Er kriecht in mein Herz hinein...

Heute war ein ganz mulmiger Tag im TH. Als ich kam, sah ich schon, dass Leute mit Spike im Auslauf waren. Interessenten = Herzrasen.

Mir fiel aus der Ferne auf, daß Spike auf Abstand zu den Leuten war und den Schwanz zwischen den Beinen hatte. Das kenne ich sonst nicht von ihm. Als ich dann näher kam, holte ein Mitarbeiter Spike gerade aus dem Auslauf, damit seine Interessenten mit ihm spazieren gehen (Toll, unbekannte Interessen dürfen, aber ich nicht...).

Allein: Spike wollte nicht. Er hatte offensichtlich Angst. Vor allem vor dem Mann (Es war ein Ehepaar). Als dieser dann die Leine übernehmen wollte, und Spike nicht mehr weg konnte, hat er kurz geschnappt. Es war eher ein Abwehrschnappen und er hat dem Mann nur einen Kratzer an der Hand verpasst. Aber der Mann brüllte Spike an. "Auuuusss!", "Was soll der Scheiss!?!", "Aus jetzt!".

Mir blutete das Herz. Spike war völlig duch den Wind. An Spazieren war nicht zu denken. Dann rief man mich dazu und bat mich, zusammen mit Spike und dem Paar nochmal in den Auslauf zu gehen. Die Frau war sichtlich interessiert, Spike klar zu machen, dass er nichts zu befürchten hat. Sie hat es mit Ruhe und Anprache nach einiger Zeit geschafft, dass Spike ihr in geduckter und ängstlicher Haltung Leckerlis aus der Hand nahm.
Der Mann aber stand nur da und prahlte mit seiner 20jährigen Zuchterfahrung und mit seiner ADRK-Mütze. Als ich sagte, dass dies Spike aber nicht zu beeidrucken scheint, sagte er "Ooooch, wenn ich mit dem 'n paar mal Unterordnung gemacht hab', dann kuscht der bei mir auch. Am Anfang haben die eh alle Angst."

Ich hab mich richtig scheiße gefühlt. Spike kam immer wieder zu mir, wollte in mich reinkriechen und guckte mich an, als wollte er fragen "muss ich zu diesen Leuten?"

Irgendwann haben wir das ganze dann abgebrochen, und man war sich klar, das die Leute noch oft kommen müssten, bevor Spike sich auf sie einlassen würde. Ich habe aber später, nachdem ich noch ein paar andere Hunde ausgeführt habe, mit dem Mitarbeiter gesprochen, der dabei war. Er sagte, daß es - wenn es nach ihm ginge - Spike besser im TH bleibe als zu solchen Leuten zu kommen. Hoffentlich sieht das die TH-Leitung genauso.
Es geht mir nicht um egoisitische Interessen (die ich natürlich auch habe). Es geht mir vor allem darum, daß dieser achso efahrene Züchter und Rotti-Halter einen sensiblen Hund wie Spike völlig falsch anpackt. Er wird ihn dazu bringen wollen, daß er sich dermaßen unterwirft, daß er sich aus Angst alles gefallen läßt. Damit bricht er seinen Charakter. Ich hoffe, dass das nie passiert.

Ich fand übrigens gut, wie Spike mit seiner Angst umgegangen ist. Er ist nicht panisch weggelaufen und auch nicht nach vorne gegangen (das hätte er im Auslauf jederzeit tuen können). Und selbst, als er sich bedroht und eingeengt fühlte, hat er extrem vorsichtig geschnappt; nur soviel, dass man ihm wieder etwas Platz gelassen hat.

Es wird echt Zeit, dass wir eine Wohnung finden, damit Spike in die richtigen Hände kommt.