Suprelorin, chemische Kastration Erfahrungsbericht

  • Wir haben unseren Hund ja gleich "richtig" kastrieren lassen (vielfältige Gründe, warum nicht erst Chip, würde jetzt zu weit führen).


    Er litt ja seit Februar extrem und nur mit zwei kurzen Pausen, aß nichts mehr, magerte ab, hatte ebenfalls eine schlimme Vorhautenzündung etc.

    Vom Verhalten her war er nach wie vor gehorsam, aber unmotiviert und fast schon depressiv.

    Eigentlich konnte man mit ihm überhaupt nichts mehr machen. Hundeschule war schrecklich, ihn irgendwohin mitnehmen Stress.


    Das hat alles wirklich ab dem Tag der Kastration aufgehört. Er hat sofort zugenommen, er tröpfelt nicht mehr, er hat wieder Freude am Leben.


    Er geht noch genauso gerne Gassi, außer bei der letzten Löserunde am späten Abend, wo er alles auf einmal rauspinkelt und dann umdreht (was ich aber ehrlich gesagt praktisch finde).


    Wir hatten starke Bedenken wegen seiner gewissen Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit, interessanterweise ist das aber besser und nicht schlechter geworden. Ich erkläre mir das so, dass er aufgrund seiner ständigen Bauchschmerzen und der Gestresstheit einfach schneller verängstigt war, weil es ihm einfach generell nicht gut ging.

    Er war auch ziemlich handscheu geworden, vermutlich wegen der ganzen Behandlungen (Vorhautspülung, Tablettenverabreichung, ständige TA-Besuche).

    Auch das ist quasi weg.

    Lediglich wenn ich mit der Zahnbürste komme, will er sich entziehen.


    Andere Hunde verhalten sich ihm gegenüber noch genauso, aber irgendwie haben die ihn vorher auch nicht richtig ernst genommen, habe ich so den Eindruck. also weder wurde er von anderen intakten Rüden angepöbelt noch umgekehrt.

  • Ein kastrierten Rüde gibt dagegen sozusagen mit dem Verlust von Testosteron und dem meistens fehlenden Markieren aus Hundesicht seine "Daseinsberechtigung" auf, er kommt quasi nicht mehr vor im Territorium, er spielt keine Rolle mehr, er markiert nichts bzw sein Urin enthält nicht die Botschaft "ich bin ein potenter Rüde, aufgepasst", weshalb er für andere Rüden im besten Fall uninteressant wird und im schlechtesten als fremder Eindringling ohne Daseinsberechtigung wahrgenommen wird.

    Deshalb soll man markieren auch nicht grundsätzlich unterbinden (außer natürlich wo unpassend).

    Das ist interessant!

    Man liest ja häufig, dass kastrierte Rüden für intakte Rüden sehr gut riechen, fast besser als eine läufige Hündin. Dass der Hund nun zumindest anders riecht, ist jedenfalls klar. Wobei ich glaube, dass zum Beispiel Aufreiten häufig fehlgedeutet wird.


    Wir hatten tatsächlich gestern auch eine Begegnung mit einem Jungrüden, der massiv auf Bobby aufreiten wollte. Aber das war nicht sexuell motiviert, sondern er wollte ihn halt unterbuttern.

    Und das hätte ohne Chip noch mehr geknallt, weil Bobby dann begeistert drauf eingestiegen wäre. :roll: Rüden, die vorher entspannt waren, sind jetzt auch entspannt. Den anderen gehen wir so oder so aus dem Weg.

  • Ich hasse aufreitende Rüden - also die Situation, nicht den Hund. Meiner ist 15Monate alt, steht voll im Saft und hat das in seinem bisherigen Leben 2x ernsthaft versucht. Es hat so geknallt dass ihm die Ohren noch stundenlang geklingelt haben, und seitdem gab es keinen weiteren Versuch. Das ist so ein Thema wo ich echt wenig Verständnis für habe. Ein Rüde der so aufdringlich ist, gehört an die Leine!! Oder ich will mindestens sehen wie der Halter das strikt! unterbindet. Ich könnte ausrasten wenn ich diese halbherzigen Versuche es zu unterbinden mitbekomme.


    Warum lässt man als Halter zu dass sein Rüde sich so benimmt? Was bringt es als Lerneffekt, wenn der eigene Rüde 5x die Möglichkeit hat es zu versuchen, weil man als Halter fünfmal "tuttituttipfui" sagt? NICHTS! Ich sag mal so wie es ist. Macht mein Rüde das, bekommt er genau einen Versuch, dann bekommt er nämlich einen Einlauf der sich gewaschen hat und im Anschluss Leinenknast plus Ausflug zuende, ab nach Hause!


    Und dann die lächerlichen Erklärungen dazu! Ne Leute, ihr seid einfach nur zu halbherzig beim Unterbinden - der Meinung bin ich.


    Damit meine ich niemanden hier, das Thema triggert mich nur, weil die Hündin einer Gassibekanntschaft schwer verletzt wurde als ein 5x so schwerer Rüde sie bestiegen hat. Es wird einfach unterschätzt was das für den Hund bedeutet der so genötigt wird. Ich will auch nicht dass mich andere Menschen begrabschen, obwohl ich nein sage, egal aus welcher Motivation heraus. Ich finde es ganz schlimm, das es so oft verharmlosigt wird. Und es ist auch unfair dem eigenen Hund gegenüber, wenn man in der Kommunikation da nicht eindeutig ist.

  • Warum lässt man als Halter zu dass sein Rüde sich so benimmt?

    Für mich kommt es oft so rüber, daß die Halter ihre eigenen Hunde nicht so richtig verstehen. :ka:


    Das ist hier auch so ein prima Beispiel:

    sondern er wollte ihn halt unterbuttern.

    Ich habe das Gefühl, daß für viele Menschen die "Rangordnungskämpfe" noch normal sind, also muß es halt so sein, und man "soll die Hunde einfach mal machen" lassen.

    Wenn der eigene Hund oben ist, dann ist irgendwie noch Stolz dabei.

    Ist der eigene Hund "der unterlegene", ist man plötzlich schneller bereit, das abbrechen zu wollen. Weil, das muß ja jetzt auch nicht so sein.


    Nun ja.



    Aufreiten kann natürlich sexuelle Motivation haben, sprich, läufige Hündin in den Stehtagen und ein intakter Rüde.

    In anderen Situationen ist es oft Überforderung, Streß in der aufgezwungenen Hundebegegnung und diese Hilflosigkeit, nicht zu wissen, wie hund nun aus der Situation wieder herauskommen kann. Oder halt der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, daß da was zu viel war und nun im Gehirn "geknallt" hat.

    Aber das sind Dinge, die niemand gerne hören will, oder viele einfach nicht glauben. Dann doch lieber "mein Hund will deinem zeigen, wo der Hammer ist, besser, deiner gibt jetzt nach!" Einstellung.

  • Bobby habe ich das Aufreiten auch von Anfang an verboten, egal ob sexuell motiviert oder nicht. Den Rüden gestern habe ich natürlich auch geblockt. Die HH hätte das wohl laufen lassen, genau aus dem Grund:

    Ich habe das Gefühl, daß für viele Menschen die "Rangordnungskämpfe" noch normal sind, also muß es halt so sein, und man "soll die Hunde einfach mal machen" lassen.

    Den Eindruck habe ich auch. "Die jungen Kerle müssen sich halt ausprobieren." :roll:

    Obwohl das Thema "Rüde verträgt sich nicht mit Rüden" bei vielen Leuten irgendwie im Kopf verankert ist. Das habe ich schon ein paarmal gesagt, wenn ich keinen Bock auf Kontakt hatte, und es wurde nach einem skeptischen Blick auf den kleinen Pudel immer ohne große Diskussionen akzeptiert. xD

  • Also bei meinen hat es auch mit dem erwachsen werden komplett aufgehört. Ohne kastra

    Bei Emil, der ja intakt ist, hat es auch mit etwa drei Jahren komplett aufgehört. Lucifer tropft jetzt unter dem Chip natürlich auch nicht. Dafür sieht er langsam aus wie ne Nacktschnecke. Die Haarerei nimmt einfach kein Ende. So ein richtiges hässliches Entlein ist er geworden :verzweifelt: .

    Vom Wesen her finde ich es schwierig. Ich konnte ja nun Wochen nicht Gassi mit ihm, wegen meiner OP und hab jetzt einfach mal wieder angefangen, weil er so furchtbar ist bei meinem Mann. Der steckt sich noise cancelling Kopfhörer in die Ohren, läßt die beiden bellen und fährt dann mit dem Auto zum Feld. Ich bin ja dankbar, dass er das macht, aber der Lerneffekt für klein Lucifer ist gleich null und Emil bellt, weil er es halt geil findet, dass keiner interveniert.

    Lucifer hat Angst im Dunkeln und ist nur schwer zu beruhigen auf der letzten Gassirunde. Angst im Dunkeln hatte Emil auch mal als er jung war, das hat sich verwachsen. Ob der Chip das bei Lucifer verstärkt, weiß ich nicht, es scheint mir aber so, dass er sehr viel ängstlicher ist als früher. Aber mit knapp zwei kann es ja auch nochmal eine Gruselphase sein. Er bellt dann im Dunkeln draussen alles an, was sich bewegt. Heute war ich tagsüber mit ihm eine wirklich lange Runde an kurzer Leine, zu unserer Ortsmitte, um mal zu testen ob dieses Gemotze, weil sich was bewegt da auch zu bemerken ist. Hardcore für den reizoffenen Hund. Zig Fahrräder, Lastenräder, Roller und Skateboards, grölende Jugendliche, na das volle Programm. Lucifer war jodelig, wenn er einen Hund gesehen hat und einmal hat er eine Frau auf Fahrrad anmotzen wollen, weil sie hinter uns kam und das Rad sehr nah gescheppert hat, da hat er sich sichtlich erschrocken. Ansonsten... tja viel geschnüffelt und markiert (der Chip läuft auch so langsam aus) und er war wirklich brav und ziemlich gut leinenführig. Am Tag sind Menschen und Hunde nicht gruselig, da bin ich schon mal froh.


    Ich lasse den Chip in jedem Fall auslaufen und beobachte Lucifer über den Winter. Mal sehen, was da auf uns zukommt. Unter dem Chip war/ ist er auf jeden Fall ein angenehmer Zeitgenosse, markieren tut er noch immer.


    Zum Aufreiten, meine Jungs machen das nicht. Fiete hats bei Lucifer probiert, bzw den Kopf aufgelegt, da gabs dann schon nen Einlauf. Bei fremden Hunden hat er es aber nie versucht, Fiete ist ja kein Held. Emil will nur seine Ruhe vor Fremdhunden und Lucifer ist noch zu sehr Baby, wie es scheint.

    Letztens kam ein Fremdrüde und hat Lucifer erst bedrängt, dann den Kopf aufgelegt, noch bevor ich da ankam hat Emil die Sache beendet. Das andere Frauchen war ziemlich angepisst, weil sie es als Zeichen von Zuneigung gedeutet hat, dass ihr Goldspatz (Goldierüde) solche Ideen hat. Wirklich toll, wenn jemand dermaßen ahnungslos mit nem großen, unangeleinten Rüden unterwegs ist.

  • Candie kriegt jetzt nächste Woche den Ein-Jahres-Chip. Er ist seit einigen Wochen nur noch am Lecken und Stressen, und "singt" seit ein paar Tagen zusätzlich. Er kommt eigentlich nur nachts zur Ruhe, tagsüber kann man das vergessen. Da ich aber nicht weiß, ob die Verbesserung beim letzten Chip durch den Chip oder den Umzug kam, will ich lieber nochmal ausführlich testen... Ich hoffe ja immer noch, auf ne Kastration verzichten zu können.

  • Hat hier jemand noch mal's nachchippen lassen?

    Wenn ja, wann genau?

    Ein paar Tage bevor der alte Chip ausläuft? Lange nach auslaufen des Chips? An dem Tag, wo man den alten Chip gesetzt hat?

    Bin grad etwas ratlos 🙈 und würde mich über Erfahrungsberichte freuen

  • Hat hier jemand noch mal's nachchippen lassen?

    Wenn ja, wann genau?

    Ein paar Tage bevor der alte Chip ausläuft? Lange nach auslaufen des Chips? An dem Tag, wo man den alten Chip gesetzt hat?

    Bin grad etwas ratlos 🙈 und würde mich über Erfahrungsberichte freuen

    Was sagt denn dein TA?


    Meine sagte damals, dass wenn nachchippen dann vor dem Auslaufen, sonst muss der Hund erneut durch das ganze Hormonwirrwarr.

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