ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Wie verwirrt man seinen Hund?


    20m vor uns quert ein Rehbock. Lola "yeah, ich renn mit dir mi...!" .."Neeeeiiin! SITZ!!!!"

    Lola sitzt- wobei ich mich nicht erinnern kann, ob die Leine gespannt war, reingerannt ist sie jedenfalls mal nicht in die 3m. Jedenfalls sofort Freude meinerseits. Aber: dem Rehbock hinterher schoss ein Spitz. DAS fand Lola so seltsam, dass die das Lob gar nicht so richtig wahrnahm, kam nämlich kein Umdrehen für's Leckerli sondern ungläubiges Starren auf den Hund.

    Der Hund seinerseits hatte das Reh aus der Sicht verloren und stand da nun wie ein Knopf und wusste nicht, was tun.

    Bin dann mit Lola anders lang, nachdem der Spitz sich in den Weg setzte und Lola musterte.



    Ansonsten funktionieren die Platzzellen super. Und wenn dann noch ein Reh vorbei spaziert, hat sich das bestätigt. Aber hatte Lola im Platz, sie ins ins Sitz, ich habe es korrigiert. Gewartet bis einigermaßen Ruhe war im Hund und bin umgedreht. Plan die Tage da Kaffee und ein Buch für mich und Laaaangeweile für Lola, die bin ich (am Geschirr) an der Bank fest.

  • Das kann gar nicht sein, Spitze jagen nicht! :klugscheisser:

    Zumindest erzählte mir das meine Schwägerin, von der ich meine Jagdsau habe. Der Spitz im Profilbild :hust:

    Witzige Geschichte und Respekt für das prompte "Sitz".


    Wir waren gestern im Wald mit Charly und Leni unterwegs. Leni ist ja erst seit zwei Wochen da und prompt gab es die erste Rehsichtung. Ich war total stolz, dass bei Charly die Umorientierung funktioniert hat. Jahrelanges Training und Nerven hat mich das gekostet. Ruhig und stressfrei war es dennoch nicht. Ich dreh mich wieder zurück Richtung Reh, da stehen mein Mann und Leni immer noch in aller Seelenruhe und schauen dem flüchtenden Tierchen hinterher. So kann es auch gehen. :herzen1: Klar, ohne Leine wär Leni wahrscheinlich auch hinterher. Aber das ist gar kein Vergleich zu Charly, der fünf Minuten später immer noch fiepte und die Umgebung nach weiteren Rehen abscannte. Aber er jagt ja nicht, der hat nur seine Rassebeschreibung nicht gelesen. |)

  • Ja, inzwischen kann er auch Belohnungen nehmen, das war anfangs nicht so und hat sehr lange gebraucht. Nicht nur bei Wild... Wir hatten ja noch ganz andere Baustellen, das Thema Jagen bin ich erst letztes Jahr so richtig angegangen, weil wir umgezogen sind und die neue Hauptgassistrecke sehr wildreich ist.

    Inzwischen läuft das so: Charly zeigt mir Wild an, ich lobe ihn dafür, und die Leckerli fallen dann hinter dem Spitz zu Boden oder fliegen auch Mal ein Stück, wenn ich die Schleppleine dran habe. Ist noch nicht so ideal, weil die Aufregung natürlich trotzdem da ist, aber zumindest gab es so schon lange kein Kreischkonzert mehr :pfeif:

    Jetzt muss als nächstes "nur" die Aufregung raus, was bei dem Stresskeks nochmal ne ganz besondere Herausforderung ist. Von Freilauf wage ich ja schon gar nicht mehr zu träumen... Vielleicht bei Leni irgendwann. Sie ist übrigens auch ein Spitz. Und ja, sie zeigt auch Jagdtendenzen, aber gaaaaaanz gemäßigt. Das ist so toll! :hurra:

  • Solange man das Jagen auf dem Schirm hat und damit arbeitet, hat man ja gute Chancen.

    Mein Mann zB reagiert da Null. Total unverständlich. Lola steht vor und guckt und mein Mann: nichts. Lola spannt an, ich sehe super wie sich sie Kurve aufbaut. Mein Mann: keine Reaktion.

    Ich also als Erstes: sammel mal die Schlepp ein, damit Lola nicht durchstarten kann. Und wenn sie dir anzeigt: markieren und loben. Kommt sie zu dir Belohnung. Biiiihiiittte!


    Ich bin aber ganz zufrieden. Lola hat am Waldrand heute eine Spur gefunden und folgte dieser kurz - am Wegesrand! - um dann strahlend zu mir zu kommen. Selbstständig.

    Andere Situation: Lola hat was in der Nase (gestern schon an der Stelle). Verharrt und schaut. Ich markiere, nimmt sie gar nicht merklich wahr. Also nehm ich die Schlepp so kurz, dass nicht mal 30 cm Anlauf möglich sind und beobachte. Lola guckt, überlegt, und kommt. Echt super. Ist die Frage, ob es Wild war. Aber es war gestern schon meeeega spannend und heute und sie hat von selber die Kurve gekriegt.


    An den Raben haben wir gearbeitet. Stehen und gucken, dafür C+B.

    Am Ende waren zwei Raben vielleicht 7 bis 10m nah. Lola guckt, ich entscheide mit für Rufen: Lola kommt. Kleine Futtersuche bei mir und dann wendet sie sich nochmal ab zum Gucken, einer fliegt los, Lola steht und guckt. Ich lobe ruhig, rufe: Lola kommt sofort. Gab nochmal Lob, kurzes Rennen (aber nicht Vollspeed) und Futtersuche.

    Das war glücklicherweise kurz vorm Auto, so dass wir so positiv abschließen konnten.


    Wird ja jetzt wieder interessant im Herbst, wenn das Wild wegen der Brunft doch aufgeregter ist und das Kleinvieh Vorräte sammelt.

  • Hallo zusammen,

    bisher habe ich an diesem Thread immer freudig vorbeigescrollt, betrifft mich ja nicht :pfeif:

    Nun ja. Heute habe ich es geschafft. Nachdem wir über zwei Monate einen guten Rückruf an der Schlepp trainiert hatten, habe ich die Schlepp immer öfter weggelassen, stört ja eh beim Schwimmen, heute ist es matschig und so etwas - der Freilauf klappte auch ohne Schlepp ziemlich prima, Hund war immer ansprechbar, schaute sich regelmäßig nach mir um und freute sich, zurückkommen zu dürfen.

    Rehe und Hasen hatten wir in der Ferne gesehen, Merle hat sie entweder nicht bemerkt oder sich aber, trotz Interesse, ins Sitz rufen und anleinen lassen. (Wir wohnen auf dem Dorf, ganz so selten kommt das nicht vor.)

    Heute sprang das Reh ca. 2m vor uns aus dem Graben und Merle freudig hinterher.

    Meine Rufe verhallten ohne Reaktion.

    Nach 15 min kam sie Gott sei Dank zu mir zurück. Ich habe sie kommentarlos angeleint und bin nach Hause gegangen.

    Auf dem Heimweg merkte ich, dass sie viel mehr als sonst auf der Suche nach "Jagdbarem" war.


    Eigentlich ließt man zuerst den Thread und stellt dann Fragen, aber 650 Seiten schaff ich heute nicht mehr und eigentlich brauche ich ja Tipps ab sofort.


    Das der Hund jetzt nur noch an der Schlepp läuft, ist klar. Ich nehme an, ich sollte ihr Alternativen bieten auf dem Spaziergang? Kopfarbeit und Suchspiele? Bisher dürfte sie schnüffeln, ab und zu habe ich sie angerufen, ein paar Kommandos eingefordert, kurz angeleint usw. und dann wieder schnüffeln und rennen.

    Eigentlich dürfte ich nicht so schockiert sein, es ist immerhin ein Hund. Aber trotzdem, es steckt einem in den Knochen.

    Gibt's Lektüreempfehlungen von eurer Seite?

    Flaut dieses aktive Suchen wieder etwas ab oder hab ich jetzt "Etwas" geweckt, mit dem ich leben muss?


    Wie verhalte ich mich im Training bei neuen Wilddschtungen? Wir wohnen wie gesagt auf dem Dorf, so einfach komplett vermeiden ist leider nicht möglich.

    Abbruchsignal? Ich habe gelesen, ihr belohnt das Anzeigen statt Hetzen?

    Auch hier würde ich mich über Lektüreempfehlungen freuen.


    Es ist meine Schuld, das weiß ich. So eine Situation hätte es nie geben müssen :ka:

  • du, ich bin auch geschockt.Ich trainierte mit meiner ja von Anfang an und dass sie Jagdtrieb hat ist mir hinlänglich bekannt, weshalb sie Schlepp nicht abkommt. Joah, jetzt hat sie aber zweifach! je ne Maus erwischt (nicht getötet und gefressen, aber trotzdem!)... Hunde überraschen einen wirklich gerne mal. Wir trainieren nun an der kurzen! Leine am Ort des Geschehens, an der Schleppleine an geeigneten Orten und am Gehorsam. Es gibt hier Sucheineiten (Verlirensuche und so) und mehr Beschäftigung und vielleicht wirklich mal ein Fahrrad für noch, sodass der Hund daran rennen kann.


    Buchtip hab ich leider keinen ;)

  • Wie alt ist die Maus denn ?

    Ich will keine Angst machen, aber bei uns hat es auch so angefangen. 2 mal eine dumme Situation in der ein Kamikazereh 2m vor uns panisch flüchtete "ohgottohgottohgotteinhund ".

    Seit dem nahm das Unheil seinen Lauf und jetzt mit 3 ist er tatsächlich vmtl bei seinem Jagdtrieb angekommen. Schön auf Spur UND Sicht und nur noch kontrolliert Freilauf beim Dummytraining, auf gut überschaubaren Wiesen außerhalb der Dämmerung und im Gehorsam (bei Unterordnungsübungen).


    Long story short: kann ein Problem werden, kann auch eine Eintagsfliege sein. An der Impulskontrolle würde ich arbeiten, Vorstehen belohnen. Umorientierung üben. (Machen wir auch alles aber wenn er ein Reh in der Nase hat...naja...).

    Antijagdtraining von Pia G. Ist ganz lesenswert und hier kamen auch schon andere gute Vorschläge im Thread, finde sie nur am Handy nicht.

  • Jimina

    3 Jahre alt ist sie. Sie ist ein gebrauchter Hund, ein Scheidungskind.


    Ja, sowas befürchte ich fast. Mein Freund geht zum Glück ausschließlich mit Schlepp, er vertraut ihr da nicht. Ich hab die Situation wohl unterschätzt. Dann danke dir für den Tipp, werde ich mir gleich bestellen.

  • Auf dem Heimweg merkte ich, dass sie viel mehr als sonst auf der Suche nach "Jagdbarem" war.

    Das ist nach einem Jagderlebnis völlig normal - der Stresspegel ist zum Einen noch sehr hoch, zum Anderen ist die Beutefangverhaltenskette angestupst worden, und ist noch im Bewusstsein.


    So ein sehr naher Bewegungs(an)reiz - ein Reh das 2m vor einem wegspringt - ist selbst für einen gut im Jagdtraining stehenden Hund oft zu hoch.


    Wie kommt es, dass du das Reh nicht gesehen hast? Hat dein Hund das nicht vorher "angezeigt"?


    So ein Reh ist ja eigentlich recht groß, damit es so nah am Menschen noch unsichtbar ist, bedarf es schon recht hohes und dichtes Gewächs.

    An diesen Stellen bin ich selber auch sehr achtsam, bin ich mir bei meinem Hund unsicher, leine ich dort an.


    Bei einem jagdlich ambitioniertem Hund reicht es nicht, an Impulskontrolle losgelöst vom Jagdtraining zu arbeiten.

    Ein jagdlich ambitionierter Hund muss BEIM JAGEN Impulskontrolle lernen - also sogenanntes Jagdersatztraining, bei dem die Jagdfähigkeiten des Hundes geschult werden. Dazu gehört als Basis, nicht jedem Jagdimpuls spontan nachzugehen, sondern zu ÜBERLEGEN.


    Von Antijagdtraining bei einem Hund - also das Arbeiten GEGEN die Jagd - halte ich für jagdlich ambitionierte Hunde gar nichts.


    Es wird nicht GEGEN die Veranlagung eines Hundes gearbeitet, sondern MIT ihr.

    So wird sie für uns Menschen einschätzbar und lässt sich managen.


    oah, jetzt hat sie aber zweifach! je ne Maus erwischt (nicht getötet und gefressen, aber trotzdem!)...

    Ich liebe Tiere, und ich mag auch Mäuse.

    Trotzdem frage ich mich, was ist schlimm daran wenn ein Hund Mäuse jagt :ka:


    Der Hund ist bei aller Domestikation immer noch ein Raubtier, und damit ein Jäger.

    Mir ist lieber, mein Hund erwischt vielleicht mal zufällig eine Maus, lässt aber dafür Fasane, Rehe und Hasen in Ruhe.... die bringen meinen Hund nämlich in wirklich ernsthafte Gefahr (Straßen, aber auch Jäger z. B.), weil sie den Hund weit weg von mir bringen.


    Eine Maus nicht ...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!