Suprelorin, chemische Kastration Erfahrungsbericht

  • Ob es vom Verhalten einen Unterschied zwischen Chip und Kastration gibt, kann ich (noch) nicht sagen, Milo wird erst Ende diesen Monats kastriert.

    Wir haben seinen ersten Chip damals allerdings auch auslaufen lassen in der Hoffnung, dass die Prostatavergrößerung nicht wieder kommt und das Verhalten danach aufgrund des Training während dem Chip händelbar bleibt. War hier tatsächlich beides nicht der Fall. Wir haben es nach dem ersten Chip noch ein Jahr lang ohne Kastration probiert (also auch weit über das erste Hormon-Chaos nach Auslaufen des Chips hinaus), aber letztendlich wird er nun doch kastriert.

    Nichtsdestotrotz bereue ich es nicht, den Chip nochmal auslaufen lassen zu haben, weil ich ihn einfach nicht "unnötig" kastrieren lassen wollte. Nur, dass ich dann doch nochmal ein ganzes Jahr lang gezögert habe, weil ich immer gehofft habe, dass es doch noch ohne Kastration geht - das hätte ihm zuliebe nicht sein müssen. Deshalb mein Rat: Chip auslaufen lassen, ein halbes Jahr lang warten (damit sich die Hormone wieder eingespielt haben) und dann überlegen, ob eine Kastration Sinn macht.

  • Pablo wurde im Herbst kastriert und der Chip müsste im Dezember ausgelaufen sein. Man merkt es. Er ist nicht mehr so träge und lustlos und durchaus wieder interessiert an Pipistellen, aber das völlig im Rahmen. Ich hoffe sein Fell ändert sich auch wieder etwas zum Besseren. Jedenfalls haart er derzeit wieder massiv.

  • Deswegen halt auch meine Frage. Müssen wir dann nochmal mit einer Wesensveränderung rechnen oder geht das dann einfach quasi unbemerkt ineinander über?


    Also die Kastra nimmt dem Hund ja "nur" das Testosteron aus den Hoden, der Chip alles. Bei uns war es so, dass Lucifer unter dem Chip ein fanatischer Jäger wurde und unterwegs in wildreichen Gebieten absolut im Tunnel war. Das war ein absoluter Alptraum. Der Hund ist im August kastriert, im Oktober etwa ist der Chip ausgelaufen und seitdem hat sich das extreme Jagen verflüchtigt und er ist wieder ansprechbarer. Pipistellen sind auch wieder spannender.


    Allerdings wäre das von dir beschriebene Verhalten für mich kein Kastragrund. Wenn es mehr nicht ist würde ich da erzieherisch nochmal nachsetzen. Hört sich für nen jungen Rüden jetzt nicht ungewöhnlich an. Alle meine Rüden hatten diese Phase. Lucifer ist aber der einzig kastrierte, weil der halt wirklich nicht mehr klarkam, 24/7 geschrien hat, nicht gefressen hat und draußen völlig weggeschossen war, wenn er ne Pipistelle in der Nase hatte. Der benimmt sich jetzt nach der Kastra, wie mein unkastrierter Sheltie.

    Wenn der unkastrierte Rüde sich an einer Pipistelle festsaugt, schicke ich ihn weiter. Wenn er ne Hündin nervt (eher selten), rufe ich ihn ab. Klar, hat gedauert, aber war gut machbar. Aber der hatte zb zuhause auch nie ein Problem, weil irgendwo ne läufige Hündin war.

  • Also das Festlecken war natürlich in erster Linie nervend für uns, natürlich wäre das alleine keine Grund für Chip oder Kastra.


    Aber das Bedrängen von Hündinnen war schon extrem. Ja, er ließ sich davon abrufen, wenn auch widerwillig und das hat dann auch ein Minütchen oder so gehalten, aber er war sichtbar unter Stress. Hat nur gelauert, wann er die nächste Gelegenheit nutzen konnte, war total unruhig und hat nur die begleitende Hündin im Blick gehabt. Dass ich ihm das "verboten" habe, hat ja an den Hormonen nichts geändert. Ich bin ja nicht gleich nach dem ersten Mal zum Doc gerannt. Das ging schon durchaus einige Monate so. Es war halt einfach für alle Beteiligten anstrengend.


    Natürlich mag es sein, dass ich da erzieherisch nicht korrekt eingegriffen habe und ein erfahrenerer Hundehalter das schneller und besser in den Griff bekommen hätte. Aber bei uns hat es halt nicht geklappt. Trotz Trainer.


    Deswegen wollte ich auch den Chip. Damit wir da eine Fuß in die Tür kriegen und er wieder mehr Hirnkapazität für Training hat.. Und testen können, was möglich ist. Und deswegen überlege ich halt nun wieder und geh nicht einfach zum Doc und sag: ab mit den Dingern.


    Im Moment tendiere ich eher dazu, den Chip auslaufen zu lassen und zu schauen, wie es nun läuft. Ob unser Training geholfen hat (gescheiter Abbruch, mehr Orientierung an uns, zu Hunden nur nach Freigabe etc., was vorher nicht immer richtig geklappt hat) und ob uns vielleicht auch das fortgeschrittene Alter in die Karten spielt. So langsam sollte er ja erwachsen werden (wird bald 3).


    Ich bin auf die Frage eigentlich grade nur gekommen, weil in einem anderen Beitrag was in der Richtung stand. Und das wollte ich dann gerne in meine Überlegungen mit einbeziehen.

  • Die Frage ist warum solltet ihr ihn jetzt kastrieren wenn doch eh die Intention war dass ihr den Chip als Auszeit nutzt um daran trainieren zu können. Dann wäre die logische Schlussfolgerung den Chip auslaufen zu lassen um zu gucken wo ihr steht.

    Mein Hund war drei als er den Chip bekommen hat und vier als er wieder ausgelaufen ist. Trotzdem hat er nach dem Auslaufen nochmal einen richtigen Entwicklungsschub gemacht.

  • Natürlich mag es sein, dass ich da erzieherisch nicht korrekt eingegriffen habe und ein erfahrenerer Hundehalter das schneller und besser in den Griff bekommen hätte. Aber bei uns hat es halt nicht geklappt. Trotz Trainer.


    Du, falls mein Beitrag als Kritik angekommen ist, so war das nicht gemeint, gelle? Ich kenne euch ja gar nicht. Sollte einfach nur beschreiben wie es hier war und ist. Jeder Rüde reagiert ja nochmal anders auf die Reize, die da auf ihn einprasseln.

    Und wenn der Alltag nur noch Stress für alle ist und man ständig den Daumen drauf haben muss ist Kastration doch absolut legitim mEn.

  • Ich brauch mal Euren Rat. So langsam läuft der Halbjahreschip wohl aus. Die Hoden sind werden wieder größer und er ist auch wieder deutlich mehr an Pipistellen und Hündinnen interessiert. Soweit so gut. Das ganze hält sich aber noch gut im Rahmen und erziehungstechnisch haben wir das bisher gut im Griff. Deswegen hatten wir eigentlich entschieden, dass wir den Chip einfach auslaufen lassen und gut ist.


    Jetzt ist aber seit einigen Tagen was neues dazu gekommen. Bucky war schon immer Rüdenaggressiv. Allerdings beschränkte sich das auf andere unkastrierte, dominate Rüden in seiner Größenordnung. Bekam er da einen provokanten Blick, war er schon ordentlich pöbelig an der Leine. Auch daran haben wir viel gearbeitet und haben da ein für uns alle gut funktionierendes Mittelmaß gefunden, indem wir ihn entsprechend unterstützen, so dass Bucky sich bis auf wenige Ausnahmen einigermaßen beherrschen kann, auch wenn er den Gegenüber richtig sch... findet.


    Seit einigen Tagen aber, findet er schlicht ALLE anderen Rüden Mist. Heute noch, ein kleiner Mischling, keine 10 kg, der ankam und den der Besitzer hektisch eingefangen hat, weil ich bei einer 1. Begegnung paar Minuten vorher, erwähnt habe, dass sie ihren Hund bitte festhalten mögen, meiner würde Rüden nicht so ganz toll finden. Da sind wir noch problemlos dran vorbei. Bucky fand ihn nicht toll, aber ist brav bei mir geblieben. Bei der 2. Begegnung meinte ich dann grade zu dem Besitzer (der leicht panisch aussah, weil er seinen Hund nicht eingefangen bekam), dass es schon so arg nun auch nicht wäre, meiner würde seinen schon nicht fressen. Sprachs und Bucky volles Rohr nach vorne gepöbelt. Das hat mich schon erschreckt. Mit kleinen Hunden gab es eigentlich nie ein Thema (außer Jack Russels, weil er da mal von einem in die Lefze getackert wurde).

    Und auch sonst, bei ganz unspektakulären Begegnungen mit kleinen Hunden, einfach nur aneinander vorbeigehen, pöbelt er plötzlich los.


    Ich kann mir das eigentlich nur mit der Hormonumstellung erklären, sonst hat sich nichts geändert oder es ist nichts passiert, was das erklären könnte. Und das macht mir nun schon zu schaffen. Wenn das dann jetzt so weitergeht, dann kommen wir ja quasi vom Regen in die Traufe.


    Ich hab seine Rüdenaggression eigentlich nie auf die Hormone geschoben, halte das eher für ein territoriales Problem, weil es im näheren Umfeld zu unserem Haus deutlich häufiger hervorkommt, als z.B. im Wald.


    Aber das heute, das war im Wald, fern ab von zu Hause.


    Wie würdet Ihr das bewerten???

  • Ich würde auch auf Hormon-Umstellung tippen. Milo hatte ja 2x den Chip. Als der erste Chip damals ausgelaufen ist, hatte der ein Hormon-Chaos schlimmer als in der Pubertät. Der war quasi Testosteron auf 4 Beinen. Null Frustrationstoleranz, null Impulskontrolle, wegen Kleinigkeiten offensiv aggressives Verhalten, ein mobiles Territorialverhalten jenseits von Gut und Böse, andere Rüden in 50 Metern Entfernung waren ein Grund, mir ins Bein zu hacken usw. Das hat sich dann aber nach und nach wieder gegeben. Ich meine, die ganz schlimme Phase war nach 2 Monaten wieder vorbei. Den zweiten Chip habe ich dann nicht mehr auslaufen lassen, weil ich ihm und mir diese Hormon-Umstellung mitsamt ihrer Begleiterscheinungen auf keinen Fall nochmal antun wollte.


    Edit: Hund muss halt erstmal wieder lernen, mit dem plötzlich vorhandenen Testosteron umzugehen. Ich würde ihm die Zeit geben und mal abwarten, bis sich hormonell alles wieder eingespielt hat.

  • Zunächst eine Frage:


    Welche Erfahrungen habt ihr mit "Ängstlichkeit" in Verbindung mit Kastration oder Chip gemacht?


    Ich finde diese Frage extrem schwierig zu beantworten. Auch territorial motivierte Aggression kann sich im Rahmen des Älterwerdens erst nach 2, 3 Jahren stärker ausprägen. Das kann also auch ein zufälliger zeitlicher Zusammenhang mit dem Auslaufen des Chips sein. Deshalb würde ich da mal einen Trainer hinzuziehen, der sich das gezielt ansieht.

  • walkman Meine Erfahrung einen unsicheren Hund chippen zu lassen:

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