sich allmählich, aber auch nur, wenn er ignoriert wird. Redet der Fremde auf ihn ein und will ihn beruhigen, wirds nur noch schlimmer.


    Ich habe einfach die Angst, daß es vielleicht nicht mehr beim Verbellen bleibt.


    Zur Geschichte meines Hundes: Bis ich ihn geholt habe, hatte er kein richtiges Zuhause, er war in einem "Zwischenlager" , d.h. Zwinger ohne menschliche Bezugsperson (da war er 7 Monate alt).


    Seine Familie liebt er jetzt sehr, er ist sehr menschenbezogen und möchte immer nur bei seinen Menschen sein.
    Er hat keinerlei Dominanzprobleme und ist absolut aggressionslos.


    Unterwegs weiß er, daß nicht er der Cappo ist und niemanden anzugehen hat. Da ist er sehr friedlich, ob mit oder ohne Leine, läßt sich aber auch auf keinen Körperkontakt mit anderen Personen ein.


    Ich weiß, daß er sein Heim nur beschützen will, aber es muß hier doch eine vernünftige und stressfreie Lösung geben??


    Wer weiß mir Rat???

  • Hallo,


    ich glaube nicht, daß er sein Heim/Rudel beschützen will. Er verbellt aus Unsicherheit, weil er der Situation, wenn Besuch kommt, nicht gewachsen ist. Ich habe hier auch so eine Kandidatin. Und so wie Du es beschreibst, paßt das genau, man braucht nur die Hunde zu tauschen.


    Da er anscheinend nicht sehr auf Menschen geprägt ist, machen ihm Fremde Angst. Du mußt ihm zeigen, daß Menschen nix Böses tun und Du die Situationen im Griff hast. Ganz wichtig dabei ist folgendes (und das ist das schwerste Stück Arbeit): Der Besuch darf den Hund nicht bedrängen...!!! Ganz konsequent. Wenn jemand zu Euch kommt, ist da kein Hund. Er wird nicht angesehen, nicht angesprochen und auch nicht angefaßt. Und das ist wirklich schwer, hab das durch und bin bei manchen unbelehrbaren Leuten immernoch dabei. Kaum hat Ronja aufgehört zu bellen..."Na geht doch, ich tu Dir nix"...vielleicht noch leicht nach vorne gebeugt...dann ist es vorbei...Ronja springt nen Meter rückwärts, Ohren angelegt, Bürste und Bellen.


    Du kannst dem Hund so oft wie möglich Leute "schön füttern". Solange sie noch ruhig ist immer Leckerchen reinkorken. Bellt er...ignorieren...das ist hart und schwer, aber irgendwann wird er es verstehen. Gleichzeitig mußt Du dem Hund Sicherheit vermitteln. Bring ihm z.B. bei auf das Klingelsignal auf seinen Platz zu gehen. Immer schön positiv...laß jemadnen klingeln, in dem Moment wirfst Du Leckerchen auf seinen Platz.


    Mittlerweile lasse ich Ronja erstmal im Schlafzimmer, wenn es klingelt. Ich regele das schon, Ronja braucht sich nicht darum zu kümmern. Ist der "Eindringling" von mir gecheckt und sitzt im Wohnzimmer, darf sie dazu kommen. Erst wenn sie ruhig und neugierig Kontakt aufnimmt, darf der Besuch ihr WORTLOS und OHNE BLICKKONTAKT Leckerchen geben oder zuwerfen.


    Wenn wir im Garten sind, hat sie ihre Box mit draußen, in die sich zurückziehen kann, wenn jemand kommt. Sie kennt das Kommando "Box" und in der Box wird immer gefüttert, wenn jemand kommt. Bald bekommt sie auch ne feste Hundehütte, weil wir im Sommer sehr oft im Garten sind.


    Unterwegs füttern wir auch ständig schön und haben so bereits erreicht, daß sie Fahrräder ignoriert und nicht mehr jeden 2-Beiner verbellt. Ab und zu tut sie es noch, wenn die Leute sie erschrecken (kommen plötzlich um ne Hausecke) oder (ganz schwerer Ausnahmefehler) sie von denen angesprochen wird.


    Ich hoffe, ich habe Dich mit meinem langen Posting hier nicht überrannt, aber Du solltest erkennen, daß Dein Hund einfach unsicher reagiert, wenn für ihn Fremde zu Euch kommen. Das hat nix mit Agression zu tun und auch nix mit Bewachen oder Beschützen. Ich hoffe, ich konnte ansatzweise helfen, da es mir ähnlich ergeht.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Hallo ReyDa,


    in deinem Posting erkenne ich unseren Momo wieder. Auch so ein Hund, der im Welpenalter "versaut" wurde und nun durch monatelange Kleinstarbeit zu einem Hund erzogen wurde, wie man ihn sich eigentlich vorstellt.


    Zunächst mal zu den Besuchern. Du kennst das Problem deines Hundes, er hat Angst vor Menschen. Vereinbare also mit ALLEN Besuchern, dass diese den Hund


    a) ignorieren
    b) NICHT anschauen
    c) NICHT ansprechen
    d) NICHT den Kontakt suchen


    Ängstliche Hunden sollte es immer selbst überlassen bleiben, OB und zu WEM sie Kontakt suchen. In dem Moment wo der Mensch auf den verängstigten Hund zugeht und anspricht (womöglich auch noch mit gaaanz ruhiger und schön tiefer Stimme) geht der Schuß nach hinten los und es kommt genau zu dem dir beschriebenen - die Situation wird nur schlimmer!


    Wir haben es bei uns so gemacht, dass wirklich nur noch ein und die gleiche Person sich um den Hund gekümmert hat. Also Gassirunde, Übungen und Füttern - alles von 1 Person. Das Füttern wurde im übrigen direkt aus der Hand erledigt. Diesen Rat gab uns seinerzeit unsere heutige Trainerin und es hat wirklich geholfen - besonders das Füttern aus der Hand. Egal ob Leckerchen oder Hauptmahlzeit - alles wurde in kleinen Happen dem Hund hingehalten. Hat er es gefressen - wunderbar! Hat er es verweigert, musste er halt bis zur nächsten Fütterung hungrig bleiben.


    Hintergrund dieser "Übung": der Hund hat Angst vor Menschen. Um ihm diese Angst zu nehmen, muss er erst einmal erkennen, dass der Kontakt zu Menschen gar nichts Schlimmes ist. Du beschreibst ja selber, dass er innerhalb der Familie der Allerliebste Hund sei. Ich glaub es Dir sogar, denn unser Momo ist da genauso. Wenn wir unter uns sind, ist er verschmust, krabbelt in einen rein und das Wort "Böse" ist gänzlich aus dem Wortschatz verschwunden.


    Draussen hingegen sieht die Sache schon ein wenig anders aus, obwohl wir da gerade im letzten Jahr deutliche Fortschritte gemacht haben. Aber grundsätzlich passt er draussen viel mehr auf und lässt sich auch viel leichter ablenken.


    Was deine Situation mit Besuch angeht, da würde ich den Hund dahingehend konditionieren, dass er auf einen festen Platz geht. Ich würde dies zunächst mal mit Familienmitgliedern üben, damit es für den Hund stressfreier abläuft. Er muss erst kapieren, was du von ihm möchtest. Hat er erst einmal verstanden, dass er auf seinen Platz zu gehen hat, wenn es an der Türe läutet, kann man die Aufgabe "verschärfen" indem man einen Nachbarn, Freund, Bekannten einsetzt, der hier unterstützt und Besuch immitiert. Wichtig nur - alles was zur Türe hereinspaziert hat den Hund vollkommen zu übersehen! Um den Hund korrigieren zu können, solltest du ihm eine ca. 50 cm lange Leine ans Halsband machen, damit du ihn nicht ständig am Halsband oder Nacken packen musst um ihn auf seinen Platz zurückzubringen. Einfach die Leine greifen und zurück mit ihm auf seinen Platz.


    Das wird ein langes Geduldsspielchen werden aber du musst den längeren Atem haben. Deine Besorgnis, dass aus dem "2-Meter-Abstand-Verbellen" mal mehr werden könnte ist sicherlich nicht übertrieben. Wir haben unseren Hunden ein Abbruchsignal beigebracht, damit wir sie (hoffentlich) gebremst bekommen, wenn es mal zu einer brenzligen Situation kommen sollte. Ich sage da nur "Hund überquert Strasse". Wir haben dieses Signal mit einem Triller einstudiert.


    Egal was unsere Hunde tun - ertönt der Triller haben die Hunde an Ort und Stelle zu verweilen. Uns ist es dabei völlig egal, ob sie stehen, sitzen oder liegen, sie sollen nur aus der Bewegung heraus und stoppen. Dann kommt je nachdem der Abruf oder ich gehe selber hin und hole meine Hunde ab. Vielleicht kannst du auch so ein Abbruchsignal aufbauen, zumal du ja beschrieben hast, dass du deinen Hund einfach nicht mehr aus solchen Situationen herausbekommst.


    Das ist für dich sicherlich schon ärgerlich genug, aber ich stelle mir gerade vor, was der arme Kerl gerade denkt, der VOR dem Hund steht.


    Du wirst sicherlich einige Antworten bekommen und der ein oder andere Verweis wird dir Tipps bringen. Ich finde es jedenfalls gut, dass du die Situation erkennst und etwas dagegen tun willst. Vielen hapert es bereits an dieser Stelle und da frage ich mich dann allen Ernstes - WAS in aller Welt hat diese Menschen dazu bewegt, einen Hund zu bekommen??


    Weiter so - der 1. Schritt ist getan ;-)


    Lg
    Volker

  • Hallo,


    ja, Volker, da haben wir ja quasi zeitgleich genau die gleichen Gedanken gehabt. Bin etwas beruhigt, daß noch jemand die Situation genauso einschätzt wie ich und es sogar noch etwas ausführlicher beschrieben hat.


    Wenn ReyDa jetzt beide Antworten zusammenmixt, kann ja gar nix mehr schiefgehen.


    ReyDa: Wenn Du noch Fragen hast, dann frag bitte.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja


    PS.: Volker: Ich denke nicht, daß es immer daran liegt, daß ein Hund im Welpenalter "versaut" wurde. Das mag in diesem Fall zutreffen, in meinem Fall mit Ronja aber nicht. Sie ist mit 12Wochen zu uns gekommen und hat keine negativen Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sie hatte immer Kontakt zu Menschen. Ihre Angst hat sich sehr früh gezeigt und seitdem arbeiten wir dran. Solche Ängste können auch angeboren sein.

  • Zitat

    Vereinbare also mit ALLEN Besuchern, dass diese den Hund


    a) ignorieren
    b) NICHT anschauen
    c) NICHT ansprechen
    d) NICHT den Kontakt suchen


    Den beiden Posts kann ich mich nur anschließen und denen ist nix mehr hinzuzufügen.


    Ich möchte Dir nur anhand von meiner Hündin ein eindrucksvolles Beispiel geben, was a-d) bewirken kann.


    Meine Hündin ist nicht übermäßig ängstlich, dreht aber total auf, wenn viele Leute um sie rum sind, die auf sie reagieren, und die Situation unbekannt ist, wird also auch schnell unsicher.


    Letzte Woche habe ich sie zu einem beruflichen Meeting mitgenommen und es kam vorab wie es kommen musste, alle redeten auf sie ein, knieten sich hin oder waren eher erschreckt über ihr Temperament usw.


    Und legten mir nahe, sie doch besser in einem anderen Raum zu lassen während der Besprechung. Aber ich wußte, a-d) und meine Hündin meistert das. :D


    Also habe ich meine Kollegen aufgefordert, aufzustehen (falls sie knieten), nur noch mir in die Augen zu schauen und meine Hündin völlig zu ignorieren.


    Sie waren sehr lernwillig und siehe da, das Meeting lief wunderbar und meine Hündin hat 90min ohne einen Mucks völlig entspannt unter dem Tisch gelegen.

  • vielen Dank erst mal für Eure wirklich tollen Threads.
    Bis jetzt habe ich wirklich geglaubt, er will sein Heim beschützen (also Stärke zeigen) und hab es gar nicht so gesehen, daß er seine eigene Unsicherheit (Angst/Schwäche) überspielen will. Weil er sich halt so aufmuckt.
    Ich werde jetzt also so vorgehen:
    Sobald sich also ein Besucher blicken läßt oder es an der Haustüre klingelt, werde ich meinen angeleinten Hund auf seinen Platz schicken. Ich kümmere mich um den Besucher, der meinen Hund absolut zu ignorieren hat.
    Was mache ich aber, wenn er nicht sitzen/liegen bleibt? Auf seinem Platz anbinden? oder ist das zu krass? Oder hole ich ihn mit Hilfe der Leine wieder her und schicke ihn wieder zum Platz? Konsequent und immer wieder und belohne ihn dann mit was Feinem wenn er liegen bleibt?
    Ich glaube es macht auch Sinn, mit ihm dieses Kommando "Platz bleiben" immer wieder zu üben, ohne daß ein Besucher in Sichtweite ist.


    Ich weiß ja, daß ich ihm zeigen muß, daß ich alles unter Kontrolle habe, wenn Fremde kommen, aber ich glaube, das wird echt noch ein ganzes Stück Arbeit.
    .....
    :ua_wave:

  • Ist es richtig, dass Du einen Rottweiler hast? Das sind Hunde, die Fremden gegenüber rassebedingt reserviert sind (sein sollen).


    Dann solltest Du daran arbeiten. Ein Rottweiler verfügt in der Regel über eine ordentliche Portion Instinkt sein Heim zu bewachen. Und das entwickelt sich mit zunehmendem Alter.


    Anfangs ist das noch mit Unsicherheit (Nackenhaare hochstellen etc.) gepaart, aber der Hund merkt irgendwann, dass die Menschen in einer solchen Situation Angst haben, zurückweichen und fühlt sich dann dadurch bestärkt in seinem Tun.


    Üb mit ihm, dass er melden darf und sich dann zurückziehen soll. Das heißt, Du belohnst ihn fürs melden (bellen) und schickst ihn dann auf einen bestimmten Platz (das musst Du vorher schon so gut geübt haben, dass er es perfekt beherrscht ohne Ablenkung). Er darf sich dann auf keinen Fall mehr zwischen Dich und den anderen Stellen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Richtig, mein (9 Monate alter )Rotti mag keine Besucher. Wenn wir aber unterwegs sind, sind ihm die Leute rings um uns herum echt egal, auch Radfahrer, Kinderwagen oder andere Sachen interessieren ihn nicht sonderlich. Aber wie gesagt, er sucht auch keine Nähe zu anderen Menschen.
    Über die Hundeschule machen wir ab und zu Stadttraining mit verschärften Bedingungen, aber das ist Gott sei Dank kein Problem.


    ABer die "ich will hier niemanden haben"-Situation müssen wir echt in den Griff bekommen, zumal in ca. einem halben Jahr der Amtstierarzt zum Wesenstest vorbeischauen möchte.........
    :???:

  • Zitat

    Richtig, mein (9 Monate alter )Rotti mag keine Besucher. Wenn wir aber unterwegs sind, sind ihm die Leute rings um uns herum echt egal


    Das ist ja auch eine andere Situation. Das ist nicht sein (euer) Zuhause :wink:



    Zitat

    ABer die "ich will hier niemanden haben"-Situation müssen wir echt in den Griff bekommen, zumal in ca. einem halben Jahr der Amtstierarzt zum Wesenstest vorbeischauen möchte.........


    Ist mein Vorschlag zur Umgang mit der Situation nicht okay?


    Viele Grüße
    Corinna

  • doch, auf jeden Fall.
    Wir werden jetzt gleich mal eine kleine Übungseinheit einlegen.
    Vielen Dank nochmal, auch für den Link über den Rotti.

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