Hunde spielen nicht!!! Oder vielleicht doch...

  • Hallo


    Könnte man dann nicht auch argumentieren, dass auch Menschen nicht wirklich spielen? Sondern alles nur ein Training und eine eventuelle Statusverbesserung ist?
    Kinder die mit Puppen "spielen" üben sich in der Babypflege.
    Spielen sie mit Lego, üben sie das Bauen und Konstruieren.
    Veranstalten sie Rennen und Ballspiele, trainieren sie ihre körperliche Fitness und Reaktionsvermögen.
    Basteln Erwachsene an Modellfahrzeugen oder ähnlichem, wollen sie dafür Beachtung und Bewunderung, sie verdienen sich Respekt von ihren Mitmenschen.
    Auf dem Fußballplatz werden Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit gemessen.
    Trotzdem sagen wir zu den meisten dieser Tätigkeiten "spielen".


    Warum also sollten sich Hunde nicht auch spielerisch verhalten und so Situationen klären, statt sofort in ein ernsthaftes Kampf- oder Rangordnungsverhalten zu verfallen?


    VG Yvonne

  • Zitat

    Wenn etwas geklärt werden muss wird es geklärt und nicht "erspielt".


    Hm, genau den Fall des "erspielens" habe ich allerdings, so meine ich zumindest, einmal sehr deutlich erlebt. Das war vor etwa einem halben Jahr, als eine unserer Hundetrainerinnen ihren 4-5 Jahre alten Rüden bekam. Ich weiß nicht mehr genau wann, aber es war nicht der erste Tag an dem dieser Rüde mit in der Spielstunde war, jedenfalls fingen Sascha und der Rüde ein Spiel an und ich fand man sah deutlich, dass es den Beiden nicht um das Spielen selbst ging. Die beiden "spielten" eine ganze Zeit ohne dass die Situation auch nur im Ansatz zu kippen drohte, ich hatte das Gefühl sie würden sich gegenseitig abtasten.
    Nach dieser Stunde haben sie nie wieder miteinander gespielt, sie gehen jetzt beide wieder ihrer eigenen Wege in der Spielstunde, was aber nicht heißt, dass sie sich aus dem Weg gehen. Allerdings hat sich die Situation zwischen Sascha und dem Rüden nun insoweit geklärt, dass Sascha sich dem Rüden gegenüber "unterwürfig" verhält.


    Das war jetzt nicht die einzige Situation in der mir solches Verhalten (Klärung der "Rangordnung" im Spiel) aufgefallen ist, aber gerade diese Situation hat mich echt beeindruckt, weil sie so deutlich war.


    Also ich kann die Aussage, dass Auseinandersetzungen nur außerhalb eines Spiels (z.B. bei einer Rauferei) geklärt werden absolut nicht bestätigen.

  • Zitat

    jedenfalls fingen Sascha und der Rüde ein Spiel an und ich fand man sah deutlich, dass es den Beiden nicht um das Spielen selbst ging


    das ist kein Spielen. Echtes Spielen ist losgelöst von jeglichen "Kämpfen". Man erprobt zwar auch spielerisch seine Grenzen aber jeder muss dabei wissen an welcher Stelle er steht.
    Das könnten zwei Hunde, die sich gerade begegnen, nicht. Sie können aber wählen zwischen Imponieren oder sich aneinander "herantasten".


    Das einzige was echtes Spielen kippen lassen kann ist Frust oder Schmerz. Sogar Ressourcen können, meiner Meinung nach, ein echtes Spiel nicht stören, da die Rollen feststehen. Dazu muss aber schon eine Gemeinschaft existieren.


    Hunde die sich sehr selten bzw. das erste mal treffen Spielen meiner Meinung nach nicht. Sie kommunizieren ohne Drohen.


  • Hallo,


    MASSA, Sitz, Platz, Pfui, Aus...jetzt ist aber mal gut, sonst hol ich den Hundetrainer....Scherz beiseite...!


    Ja, ich habe ebenfalls meine Beobachtungen gemacht und seit wir Ronja haben sehe ich manche Situation einfach kritischer als bei unserem ersten Hund. Habe mittlerweile zig Bücher über Hundeverhalten gelesen (Rütter, McConnell, Bloch, J.Fennel...).


    Habe hier in der Gegend auch ne Halterin, die ihren Hund völlig vermenschlicht. Ronja war frisch operiert und durfte nicht von der Leine. Ihre Hündin hat versucht, Ronja anzupöbeln. Sie meinte dazu nur "Bijou, nicht so doll, Du weißt doch, Ronja darf nicht toben...!" *kopfschüttel* Bijou wollte nicht toben, sie wollte maßregeln und unterordnen. Vor kurzem ist es eskaliert...Bijou ist unangeleint auf Ronja los und hat sie sofort knurrend runtergedrückt. Mein Mann hat Bijou runtergepflückt und das Herrchen stand fassungslos daneben. Er könne doch nicht seinen Hund maßregeln. "Ja, wenn Sie es nicht tun...?" sagte mein Mann dann. So ist das eben, Bijou und Ronja "spielen" nicht zusammen. Das haben sie getan als Ronja 4Monate alt war, heute geht gar nix zwischen den beiden.


    Das ist nur ein Beispiel aus meinem Alltag zum Thema "Die spielen doch so schön".


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja


  • Das ist Training!
    Püppy ist so souverän, dass Jule mal üben darf, wies im echten Leben so zu geht. Sieht man oft und ist nichts besonders.
    Aber auch Püppy ist sehr schlau. Sie wird älter - das spürt ein Hund, daher muss Jule fit gemacht werden, um im Notfall das Rudel zu schützen.


    Mal davon ab ist das Socken-Anschleppen nun wirklich kein Spiel sondern eine Provokation und reines Besitzverhalten.


    In einem festen Rudel wo die Rangordnung feststeht kann auch mal gespielt werden. Aber meist ist auch das was wir dort sehen kein "reines Spiel". Man achte auf Markierverhalten, wo tragen die Hunde ihre Ruten, Schaulaufen, (wer ist schneller) etc...


    Es hat alles einen Sinn.



    Massa
    Dein Beitrag ist sehr bereichernd! Danke!

  • Hallo,


    March: Stimme Dir komplett zu.


    Ich versuche immer, den Schalter zwischen menschlichem und hündischem Denken umzulegen, wenn main Wuff mit seinem Stofftier zu mir kommt. Menschlich ist das total süß, sie legt mir das Tier auf den Oberschenkel und wartet drauf, daß ich festhalte und sie ziehen kann. Hündisch gesehen, bringt sie mir ihre Beute und fordert mich auf, mit ihr zu agieren, mich mit ihr zu messen. Genaugenommen müßte ich das Verhalten ignorieren, weil ich ja diejenige sein sollte, die zu gemeinsamen Aktivitäten und zum Spiel auffordert.


    Naja, in mancher Hinsicht trainieren uns die Hunde auch. Gibt da ein süßes kleines Büchlein zu. 5 Millionen Hunde in Deutschland halten sich einen Zweibeiner...Hunde und ihre Menschen (sind kleine Geschichten, wie der Hund uns Menschen sieht und mit uns spricht).


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Zitat

    Mal davon ab ist das Socken-Anschleppen nun wirklich kein Spiel sondern eine Provokation und reines Besitzverhalten.


    Interessante Aussage - darf ich fragen, worauf Du diese stützt? =)



    @ blackbetty: Wieso solltest nur Du diejenige sein, die zu Aktivitäten auffordert? :?

  • GsD denken Hunde nicht so kompliziert wie so mancher HH.


    Diese Machtgedöns, auf was unsere Hunde angeblich ja nur herauswollen, interessiert sie weniger als wie den Menschen. Also hier ist meiner Meinung nach die grösste Vermenschlichung (denn dem Menschen scheint daran ja viel zu liegen).

  • Hallo,


    sara: Es wird von vielen Trainern (auch von meiner) so gehandhabt. Wir sollen agieren und die Hunde reagieren. Es gibt ja durchaus Hunde, die es ausnutzen, daß Herrchen oder Frauchen auf bestimmte Verhaltensweisen für den Hund positiv reagieren. Und es sollte ja nicht so sein, daß der Hund UNS erzieht.


    In der Praxis sieht das durchaus anders aus und ich denke, es kommt auch stark auf den Hund an. Wenn ich einen habe, der mir eh auf der Nase rumtanzt, werde ich forderndes Verhalten ignorieren. Bei meiner Ronja gehe ich durchaus drauf ein, wenn sie kommt und mir den Kopf auf den Oberschenkel legt oder stuppst, dann streichel ich sie.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

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