ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Einfach nur Dito

  • Jetzt müssen sich alle erstmal erholen von dem Schock, hier tatsächlich eine Fachfrau mit gutem Ruf zu haben.
    Ich hoffe, es lesen jetzt alle fleissig, dann gehen alle üben und in einem halben Jahr kann man ja dann wieder diskutieren.

  • Naja, es gibt immer was dazu zu lernen. Und es heißt ja nicht, dass ein anderer Weg falsch sein muss. Ich habe mir diesen Weg anhand sehr vieler verschiedener Hundetypen erbastelt über die Jahre. Nicht zuletzt ist auch der zu gewissen Teilen über Anregungen und Ideen von anderen entstanden. Dann an meinen Hunden getestet, an Kundenhunden und ... vieles wurde wegen Erfolglosigkeit wieder verworfen, einiges beibehalten und so manches modifiziert. Das ist halt so ein gewachsenes Ding, das allerdings nur funktioniert, wenn man es von der Basis an komplett aufbaut.

  • Wow ich finde das wirklich super von dir, dass du das alles zusammen gesucht und aufgelistet hast! Vielen Dank für die Mühe! @flying-paws





    Ich frage mich zurzeit ehrlich gesagt, was mit dem Wild hier los ist. Normal haben wir ab und an mal Rehe oder Hasen gesehen, so maximal 3-5 Begegnungen pro Runde, mal näher mal weiter weg, aber immer so, dass Finyas Impulskontrolle damit nicht überfordert war, sondern nur immer mehr verbessert wird.
    Und seit diesem Herbst/Winter sind die total gaga...ÜBERALL sind Rehe :shocked:
    Sie laufen/springen einem fast vor die Füße, hopsen 30m vor einem total entspannt über die Felder, fressen weiter, hopsen wieder ein bisschen und kaum hat man dieses Feld hinter sich gelassen, geht 300m weiter, steht dort die nächste verrückte Rehgruppe. Oder man trifft Kamikaze-Hasen, die 5m vor einem aus der Wiese hopsen, dann erstmal den Speedgang einlegen und 50m weiter entspannt sitzen bleiben und einen begutachten |)


    Vorgestern habe ich sogar augefhört zu zählen, weil die Rehe einfach überall waren. Finya war wirklich super, hat sich unheimlich bemüht ruhig zu bleiben, stehen zu bleiben, nur zu schauen, sich umzuorientieren - sie war ganz toll, aber als die Bambis dann fast am Ende der Runde, als ich mich zu ihr umgedreht habe, hinter mir (ich schätze mal so 20m) von einem Feld über den Weg in das andere Feld gewechselt haben, ist sie dann doch explodiert. Nur kurz und sie war sofort wieder aufmerksam, aber das war dann einfach zu viel für sie. Fiepen musste sie dann natürlich auch. Da war der Frust dann einfach schon riesig.
    Am nächsten Feld haben dann noch ein paar Hasen oder Kaninchen fangen gespielt, da hab ich sie dann geschnappt und zum Auto getragen. Sie war total durch.


    Ich glaube, wir müssen uns hier auf neue Trainingsbedingungen einstellen xD

  • Ich habe ja schon mehrfach geschrieben, dass für uns der absolute DURCHBRUCH war, einfach Ruhe auf Spaziergängen einzuhalten und den Fokus auf Umorientierung zu legen. Den Hund insgesamt zu entschleunigen.


    Magst du etwas dazu schreiben, wie du es geschafft hast deinen Hund zu entschleunigen?
    Das würde bei uns auch echt nicht schaden, aber ich habe dazu irgendwie so gar keinen Ansatz außer den Hund nicht zu pushen und sich evtl mal einfach nur in die Wiese zu setzen und gar nichts zu tun. Sobald er liegt, entspannt er sich auch wirklich flott.
    Aber sobald Bewegung drinnen ist, hab ich wieder einen hektischen Hibbel der tausend Sachen auf einmal machen möchte. Wie ich bei ihm in der Bewegung mehr Ruhe und Gelassenheit reinbringe ist mir ein Rätsel. :hilfe:

  • Magst du etwas dazu schreiben, wie du es geschafft hast deinen Hund zu entschleunigen?

    Ja, klar.
    Eigentlich waren es mehrere Schritte. Es fing damit an, dass ich den Blick zu mir konditioniert habe. Jeder Blick zu mir ist gut und wird belohnt. Gleichzeitig habe ich "warte" eingeführt und es mit Blick zu mir verknüpft. Das Sehen von beweglichen Objekten (Vögel, Menschen, Eichhörnchen) wurde immer belohnt, wenn der Hund also ein Eichhorn sah, sagte ich "warte"- sobald er auch nur kurz stehen blieb oder zögerte kam gleich das Markerwort (bei uns "Feiner") und die Belohnung.
    Dann hattest du einen Zustand, wo der Hund sehr sehr häufig zu dir geschaut hast. Das sollte natürlich nicht so bleiben, er sollte ja auch "entspannen". Also habe ich irgendwann nur noch das Warten an Schlüsselstellen oder auf Kommando belohnt: Vor Kurven, bei Eichhörnchen, bei Federvieh, bei Joggern. Dann sah es nach wenigen Monaten "normal" aus.


    Hier das ganze in Bild und Ton.
    Einmal das Video von der "Zwischenphase", wo er extrem und unnatürlich viel schaut:
    https://www.youtube.com/watch?v=dQGvibucAS8


    Und so sah es dann Anfang diesen Jahres aus, beim normalen Gassi:
    https://www.youtube.com/watch?v=zGYiZFVKP34


    Außerdem habe ich das "hinten" gehen auf Kommando trainiert. Das ist sehr gut gewesen, damit Loki "runterkommt", wenn ich gemerkt habe, dass er wieder hektisch wurde. Sobald er eine ruhige, ausgeglichene Haltung zeigte, habe ich ihn dann wieder vor laufen lassen.


    Natürlich bleibt er ein Hund, mit dem man wach durch den Wald laufen muss. In fremden Umgebungen leine ich ihn sehr ungern ab. In "unserem" Wald laufen wir aber fast ausschließlich ohne Leine.

  • Caron entwickelt aufs Alter eine richtig schöne Jagdpassion. :hust:


    Er war ja schon immer sehr interessiert und nicht abrufbar am Wild (wenn ich so an die letzten 8 Jahre DF Threads von mir zu dem Thema denke... |) ), daher läuft er am Waldrand und im Wald konsequent an der Leine.


    Neu ist, dass er mir nicht irgendwelche Spuren anzeigt - nene, das ist zu einfach :pfeif: Er zeigt mir die Verstecke vom Wild an. Und zwar dort, wo auch wirklich was im Unterholz ist. Über die Witterung.


    Er wittert das Wild und dann yehaaa. :D
    Ideal wenn man jagen wollen würde :hust: Sehr zuverlässig und sehr genau.



    Und ja, ich schmunzle darüber da ich weiss, welche Fehler wir gemacht haben - und wie wir mit denen umgehen können/ müssen.

  • Ich muss einige Seiten nachlesen, war so ewig nicht am Notebook und im Handy stellt sich das Forum hier so doof dar. Aber ich habe heute mal wieder kurz im Wald gefilmt. Wir gehen jetzt immer öfter ohne Schlepp und das klappt super. Am Sonntag hatten wir die letzte Trainingseinheit unseres Rückrufworkshops, die Elemente haben wir zwar schon vorher genutzt, aber man trainiert doch intensiver. Und das merke ich natürlich sehr im Alltag.


    Hier hat er mir plötzlich Wild angezeigt, ich nehme an Schwarzwild, weil er sich so mackerhaft aufbaut. Ich lobe daher extra leise und hab mich schnell aus dem Staub gemacht. In unseren Wäldern sind gerade Drückjagden und da verändern sich die Aufenthaltsorte der Schweine doch sehr. In diesem Teil des Waldes ist es eigentlich ruhig.


    Bin auf jeden Fall total zufrieden und sehr entspannt im Moment :-)


    [Externes Medium: https://youtu.be/YxNi4kwpNmg]
  • Spät, aber herzlich: danke @flying-paws für das Heraussuchen und Listen deiner Beiträge. Und Danke an alle, die so viel zu diesem Thread beigetragen haben.
    Das alles (naja, nicht alles, aber vieles) zu Lesen, hat mich jetzt wieder inspiriert. Nach fast zwei Jahren Herumgemurkse, immer wieder mal die sprichwörtliche Flinte ins Korn werfen oder auch mal zu übermütig werden, möchte ich die Arbeit mit Elvis jetzt endlich sinnvoll angehen. Mit Konzept. Bisher habe ich eben entweder herumgemurkst oder bin den Anleitungen von Trainern gefolgt, um dann aber letztlich doch wieder irgendwas anders zu machen.
    Ja, autsch.


    Aber ich merke immer mehr, was mit bisher gefehlt hat, ist die klare Vorstellung, was ich nun eigentlich von Elvis möchte und wie unsere Spaziergänge eines Tages im Idealfall aussehen sollen.
    Hierbei finde ich gerade Videos wie eben von flying-pwas oder auch das von geosfera super hilfreich. Einfach um eine Vorstellung zu bekommen. Das einmal als Danke, denn ich habe jetzt wirklich viel gelesen und aus so vielen Beiträgen ganz unterschiedlicher DFler wirklich viel mitnehmen können.


    Bei der Gelegenheit hätte ich eine Frage in die Runde, die mich schon ziemlich lange umtreibt, bzw. etwas kirre macht:
    Wir leben mitten in Berlin. Außerhalb von eingezäunten Hundeausläufen läuft Elvis an der Leine. Einige Parks sind weitläufig genug, dass man hier Schleppleinentraining machen kann, was wir auch lange gemacht haben, nach der Anleitung im Antijagdtrainingbuch von Ariane Ullrich/Pia Gröning, also Radiustraining und Umorientierung. Die Schleppleine war dabei 10 Meter lang. Schön.


    Wenn wir in Hundeausläufen sind, möchte ich eigentlich, dass Elvis sich dort frei bewegt - rennt, schnüffelt, whatever und das alles natürlich auch außerhalb des 10 Meter Radius. Auch schön.
    Aber widerspricht das nicht eigentlich dem, was wir ansonsten trainieren? Vor allem, weil es in den den Ausläufen auch vom ihm bevorzugte Jagdobjekte gibt (u. a. Drosseln, Eichhörnchen und Lerchen)?


    Was meint ihr bzw. wie würdet ihr das handhaben?


    Da Elvis gerade eine fette Knie-OP hinter sich hat, habe ich den "Luxus", dass Hundeausläufe noch nicht wieder aktuell sind und Schleppleinentraining auch noch nicht, ich kann mir also in Ruhe Gedanken machen und Anregungen dabei wirklich gut gebrauchen.
    Waaaah und mich wieder auf längere Spaziergänge freuen! Inzwischen sind wir zumindest schon wieder bei gut 20 Minuten pro Gang!!!

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