ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich arbeite nicht mit festnageln, weil das dem Hund die Möglichkeit nimmt sich abzuwenden und wegzugehen.

    Das stimmt, das ist ein Nachteil. Hast du noch ein extra Abbruch oder Stopsignal für den Notfall aufgebaut, oder funktioniert das bei dir mit dem "normalen" Abbruch?

    Ich bringe denen in erster Linie bei, was ich haben möchte. Wenn ich einen Abbruch nutze, dann den für alles. Da brauch ich nix extra.


    Hier sieht man meine Sheila, die ich mit zweieinhalb übernommen habe. Sie hat bis dahin vermutlich in der Lüneburger Heide auch immer wieder der Kaninchen- und Hasenjagd gefrönt. Zumindest reagiert sie auf alles, was in dieses Schema passt immer recht extrem. Sie ist natürlich anfangs im Vollspeed hinterher. Dann hatte ich das Zwischenstadium, dass ich sie Stoppen konnte und nun bietet sie das Verhalten von selber an.


    [Externes Medium: https://youtu.be/LOw2JWOKAew]


    Hier meine Aina, die mich beim Thema Jagen ziemlich viele Nerven gekostet hat. Das kleine Biest musste mit vier Monaten schon an der Schleppleine laufen und war wirklich ziemlich irr drauf. Anfangs Vögel und Mäuse, dann Rehe, Kaninchen und Hasen. Mit ihr habe ich gelernt: Ja, auch Border Collies killen kleines Wild (hat die in Windeseile an der Leine neben mir im Busch geschafft :emoticons_look:) und die können auch Hetzlaute. |) Der Hase auf den Video läuft auch noch auf dem Weg nach oben von uns weg - also ein ordentlicher Trigger.


    [Externes Medium: https://youtu.be/xNmkeCaEIX8]
  • Danke für die Videos. Auf zwei Arten beeindruckend: Voll chillige Hasen, toll, dass die Hunde sich abwenden.

    Deiner Beschreibung nach waren das Hunde, die auf auch gehetzt haben? Gerade das Sheila sich abwenden kann, macht mir Mut. Ich vermute ja, dass Willy durchaus auch jagen musste, um zu überleben.


    Wie hast du das geübt? Schleppleine? Nur das Abwenden belohnt?

  • Hihi, nach der chirurgischen Kastra hat der Pudel wieder etwas mehr "Durchblick" und jetzt ist ihm doch glatt das erste Mal der Nutria im Weiher aufgefallen, an dem wir schon X mal vorbeigelaufen sind. :D Ich liebe dieses possierliche Tierchen.


    Ich merke aber nicht nur, dass der Jagdtrieb wieder durchkommt, sondern auch seinen überfordernden Faktor für den Hund verloren hat. Jeden Tag wird es besser, ich belohne jetzt erstmal das bewusste Wahrnehmen von Tieren, dann das Abwenden, das Ignorieren, das Umwenden... alles, was kein wildes Losstürzen aufs Tier ist (was ja gar nicht geht, weil Leine, ha).

  • Da wir gerne kleine Brötchen backen, haben sie mir gerade aber sehr gut geschmeckt...


    Wir haben ins unserer Kaninchenburg die letzte Runde gedreht, Willy war klar aufmerksam und auf jeden Fall auch sehr die Gegend abcheckend, aber nicht hechelnd und nicht zu dolle angespannt.

    Und dann sind tatsächlich so 30m entfernt (und da mussten wir lang, Kaninchen waren eh überall und da ist unser Zuhause) zwei Kaninchen rumgesessen, sind vor uns etwas weggerannt, haben sich wieder hingesetzt. Sind wieder ein Stück gehoppelt. Und Willy war einfach neben/etwas vor mir und hat geguckt und sich auch tatsächlich umorientiert. :applaus: Kein loshetzen, kein in die Leine knallen, kein nichts. Nur aufmerksam rumstehen.

    Und so konnten wir unseren Weg fortsetzen. Irgendwann sind die Kaninchen auch in die Brombeeren.

    Da hatte ich Gänsehaut. haha.

  • Hatte mit Kaya auch ein Erfolgserlebnis gestern. Sie läuft ja frei, auch in Gebieten, wo ich weiß, dass es schon viel Wild gibt, das aber bekannt und eher übersichtlich ist.

    Ich sehe ja, wenn sie Witterung nimmt und schicke sie dann weiter. Das nimmt sie gut an und setzt nicht mal mehr zum Hinterhergehen an. Ausserdem fruchtet das Wegetraining immer besser und wenn sie doch mal ins Feld will, reicht ein normal gesprochenes "raus".

    Was aber noch nicht zuverlässig klappt, ist dass sie nicht hinterhergeht, wenn nicht weit von ihr ein Hase hochgeht. Deswegen war ich gestern echt begeistert, dass ich sie zweimal am Hasen gestoppt gekriegt hab. Der erste hockte recht konsterniert auf dem Weg und hat geschaut, bevor er abgehauen ist. Sah aus, wie ein Jungtier. Hab sie bei noch hockendem Hasen ins Sitz gebracht und abgeholt. Distanz von Hund zu mir ca. 5 m, von Hund zu Hase ca. 15m. An der Leine hat sie der Spur dann relativ aufgeregt abgeschnüffelt. Ansprache geht aber trotzdem und Lecker nimmt sie auch. Ableinen und weiterschicken, wenn die Spur ins Feld geht, geht auch, sie löst sich dann von der Spur.

    Der zweite rannte quer über ne Koppel, die Kaya eh nicht betreten darf. Hat ihn erst nach mir erspäht, als sie schon im Sitz war. Blieb dann sitzen und schaute nur. Hab sie aber auch ein Stück angeleint, bis wir an der Hasenspur vorbei waren.

    Ich hoffe das waren keine Eintagsfliegen und sie wird tatsächlich immer besser kontrollierbar am Wild.

  • Hab sie bei noch hockendem Hasen ins Sitz gebracht und abgeholt. Distanz von Hund zu mir ca. 5 m, von Hund zu Hase ca. 15m.

    Meine Sina bleibt auch zuverlässig stehen wenn plötzlich vor uns ein Hase auftaucht. Ich lasse sie aber nur max. 10m vor mir laufen, dann bremse ich sie verbal aus, damit sie langsamer wird und der Abstand zwischen uns nicht größer wird, denn ich denke, dass sie ab einem zu großen Abstand evtl. nicht mehr stehenbleiben würde wenn dann plötzlich kurz vor ihr ein Hase auftaucht.

    An der Leine hat sie der Spur dann relativ aufgeregt abgeschnüffelt.

    Wenn der Hase auf dem Weg vor uns auftaucht und dann vor uns herläuft, dann leine ich sie i.d.R. an und sie darf auf Kommando die Spur verfolgen, da ist sie dann ganz in ihrem Jagdhund-Fieber und das darf sie auch.


    Würde ich sie nicht anleinen, müsste ich sie die ganze Zeit im Fuß bei mir behalten weil sie sonst immer schneller wird (und die Entfernung zu mir immer größer) um die Spur möglichst schnell zu verfolgen.

    Muss sie in solchen Situationen frei (oder auch angeleint) im Fuß gehen, ist das Schwerstarbeit für sie weil sie ja eigentlich die Spur verfolgen wollen will, aber sich enorm zusammenreißen muss, da sie ja nicht darf und im Fuß bleiben muss.

  • hasen in der Sasse geben kaum bis keine Witterung ab

    Ich weiß, zumindest bei Jungtieren, solange sie noch drücken. Auch abgelegte Kitze sollen wenig bis keine Witterung abgeben. Aber von einem Hasen in der Sasse war ja auch gar keine Rede. :ka:

    Die Witterung war ganz allgemein gesprochen. Was genau sie da wittert, weiß ich nicht, aber ich sehe, wenn sie was in der Nase hat. Und die bisherige Erfahrung zeigt, dass dann da auch was ist. Bisher meistens Rehe.

  • Meine Sina bleibt auch zuverlässig stehen wenn plötzlich vor uns ein Hase auftaucht. Ich lasse sie aber nur max. 10m vor mir laufen, dann bremse ich sie verbal aus, damit sie langsamer wird und der Abstand zwischen uns nicht größer wird, denn ich denke, dass sie ab einem zu großen Abstand evtl. nicht mehr stehenbleiben würde wenn dann plötzlich kurz vor ihr ein Hase auftaucht.

    Wenn der Hase auf dem Weg vor uns auftaucht und dann vor uns herläuft, dann leine ich sie i.d.R. an und sie darf auf Kommando die Spur verfolgen, da ist sie dann ganz in ihrem Jagdhund-Fieber und das darf sie auch.


    Würde ich sie nicht anleinen, müsste ich sie die ganze Zeit im Fuß bei mir behalten weil sie sonst immer schneller wird (und die Entfernung zu mir immer größer) um die Spur möglichst schnell zu verfolgen.

    Muss sie in solchen Situationen frei (oder auch angeleint) im Fuß gehen, ist das Schwerstarbeit für sie weil sie ja eigentlich die Spur verfolgen wollen will, aber sich enorm zusammenreißen muss, da sie ja nicht darf und im Fuß bleiben muss.

    Ja, ich lasse sie da auch nicht zu weit vorlaufen. Die Ansprechbarkeit nimmt einfach mit steigender Entfernung ab.

    Dass sie dann angeleint auf die Spur gegangen ist, fand ich auch kein Problem. Sie lässt sich ja im Normalfall auch von der Spur abrufen und war immer noch ansprechbar.

    Im "bei mir" kann ich auch überall gehen, ohne dass sie stiften geht, aber das Ziel ist ja kontrollierter Freilauf ohne Jagdaussetzer.

    Hut ab, denn mit einem jagdambitioniertem Dackelchen war das sicher auch nicht ganz einfach.

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