Erfahrung mit geistig behinderten Hund

  • Ihr habt mich auch ganz anständig ins Grübeln gebracht.
    Ich habe jetzt mal die 9 Jahre mit dem weißen Schäfer meines Freundes Revue passieren lassen. Ich glaube dieser Hund lebte auch in seiner eigenen Welt.
    Mit anderen Hunden gab es nie Probleme, teilweise wurde er nicht beachtet.
    Apportieren, Suchspiele - Fehlanzeige.
    Im Alter von 5 Jahren gab er sich schon wie ein Senior, okay die Welpen haben ihn aus seiner Lethargie geholt aber auch nicht so richtig.
    Der Umgang mit den Welpen war nie so wie es bei meinen Hunden war, kein Spiel und auch keine Erziehung.
    Ich hab immer gesagt der ist stur wie ein Panzer - die Erklärung dafür habe ich jetzt.

  • hi,


    ich kannte zwei hunde, bei denen man wohl von einer geistigen behinderung sprechen konnte.
    das eine war eine neuf-hündin, die im welpenalter nach einer wurmkur ins koma gefallen ist. wider jeder erwartung ist sie aus dem koma wieder aufgewacht in der klinik, die behandelt hat. aber der hund war danach "irgendwie anders". die züchterin hat diesen hund nicht vermittelt, sondern selbst behalten. geäußert hat sich die behinderung durch starke motorische störungen. dem hund musste z.b. beigebracht werden, wie man treppen runtergeht. von alleine streckte die hündin nur ein vorderbein vor, ließ sich dann einfach mit dem vollen gewicht drauffallen, streckte das nächste vorderbein vor, das gleiche spiel. die hinterkiste wurde überhaupt nicht mitgenommen, und spätestens bei der 3. stufe rumpelte der hund die treppe runter. insgesamt war die lernfähigkeit deutlich eingeschränkt. und dennoch war das einer der fröhlichsten hunde, die ich je kennen gelernt habe. im weiteren leben kamen epileptische anfälle dazu, fast immer ausgelöst durch zu große freude. wie alt die hündin geworden ist, weiß ich gar nicht mehr genau, aber ich glaube so um die 10 jahre.


    das andere ist ein wurfbruder meiner weimi-hündin. der war wahrscheinlich so etwas, was man beim menschen lernbehindert nennen würde. er hat sich einfach schwer getan. manche situationen konnte er nicht wirklich einschätzen. z.b. konnte es passieren, dass er mit vollem tempo auf einen zaun zugerannt ist und einfach nicht abgesprungen ist, sondern reingekracht ist. dann noch mal anlauf genommen und drüber gesetzt - also vermutlich keine sache der sehfähigkeit. auch dieser hund ist nicht vermittelt worden, sondern bei der züchterin geblieben.


    vielleicht ist auch das eine ursache, warum man relativ selten von solchen hunden in foren liest. seriöse züchter geben hunde, die schon im welpenalter auffälligkeiten zeigen, häufig nicht ab. und ich denke auch, dass tiere, wo so etwas schon im welpenalter auffällt, teilweise eingeschläfert werden oder je nach schweregrad der behinderung die aufzucht nicht überleben, weil sie z.b. nicht selbständig an genug nahrung kommen und eine beifütterung nicht akzeptieren.


    ein nachsatz noch zu autismus und geistige behinderung (weiß gar nicht, ob ich das jetzt hier oder in einem ähnlichen beitrag in einem anderen forum gelesen habe...). autismus ist keine geistige behinderung, sondern eine kommuniktation- und wahrnehmungsstörung bzw. informationsverarbeitungsstörung. man weiß immer noch nicht genau, wie sie beim menschen entsteht, vermutet aber inzwischen einen gendefekt dahinter. die diagnostik und abgrenzung zu anderen behinderungen oder einschränkungen ist nach wie vor schwierig. ich habe einen autistischen bruder, meine mutter hat eine autistenklasse unterrichtet. und ich muss sagen, dass ich bei hunden noch nicht feststellen konnte, dass es wirklichen autismus gibt, der mit den betroffenen menschen vergleichbar ist, die ich kenne. nur weil ich keinen kenne, heißt das aber nicht, dass es das nicht gibt. zumindest müsste man wohl vieles übertragen, da menschen nun mal eine andere kommunikation und wahrnehmung haben als hunde.


    lg cjal

  • Hi,
    also es gibt wirklich beim Menschen große Unterschiede zwischen einer Hyperaktivitätsstörung, einer Lernstörung, einer minimalen Gehirnstörung( MCD), Autismus und den verschiedenen Graden einer geistigen Behinderung.
    cjalas
    Richtig, Autismus ist eine Persönlichkeitsstörung, aber häufig mit einer geistigen Behinderung gekoppelt ( frühkindlicher Autismus)
    Aber was im Zusammenhang mit unseren Hunden interessant sein könnte, ist die Ernährung :???:
    Es gibt Ärzte , die glauben, daß z.B. Hyperaktivität eine Reaktion des Körpers auf bestimmte Nahrungsbestandteile sein könnte, z.B. bei Farbstoffen, Konservierungsmitteln, Geschmacksverstärker oder bestimmten Obst-und Gemüsesorten oder Vitaminen, Enzymen und bestimmten Eiweißverbindungen.
    Da ja in den letzen Jahrzehnten viel Fertigfutter gefüttert wurde, wäre es doch möglich, daß diese vielen hyperaktiven Hunde falsch ernährt wurden ......aber die Frage bleibt wohl weiterhin umstritten :roll:
    Ja, und was die geistige Behinderung angeht, so finde ich auch, daß diese Hunde eine ganz besondere Liebenswürdigkeit ausstrahlen und wenn wir nicht unnötigen Ergeiz entwickeln, können diese Hunde doch ein schönes , unbeschwertes Leben führen :smile:

  • Zitat

    Richtig, Autismus ist eine Persönlichkeitsstörung, aber häufig mit einer geistigen Behinderung gekoppelt ( frühkindlicher Autismus)


    yupp, und das macht eine eindeutige diagnose ja noch schwerer. bei meiner ma in der klasse waren mindestens zwei kinder, die mehrfach behindert waren.


    mit der ernährung bei hyperaktivität gibt es bei kindern schon gute denkansätze. eine nicht ganz unwesentliche rolle spielen dabei wohl auch omega-3-fettsäuren. und gerade was ernährung angeht, kann ich mir schon vorstellen, dass man da viel am hund mit beeinflussen kann. und zwar nicht nur mit dem "was" sondern auch mit dem "wann" gefüttert wird.


    interessantes thema jedenfalls...


    lg cjal

  • Eben das wäre wirklich interessant zu wissen, ob Hunde auf Futter reagieren, warum eigentlich nicht, wenn sie körperlich reagieren, warum sollten sie nicht geistig darauf reagieren.
    Das Autismus, eine Persönlichkeitsstörung ist, war mir nicht bewusst. Nicht, böse sein, aber ich habe alles in einen Topf geworfen. Wir haben hier am Ort einen Autisten, einen älteren, er wohnt im Behindertenwohnheim, geht in die Behindertenwerstatt. Er wirkt nicht geistig behindert, er lebt einfach in seiner Welt.
    Als ich damals den Annonce las mit geistigen Hund, war ich versucht dort hin zu schreiben und mal nachzufragen, jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht nachgefragt habe. Er wohnte nicht weit weg, vielleicht hätte ich ihn ja mal besuchen können.


    lg Tine

  • @ Justus
    klar....das darf man aber nicht verwechseln :roll:
    Taubheit oder Sehschwäche ( auch typische Dalmatiner-Handicaps) gehen ja mehr in die Richtung "Körperbehinderung", obwohl ich glaube, daß früher viele Hunde aufgrund genau dieser "Gebrechen" für dumm gehalten wurden. Es war einfach zu wenig bekannt und kaum Jemand hat vermutet, daß der eigene sture oder unwillige Hund vielleicht die Kommandos gar nicht hören kann :???:

  • Bei Boomer haben wir schon mehrfach das Futter gewechselt. Eine Veränderung in seinem Verhalten konnten wir dabei nicht feststellen.
    Seine Behinderungen sind wohl auf ein Medikament zurückzuführen, das seine Mom zur Unterdrückung einer Trächtigkeit erhalten hat. Nur dass sie zu dem Zeitpunkt wohl schon trächtig war.

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