ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ja, ist aber in so einfacher Form nicht anwendbar. Sein stress ist oft eher so wellenfoermig. Manchmal macht er schwierige Dinge mit einer bewundernswerten Gelassenheit, sieht dann in vermeintlich leichten Situationen irgendwas (was ich nicht sehe) und hat fuer die Situation ungewoehnlich viel Stress. Oft hilft es dann auch wie selbstverstaendlich durch die Situation zu gehen und ploetzlich (warum ist mir raetselhaft) faellt der Stress wieder ab. Deshalb zum Beispiel breche ich keine Spaziergaenge ab, was ausser am besagten Tag, immer eine gute Entscheidung war.
    Wichtiger fuer ihn scheint mir, nach Stress Ruhephasen zu haben.
    Aber dass jedes Wesen nur ein bestimmtes Mass an Impulskontrolle hat, habe ich im Kopf.
    Bei ihm passt die Loeffeltheorie nicht immer. So beweist er manchmal am Ende von schwierigen Situationen mehr Impulskontrolle als am Anfang und flippt manchmal nach laengeren Entspannungsphasen (bspw Lange keinen Hund gesehen und Urlaub) ploetzlich in bekannten Situationen aus...


  • Zu Beginn waren wir ca. 1,5 Stunden draussen und haben ca 200 Meter gemacht, 45 Minuten war das Anziehen, jeden 2. Tag Hundewiese zum fetzen, das Aussteigen und die 100 Meter zur Wiese haben ebenfalls zu Beginn 1,5 Stunden gedauert.
    Der Weg ins Feld jetzt ist ca 200 Meter, in den Wald 300. Die ersten 3 Monate bin ich ihn gefahren, weil er mir bei jedem (jeden!) Weg komplett durchgedreht ist. Wir sind dann den Rueckweg gelaufen. Mittlerweile laufen wir den Weg in einem Rutsch (oefter mal sogar ohne Korrektur) durch. Muss er dringend pinkeln im Stechschnitt, wenn nicht schlendern wir. Er darf immer(!!) stehen bleiben und schnueffeln, an Haeuserwaenden pinkeln natuerlich nicht. Ich bin immer unterwegs ein Leckerlieautomat. Ruhe, gutes Laufen, Impulskontrolle wird immer belohnt.

    Kommt mir in Teilen bekannt vor.


    Was bei mir geholfen hat ist:
    Den Fokus vom Hund NEHMEN.


    Ich habe sie immer beobachtet....immer kontrolliert.
    Vor 2 Jahren glaub ich, habe ich einfach mal draussen sie NICHT mehr angeguckt, habe den Horizont geschaut...ect...Und erstaunlicher weise, oder auch nicht....
    wurde sie AUFDRINGLICHER...



    Erklärung: ich habe den BC mit meinen BLICKEN!!! in eine Erwartungshaltung gebracht.....
    Ich habe ja auch tatsächlich immer etwas "erwartet".
    War mir aber lange nicht bewusst.


    Dann habe ich demostrativ "mein Ding" gemacht.
    Ohne sie als STRAFE zu ignorieren! Das wäre ja wieder eine Erwartung. Nö, ich habe einfach Gelassenheit ausgestrahlt, den Horizont geschaut....



    Wenn man jetzt die Löffeltheorie hernimmt, dann habe ich an den Erregungsauslösern gearbeitet.


    Der Erregungsauslöser war ich....
    So hatte mein Hund mehr Löffel übrig....




    Von a nach b laufen in bebauten, bzw unbekannten Gebiet ist halt schwierig weil er nach wie vor jeden Reiz in sich aufnimmt und den mit Bewegungsenergie quittiert. Wuerde ich ihn lassen, wuerde er einen Dauerzug auf die Leine haben, sofort enormen Stress, ob er noch mit rueckgerichteten Aggressionen reagieren wuerde, weiss ich nicht, den Stress vertraegt er aber definitiv nicht.

    Einen weiteren Durchbruch konnte ich mit meiner HÜNDIN machen, als ich dem Leinenzerrrambolinchen (Gehorsam kein Problem, an der Leine Links, Stopp, Rechst, sonstewas...kein Problem...nur Ziehen musste das Tier) ein Zuggeschirr kaufte und lange Zeit mit dem Hund "Canicross" machte bei JEDEM Spaziergang...


    Aber sie hat nie zu rückgerichteter Aggression geneigt. (mein Bub ja, der hatte aber eine zeitlang IMMER Maulkorb auf, einfach um mir den Stress zu nehmen)


    Ich hatte weiter oben beschrieben, dass ich nicht mit meiner Hündin über eine Wiese von A nach b laufen kann.


    Natürlich könnte ich das, wenn A) der Anfang einer Koppel ist und B) das Tor, zu den Schafen. Dann ist Wiese normal...


    Aber spazierengehen auf einer Wiese....geht nicht....Kann man drüber rennen zu einem Weg, einer Strasse.


    Man kann auch auf einer Wiese irgendwas suchen...
    Also Wiese ist ARBEIT.....(ohne dass ich das gerne so gehabt hätte....eine weitere schlaue BC Verknüpfung, die ich lange Zeit nicht gerafft habe.)
    Wiese ist also immer Erregung, Strasse ist Erregung...unsere Löffel sind janz schnell alle....

  • Ich wollte kurz Rueckmeldung geben und richtig dick Danke sagen.
    Von mir ist jede Menge Druck abgefallen weil mir klar wurde, dass dieser Hund eben Dinge einfach nicht kann und evtl auch keine seelischen Kapazitaeten hat, um bestimmte n Dingen jemals gewachsen zu sein. Natuerlich trainiere ich weiter, um mindestens den Ist Stand halten zu koennen.
    Ich bin jetzt viel entspannter und habe viel mehr Verstaendnis. Ich erkenne viel mehr an und verteile mehr Leckerlies, korrigieren muss ich im Moment kaum. Ich erinnere viel oefter dafuer. Auch OK, solange er reagiert.
    Seit ein paar Tagen ist er so ruhig und entspannt wie noch nie (natuerlich auch nicht durchgaengig). Gerade haben wir in der Stadt das Nasenbuch bestellt, er hatte sogar super viel Zeit zum schnueffeln, hat nicht einmal gebellt und ich musste ihn nicht korrigieren. Hier im Cafe reagiert er nicht mal auf die Leute die rein kommen. Ich habe versucht, ihn jeden Tag laufen zu lassen, (SL habe ich ja nicht nicht in der Laenge) hat super geklappt.
    Es wird bestimmt nicht nur rosig weitergehen aber ich bin super froh dass ich hier gefragt habe und ihr mir so toll geholfen habt:)

  • Ich freu mich sehr für dich!
    Und für den Hund!


    Jeder weitere Hund in deinem Leben wird ein Spaziergang :D



    Oder du bleibst den kleinen Problemis treu.
    Aber dann brauchst du keine Versagensgefühle mehr haben....


    :applaus:

  • Vielen Dank. Das dachte ich mir auch schon und hat mein Trainer auch schon gesagt. Ich muss aber sagen, ich hoffe mein Problemi bleibt mir noch sehr lange erhalten. Gerade auf der Arbeit und beim Thema eigene Kinder vertraue ich ihm sehr. Ich weiss nicht ob ein nicht-Problemi ihm jemals arbeitstechnisch das Wasser reichen koennte. Gerade mit den Jungs ist seine 'Ich bin der Koenig der Welt und niemand sagt mir was' seeehr hilfreich, er hat da in Eskalationen schon viel bewiesen. (Einmal stand ein Kind mit Buerostuhl drohend vor mir und hat gebruellt dass er den Stuhl jetzt auf mich wirft, Taco lag direkt neben uns und hat es nicht mal fuer noetig befunden aufzustehen).
    Trotzdem sollte der naechste Hund ein Reitbegleithund werden .. Aber man sollte ja bekanntlich niemals Plaene schmieden..

  • Ich bin jetzt viel entspannter und habe viel mehr Verstaendnis. Ich erkenne viel mehr an und verteile mehr Leckerlies, korrigieren muss ich im Moment kaum. Ich erinnere viel oefter dafuer. Auch OK, solange er reagiert.

    Das freut mich sehr für euch!


    Die eigene Entspannung nimmt sehr viel Spannung raus, auch für deinen Hund.


    Das "Erinnern" kommt mir sehr bekannt vor :D


    Ich "erinnere" gerne, weil ich damit der von mir erwünschten Motivation beim Hund noch mal einen "Stups" gebe, und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass diese Motivation beim Hund gewinnt. Deshalb mache ich das auch freundlich ( manchmal mit einem leicht mahnenden Ton, aber nur, wenn ich mir sicher bin: Ich erhöhe damit nicht den Stress beim Hund UND er weiß worum es geht).


    "Ich erkenne viel mehr an..." - ja, bewahre dir den Blick, auch für Kleinigkeiten, für das was doch gut ist/läuft!
    Das tut auch der Seele deines Hundes gut - möglicherweise ist das ja auch mit dafür verantwortlich, dass du kaum mehr korrigieren musst.


    Viel Erfolg weiterhin!

  • Huhu!
    Ich hab mal eine grundlegende Frage. Woran macht man fest, dass ein Hund viel oder wenig Jagdverhalten zeigt?
    Ich frage mich, ob ich richtig einordne, wenn ich finde, dass Lola nicht übermäßig viel Jagdtrieb hat.
    Sie spurt mal was nach, lässt sich aber zu 99% sofort abrufen (das eine Mal nicht war eine menschliche Spur sichtbar Dank Schnee). Sie hält die Nase in den Wind, hat da Momente, in denen sie sehr aufgeregt ist und kaum ansprechbar (kein Problem: Schleppleine). Wild anschauen üben wir. Bisher macht sie das gut.
    Geht 5m vor ihr eine Gruppe Rehe hoch, will sie schon hinterher, lässt sich aber abbrechen, ranrufen und bekommt von uns was zum "Hetzen" (Lieblingsspieli aus Tau oft).
    Ist das jetzt viel, wenig, normal?
    Lola hat nämlich Drahthaaranteil und dafür finde ich es gemäßigt. Und wurde 'Schlimmeres' prophezeit.

  • Wie alt ist Lola denn?


    Für einen 6jährigen Hund würde ich auch sagen - joa... scheint nicht übermäßig heftig zu sein.


    Für einen 6monatigen Hund finde ich, deutet das Verhalten schon darauf hin, dass da noch ordentlich was kommen kann.

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