Angst? oder ist sie ein böser Hund?

  • Hallo,


    meine Hündin ist auch so eine Kandidatin. Sie ist bei Fremden sehr unsicher und verbellt Spaziergänger, sodass wir sie auch fast ausschließlich an der Leine lassen. Sie rennt auch erstmal hin und bellt die Leute dann aus nem gewissen Abstand aus an, so drei Meter kommen da hin.
    Aber hat Unsicherheit nicht immer auch was mit Angst zu tun? Fremde sind potenziell unheimlich, vielleicht bedrohlich und müssen abgewehrt werden, spielt da nicht ein Angstgedanke mit? Oder ist es Aggression? Oder Angstaggression?


    LG Nadja
    PS: Ich finde mein Hund ist trotzdem kein böser Hund, nur etwas...überambitioniert vielleicht :roll:

  • danke für eure Antworten.


    Also meine Hundetrainerin meinte das wäre Angst.
    Wir wollten das dann in der HuSchu testen und sind mit ihr den Weg entlang gelaufen und andere Leute aus der HuSchu (die sie nicht kennt) sind uns entgegen gekommen. Und was macht Mira - NICHTS! Vorführeffekt.
    Sie macht es ja auch nicht bei jedem. Ich würde sagen bei jedem vierten passiert das nicht.
    Hab sie dann mal mit in die Stadt genommen wo eine Veranstaltung war. Alles war voller Menschen und Mira hätte eigentlich Amok laufen müssen. Ist sie aber nicht. Sie war ganz ruhig und hat sich an den vielen Menschen nicht gestört. Har sich zwischendurch sogar mal hingelegt. Es ist ganz Komisch.

  • Ich habe auch so eine Kandidatin zuhause!
    Ich habe Ronja mit 6 Monaten aus einer absolut schlechten Haltung bekommen.
    Meiner Meinung nach hilft da nur Konsequenz. Draußen darf Ronja nicht von der Leine, weil ich nicht weiß ob sie nicht doch noch mal Fremde Menschen, die uns nun mal zwangsläufig begegenen, "anmacht". Freilauf ist nur in eingezäunten Gebiet erlaubt wo keine Fremden rumlaufen.
    Auch im Garten meiner Schwiegermutter darf Sie frei laufen. Wenn dort Besuch kommt dreht sie leider manchmal noch durch bekommt aber ein strenges "Nein" und wird abgelegt.
    In der Wohnung wird es ähnlich gehandhabt.Wenn Besuch kommt geht sie auf Ihren Platz. Wenn wir viele Gäste haben, wie z. B bei einem Geburtstag geht sie ins Schlafzimmer da ihr das schnell zu viel werden könnte uns ich sie bei sovielen Menschen schlecht im Auge haben kann. Sobald weniger Gäste da sind darf sie natürlich wieder runter kommen.
    Durch klare Ansagen und Regeln hat sie meiner Meinung nach mehr Sicherheit und kommt auch besser mit der für sie stressigen Situation klar.

  • Lucy macht das draußen auch nicht bei allen Leuten, an der Leine eigentlich gar nicht mehr. In nem Pulk von Menschen könnte ich sie wahrscheinlich sogar frei laufen lassen, denn ich hab den Eindruck, dass sie nur in bestimmten Situationen Menschen anbellt, immer wenn ein Mensch irgendwie ungewöhnlich ist. Also wenn zum Beispiel jemand zwischen Gebüschen auftaucht oder in einsamen Gegenden, im Wald, wenn ein einzelner Spaziergänger kommt. Und Leute die komisch gucken oder sehr ungewöhnlich aussehen.
    Ich denke für Lucy gibt es einen "Normalzustand" für Orte. Also zum Beispiel in der Stadt sind immer viele Menschen --> Mensch in Stadt = normal.
    Im Wald sind wir eigentlich immer alleine bis auf ganz vereinzelte Spaziergänger. So ist im Wald der "Normalzustand", dass dort niemand ist, kommt aber trotzdem einer ist der irgendwie unnormal und wird angebellt. Versteht ihr was ich meine? :???:
    Von Seiten von Trainern wurde uns auch immer wieder bestätigt, dass Lucy im Grunde ängstlich ist. Das blöde ist halt, dass sie nach vorne geht :/

  • Zitat

    Hab sie dann mal mit in die Stadt genommen wo eine Veranstaltung war. Alles war voller Menschen und Mira hätte eigentlich Amok laufen müssen. Ist sie aber nicht. Sie war ganz ruhig und hat sich an den vielen Menschen nicht gestört. Har sich zwischendurch sogar mal hingelegt. Es ist ganz Komisch.


    Kommt mir bekannt vor. Unser Arthur ist auch eine Mischung aus Angsthase und Alphatier. Ich denke, auch ein ängstlicher Hund versucht sein Revier zu verteidigen. Zu diesem Revier gehören dann auch bekannte Wege, Personen und Hunde. Du schreibst, dass Mira in der Stadt anders reagiert. Genau hier ist der Anhaltspunkt für die nicht vorhandene Revierverteidigung. Wenn wir mit Arthur in den Urlaub fahren, dann kann bei Ankunft in einem Ferienhaus der Eigentümer im Haus sitzen und wir können uns normal unterhalten. Sobald wir aber einmal dort übernachtet haben, würde Arthur bei jedem Fremden Rabatz machen.
    Das Hand lecken und auf den Schoß springen stehen für Angst (mit dem Lecken will er sein Gegner beruhigen) und für Revierverteidigung (wer oben liegt hat gewonnen). Unser Hund legt immer nur die Schnauze auf die Oberschenkel der Besucher (ist seine Stehhöhe). Die Besucher denken meist, dass er kuscheln will. Sobald man Ihn dann streichelt, geht er beruhigt weg.
    Unser Hund unterscheidet auch zwischen Kindern, Frauen, Männern und Artgenossen. Kinder werden nur beschnüffelt. Bei Frauen wird meist an der Hand geleckt, Männer werden ängstlich verbellt und bei Hunden wird gekämpft. Ist ein Hund kräftiger, unterwirft er sich auch im eigenen Garten sofort.
    Ich denke, es ist also kein Widerspruch, dass sich ein ängstlicher Hund auch sein Revier verteidigt. Wenn wir Fremde erwarten, sperren wir unseren Hund in ein kleines abgezäuntes Gehege. So fühlt sich der Hund nicht mehr verantwortlich und beruhigt sich sehr schnell.
    Hände ablecken konnten wir ihm jedoch nicht abgewöhnen - macht er auch bei uns, wenn wir mal meckern.


    Gruß Mirko

  • Wenn wir zusammen mit meiner Freundin und ihren Hund gehen suchen wir uns meistes Felder aus wo weit und breit niemand zusehen ist. Und wenn doch mal jemand vorbei kommt wird sie erst wieder angeleint und sobald die Person dann ausser Recihweite ist leine ich sie wieder ab. Sie muss doch auch ihren Freiraum bei spielen haben. Denn wenn ich die Schleppleine um lasse sind ganz schnell mal 2 Hunde in 20 Meter Leine eingewickelt und die dann wieder auseinander zubekommen :???:

  • Hallo,


    mir kommt es vor, als ob ich hier meine eigene Schreibe lese. Die Postings von Hundenase, Privatzoo und King Arthur könnten von mir sein.


    Und die Hündin von Privatzoo heißt auch noch Ronja..habe grade nen Dejá vue vom Feinsten.


    Aber zum Thema: Bei Menschenmengen ist Ronja genauso wie Hundenase es beschreibt. Ronja ist zwar nicht sehr entspannt, aber die Leute sind ihr egal. Außer es beugt sich einer zu ihr runter und sagt sowas wie "Du bist ja ne Süße...!", dann bellt sie auch.


    Meine Trainerin hat es mir so erklärt, daß sie bei vielen Menschen so sehr überfordert ist, daß sie nicht zum Bellen kommt. Das ist dann so nach dem Motto "Ich hab's gleich geschafft, gleich bin ich hier wieder raus...durchhalten...ist gleich vorbei...!" Klingt auch einleuchtend. Auf dem Rückweg bellt sie im Park wieder den nächsten Spaziergänger an.


    Ich denke, es ist so wie bei King Arthur: Eine Mischung aus Unsicherheit, Angst und Verteidigung. Bei Besuch ist es wie bei ihm...es wird verbellt...dann kommt sie aber an und leckt die Hand oder klettert auf den Schoß.


    Wir kriegen das irgendwann hin, daß sie versteht, daß sie hier nix regeln muß. Handeln tun wir, nicht sie. Ich bin guter Hoffnung, daß das irgendwann klappt. Wir haben Zeit und Geduld und Ronja ist noch jung...!


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja


    PS.: Es tut auch irgendwie gut zu lesen, daß man nicht allein ist mit nem unterwürfigen, ängstlichen, aber verbellendem Hund.

  • Zitat

    PS.: Es tut auch irgendwie gut zu lesen, daß man nicht allein ist mit nem unterwürfigen, ängstlichen, aber verbellendem Hund.


    Ich bin auch froh über diesen Thread, endlich mal einer, der genau meine Probleme auf den Kopf trifft.


    Wir trainieren ja jetzt immer an der Schlepp, machen Futterspiele und versuchen den Gehorsam zu verbessern, damit wir Lucy vielleicht doch mal Freilauf auch nicht in der letzten Einöde gönnen können.


    Wie arbeitet ihr denn an euren Problemen?


    Grüße,
    Nadja

  • Hallo,


    eigentlich genauso, wie Du es beschreibst.


    Wir machen Futterbeutel-Arbeit, woran sie sehr viel Spaß hat. Generell machen wir viel Auslastung....Suchspiele...Tricks beibringen...kleine Jagdspiele...viel für's Selbstbewußtsein.


    Auf Spaziergängen veruche ich immer, schneller als sie zu sein und schon beim kleinsten Fixieren abzulenken. Ich lasse sie den "Feind" erst selbst sehen und füttere sie dann. So soll sie hoffentlich mal verknüpfen, daß es bei Fremden von Frauchen Leckerlies gibt und keinen Grund zum Verbellen. Ich habe auch schon Fremde (die mir nett erschienen) gebeten, mal kurz den Futterbeutel zu werfen. Das kostet denjenigen 3 Sekunden und uns hilft es weiter. Macht natürlich nicht jeder, aber hin und wieder klappt es. Ronja ist dann zwar etwas verdutzt, warum der "Feind" jetzt ihren Beutel wirft, aber es hat Erfolg. Ich setz mich auch schonmal auf ne Parkbank, wo schon jemand sitzt, und bitte denjenigen, Ronja mal nen Leckerchen zuzuwerfen. Und entgegen aller Grundsätze lasse ich sie von anderen Hundehaltern füttern, wenn diese Leckerchen dabei haben. Eigentlich mag ich es nicht so gerne, wenn Fremde meinen Hund füttern, aber der Trainingserfolg steht ja im Vordergrund.


    Ansonsten lasse ich Ronja auf der abgewandten Seite passieren oder stelle mich vor sie bei "Gegenverkehr". Wenn es möglich ist, gehe ich einen Bogen um den Entgegenkommenden.


    Bei Besuch schicke ich sie erstmal auf ihren Platz. Wenn sie ruhig ist (manchmal grummelt sie auch noch so vor sich hin), darf sie dazu kommen. Bellt sie, bringe ich sie sofort und ohne Kommentar wieder rüber auf ihren Platz. Ansonsten ignoriere ich ihr Bellen (wenn im Treppenhaus was los ist z.B.).


    Im Frühjahr wollen wir mit Obedience anfangen, beim Agility haben wir auch schon reingeschnuppert, aber mir gefällt dieses Vereins-Geklüngel nicht. Werd da nochmal in ne HuSchu gehen, die das auch anbieten.


    Eine Idee ist mir noch gekommen, die ich jetzt angehe. Ich will ihr beibringen, auf Kommando (Touch) meine Handfläche mit der Nase zu berühren. Wenn das funktioniert, könnte man sie mit dem Befehl doch auch prima ablenken, wenn sie mal wieder jemanden fixiert und verbellen will.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • @ blackbetty


    Du absolvierst die Übungen mit dem Futterbeutel immer an der Schleppleine, richtig? Wie lang lässt du die Leine? Machst du die Übungen im Park oder wo? Wir haben hier halt echt viele Straßen, das ist doof mit der Schlepp...


    Das mit dem füttern machen wir bei Lucy zusammen mit dem Klicker, das hat uns eine Trainerin empfohlen. Lucy hat Angst vor anderen Hunden und bellt auch auf größere Distanzen schon mal massiv los. Jetzt sollen wir immer, wenn sie nen anderen Hund anguckt, klickern und füttern, selbst wenn sie bellt. Wir haben schon kleine Erfolge.
    Menschen interessieren sie an der Leine zum Glück gar nicht, außer wenn sie blöd angequatscht wird. Haben wir mit viel Gelassenheit hingekriegt :gott: . Zu freundlichen Leuten ist sie auch immer nett :)


    Grüße,
    Nadja

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!