Rangordnungsproblem???
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Hallo an alle,
ich quäle mich seit geraumer Zeit mit folgendem Problem: vor drei Jahren habe ich einen Hund aus dem Tierheim geholt (Rüde, Mix aus allem möglichem, ca. 42 cm Schulterhöhe, kurzhaarig, irgenwo auch Schäferhund dabei). Er wurde mit ca. 1/2 Jahr dort abgegeben und blieb dann etwa 6 Jahre dort. Ich habe noch einen zweiten Hund (Foxterrierhündin, 11 Jahre, problemlos) und einen Kater, 12 Jahre. Demzufolge und weil ich keine Spontanaktion aus Mitleid starten wollte, bin ich damals erst ca. 6 Wochen immer nur mit ihm spazieren gegangen, natürlich mit dem anderen Hund zusammen und den anderen Familienmitgliedern, um zu sehen, ob's passt. Das tat es dann auch, sogar mit dem Kater und ich habe ihn dann zu uns nach Hause geholt. Soviel zur Vorgeschichte.
Zunächst war die Hündin ranghöher, das änderte sich im Laufe der Zeit, sie hatten aber nie ernsthafte Probleme miteinander. Ich denke, in dieser Zeit fing er auch mit der Bellerei und dem extremen "Aufpassverhalten" an. Es läuft in etwa folgendermaßen ab: Es klingelt oder klopft oder jemand ist im Treppenhaus (wir wohnen (noch) in einem Mehrfamilienhaus), der Hund bellt extrem lautstark und gebärdet sich wie wild, lässt sich nicht beruhigen, erst, wenn der "Besuch" drin ist und er ihn gesehen hat. Natürlich habe ich anfänglich "schön" mitgemeckert, weil es einem auch ganz schön auf den Geist geht, als ich mir nicht mehr zu helfen wußte, suchte ich mir eine Hundetrainerin, die auch sehr vertrauenderweckend war (und ist). Sie hat erstmal die ganze Situation erfragt und gemeint, es könne eigentlich nur ein minimaler "Fehler" unsererseits sein, da wir die üblichen Sachen in Bezug auf Rangordnung einhalten. Er wurde die "Hundecouch" los, auf der im Arbeitszimmer nur die Hunde saßen und die Küche wurde für beide tabu, sie gehen als letzter aus der Tür, kriegen keine Häppchen am Tisch etc.
Dann Konditionierung, bei Klingeln auf seinen Platz und "Mund halten", natürlich alles in Ruhe. Auf dem Platz bleiben hat dann nach einiger Zeit auch geklappt, "Mund halten" gar nicht. Was außerdem sehr sehr anstrengend und für mich provozierend ist (lax ausgedrückt) ist sein "Umherstaksen", steifbeinig und mit Bürste und dabei bellt er oder wufft mit nach oben schielendem Blick, wenn mein Partner (noch) nicht zu Hause ist oder ich nicht da bin. Das bezieht sich aber in den allermeisten Fällen auf den Nachmittag, wenn ich nach der Arbeit mit den Kindern nach Hause komme oder, wenn einer von uns abends nochmal weggeht. Vormittags ist es nicht so. Ich hatte später noch einmal eine andere Trainerin, weil die erste von sehr weit her kam und man nicht über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten konnte. Wir haben dann Bindungstrainig gemacht und sind nochmal alles durchgegangen (irgendwas muss ich ja falsch machen!), dieses Training zog sich dann über drei Monate, hat nebenbei 'ne Menge gebracht, bloß das "alte" Problem ist nach wie vor dasselbe, da hat sich nichts geändert. In meiner Verzweiflung habe ich auch so ein Sprayhalsband ausprobiert - null Erfolg.
Ich bin ganz ehrlich, ich gebe mir wirklich Mühe, ruhig zu bleiben, aber es gelang mir in der letzten Zeit immer weniger, da ich auch noch ein kleines Kind habe und wenn dann einer schreit und der andere umherstakst und kläfft, ist es schwierig, die Nerven zu behalten. Das Gebell hört auf, sowie alle zu Hause sind.
Es ist ziemlich schwierig, die Situation so entnervend zu schildern, wie sie ist, aber ich fühle mich momentan so hilflos und das merkt der Hund auch, scheinbar akzeptiert er mich nicht als Rudelfüherer, wobei alles andere klappt. Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt angemeckert werde, vorgestern habe ich mit der Chefin vom Tierheim telefoniert, sie kannte mein Problem und jetzt ist er für ein paar Wochen dort auf "Urlaub", damit wir alle wieder zur Ruhe kommen. In ein paar Wochen ziehen wir in ein Haus mit großem Grundstück, dann habe ich auch noch ein paar andere Probleme erledigt und erhoffe mir dann die nötige Ruhe und Gelassenheit, das Problem nochmal anzugehen. Hat vielleicht irgendjemand von euch noch eine Idee dazu? Ich wohne im Raum Brandenburg, vielleicht kennt jemand einen wirklich guten Trainer (auch für mich)???
Gruß die traurige Nette
P.S. Ich habe ihn wirklich nicht abgeschoben, aber im Moment muss ich zugeben, dass ich völlig überfordert bin (was schwer genug ist) und daraufhin nicht noch mehr "versaubeuteln" will.
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Hallo,
sag mal, wie lange hast du schon den Zweithund? Nur, dass man es ungefähr einschätzen kann. Eine Idee hab ich eigentlich nicht. Allerdings ist es auffällig, dass er die Bürste hochstellt. Somit ist ihm alles sehr ungeheuerlich. Ihn gruselts. "Oh Gott, was kommt jetzt?" ,denke ich mal.
Aber wenn ihr jetzt eh umzieht, dann habt ihr gerade eh Streß. Ich finde es nicht so schlimm, dass du ihn wieder ins TH gebracht hast. Da hat er schließlich 6 Jahre lang gelebt und es ist an sich auch sein Zuhause. Ich denke aber, dass da auch das Problem herkommt. Irgendeine dumme Erfahrung von früher. Ich glaube, dass er was mit der Klingel verknüpft hat, was unangenehm war. Vielleicht wurde er geschlagen, als damals jemand Heim kam, weil er was kapput gemacht hatte. Im TH wird er runterfahren, und ihr könnt eure Nerven beruhigen. Im neuen Haus würde ich einen neuen Start wagen. Laßt so was wie Erziehungsspray weg. Das macht ja seine Angst nicht besser, sondern bestätigt ihn ja nur, dass jetzt wieder was Blödes passiert. Vielleicht findet ihr ja mal jemand, der KLingelputz macht und keiner reagiert. Und wenn er sich beruhigt hat, dann bekommt er ein Leckerchen.
LG Kindhund
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Hallo Nette,
ein Rangordnungsproblem oder ein Bindungsproblem hast Du sicher "nicht"!
Berichtige mich bitte wenn ich Dich falsch verstanden habe: Dein Hund bellt das Haus zusammen, bekommt eine Bürste und geht staksig Richtrung Tür "wenn er die Annäherung fremder Personen bzw. nicht identifizierbaree Geräusche registriert. Richtig?
Dein Hund war incl. wichtiger Entwicklungsphasen im Tierheim. Es ist für ihn also eine völlig unbekannte und zunächst nicht gewöhnungsfähige Situation, Geräusche und Personen nicht visuell wahrnehmen zu können. Das macht ihn unsicher, was auch zu seinem Benehmen und der Körperhaltung passen würde. Auch das er offenbar den Mund hält wenn er die Quelle identifiziert hat, spricht dafür.
Frage doch bitte mal im TH nach, ob er sein Verhalten dort in der gleichen Intensität beibehält. Ich glaube er tut es nicht.
Mein Vorschlag: Bau ihm nach Eurem Umzug einen großen Zwinger im Garten oder wenn der Garten ausbruchsicher ist, stell eine Hütte rein. Gib ihm sein Sofa wieder, lass die Türe offen und beobachte sein Verhalten.
Wenn sich dann immer noch nichts ändert, brauchst Du wirklich einen "sehr guten" Trainer. In Brandenburg kenne ich niemanden. Bei Magdeburg ist aber ein Trainer ansässig den ich zwar nicht persönlich kenne, über den ich aber schon eine Artikelserie über seine Arbeitsweise mit Problemhunden gelesen habe. Soweit man das überhaupt aufgrund von Veröffentlichungen beuteilen kann, kann ich den Mann nur empfehlen (und von Hundetrainern halte ich allgemein überhaupt nichts).
Ich suche die Adresse raus und stelle sie heute Abend rein.Gruß
Wakan -
Hallo Wakan.
SUPER Beitrag !!!!!!!!!!!
(Mal zur Abwechslung reagiere ich nicht empfindlich :D)
Ich hab nur - des besseren Verständnisses wegen - ein paar Fragen:ZitatMein Vorschlag: Bau ihm nach Eurem Umzug einen großen Zwinger im Garten oder wenn der Garten ausbruchsicher ist, stell eine Hütte rein. Gib ihm sein Sofa wieder, lass die Türe offen und beobachte sein Verhalten.
Soll Nette den Hund im Garten lassen und beobachten, ob er in den Zwinger geht, d.h. sich dort wohler und sicherer fühlt, da er diese Situation kennt ?
Und, wo soll das Sofa hin ? In den Garten ? Wenn nicht, wenn es in's Haus soll, warum soll er es wieder haben ? Bitte nicht falsch verstehen, dies ist NICHT provokativ, sondern mit grossem Interesse geschrieben. Eine Freundin von mir hat ein ähnliches Problem.LG
Chrissi -
Zitat
Soll Nette den Hund im Garten lassen und beobachten, ob er in den Zwinger geht, d.h. sich dort wohler und sicherer fühlt, da er diese Situation kennt ?
Und, wo soll das Sofa hin ? In den Garten ? Wenn nicht, wenn es in's Haus soll, warum soll er es wieder haben ? Bitte nicht falsch verstehen, dies ist NICHT provokativ, sondern mit grossem Interesse geschrieben. Eine Freundin von mir hat ein ähnliches Problem.Nein, es geht nicht darum ob der Hund einen Zwinger kennt oder nicht, sondern darum, das er aus einer Position heraus die ihm Sicherheit gibt, die Situation beurteilen kann. Mal ganz platt gefragt: Wo wärst Du bei einer Safari, vorausgesezt du wärst von einem Rudel Löwen umgeben, am liebsten? Mitten im Rudel, in einem Jeep mit verdunkelten Scheiben so das Du nichts siehst, oder in einem Jeep mit klaren, aber vergitterten Scheiben? Der Hund muss nicht nur feststellen das die Welt größer als 10 Quadratmeter ist, er muss auch begreifen das nicht alles gefährlich ist was von außen kommt. Die optische Wahrnehmung und der Geruchssinn spielen dabei eine erhebliche Rolle. Zum besseren Verständnis: Denke mal an Deine Kinderzeit zurück. Wie hast Du auf unbekannte Geräusche reagiert nachdem Du die ersten Horrorfilme gesehen hattest? Um es auf Caniden zu übertragen: Woher hat der Wolf seinen schlechten Ruf? Weil man ihn nur hört, fast nie sieht.
Schlussendlich muss der Hund die Gelegenheit bekommen, unerklärbares zu erforschen.
Der Hund war fast sein ganzes Leben im TH. Für den Hund ist die Situation mit der einer Frau vegleichbar, die mit 19 ihre Ausbildung abgebrochen hat, drei Kinder in einer despotisch geprägten Ehe großgezogen hat und sich mit 40, plötzlich auf sich allein gestellt, im Berufsleben durchsetzen muss. -
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Danke !!!!!
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also meint wakan ein zwinger waere ein sicherer ort fuer den hund. dadurch kann er sich dann langsam an die neue welt gewoennen. Richtig verstanden? Dann waere vielleicht auch eine box in der wohnung hilfreich wenn der zwinger nicht umsetzbar oder gewollt ist.
lg
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Denke das Walkan das so meint das der Hund sich zurückziehen kann wenn er unsicher ist also praktisch aus der Schußlinie gehen kann und trotzdem alles mitbekommt.Richtig?
Übrigens zwei klasse Beiträge Walkan.
LG Beate -
Nein shibabigk,
"WAKAN" meint das ein Zwinger, ebenso wie das Sofa das ihm entzogen wurde, eine Box, ein Körbchen oder sonstwas grundsätzlich sein Rückzugsort, sein Sicherheitsdomizil etc. ist. Viele Leute, vielleicht auch Nette haben aber ein Problem damit 24 Std. täglich alle Türen, insbesondere die Haustüre offen zu lassen.
Es geht Wakan darum, das der Hund selbstständig die Ursache unbekannter Geräusche erforschen und fremde Personen einordnen kann, dabei aber ungehinderten Zugang zu seinem Zufluchtsort (Sofa, Körbchen wasauchimmer) hat und den Umgang seiner Sozialpartner (anderer Hund/Menschen) mit der Situation beobachten und daran teilhaben kann.Die Tür ist zu. Herrchen/Frauchen reagieren nicht auf Geräusche und fremde Personen. Das versteht der Hund nicht und Unverständnis macht Angst (auch bei Menschen).
Nimm die umgekehrte Version. Ein Rudel Hunde rennt 10 mal Täglich knurrend und bellend durchs Treppenhaus. Hinter der Wohnungstür sitzt ein kleines Kind dessen Eltern die Situation nicht erklären (können).
Mach ne Glastüre rein und setzt das Kind gelegentlich zu den Hunden in den Garten und Ruhe ist. -
ahhh! alles klar, danke
Ich freue mich sehr, dass WAKAN meine Frage beantwortet hat :wink: -
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