ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich dachte, die wird noch tagelang durch die Stresshormone gaga sein, aber sie war schon nach kurzer Zeit wieder ansprechbar, und als wir zum Ausgangsort zurückkamen, hat sie schon wieder entspannt rumgeschnüffelt

    Das finde ich echt richtig, richtig beeindruckend!


    Ich bin mal mit zwei jungen, jagdlich interessierten Hunden durch oder an einer Treibjagd vorbeigelaufen. Habe erst spät begriffen, was das war. Viele Autos am Wald, sofort und ständig Hirsche gesehen, auch super dicht am Weg (wahrscheinlich erschöpft.) Erst als ich dann immer wieder Jäger gesehen haben und immer wieder Schüsse fielen, hat es bei mir Klick gemacht.


    Auf dem Rückweg zum Auto haben mehrfach super dicht vor uns Hirsche den Weg gekreuzt - und die Hunde waren DURCH. Die konnten auf den letzten Metern NIX mehr. Die haben echt ein paar Stunden gebraucht, bis sie wieder "online" waren.

  • Und wie es so spielt....


    Die gleichen Hunde, zwei (?) Jahre später. Ich mag Hunde, die an Wild interessiert sind, schon alleine deshalb, weil ich mit denen soooo viel mehr sehe als ich alleine unterwegs wäre.


    Heute Abend, in die untergehende Sonne gelaufen. Eine Ricke mit zwei Kitzen. Kitze schon "halbstark". Noch einen Monat und die sind komplett alleine unterwegs. Momentan führt das recht große Muttertier die beiden aber noch.


    Der Wind stand so, dass wir wussten, dass die Hunde auf den nächsten Metern die Witterung kriegen - und wir wissen wo der Wildwechsel ist - also wo wir wahrscheinlich die Spur der drei queren werden. Langsam weitergegangen, mein Vater mit Nastro (wir tauschen immer auf solchen Gängen) vor mir. Und plötzlich zeigen beide an - aber nicht Richtung Ricke und Kitze (zu dem Zeitpunkt links von uns) - sondern direkt nach vorne. Habe meinen Vater drauf aufmerksam gemacht (weil ich beide Hunde sah) und dann?? Läuft direkt vor uns ein Kitz lang. Wirklich jung, wirklich nah. Keinen Plan, wann das geboren wurde, bestimmt nicht im Mai - habe ein so kleines noch nie laufen sehen.


    Ohne Hunde?? Hätten wir die andere Ricke, Sonnenuntergang, Wolken oder den Bussard gesehen - aber niemals in die Richtung geschaut. Ich finde so was unbezahlbar.

  • Wie förderst du denn dieses schnelle Runterkommen nach dem Reiz?
    Oder ist das ne unförderbare Werkseinstellung?

    Möglicherweise ist das bei manchen Hunden eine unförderbare Werkseinstellung.


    Bei meinem Amigo konnte ich das allerdings tatsächlich fördern - sonst hätte er niemals Freilauf haben dürfen.


    Dazu habe ich ganz gezielt Jagd-Übungseinheiten (Apportaufgaben) angeboten, die ich danach ganz klar mit Anleinen beendet habe. Amigo blieb dann so lange angeleint, bis er wieder sichtbar heruntergefahren ist, und nicht mehr die Umgebung nur nach weiteren Jagdreizen abgescannt hat, oder nicht mehr nach einem Apportel bettelte (nie ging dieser Hund perfekter im Fuss, als bei der "Arbeit"...).


    Das war zu Beginn sehr zäh, wurde dann aber Schritt für Schritt besser, und er konnte immer schneller umschalten von "Arbeit" (Jagdbeschäftigung) auf "Freizeit" (anderen, außerjagdlichen Hundebeschäftigungen nachgehen).


    Einen Versuch ist es wert.

  • Wie förderst du denn dieses schnelle Runterkommen nach dem Reiz?
    Oder ist das ne unförderbare Werkseinstellung?

    Wir füttern runter. Für jedes Fitzelchen mehr an Entspannung (ohne Erwartungshaltung dabei) gibt es einen Keks. Aktuell sind wir an einem Punkt an dem Luvi sich innerhalb von 2-3 Minuten nach Wildsichtung hinlegen und tief durchatmen kann, ohne noch gedanklich total beim Wild zu sein.

    Den Ansatz sich total unnötig aufzuregen breche ich aversiv ab. Denn das wäre für ihn deutlich hochwertiger als alles, was ich an ruhiger Belohnung zu bieten habe.

    Die Beschreibung des Abbruchs ist der Soll-Zustand. Der Ist-Zustand sieht je nach Tagesform anders aus :ugly:

  • ich war gestern schon etwas gerührt von meiner kleinen...

    seit sam nicht mehr bei uns ist zeigt änni so garkein interesse mehr an irgendetwas unterwegs...

    erst seit letzter woche (sam s tod ist 5 wochen her) fing sie ganz langsam an wieder wildwitterung anzuzeigen... mehr aber nicht,sie ist nach wie vor gespenstisch ruhig und folgsam unterwegs.gibt keinen ton von sich,läuft extrem an mir orientiert.


    gestern waren wir zur abwechslung mal am nok unterwegs... änni da ein kleines bischen lebhafter beim laufen....

    auf dem wasser war eine gruppe enten.... ich zeig ihr diese ; "schau mal änni enten"... sie schaut mich an,ich zeige noch mal auf die enten...änni stellt sich kurz auf die hinterbeine(zwischen uns u. den enten war noch grünstreifen,böschung und wasser),dreht sich um,kommt zu mir ,stupst mich an die hand und setzt sich vor mir hin.........klar das es ein ganz dickes lob und kekse gab.

    danach ist sie ruhig ohne weiteres interesse an den enten weiter.


    lg

  • Wie förderst du denn dieses schnelle Runterkommen nach dem Reiz?
    Oder ist das ne unförderbare Werkseinstellung?

    Ich förder das auch durch Futter und erwünschtes Verhalten markern.


    Wobei ich sagen muss ist bei uns das (sinnfrei) Hochfahren/Hichspulen eher das Thema als das anschliessende herunterfahren.

  • Wie förderst du denn dieses schnelle Runterkommen nach dem Reiz?
    Oder ist das ne unförderbare Werkseinstellung?

    Wir füttern runter. Für jedes Fitzelchen mehr an Entspannung (ohne Erwartungshaltung dabei) gibt es einen Keks. Aktuell sind wir an einem Punkt an dem Luvi sich innerhalb von 2-3 Minuten nach Wildsichtung hinlegen und tief durchatmen kann, ohne noch gedanklich total beim Wild zu sein.

    Den Ansatz sich total unnötig aufzuregen breche ich aversiv ab. Denn das wäre für ihn deutlich hochwertiger als alles, was ich an ruhiger Belohnung zu bieten habe.

    Die Beschreibung des Abbruchs ist der Soll-Zustand. Der Ist-Zustand sieht je nach Tagesform anders aus :ugly:

    Das Runterfüttern habe ich mit Splash, der das Runterkommen eben nicht eingebaut hatte, auch gemacht. Hat viel Geduld gebraucht, und war nicht immer an Ort und Stelle machbar. Bei ihm habe ich auch viel mit Gewöhnung an spannende Orte, Gerüche gemacht (natürlich kleinschrittig aufgebaut).


    Aversiv abgebrochen habe ich überaufgeregtes Vehalten. Dass man die zugrundeliegende echte Emotion "wegbefehlen" kann, glaube ich nicht - und schon gar nicht aversiv. Man kann aber das wechselseitige Aufschaukeln von Verhalten und Emotion zu einem hysterischen Anfall verhindern. Wobei auch das Training braucht, denn ein hochgetunter Youngster kann sich in Sekundenbruchteilen abschiessen....


    Die Hunde mit der eingebauten Selbstentspannung haben natürlich ganz klar Vorteile, die sind ohne viel Aufwand einfach belastbarer. Splash hat dann mit zunehmender Erfahrung gelernt, unnütze Aufregung zu vermeiden: er hat besser Diskriminieren gelernt.

  • Willy ist heute ohne Leine mit mir im wildreichen Wald unterwegs gewesen. Ist nicht rumgeballert, Radius war ok, ist gependelt, der Trab war entspannt, sie ist aufm Weg geblieben, hat zwar hie und da mal sehr aufmerksam in den Wald gespäht, aber sich nicht reingesteigert und gleich weiter, keine Fährten verfolgt.

    Und wenn sie mich angeguckt hat, war sie ganz klar im Kopf. Das fand ich super schön.

  • Wir sind grad im Urlaub in Oesterreich und waren heute in einem Wildpark. Kaya war das erste Mal mit im Wildpark. Meine Meinung danach ist, dass Wildparkbesuche uns genau nichts fuers AJT bringen, jedenfalls interessieren die eingeknasteten Tiere Kaya so gut wie nicht. Klar geht die Nase und ich denke, sie ist auch ziemlich muede danach, aber jagdlich haben sie die ziemlich zahmen und eher bewegungsfaulen Tiere nicht getriggert.

  • Wir sind grad im Urlaub in Oesterreich und waren heute in einem Wildpark. Kaya war das erste Mal mit im Wildpark. Meine Meinung danach ist, dass Wildparkbesuche uns genau nichts fuers AJT bringen, jedenfalls interessieren die eingeknasteten Tiere Kaya so gut wie nicht. Klar geht die Nase und ich denke, sie ist auch ziemlich muede danach, aber jagdlich haben sie die ziemlich zahmen und eher bewegungsfaulen Tiere nicht getriggert.

    Das glaube ich nicht. Ich glaube je mehr der Hund sich an die Gerüche und den Anblick (auch ohne bewegungstrigger) gewöhnt, um so ansprechbarer und entspannter bleibt der Hund.


    sowas ist ein Grund, weshalb zb Jäger ans Gatter gehen, damit die Hunde sich in der freien Jagd nicht grundlos wegballern

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