ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich finde, Gehorsam gehört in vielen Lebensbereichen - nicht nur beim Hund - zu den Aspekten, die vom Menschen immer (noch) als besonders wichtig angesehen werden, aber im Zusammenleben

    1. bei Weitem nicht bei jedem Hund funktionieren

    2. bei vielen Hunden mehr kaputt macht als dienlich zu sein.


    Es geht um Kooperationsbereitschaft und Konditionierung.

  • Ich weiss nicht, war um Gehorsamstraining was kaputt macht, aber Konditionierung nicht.


    Andererseits kann ich mir vorstellen, wer nicht begreift was Training also Unterordnung, also Gehorsamstraining bedeutet, wird mit "Konditionierung" auch Probleme haben. Gerade weil auch viele "moderen" Trainer ja hausieren damit gehen, dass Training über Konditionierung was schlechtes ist, dass man "hündisch kommunizieren muss", damit der Hund versteht..... (Also dem Hund schön Angst machen, ihn anzischen ect)


    Kooperationsbereichtschaft hört sich klasse an. Aber es gibt Hunde, die bieten das nicht an, das muss man sich schlicht und ergreifend über Gehorsam erarbeiten.


    "Gehorsam" ist ein oft negativ besetztes Wort hier in Deutschland. Aber ein treffenderes fällt mir nicht ein.

    Diese Wiki..erklärung finde ich sehr schön:


    Zitat:

    "Gehorsam ist prinzipiell das Befolgen von Geboten oder Verboten durch entsprechende Handlungen oder Unterlassungen. Das Wort leitet sich (ähnlich wie Gehorchen) von Gehör, horchen, hinhören ab und kann von einer rein äußerlichen Handlung bis zu einer inneren Haltung reichen."

    Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Gehorsam


    Denn was konditioniert man denn? Es sind Abbruchsignale, mit anschliessender Belohnung mit dem Ziel, dass der Hund unerwünschte Handlungen unterlässt und hinhört. Die "innere" Haltung beim Hund würde ich dann mit Kooperationsbereitschaft übersetzen.


    Ob ich das nun gut finde oder nicht, mein muss sich meiner Autorität unterordenen.

    Was ich sehr viel mehr in Frage stelle ist, "wie lebe ich meine Autorität aus".

    Wie kann ich gerecht und souverän führen, so dass es meinen Tieren gut geht. Wie kann ich ihnen so viel Freilauf/Freiheit in meinem Lebensumfeld gewähren, dass wir gut leben, sie zufrieden sind und dann letztlicht ich auch. Denn ich liebe ja meine Tiere, wie Familienmitglieder. Ich möchte für sie, das möglichst beste.

  • Na letztlich gebe ich einen Rahmen vor, innerhalb dessen sich der Hubd bewegen kann. Übertritt er dem Rahmen, muss er da Rückmeldung bekommen.


    Da spielen für mich Gehorsam und Konditionieren Hand in Hand. Vieles lässt sich konditionieren, aber trotzdem brauch ich ja Gehorsam. Ich kann mMn nicht alles durchkonditionieren. Also speziell für Lola.


    Beispiel. Katze auf bestimmte Distanz ist Sitzen, gucken, bestenfalls alleine umorientieren. Aber Katze direkt vor Schnauze packt diese Konditionierung noch nicht und da wäre Gehorsam schön. Aber auch irre schwer, weil ja sofort der Triebschalter kippt äh die jagdliche Motivation ins Spiel kommt (Trieb ist ja auch ein böses Wort, alles Motivationen heutzutage).

    Gerade Konditionierung dauert ja, weil ich das eben in so vielen Situationen immer wieder vertiefen muss.

  • Casper sieht 8m-10m entfernt mehrere Vögel, teilweise lustig hüpfend. Er bleibt stehen, schaut sie an, schaut zu mir, ich lobe ihn, er kommt, es gibt ein Leckerli.


    Er stellt sich nun aber direkt wieder dorthin, schaut zu den Vögeln, schaut zu mir und ich gebe erneut ein Leckerli.


    Casper macht selbiges aber nun wieder. Er stellt sich wieder hin, schaut die Vögel an und schaut zu mir. Diesmal sage ich zu ihm „Weiter“, er dreht sich weg, läuft weiter und beachtet die Vögel nicht mehr.


    Wollte er nur wieder ein Leckerli? Wenn er weiß, dass es für Verhalten X draußen ein Leckerli gibt, macht er das öfter und schaut mich dann schon erwartungsvoll an.
    Ist es falsch ihn einfach nur zu loben ohne ihm zu sagen was er stattdessen machen soll (Weiter gehen)?

  • Ich würde nur loben und mir den Leckerlies sehr, sehr sparsam sein, der "fordert" nämlich gerade seine Leckerlies ein. Solche Verhaltensketten lernen viele Hunde sehr schnell.

    Ich hab sowas meinem Dackelrüde damals auch sehr gut beigebracht, nur, dass der irgendwann sobald die Leine ab war, ins Feld gebrettert ist zum "Jagen", zwischendurch immer wieder stehenblieb und zu mir geschaut hat, ob ich nicht endlich pfeife damit er sein heißgeliebtes Spielzeug bekommt. Irgendwann war er natürlich so weit weg, dass ich pfeifen musste und schon hatte ER wieder seinen Kopf durchgesetzt.


    Ich würde daher nur verbal loben und ihn dann weiterschicken.

  • Ein Lob/Leckerlie BEENDET eine Verhaltensanweisung.


    Ohne weitere Angabe/Anweisung macht der Hund anschließend das, was IHM in den Sinn kommt. Zu deinem Glück versucht er, das Verhalten zum Erschleichen eines Leckerlie noch mal neu abzuspulen. Ich kenne etliche Hunde, die sich "dankbar" das Leckerchen abholen - und ohne weitere Handlungsanweisung dann das Verhalten wieder aufnehmen, was sie ursprünglich im Kopf hatten,nämlich Vögel-Jagen.


    Gebe deinem Hund also erst mal nach dem Lob/Leckerchen eine ANWEISUNG, was er machen soll. (Bisher machst du das ja nicht, sondern lässt ihn immer wieder mal selber entscheiden, was er macht)

    Sitzt das sicher, ist für deinen Hund also klar: Es geht IMMER weiter nach dem Leckerlie - dann kannst du mal ab und an einfließen lassen, ihn nicht mit einem Lob zu dir kommen zu lassen, sondern mit einer Kommentierung (z. B. "Ja, ich seh die Vögel auch") ein kurzes Feedback zu geben, vielleicht noch ein "Danke", aber dann direkt ein "Weiter", ohne dass er zuvor zu dir kommt.

    So "schleichst" du die Leckergabe langsam aus, und dein Hund lernt noch mehr, Vögel nicht weiter zu beachten und einfach weiter zu gehen.


    Aber Vorsicht: Sobald du bemerkst, dein Hund bekommt doch die "Handlungsalternative" Vögel-Jagen in den Sinn - sofort wieder mindestens einen Schritt zurück und die Verhaltenskette: "Er bleibt stehen - schaut zu dir - bekommt ein Lob - holt sich darauf das Leckerchen ab - dann geht es weiter" wieder aufnehmen.

  • Ein Lob/Leckerlie beendet jetzt nicht immer eine Verhaltensanweisung... jedenfalls nicht, so wie wir es gelernt haben.

    Gutes Beispiel - "Bleib"-Übung, da gehen wir auch mal nahe an den Hund ran zwischendurch und geben ein Leckerlie - lösen den Hund aber noch nicht auf. (Bei uns bedeutet das - sie darf im Platz liegen, sitzen oder auch aufstehen - aber NICHT die Position ansich verlassen. Das "Bleib" löst das Kommando vorher(Sitzen, Liegen, Stehen...) wieder auf, aber eben nur in seinem Rahmen)

    (Bei uns ist es "Weiter")

    D.h., es ist einfach eine Bestätigung, dass sie es gerade gut macht und ne Übung, dass man mal rankommt und wieder weggeht, das aber nicht bedeutet, dass wieder Rumgelaufen wird.

    Ein wenig wie anonymes Belohnen.


    Es kommt natürlich drauf an, wie man es dem Hund beigebracht hat - aber genau dieses zwischendurch belohnen ohne Auflösen haben wir damals in der HuSchu geübt - damit eben nicht das Leckerlie immer als "Beendigung" angesehen wird.


    Ich würde auch versuchen, den Hund danach weiter an Dich zu binden - aber mindestens 3 Übungen abfragen, damit es nicht wieder verknüpft wird auf "Dann kommt ne Übung und dann kann ich weg."


    Vielleicht ist bei Dir "Weiter" auch für ihn die Beendigung der "Übung", er sieht an Deiner Körpersprache, dass da nix zu holen ist, da Du konsequent Dich 'abwendest'?

  • Mejin Er weiß, dass „Weiter“ bedeutet, dass er mit allem aufhören und weitergehen soll. Ich verwende es auch, wenn er eine interessante Hündinnen Pipistelle entdeckt, manchmal auch bei Hundesichtung.


    Hundundmehr Ich habe Casper lange Zeit draußen gar nicht mit Leckerlis belohnt und erst vor ein paar Wochen wieder damit angefangen. Dabei ist mir aufgefallen, dass er solche Aktionen dann öfter vorführt, wenn ein Leckerli in Aussicht ist. Die meisten Vögel beachtet er von sich aus gar nicht mehr. Ich habs belohnt, weil es mehrere Vögel waren, die auch noch lustig rumgehüpft sind. Dass er das dann nochmal und nochmal abspult, damit habe ich in dem Moment nicht gerechnet bzw. ich dachte vielleicht ist der Reiz für ihn so groß, dass es ihm deswegen schwer fällt und er sich nicht so klar abwenden kann. :???:

  • Wie fange ich denn überhaupt an, die Umorientierung zu üben?

    Ich habe draußen seinen Namen gesagt. Schaute er mich an, gabs Lob/Leckerli. Irgendwann machte er es dann automatisch ohne Ansage und wurde belohnt.


    Danach machte ich selbiges, wenn wir Vögel gesehen haben. Also erst mit Namen und dann bot er es selbst an. Gab natürlich Lob/Leckerli.

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