Reiten als Kunst (Légèreté, spanische Reitweise,...)

  • Hallo!


    Nachdem diese Begriffe in einem anderen Thread gefallen sind - hier nun ein Eigener zum Austausch. (unter anderem für BolleBoxer, *Sascha*,... ;) )


    Nach welchen Vorbildern arbeitet ihr?
    Was für ein Pferd reitet ihr?
    Bei wem habt ihr Unterricht?
    Wie seid ihr auf diese andere Reitlehre gekommen?
    Wie weit sind eure Pferde ausgebildet?


    Erzählt doch mal ein bisschen was :D .. einer muss anfangen, dann erzähl ich auch was ;)


    GLG
    Nikki

  • also:


    ich habe einen friesen, mittlerweile 10 jahre alt.
    bis 4 3/4 jahre war er auf der hengstweide, danach in die schweiz geholt. ein halbes jahr bodenarbeit, viel dominanztraining und langsam an trense und sattel gewohnt, dann langsam angefangen anzureiten. hab alles selber gemacht (mit ausbilderin zusammen). würde es nur noch so machen und nie wieder ein bereits ausgebildetes pferd kaufen. mein grosser wird nach klassisch barocker reitweise ausgebildet und geritten. ist extrem feinfühlig und reagiert auf jede muskelbewegung und das trotz 700 kg körpergewicht (bei 1.72 grösse).
    ich suche mir die leute seeeehr sorgfältig aus mit denen ich zusammenarbeite, egal ob in bodenarbeit, arbeit am langen zügel, zirkuslektionen oder bei den reitstunden. es ist mir sehr wichtig, dass wir nicht nach schema F ausgebildet werden, sondern dass auf meine bedürfnisse und die des pferdes eingegangen werden.


    vorbild in dem sinn hab ich keines. klar find ich wunderschön wie nuno oliveira seine pferde geritten hat, aber ich picke mir von jedem das raus, was ich sinnvoll und für mich und mein pferd passend finde. egal ob von philippe karl, von den parellis, oliveira oder all denn anderen "gurus"

  • Ich mach denn mal die Kurzversion, da ich keine aktive Reiterin mehr bin ... obwohl ich noch 4 von den Viechern hier rumsehen habe :D


    Angefangen auf Onkels Reitpferden, ab 9 den üblichen Schulunterricht, klassisch englisch :( :


    Mit 14 gabs das erste eigene Pony und von da an hab ich so ziemlich alles durchlaufen, was es gibt. Von klassisch californisch über die spanische Reitweise bin ich bei einem Ex-Zirkusreiter gelandet. Bei dem hab ich wahnsinnig viel gelernt, wir haben Showprogramme geritten, waren sogar auf der Equitana !


    Zwischendurch gabs ein Shagya- und Trakehnergestüt, eine Deckstation und einen Lusitanoausbilder.


    Einer meiner besten Lehrer war Gary, ein Amy. Das ist ca. 20 Jahre her, damals kannte man noch keinen Monty Roberts, aber Gary hat ähnlich gearbeitet.


    Für mich war und ist seitdem die Arbeit vom Boden (nicht zu verwechseln mit Bodenarbeit) das Wichtigste in der Pferdeausbildung und macht mir mehr Spaß, als zu reiten.


    Nach Jahren auf Turnieren und in der Halle bin ich letztendlich nur noch Buschreiter gewesen, hab Distanz- und Orientierungsritte bestritten ... bis vor ungefähr 5 Jahren, da hab ich meine Pferde in Rente geschickt.


    Im Grunde war ich überall und nirgendwo ;-)
    Sowas wolltste gar nicht hören, gell !


    Gruß, staffy

  • O.k. - ich auch :D


    ich habe ein Islandstütchen, dass ich versuche nach klassischen Grundsätzen reiten. Draumadis ist jetzt sieben Jahre alt und wir haben noch einen laaaangen Weg vor uns. Schwierig, wenn das Pferd gelernt hat, Gleichgewichtsprobleme mit Tempo zu kompensieren. Schwierig auch, wenn der werte Reiter (also ich :headbash: ) dann ein wenig Muffensausen bekommt. Auch ein kleiner Isi kann ziemlich flott werden - finde ich.


    Wir haben eine tollen Reitlehrer, der ein bisschen Philippe Karl, ein bisschen Sally Swift, biomechenische Grundsätze, Alexandertechnik usw. in den Unterricht einfließen lässt. Seit ich bei ihm Unterricht nehme, frage ich mich, was ich eigentlich all die Jahre auf dem Pferderücken gemacht habe :???: Aber ich merke, das Draumadis immer mehr ihr Gleichgewicht findet, mittlerweile eine Idee davon hat, dass man auch im v/a laufen kann und ihr Schritt auch schon über lange Strecken weit und mit schwingendem lockeren Rücken ist.


    Tölten kann sie im Moment so gut wie nicht, denn das konnte sie nur über eine verspannte Muskulatur und weggedrücktem Rücken. Wenn der Tölt nur so erritten werden kann, dann lasse ich das lieber. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Wenn sie genug Kondition und Muskeln aufgebaut hat, dann klappt auch wieder mit dem 4. Gang :steckenpferd:


    L. G.


    Andrea

  • Hi Ihr,
    wir haben eine 23jährige Bosniakenstute, einen 11jährigen Araberwallach und eine 2jährige Konik-Arabermixstute.
    Meine PFerde sind eigentlich Western geritten. Aber da ich seit den Kindern nicht mehr auf Turniere gehe, reite ich immer mehr altklassisch, weil es fürs PFerd einfach gesünder ist. Meine "Alten" sind dementsprechend weit ausgebildet. Die alte Stute kann perfekt piaffieren, sämtliche Seitengänge bis zum Gallopp, eine halbe Pirouette schaffen wir auch. Ein Reheanfall vor nem Jahr hat uns zwar arg zurückgeworfen, aber es geht immer noch alles.
    Ich arbeite seit mehr als 10 jahren nach Bent Branderup und er ist sicher "das" Vorbild von mir. Einen Kurs habe ich bei ihm mal gemacht, da ist mir inzwischen aber zu teuer. Über die Zeit stellte ich fest, daß man sehr gut nach den Büchern arbeiten kann, vor allem nach seinem ersten. DA steht tatsächlich alles drin, was man braucht, man muß es nur immer wieder lesen und über Jahre weiterarbeiten, dann versteht man es auch.
    Mein altes Stutchen kann übrigens auch tölten und ist früher sogar Gangpferdeturniere gegangen. Seit wir piaffieren können, ist der Tölt sowas von gesetzt, daß man richtig Spaß dran hat. Also Andrea - nicht verzagen, sondern ordentlich gymnastizieren - haben sie die TRagkraft, dann gehts fast von selber.
    Kurse mache ich nicht mehr viel - es ist mir für das wenige, was für EINEN Kurs rüberkommt definitiv zu teuer geworden - gerade bei den wirklich guten Trainern.
    Ach ja - unser Araber ist noch nicht soweit - er kann sämtliche Seitengänge schön im Trab und ist anpiaffiert - die WEsternsachen kann er eh... Aber er tut sich manchmal im Beine sortieren schwer, der brraucht noch ein paar Jahre....

  • Toller Thread, Nikki! :gott:
    kann mich hier leider nicht ganz einreihen, mit so vielen hochklassigen Leuten kann ich, fürchte ich, nicht mithalten. Werde aber in Zukunft gerne mitlesen. Ich hab mehrere Jahre eine Reitbeteiligung auf einer Tinkerstute gehabt. Mit ihr auch viel Bodenarbeit gemacht. Allerdings mit weniger großen Ambitionen, da nur Freizeitreiterin :). Jetzt - leider - zzt. kein Pferd unter dem Hintern. Aber der alte Traum ist nach wie vor da: Ausreiten mit Hund und Pferd ;)



    Zitat

    Für mich war und ist seitdem die Arbeit vom Boden (nicht zu verwechseln mit Bodenarbeit) das Wichtigste in der Pferdeausbildung und macht mir mehr Spaß, als zu reiten.


    Staffy,
    hilf mir, für mich war Bodenarbeit bislang immer Arbeit vom Boden aus.
    Wie unterscheidest du das? Was heißt bei dir denn Bodenarbeit?

  • Ich denke die meisten stellen sich unter Bodenarbeit ein Pferd an der Longe vor, verschiedene Gangarten und ein paar Cavalettis im Weg !?


    Bei mir laufen die Pferde frei, ohne Hilfszügel, reagieren auf Körpersprache und Stimme - so kann man auch mit 2 oder mehr Pferden gleichzeitig arbeiten. Die Pferde die ich ausgebildet, eingeritten habe, die konnten die grundlegenden Dinge vorher, mit denen bin ich auch spazieren gegangen.


    Simples Beispiel: Wenn mein Pferd ein "Back auf Entfernung" kann, dann brauch ich minimalste Hilfen beim Reiten.


    Für mich muß ein Pferd erst Vertrauen in seinen Reiter haben und dann setzt ich mich drauf ....


    Kann man das nachvollziehen :???:


    Gruß, staffy

  • Hallo!


    Also dann will ich auch mal berichten :) Ich reite seit 11 Jahren und hatte davon 5 Jahre englisch-Reitunterricht. Ich wusste damals gar nicht dass es was anderes gibt ausser Western eben noch. Doch dann haben meine Eltern und ich mal einen Ausflug gemacht und auf der Strecke lag zufällig ein Verkaufsstall der nur Friesen, Andalusier und Lusitanos hatte.
    Ich schaute interessiert zu und hatte dann tatsächlich die Ehre dort einen Andalusier- und Lusitanohengst zu reiten. Von diesem Zeitpunkt an wollte ich keine andere Pferderasse und keine andere Reitweise mehr haben.


    Ich hatte diverse Reitbeteiligungen auf Andalusiern, hab mich viel belesen und bekomme spanischen Reitunterricht bei Herrn Walther Bruns.


    Nun bin ich umgezogen und hab das größte Glück in meiner reiterlichen Laufbahn:


    Ich habe die Ehre einen Lusitanohengst zu reiten, der bis in die Hohe Schule ausgebildet ist. Er ist 18 Jahre alt (hat das Temprament eines 2-Jährigen). Pedro hat sich beim Probereiten mächtig ins Zeug geworfen und so konnte ich schon da mit ihm in der Passage/Galopptraversalen/.. durch die Halle schweben. Beim zweiten Mal gingen wir in die Piaffe und haben eine akzteptable Levade hinbekommen. Unglaublich toll, dass wir reiterlich so gut zusammenpassen. Er versteht mich einfach :D



    Ich habe wohl mit ihm den besten Lehrmeister gefunden!



    GLG
    Nikki die ihr Glück nicht fassen kann

  • Leider konnte ich diese Reitweisen nicht so intensivieren, wie ich es gerne hätte.


    Ich hatte früher eine Reitbeteiligung auf einem Andalusier. Haaach, war der toll. Die Besitzerin war Barockreiterin. Leider zog ich damals dort weg. Bisher hat sich leider nichts in der Richtung ergeben. In für mich erreichbaren Reitställen gibts nur Englisch-Reiter, Western-Reiter oder Stoppelfeld-Hoppser ;) .


    Ich bin mit der Dressur im Sattel aufgewachsen und ein Fan von perfekter Harmonie im Sattel. Und gerade nach den ganzen Skandalen, die aufgedeckt wurden im Pferdesport, wird man sensibler für die Reitweisen. Denn nicht nur im Sport wird unseriös geritten, in den Reitschulen fängt es doch schon an.


    Bedeutend finde ich Bilder wie dieses: http://www.anjaberan.de/typo3temp/pics/d89444af76.jpg mit Anja Beran. Durchhängender Zügel, aber ein Pferd was sich selbst trägt, konzentriert ist und versammelt.


    http://www.youtube.com/watch?v…DMis&feature=channel_page
    Aber am faszinierendes ist die freie Dressur...ohne körperlichen Kontakt zwischen Pferd und äh, Reiter.

  • Nettes Foto, aber bei mir sträuben sich alle Nackenhaare wenn ich die Zäumung und Sporen sehe ... wofür muß ich dem Pferd zweimal Eisen ins Maul legen .... wer hat sich sowas ausgedacht !!


    Gruß, staffy

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