Bestrahlung Hirntumor Hund

  • Mein Havaneser Rüde Rocky ist 1,5 Jahre alt und wir haben leider die Diagnose erhalten, dass er einen Hirntumor hat. Man kann uns nicht sagen, um welche Art Tumor es sich handelt, auf alle Fälle ist er so gross, dass er operativ nicht entfernt werden kann.


    Sollte es sich um einen nicht so bösartigen Tumor handeln rät man uns zu einer Bestrahlungstherapie. Hierfür müsste der Hund in Narkose mindestens 10 x bestrahlt werden und für die ersten Bestrahlung sogar ggfl. allein in der Klinik bleiben. Heilungschancen liegen bei 10-20 %.


    Unser Rocky war nach den beiden letzten Klinikaufenthalten derart verunsichert und gestresst, dass er jetzt sogar nicht einmal mehr ins
    Auto möchte.


    Wir würden unserem Hund gern unnötige Torturen ersparen und würden uns über ein Feedback von Betroffenen sehr freuen. Insbesondere interessiert uns natürlich zu erfahren, ob jemand eine derartige Therapie mit seinem Hund hinter sich hat und wie das ganze verlaufen ist. Der behandelnde Arzt hat uns zwar versichert, sowohl Cortison als auch Bestrahlung sowie die Aufenthalte in der Klinik würden bei unserem Hund keine Spuren hinterlassen. Wir können uns dies aber nicht wirklich vorstellen.


    Auf alle Fälle wollen wir ihn nicht unnötig leiden lassen und dann lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.


    Wir fühlen uns hilflos und sind unendlich traurig, denn es tut so weh, einen so kleinen süssen und vorher so quicklebendigen Racker nun so hilflos und desorientiert zu sehen.

  • Hallo


    Ich habe keine Erfahrung, würde ich Euch so gerne helfen.


    Ich möcht Euch mein Mitgefühl aussprechen. Es ist furchbar, so hilflos zu sein und fühlt Euch mal ganz doll gedrückt von mir


    Gruss
    Sabine

  • Man was eine schwere Frage.
    In so einer Situation greift man nach jedem Strohhalm und Rocky ist ja auch noch super jung.
    Ich würde alles erdenklich mögliche tun um den Klinikaufenthalt zu vermeiden aber dass Rocky trotzdem die Bestrahlung bekommt.
    Sprich doch mal mit dem behandelnden Arzt - wenn du dir Urlaub nimmst, ggf. ein Hotel in der Nähe der Klinik, so dass der Hund keine lange Autofahrt machen muss, nach der Behandlung bleibst du so lange wie notwendig mit deinem Hund noch in der Klinik usw.
    Vielleicht gibt es da ja doch noch eine Möglichkeit.
    Ihr solltet alle Für und Wider abwägen und genau durchsprechen - ich könnte mir vorstellen, dass sonst immer ein Zweifel bleiben wird, was wäre wenn wir dies oder jenes gemacht hätten.


    Ich wünsche Rocky und euch alles Gute.
    LG
    Ulli

  • Hallo,


    also, wir haben Erfahrung mit Bestrahlungstherapie. Und ich würde es immer wieder tun, sollte es die einzige Möglichkeit sein. Mein Hund hatte einen Tumor in der Maulhöhle, der zuerst entfernt und dann bestrahlt wurde. Dazu mußten wir 4 Wochen lang alle 2 Tage zur Bestrahlung. Für uns gab es die Wahl zwischen Uniklinik Hannover, Zürich oder Hofheim am Taunus. Hofheim hatte nach Zürich die längste Erfahrung mit der Bestrahlung gemacht und es war noch in erreichbarer Entfernung für uns. Zunächst hieß es auch, dass wir den Hund dort lassen sollten, aber das kam für uns nicht in Frage. So bin ich alle zwei Tage mit ihm in die Tierklinik gefahren (200km pro Strecke) und habe ihn wieder mit nach Hause genommen.


    Die Bestrahlung läuft folgendermaßen ab. Der Hund bekommt eine Narkosespritze in die Vene. Es ist immer eine Kurznarkose, Du kannst dabei zusehen, wie er augenblicklich einschläft. Dann wird er in den Bestrahlungsbereich gebracht. Dorthin darfst Du (verständlicherweise, wegen der Strahlenbelastung) nicht mit. Es dauert keine halbe Stunde und Du kannst Deinen Hund in einem Aufwachraum wieder abholen. Meistens ist er noch benommen, aber es geht recht schnell, bis er wieder auf den Beinen steht.


    Ich hatte anfänglich auch meine Zweifel, ob ich das Richtige tue, aber er war durch die Bestrahlung von dem Tumor komplett geheilt. Unser Liebling starb er ein Jahr später an einer anderen Erkrankung, die mit dem Tumor rein gar nichts zu tun hatte. Dank der Bestrahlung haben wir unseren Schatz ein Jahr länger behalten dürfen, denn ohne sie wäre der Tumor rasant schnell wieder gekommen und wir hätten ihn kein ganzes Jahr mehr bei uns gehabt. Natürlich ist es eine stressige Zeit für den Hund, aber ich kann nur von meinem Hund sagen, dass er es gut verkraftet hat.


    Ich denke, die Lösung, den Hund nach der Bestrahlung immer wieder mit nach Hause zu nehmen ist die Beste. So kann er in seinem gewohnten Umfeld bleiben. Vielleicht sprichst Du mal mit den TÄ, ob das auch bei Dir möglich ist.


    Ich wünsche Euch alles Gute und bitte halte uns auf dem Laufenden, wofür Ihr Euch entschieden habt.


    LG
    Christiane

  • Ich möchte mich bei euch bedanken für die guten Wünsche. Es tut gut soviel Mitgefühl zu erleben.


    Bei unserem Rocky ist es leider so, dass der Tumor im Gehirn schon dazu geführt hat, dass er desorientiert ist, auf dem linken Auge nicht mehr sieht und auf der linken Seiten ständig irgendwo reinrennt.


    Auch reagiert er nicht mehr wie gewohnt auf unsere Ansprache. Er kommt zwischendrin und holt sich seine Kuscheleinheiten aber nach kurzer Zeit sucht er das Weite und will einfach nur seine Ruhe.


    Als wir ihn aus der Klinik abgeholt haben, hat er uns angesehen als wollte er sagen, macht das nicht mit mir. Wir kümmern uns zur Zeit besonders liebevoll und intensiv um ihn und er dankt es uns mit seinem Blick.


    Vielleicht würden mich im Nachhinein Zweifel plagen, ob eine Therapie erfolgreich gewesen wäre, aber noch weniger könnte ich den Gedanke ertragen, dass er die letzten Tage seines so jungen Lebens in einer Klinik verbringen musste.


    Es ist halt verdammt schwer, denn niemand weiss vorher, was das richtige ist. Hinterher ist man immer schlauer.


    Lieben Dank und wir freuen uns auf weiteres Feedback
    Eure Heike

  • Hi,


    eine meiner Hündinnen hatte einen Hirntumor.
    An einer Stelle, an der ganz klar war, dass längst nicht alles entfernt werden könnte. Sprich inoperabel.
    Das Thema Bestrahlung wurde auch angesprochen. Aber ehrlich gesagt kam das für uns nicht mehr in Frage. Nicht des Geldes wegen, wir hatten zu dem Zeitpunkt schon locker 3500-4000 DM ausgegeben. Fahrtkosen von mehr als 1000 km nicht mitgerechnet.
    Aber, sie war zu dem Zeitpunkt bereits 13,5 Jahre alt und hatte auch schon massive Ausfallerscheinungen, soll heissen verschiedene Gehirnnerven, die die linke Gesichtshälfte innervierten, waren schon komplett ausgefallen. Das linke Auge aufgrund des Ausfalls der Tränendrüsen und der darauf folgenden trockenen Bindehautentzündung mit Hornhautschädigung bereits blind. Zentralnervöse Störungen wie Kopfschiefhaltung, Manegegang, Koordinationsstörungen usw.


    Kommentar des Neurologen in Bern war, dass für eine Bestrahlung eine Erst-OP hätte gemacht werden müssen, bei der man versucht hätte, so viel wie möglich Tumorgewebe zu entfernen. Überlebenschance maximal 50%, eher deutlich weniger. Dann über mehrere Wochen jeden 3. Tag nach Zürich zum Bestrahlen fahren. Wären für uns 300-400 km ein Weg gewesen. Dann natürlich Narkose.
    Und das Ganze sowieso nur, wenn klar ist, dass der Tumor gutartig ist.


    Nun, wir haben uns dagegen entschieden, da ich das meiner kleinen Maus nicht wirklich antun wollte. So schwer es uns damals auch fiel. Da sie zum Zeitpunkt der Diagnose in einer Phase war, in der sie ihre Ausfallserscheinungen recht gut kompensieren konnte, haben wir sie wieder mit nach Hause genommen und als ihr Zustand 3 Wochen später wieder schlechter wurde, einschläfern lassen.


    Auf Bitten der Berner TÄ hatten wir dann nach dem Einschläfern den Tumor entfernt und zur Untersuchung eingeschickt. Offensichtlich bösartig. Neurofibrosarkom. Das heisst, letztendlich hätte eine Bestrahlung bei ihr auch nichts mehr gebracht.


    Wie ich mich bei einem jungen Hund, der vielleicht noch dazu noch keine derart massiven Ausfallserscheinungen hat, entschieden hätte, weiss ich nicht. Vielleicht hätte ich es auf einen Versuch ankommen lassen. Wohl eher nicht nur vielleicht, sondern wahrscheinlich.



    EDIT

    Zitat

    Vielleicht würden mich im Nachhinein Zweifel plagen, ob eine Therapie erfolgreich gewesen wäre,


    Das war mit ein Grund, warum ich zugestimmt hatte, den Tumor untersuchen zu lassen. Na ja, und weil das vielleicht dazu beitragen könnte, dass irgendwann in Zukunft ein anderer Hund geheilt werden kann.


  • Hallo Yane


    Vielen Dank für dein Feedback. Leider weiss ich nicht genau, was sich hinter dem Begriff Manegegang verbirgt. Bei Rocky sind aber bereits deutliche Einschränkungen vorhanden.


    Er sieht auf dem linken Auge nichts mehr, er reagiert auf der linken Seite überhaupt nicht, beim Laufen hat er einen Drang nach links, wenn er ein Objekt verfolgt z.b. beim Herumtoben, so dreht er sich zunächst mehrfach im Uhrzeigersinn um eine eigene Achse, zudem rutschen ihm immer wieder die Beine weg. Zuweilen findet er sich garnicht mehr zurecht und kann auch nicht mehr orten woher eine Stimme kommt. Ich finde dies sind schon sehr massive Ausfallerscheinungen und es tut verdammt weh, einen Hund der von klein auf eher hyperaktiv war, jetzt einfach nur herumliegen zu sehen und so hilflos.


    Die Heilungschance, welche uns in Aussicht gestellt wurde, beträgt zudem nur 10-20 %. Ich habe einfach Angst, dass all diese Torturen am Ende doch umsonst waren und ihm unwiederbringlich die letzten Tagen "versaut" haben.


    Heul

  • Zitat

    was sich hinter dem Begriff Manegegang verbirgt. Bei Rocky sind aber bereits deutliche Einschränkungen vorhanden.


    Er sieht auf dem linken Auge nichts mehr, er reagiert auf der linken Seite überhaupt nicht, beim Laufen hat er einen Drang nach links, wenn er ein Objekt verfolgt z.b. beim Herumtoben, so dreht er sich zunächst mehrfach im Uhrzeigersinn um eine eigene Achse, zudem rutschen ihm immer wieder die Beine weg. Zuweilen findet er sich garnicht mehr zurecht und kann auch nicht mehr orten woher eine Stimme kommt. Ich finde dies sind schon sehr massive Ausfallerscheinungen und es tut verdammt weh, einen Hund der von klein auf eher hyperaktiv war, jetzt einfach nur herumliegen zu sehen und so hilflos.


    Die Heilungschance, welche uns in Aussicht gestellt wurde, beträgt zudem nur 10-20 %. Ich habe einfach Angst, dass all diese Torturen am Ende doch umsonst waren und ihm unwiederbringlich die letzten Tagen "versaut" haben.


    das ist genau damit gemeint - Manegebewegung -> Hund dreht sich beim Laufen im Kreis, weil Gleichgewichtssinn und Koordination gestört sind.


    Ich sag's mal so. Ein Teil der Ausfallserscheinungen wird auf jeden Fall bleiben. Ggf. kann er bei "erfolgreicher" Behandlung einen Teil der Ausfallserscheinungen kompensieren. Und je nachdem, ob ein Teil der Nervenstränge, die vom Tumor derzeit abgedrückt werden (daher kommen die Ausfallserscheinungen), noch nicht atrophisch und degeneriert ist, kann es auch sein, dass ein Teil der Ausfallserscheinungen wieder fast komplett zurückgeht.


    Allerdings ist letzteres eher unwahrscheinlich. Die knöcherne Gehirnschale verweigert die Ausdehnung von Tumorgewebe "nach draussen". Tumore sind idR raumfordernde Prozesse. Je schneller ein Tumor wächst und je grösser er ist, desto mehr Raum fordert er logischerweise. Und innerhalb der Gehirnschale kann ein Tumor nur auf eine Art Raum fordern - indem er sich ohne Rücksicht auf das gesunde Gewebe ausbreitet und dieses durch den steigenden Druck zerstört.


    Die Frage, die ihr euch stellen solltet, ist, ob eurer Meinung nach der Kleine ein gutes Leben führen könnte, TROTZ der Ausfallserscheinungen, die er jetzt schon hat. Oder ob ihr der Meinung seit, er würde leiden.


    Dass er jetzt leidet ist kein Thema. Allein schon die Kopfschmerzen, die der Kleine durch den stark erhöhten Druck innerhalb der Hirnschale haben dürfte, bewirken, dass er leidet. Von den ganzen Ausfällen mal abgesehen.

  • Hallo,


    ich kann sehr gut verstehen, in welchem Zwiespalt Du Dich befindest, das ist eine fürchterliche Situation. Die Symptomatik bei Rocky ist natürlich nicht zu vergleichen mit der Erkrankung, die mein Hund hatte. Uns wurde für die Bestrahlung auch eine größere Heilungschance in Aussicht gestellt, als es bei Rocky der Fall ist. Es tut mir so unendlich leid für Rocky, ich weiß wirklich nicht, wozu ich Euch raten kann. In welcher Klinik sollte denn die Bestrahlung stattfinden und wie weit ist das von Dir entfernt? Ich denke, Du kannst es davon abhängig machen, ob Du mit Rocky hinfahren und ihn wieder zurück nehmen kannst. Die Therapie an sich ist keine Tortur und auch das Cortison ist bei diesen Erkrankungen eher Hilfe als Schaden. Deine Zweifel sind, ob und inwieweit die Lebensqualität von Rocky verbessert werden kann uind ich kann absolut nachvollziehen, in welch einer schwierigen Situation Du Dich befindest.


    Es ist sehr schwierig, die Situation in einem Forum zu beurteilen und entsprechende Ratschläge zu geben, wenn man es nicht selbst vor Augen hat.


    Ich drücke Euch ganz feste.


    Ganz viele liebe Grüße,
    Christiane

  • Hi Yane


    vielen Dank. Deinen Ausführungen entnehme ich, dass du vom Fach sein musst?


    Was mich am meisten verunsichert hat, waren die Aussagen des behandelnden Arztes, der die Entnahme der Hirnflüssigkeit sowie das CT durchgeführt hat.


    Nach seinen Aussagen hat die Gabe von Cortison ebenso wie die Bestrahlung sowie die Aufenthalte in den Kliniken keinerlei negativen Einfluss auf unseren Hund. Ich kann mir dies beim besten Willen nicht vorstellen, zumal ich gesehen habe, wie verstört unser Rocky jeweils war, als wir ihn abgeholt haben.


    Als er zu den Untersuchungen für 1 Nacht in der Klinik bleiben musste und wir ihn am nächsten Tag abgeholt haben, mussten wir den Hund zunächst allein ins Auto bringen um dann noch mit ihm ein Gespräch zu führen. Vielleicht bin ich im Moment ein wenig überempfindlich, aber er muss sich doch vorstellen können, dass es für den Hund und uns wichtig war, wieder zusammen zu sein?


    Auch ist er mir zu wenig bzw. garnicht auf die negativen Seiten der ganzen Problematik eingegangen. Ich hatte eher das Gefühl er redet alles schön und möchte uns unbedingt zu allen möglichen Dingen überreden.
    Ich hatte auf alle Fälle ein ganz schlechtes Bauchgefühl dabei.


    Klar ist es heutzutage eine Grundsatzfrage. Ist alles was medizinisch machbar ist auch ethisch vertretbar? Ich glaube hierin liegt das grösste Problem, denn man fühlt sich als Nichtfachfreu doch sehr in eine Ecke gedrängt. Vielleicht kannst du dies nachvollziehen?

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