ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Bevor uns die Jagdambition von Jako so richtig klar war, liessen wir ihn immer relativ sorglos freilaufen. Dann standen wir plötzlich an einem Sommertag bei 30 Grad Hitze dirkt vor einem Reh und er stürmte hinterher. Ich konnte nur in der Ferne immer Mal einen hüpfenden Punkt ausmachen, weil er in den Kornfeldern nicht so gut sehen konnte und immer hochsprang um das Reh zu sehen.


    Glücklicherweise hat er dadurch ziemlich an Geschwindigkeit verloren und das Reh konnte sich immer weiter entfernen. Er ist aber sicher 2 -3 Kilometer gerannt immer paralell zur Hauptstrasse. Ich war kurz vorm Herzinfakt. Irgendwann kam er wieder, wir liefen noch ein Stück und er kippte einfach um. Die Zunge hing heraus und verfärbte sich blau. Wir waren gute 2 km von unserem Auto entfernt und ich hatte kein Handy dabei.


    Es kamen 2 Autos auf dem Feldweg entlang, ich versuchte sie anzuhalten, niemand hielt. Dann schleppte ich ihn zu einem Bach in der Nähe und habe ihn einfach reingelegt und mit Wasser übergossen. Da kam er zum Glück wieder zu sich. Allerdings musste ich ihn fast die ganze Strecke zum Auto tragen, weil er sich immer wieder hinlegte. Zu Hause habe ich ihn dann stundenlang in nasse Tücher gewickelt und die TA angerufen. Die meinte ich solle erst Mal warten und siehe da, spät Abends war er schon wieder frech.


    Da Ganze hat mich so schokiert, dass er daraufhin lange lange Zeit nicht mehr abgeleint wurde und wir ganz viel trainiert haben.


    Ich hatte ja an früherer Stelle schon von unserem Pointer Teenie berichtet, bei dem wir bislang jegliche Jagd und Stöberversuche unterbunden haben. Mittlweile glaube ich aber schon, dass man gegen die Gene nicht viel machen kann. Sie ist jetzt das erste Mal läufig und seit dem (weiss nicht ob das damit überhaupt etwas zu tun hat) ist die jagdleidenschaft um das Doppelte gestiegen und sie ignorierte jetzt auch einige Male den Rückruf. Immer das kleine Näschen im Wind. Außerdem hat sie ihr erstes Kaninchen gesehen und ist komplett ausgetickt. Schade, ich hatte so gehofft, dass wir hier nicht so eine Jägerin haben

  • Bei Finja wurde es definitiv schlimmer als sie so ca 1 Jahr wurde. Wenn sie "nur" bei Sicht jagen würde, hätte ich nicht ganz so ein Problem, da sich das Wild bei uns tagsüber meist recht gut versteckt. Geh die Strecke fast jeden Tag, einen Hasen hab ich da vorher noch nicht gesehen.
    Finja sucht allerdings hauptsächlich auf Spur. Und da hab ich meist das Problem, zu erkennen, wann sie nur normal schnüffelt und wann es ins Spurverfolgen übergeht. Sobald sie eine Fährte hat, setzt das Hirn aus und sie ist nicht ansprechbar (so ist es beim Mäusebuddeln übrigens auch).
    Da könnte ich ihr auch einen Ring Fleischwurst vor die Nase schmeißen, das ist ihr in dem Moment egal, bzw würde sie den gar nicht registrieren.
    Ich weiß, das ich das selber verbockt habe, hätte von Anfang an konsequenter sein müssen. Ich wusste ja, dass sie mindestens zur Hälfte Bracke ist.
    Falls jemand Tipps hat, wie ich sie ansprechbar krieg, immer her damit.
    Momentan bleibt sie halt wieder an der Schleppleine.

  • Wie soll ich reagieren, wenn sie kommt?
    Hab sie einfach kommentarlos angeleint.

    So habe ich das auch gemacht und der Hund hat schon gemerkt, dass ich sauer war.


    Ich mache da wohl einen Unterschied, ob der Hund nur kurz weg war oder wie blauewolke schreibt, 1.5 Std. Ist er nur kurz weg, wird er kommentarlos angeleint , bei längeren Ausflügen würde ich das Zurückkommen loben, denn ich denke, der Hund hat dann den Rückruf nicht mehr auf dem Schirm.

    Als Smartie einmal den Rehen nach ist und ich ihn 1,5 h später mit der Schlepp verwickelt im Wald gefunden habe hab ich ihn mit Tränen der Erleichterung in die Arme genommen.

    Kann ich gut verstehen. Als wir Faro anfangs hatten, hat er sich bei einem Spaziergang, als mein Mann mit den Hunden unterwegs war, verabschiedet. Vermutlich hat ihm etwas Angst gemacht, denn Faro ist ja ein Schisser und der Gehorsam war auch noch nicht gefestigt. 3,5 Stunden war Faro weg und saß dann vor unserer Haustür, während wir durch den Wald irrten. Mein Nachbar rief mich dann an und sagte "kommt schnell nach Hause, Faro ist da" Ich habe mich freut und hatte Tränen in den Augen, weil ich Faro schon irgendwo totgefahren am Straßenrand liegen sah

    Finja sucht allerdings hauptsächlich auf Spur. Und da hab ich meist das Problem, zu erkennen, wann sie nur normal schnüffelt und wann es ins Spurverfolgen übergeht.

    Du musst lernen zu erkennen, dass der Hund sich im nächsten Moment verabschiedet und dann ein Abbruchkommando geben. Ich kenne mich allerdings mit Bracken und Co nicht gut aus

  • Ich würde es eben nicht vergessen, dass du einen Bracke Mix hast. Einen Hund, der dafür gezüchtet ist weit weg vom Jäger zu arbeiten und dabei auch lange weg zu sein.


    Die Jäger, die Bracken führen sehen gerade das als Qualität und freuen sich, wenn der Hund selbstständig arbeitet wie er soll. Hunde, die abhängig vom Jäger sind und ständig nachfragen, sind nicht erwünscht.


    Ich würde mir erstmal klar machen, dass dein Hund macht, wozu er gezüchtet ist und von ihm nicht erwarten, was andere Hunde können, die eben für eine anderen Teil der Jagd (z.B. Vorsteher) gezüchtet sind. Ich würde auch sehr darauf achten, nicht auf Leute zu hören, die Erwartungen die sie an ihren eigenen Hund einer ganz anderen Rasse haben, auf deinen übertragen (ich meine damit niemanden hier im Forum).


    Es gibt hier keinen Grund, auf deinen Hund sauer zu sein, nur weil er "nicht macht was du willst". Es ist eine spezielle Art Hund, freu dich lieber, dass sie so schnell wiedergekommen ist!


    Meiner Meinung nach musst du deinen Hund für die Zusammenarbeit mit dir begeistern. Dann orientiert sie sich auch mehr an dir und ist eher bereit Signale von dir anzunehmen. Über die Erwartung "Hund muss machen was ich will, weil ich Chef bin", läuft bei Bracken nichts. Das Buch, was ich dir schon mal empfohlen hatte, kann ich dir nur erneut empfehlen (Wege zur Freundschaft). Es ist zwar nicht allzu praktisch mit sehr vielen Tips usw., vermittelt aber die meiner Meinung nach richtige Einstellung zu dieser Art Hund.


    Zusammenarbeit, zusammen jagen, in welcher Form auch immer.


    (In den Jagdforen findest du Jäger, die Bracken führen. Die bilden innerhalb der Jägerschaft nochmal eine Einzelgruppe und sind vielleicht auch etwas speziell :D . Aber man kriegt im Gespräch sehr gut eine Idee davon worum es geht finde ich)


    (und nachdem sie wirklich gejagt hat, ist es ihr mM völlig egal was du machst, die ist dann auf Droge und damit beschäftigt, das Gefühl zu genießen, sicher noch ein paar Tage danach).

  • @moonchild22 unsere regelmäßigen Gassi-Begleitungen sind übrigens ein Riesenschnauzer, ein Bordercollie, ein Kleinpudel, Collimix und Schäfermix. Alle genau das Gegenteil von Finja :D
    Ab und zu treffen wir einen Bracken-Dackel-Mix. Der ist Finjas bester Freund :pfeif:
    Die passen zusammen wie die Faust aufs Auge,der tickt genauso.

  • Meine Horrorkombie wäre immer noch ein Sichtjäger (ein schöner spanischer Windhund zum Beispiel) zu Cleo dazu, das wäre mein Horror Team! xD


    Ich bin froh, dass unser Junior so gar kein Jagdhund ist und die beiden ergänzen sich super, obwohl sie so verschieden sind. Aber ich liebe die wilde Bracke schon sehr, es ist genial wie spezialisiert Hunde gezüchtet wurden und Bracken sind schon edle Typen.


    Finde es aber auch problematisch wie viele Bracken es momentan im Tierschutz gibt, es sind immerhin echte Jagdgebrauchshunde, die normalerweise nur an Jäger vermittelt werden sollten. Wenn das dann durch die Organisation nicht ordentlich kommuniziert wird, finde ich es unfair sowohl für den neuen Besitzer als auch für den Hund.

  • @Sammy2016
    Mit ein bisschen Übung kann man seinem Hund ansehen, ob er normal schnüffelt oder ob er was Spannendes in der Nase hat.
    Das kommt mit der Zeit =)


    Es gibt auf youtube bestimmt Videos von jagenden Bracken. Vielleicht schaust du dir mal an, wie die Hunde da aussehen im Gegensatz zum entspannten Schnüffelmodus.
    Da verändert sich die Körperspannung, viele nehmen den Kopf tiefer oder höher (je nachdem wo sie wittern), sie atmen etwas hektischer.


    Ich finde das ganz spannend zu beobachten, wie sich Hund verändert, wenn er was in der Nase hat bzw. bei einem Sichtjäger, wenn er potentielle Beute entdeckt hat.

  • Die meisten Leute wissen ja nicht mal was Bracken sind, obwohl es echt viele Rassen davon gibt. Manche Ältere kennen noch die Dachsbracken. Ok, den Beagle kennt jeder.
    Aber es gibt ja relativ viele Brackenmischlinge im Tierschutz. Bei Finja fragen die meisten, ob da ein Appenzeller drin ist. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie dreifarbig ist :lol: Mein Cousin ist Jäger, momentan aber nicht aktiv, der ist aber keine große Hilfe. Der hatte immer Vorstehhunde. Und Rauhaardackel. Aber Jäger nehmen es recht gelassen, wenn ihr Dackel mal weg ist. Da heißt's immer "ist halt ein Dackel"
    Aber ansonsten ist meine Finja eine ganz Liebe. Ist daheim echt ruhig, nimmt es einem auch nicht übel, wenn die Spaziergänge mal kürzer sind, kommt mit den Kindern und auch anderen Hunden zurecht. Sogar mit den Katzen der Schwiegermutter funktioniert es. Ich kann sie fast überall mit hinnehmen, sogar in den Wildpark xD
    Allerdings wälzt sie sich gerne in Fuchskacke und klaut heimlich Spielsachen von den Kids.

  • Darf ich mich hier mal eben kurz aufregen bitte?
    Ich war eben mit einem Bekannten Gassi.
    Sein Hund frei, meiner an der Leine (5 m).
    Sein Hund scheuchte Raben auf und setzte ihnen nach.
    Smartie machte einen Satz um ihm nach zu jagen, ich hab gepfiffen und er hat im Sprung umgedreht und sich zu mir orientiert *juhuuuuu* - ich war so baff!
    Vögel interessieren ihn eh nicht besonders, aber SO toll reagiert hat er noch nie!
    ah, nein - ich wollte mich aufregen - also weiter.
    Über diese Situation und meine Begeisterung für seine Umorientierung "im Flug" sind wir auf das Thema "jagen" gekommen und das ich Smartie deshalb nicht ableine.


    Erzählt er mir doch tatsächlich, dass ein Teletak doch die bessere Alternative für den Hund wäre, weil ewig an der (Schlepp-) Leine sei ja gar nicht gut für den Hund.
    Echt? Aber ein Stromstoss ist gut für ihn??!
    Es ist jetzt das zweite mal, dass ich diesen "Rat" bekomme - ist das wirklich eine "gängige" Meinung, dass man den Hund lieber unter Strom setzt, als ihn dauerhaft an der Schlepp zu führen?


    Ich meine, ja! Hund soll rennen können, sich entfalten können und mein Traum vom Gassi durch den Wald ist auch eher ein entspannter, freilaufender Hund als ein Hund an der Schlepp, den ich ständig im Auge haben muss, dass er nicht völlig durchknallt vor lauter Reh-Geruch, aber ... ehrlich? Strom?

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