Hundesport: Fanatiker-oder Sportler?

  • Hallo Zusammen,


    Leider war es uns nie Vergönnt mit unsern (leider kranken) Hunden einen "richtigen" Hundesport auszuüben. Bei uns geht es "leider" "nur" in die Richtung Kopfarbeit-was aber auch ein Sport sein kann :D


    Ich finde es toll, das sich viele HH mit ihrem Hund bechäftigen und ein für sich und das Tier passsenden Sport widmen.
    Hier im Forum gibt es einen "Bilder-Thread", wo ich immer wieder gerne reinschaue. Einfach tolle Bilder!!!


    Leider gibt es aber auch im Hundesport (in meinen Augen) schwarze Schafe.
    Ändern kann man es leider nicht, aber aus gegebenem Anlass wollte ich doch mal eure Meinung hören.


    Mein Schwiegervater wird nächste Woche an einer "Fährtenprüfung" teil nehmen.
    Ich hatte schon hier und da mal erwähnt, dass mein Schwiegerv. in einem Ortsansässigen SV Mitglied ist und leider der ein oder ander Vereinskollege/in -naja-ich will es mal so ausdrücken-die Weißheit nicht gerade mit Löffel gefressen hat. Und teils Behauptungen gemacht werden, die unter aller kanone sind. Empfehlungen ausgesprochen werden, die schon fast an Tierquälerrei gernzen, ect.


    Nun ist es so, das meinem Schwiegerv. nahe gelegt wurde-seinen Hund vor der Prüfung 3-4 Tage -nicht zu füttern, damit der "Suchdrang" auch gewährlestet ist.


    3-4 Tage lang einen Hund nicht zu füttern hat in meinen Augen nichts mehr mit Hundesport zu tuen.
    Für mich ist das fanatisch und hat mit "Spass an der Freude" nichts mehr zu tuen. Für mich geht das ausschließlich in ein Richtung, die nur noch was mit der eigenen Befreidigung zu tuen hat- Gewinnen wollen-um jeden Preis.


    Eine der Kolleginen-gibt ihren Hund nun zum Zwangsapport, da die 1 1/2 Jährige Hündin nicht ihren Vorstellungen entspricht.
    Dieser Hund lebt mit einem weitern Schäferhund ausschließlich im Zwinger, die Hunde kommen nur 1 mal die Woche für 1 halbe Std in den Garten und 2 mal die Woche werden sie auf dem Hundeplatz geknechtet.
    Spaziergänge kennen diese Hunde nicht.
    Wo ist da die Liebe zum Tier geblieben?


    Ich kenne so vile Hundesportler, die gemeinsam mit ihrem Tier Spass an der "Arbeit" haben. HH, die den Sport als Ausgleich zum Alltag sehen und jede freie Minunte mit Hund geniessen.


    Wo hört der Sport auf und wo fängt der Fanatismus an????


    LG Nadine

  • Hallo Nadine,


    den Hund mehrere Tage vor einer Fährte hungern zu lassen, ist absoluter Unsinn. Der Hund sollte suchen, weil ihm die Fährtenarbeit Spaß macht und nicht, weil er mordsmäßigen Hunger hat. Ich hätte eher die Befürchtung, dass er dann in der Prüfung schlechter sucht, weil er dann ja gar kein Futter findet.


    Ich war gerade auf einem Seminar bei Armin Hölzle (wer ihn nicht kennt: bekannter Buchautor, 2facher Deutscher Meister FH im VDH und mehrfacher Teilnehmer an der Weltmeisterschaft). Er sagt, dass ein Hund in der Fährte zu unruhig wird, wenn der Hunger zu groß ist. Der Hund soll ruhig suchen, nicht hektisch, weil er Kohldampf schiebt.


    Ich füttere meine Hündin jedenfalls auch noch am Morgen vor der Prüfung. Und sie zeigt eine sehr gute Sucharbeit, einfach, weil sie es gerne macht.


    Und zum Zwangsapport braucht man ja eigentlich nichts mehr zu sagen. Das sind Methoden aus dem vergangenen Jahrhundert, die heute eigentlich keinen Platz mehr haben sollten.
    Man kann das Apportieren sehr gut mit dem Clicker aufbauen oder über den Spielapport. Wenn jemand Zwangsmittel braucht, zeugt das nur von seiner Unfähigkeit.


    Zitat

    Wo hört der Sport auf und wo fängt der Fanatismus an????


    Da, wo es nicht mehr um den Hund geht, und darum ihn geistig auszulasten und rassegemäß zu beschäftigen, sondern nur noch um Pokale.


    Und was Du da sonst noch so schreibst - das bestätigt eigentlich alle Vorurteile, die man gegenüber alten SV-lern so hat. Aber sicher gibt es auch dort andere, die mit der Zeit gehen. Hoffe ich jedenfalls.

  • Huhu,


    nun ja, mir ist gerade nicht ganz klar, was du jetzt hören willst. "Oh wie schrecklich" braucht ja nun niemand zu schreiben... Die von dir genannten Beispiele sollten bei jedem hier Kopfschütteln auslösen. Ich glaube kaum, dass es (hier) jemanden gibt, der hinter solchen Methoden steht, jedenfalls hoffe ich das sehr.


    Zitat


    Wo hört der Sport auf und wo fängt der Fanatismus an????


    Das kann man pauschal wohl kaum beantworten. Ich wurde z.B. schon einige Male böse beschimpft, weil ich mit meinem Hund (Münsterländer-Mix) Rad fahre (eher in Richtung Bikebjöring, da er klar derjenige ist, der zieht bzw. ziehen darf, will und soll). Es kommt immer ein wenig auf den Hund und den Halter selbst an. Selbst wenn der Halter aus etwas egoistischen Motiven handelt, ist es doch ok, solange auch der Hund was davon hat...? Im Vordergrund sollte freilich stehen, dass es dem Hund gut geht und Spaß macht. Das sollte aber auch klar sein.
    Wenn man z.B. meinen Hund kennt, weiß man, welchen Bewegungsdrang er hat und dass er einfach rennen MUSS, weil er sonst total am Rad dreht. Wäre mein Hund entsprechend kleiner oder weniger energiegeladen, wäre die Situation anders. Wir machen Zughundesport, weil wir beide unheimlich viel Spaß dran haben. Mein Hund rastet förmlich aus, wenn wir in den Keller gehen, um das Rad zu holen. Mit meiner Kleinen (Goldie Hündin, jetzt etwas über 1 Jahr alt) hab ich's auch probiert und es ist überhaupt nichts für sie... dann halt nicht. ;)
    Viele übertreiben es und gerade in manchem Verein laufen schon recht dubiose Geschichten, aber recht viel mehr kann ich hierzu auch nicht sagen..

  • Zitat

    Nun ist es so, das meinem Schwiegerv. nahe gelegt wurde-seinen Hund vor der Prüfung 3-4 Tage -nicht zu füttern, damit der "Suchdrang" auch gewährlestet ist.


    Sag deinem Schwiegervater nen schönen Gruß. Wenn der Hund das nötig hat, dann ist in der Ausbildung aber gewaltig was schief gelaufen. Mehr als schiefgelaufen.


    Zitat

    Für mich ist das fanatisch und hat mit "Spass an der Freude" nichts mehr zu tuen. Für mich geht das ausschließlich in ein Richtung, die nur noch was mit der eigenen Befreidigung zu tuen hat- Gewinnen wollen-um jeden Preis.


    Für mich ist das was völlig anderes. Das hat nichts mit Fanatismus zu tun, sondern mit "keine Ahnung von Hundeausbildung". Die leben noch hinterm Mond. Aber ganz gewaltig.



    Zitat

    Eine der Kolleginen-gibt ihren Hund nun zum Zwangsapport, da die 1 1/2 Jährige Hündin nicht ihren Vorstellungen entspricht.


    :zensur:


    zu dämlich ihrem Hund apportieren beizubringen und dann dafür den Hund quälen lassen? Kannst Du O-Ton deinem Schwiegervater so weitergeben.


    Werde mal morgen fragen ob einer Klein Wusch nochmal beim Training filmen kann. Dann kannst Du mal deinem Schwiegervater einen Hund beim Apport vorführen, der rein über positive Bestärkung, rsp. Clickertraining, aufgebaut wurde. Ohne Zwang, ohne Druck, über freies Formen.



    Zitat

    Wo hört der Sport auf und wo fängt der Fanatismus an????


    Nadine, das Problem ist, dass diese Leute nur zu häufig nicht fanatisch sind.
    Sondern, und das finde ich fast noch schlimmer, die wissen es einfach nicht besser. Den Ausbildern wurde vor zig Jahren beigebracht, wie man Hunde ausbildet. Und seitdem haben sie sich nicht mehr weitergebildet, oder wenn, dann nur in Richtung Althergebrachtes. Und das geben sie immer weiter. So dass die "Neulinge" auch nichts anderes lernen.
    Die Ausbilder betrachten das als normal, weil es für ihre Bedürfnisse funktioniert. Und wenn es mal nicht funktioniert, ist der Hund schuld.


    SO haben sie es früher gelernt. Und DAS steckt noch in den Köpfen.


    Wie gesagt, mit Fanatismus hat das mE nicht viel zu tun.


    Früher glaubten die Leute auch, die Erde sei eine Scheibe. Eben weil sie es nicht besser wussten. Inzwischen haben sie aber gelernt, dass die Erde keine Scheibe ist. Selbst die katholische Kirche hat das inzwischen kapiert :D . Problem dabei ist, je festgefahrener die Meinung, desto schwerer das Umlernen.


    Im Prinzip bräuchten diese Leute jemanden, der ihnen einen gut ausgebildeten Hund vorführt, der ohne Druck, Zwang und sonstige "althergebrachte" Methoden ausgebildet wurde.


    Mit Worten zu überzeugen ist schwer bis unmöglich. Um es mit Goethe's Faust zu sagen: "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen".


    Das ist es woran es bei den modernen Ausbildern durch die Bank noch hapert.

  • Hallo zusammen,


    Ich möchte gerne mal was allgemein zum Thema Hund, Hundesport und Ausbildung und allgemein Beschäftigung mit dem Hund loswerden.


    Ich selbst bin seit Jahren Mitglied im SV, Hundeführer im SchH/VPG Bereich und Helfer im Schutzdienst. Meine Vierbeiner sind eine 10jährige DSH- Hündin und eine 9 Monate alter Appenzeller-Sennenhund Rüde.


    Ich finde es sehr positiv, das immer mehr Menschen "Auf den Hund kommen" und ihm eine artgerechte Beschäftigung zugutekommen lassen, was sicher auch die eigene Freizeit positiv bereichert.
    Die Möglichkeiten hierfür sind sehr vielfältig.


    Leider kenne ich als SV Mitglied ebenfalls die schon angesprochen "Tips" wie Hunde vor der Fährte Hungern zu lassen und solchen Unfug. Der Hund würde allenfalls vor lauter Hunger nervös und angespannt, was sicherlich nicht zu einem befriedigenden Prüfungsergebnis führt.


    Auch im Schutzdienst habe ich schon Ratschläge gehört und-in Anfangsjahren- auch Sachen gesehen, die an Tierquälerei mindestens grenzten.
    Für interessierte möchte ich eine Buchempfehlung aussprechen:
    Konrad Most "Die Abrichtung des Hundes", Kynos-Verlag.
    Wer dieses Buch gelesen hat weiß, wie man es nicht machen sollte!! Leider gibt es aber immernoch genügend von der "alten garde", die nach solch Fragwürdigen Methoden Ausbilden, falls man das überhaupt als "Ausbilden" bezeichnen möchte. Ich möchte es nicht.


    Ich bevorzuge es, Hunde gemäß ihres Wesens, ihres individuellen Charakters und der körperlichen Eignung zu beschäftigen und Auszubilden, und das geht auch ohne ständiges Gebrülle oder Körperliche Gewalt. Wer möchte, kann sich ja mal www. RSV-2000.de auf den Bildschirm holen.
    Bei einer Sportart mit einem Tier sollte immer das Tier im Vordergrund stehen, und nicht der falsche Ergeiz seines Halters. Hier sieht man aber auch im Reitsport immer wieder "Schwarze Schafe", die nach guten alten Traditionen Ausbilden (derSpiegel-online), . Ich denke Fanatismus fängt dort an, wo das Tier nicht mehr "Tier" sein darf.
    Tiere tagelang in einen Zwinger oder eine Box zu sperren und sie nur gelegentlich in die buchstäbliche Freiheit zu entlassen, hat nichts mit Tierhaltung zu tun. Denn es heißt ja "Haltung, Pflege", und solche Tiere werden nicht gepflegt, sondern zeigen in aller Regel Verhaltenstörungen.
    Ich verbringe jeden Tag 3-5 Stunden mit meinen Hunden auf Feld, Wald und Flur, bei JEDEM Wetter. Und sie danken es mir! Dessen sollte man sich grundsätzlich bewußt sein, wenn man sich einen Hund anschafft: Man braucht Zeit dafür und sicherlich auch Disziplin. Der Hund will Sonntagmorgen auch raus, egal wie lange die letzte Nacht war.....


    Zum Schluß noch was: Vereine wie der VDH und seine Mitglieder (z.B SV) bieten Lehrgänge und Seminare rund um den Hund an, für Hundehalter, Hundeführer und zukünftige Ausbilder.
    Und dort wird garantiert nicht gelehrt, den Hund vor der Fährte 3 tage Hungern zu lassen.....


    In diesem Sinne

  • Zitat

    Ich bevorzuge es, Hunde gemäß ihres Wesens, ihres individuellen Charakters und der körperlichen Eignung zu beschäftigen und Auszubilden, und das geht auch ohne ständiges Gebrülle oder Körperliche Gewalt. Wer möchte, kann sich ja mal www. RSV-2000.de auf den Bildschirm holen.


    Der RSV2000 hat in seinen Linkempfehlungen einen Shop, der ziemlich dominant diverse Stachelhalsbänder und Stromhalsbänder bietet.

  • Hier findet man auch immer noch Leute von der "alten" Schule, da kennen die Hunde ausser Zwinger und Hundeplatz nix.
    Wenn dann doch mal eine Prüfung auf einem Fremden Platz gelaufen wird muß man drei Wochen vorher zum Üben dort hin fahren damit Hund sich dann auch traut um die Verstecke zu laufen :irre:
    Wenn man das im Agility so machen würde, na Mahlzeit.


    Aber, es kommen immer mehr die auch anders arbeiten wollen und ihre Hunde als ganz normale Familienhunde halten, auch andere Sportarten mit ihnen betreiben, die Hunde beclickern oder was auch immer.


    Je mehr davon sich nicht abschrecken lassen, den "alten" die Stirn bieten, durch ihre Erfolge beweisen das es so viel besser funktioniert weil Hund den Spaß an der arbeit nicht verliert, um so eher werden die "alten" zum Umdenken gebracht.


    LG
    Quendolina

  • helferlein


    deinem Beitrag ist nichts mehr hinzuzufügen. Logischerweise gibt es die sog. HH der alten Garde häufiger im VPG- Bereich, da der Sport auch der älteste ist. Aber schwarze Schafe gibt es überall und die sind in keinem Hundesport zu tollerieren.
    Ich habe einen Verein gefunden der im VPG-Bereich durch positive Verstärkung, Clicker etc. ausbildet und ich denke wir können unsere Familienhunde gut herzeigen. Ich hoffe, dass dieser Thread nicht wieder benutzt wird auf den VPG-Bereich zu "prügeln"


    @BolleBoxer
    *ironieon* toller Beitrag zum Thema *ironieoff*


    Kerstin und Joyjoy

  • Zitat

    helferlein


    @BolleBoxer
    *ironieon* toller Beitrag zum Thema *ironieoff*


    Kerstin und Joyjoy


    Wieso?
    Ich finde den RSV2000 für den Schäferhund eine wichtige Sache, denn sonst bleibt es bald bei DSH, die "interessant" aussehen und sonst nix.
    Aber den RSV mit (stark-)zwangfreier Ausbildung gleichzusetzen, auf die Idee käme ich nun gar nicht. Führende Mitglieder sind nun nicht grade für "wattebäuschchenwerfen" bekannt, wobei sie zweifellos mit viel Erfahrung und auf höchstem Niveau ausbilden.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    @BolleBoxer
    *ironieon* toller Beitrag zum Thema *ironieoff*


    Mehr will ich zum Thema garnicht schreiben, weils ausgelutscht ist.


    Aber wer für einen Verein wirbt, der angeblich "positiven" Sport bietet und der dann solch einen Shop empfiehlt, werde ich ja wohl meinen Senf dazu geben dürfen. Wenns dir nicht passt brauchst den ja nicht zu lesen.

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