Hütetrieb: ja, nein, vielleicht?

  • Hi


    Nachdem ich hier nun schon lange mitgelesen, gestaunt, gelernt und auch Tränen gelacht habe, möchte ich nun mal die Hüte-Gemeinde um ihre Meinung bitten.


    Grundsätzlich geht es um den sagenumwobenen Hütetrieb.
    Ich habe keinen klassischen Hütehund, sondern einen Herdengebrauchshund (Briard). Aber da in Frankreich ja auch mit Briards gehütet wird, steckt in dieser Rasse wohl auch ein gewisser Hütetrieb (wenigstens in einigen Exemplaren).
    Die Frage ist nun: hat meine Dicke einen Hütetrieb?
    Ich hab mich hier zu dem Thema schon mal schlau gemacht und habe gelernt, dass man einen Hütetrieb nur am Vieh testen kann.
    Aber ich habe wohl meine Dicke schon einmal unbeabsichtigt "getestet", als ich meinem Nachbarn auf seiner Schafweide bei einem kaputten Zaun zur Hand gegangen bin und meine Hündin an der Schleppleine dabei hatte.
    Das Ganze war nicht sonderlich aufregend. Wir (mein Nachbar und ich) haben am Zaun rumgewerkelt und mein Hund stand von neugierigen Schafen umringt auf der Weide und freute sich wie Bolle. Nicht über die Schafe, sondern über die vielen leckeren Schafsköttel. Die Schafe selber hat sie weitestgehend ignoriert.
    Ich denke mal, das spricht nicht gerade für einen ausgeprägten Hütetrieb, oder?


    Kann das vielleicht daran liegen, dass sie mit den Schafen sozusagen aufgewachsen ist? In der Lammzeit hält mein Nachbar die Mutterschafe auf einer Wiese am Haus, die direkt an unseren Garten grenzt. Später sind die Schafe auf verschiedenen Weiden, aber alle hier in der Nähe, so dass wir eigentlich täglich an ihnen vorbeilaufen. Sie kennt diese Viecherl also schon seit Welpenzeit an. Oder wäre das, wenn sie einen Hütetrieb hätte, egal?


    Ich will ja nicht mit meinem Hund auf Teufel komm raus hüten. Wenn sie keinen Hütetrieb hat, dann eben nicht. Aber wenn sie einen hätte, fände ich es schön, wenn sie ihn "ausleben" dürfte. Vorallem, da ich hier die besten Voraussetzungen hätte. Mein Nachbar würde mir gerne ein paar Schäfchen abtreten, und wenn ich ihm irgendwann helfen könnte, seine Schafe (an die 60 Stück) zusammenzutreiben, wäre er mehr als nur begeistert.
    Andererseits möchte ich auch nicht extra nach Frankreich fahren (um ein Hüteseminar für Briards zu besuchen), um dann festzustellen, dass meine Dicke französische Schafe auch nicht interessanter findet, als unsere Schwäbischen.


    Was meint ihr? Hätte ein Hund mit Hütetrieb auf der Schafweide anders reagiert? Ist bei meiner Dicken in dem Bezug Hopfen und Malz verloren?
    Ach ja, sie hat nur einen geringen Jagdtrieb (hängt ja auch mit dem Hütetrieb zusammen, oder), dafür aber einen heftigen Schutztrieb.


    Bin auf eure Meinungen gespannt.


    liebe Grüße
    Steffi

  • Sicher sind die Schafe die sie täglich sieht, für sie womöglich unintressant!
    Da bekannt und nicht willens vor dem hund zu flüchten!


    Man müste sie vieleicht mal gezielt "anschubsen" (den hund mein ich)
    Quasi den Weg ebnen!


    Allerdings spricht ihr Verhalten in der Tat nicht gerade für Bahnbrechende Veranlagung!


    VG Kai

  • Zitat


    Aber ich habe wohl meine Dicke schon einmal unbeabsichtigt "getestet", als ich meinem Nachbarn auf seiner Schafweide bei einem kaputten Zaun zur Hand gegangen bin und meine Hündin an der Schleppleine dabei hatte.
    Das Ganze war nicht sonderlich aufregend. Wir (mein Nachbar und ich) haben am Zaun rumgewerkelt und mein Hund stand von neugierigen Schafen umringt auf der Weide und freute sich wie Bolle. Nicht über die Schafe, sondern über die vielen leckeren Schafsköttel. Die Schafe selber hat sie weitestgehend ignoriert.


    Hallo Steffi,


    nein, in dieser Situation hast Du den Trieb nicht getestet. Hüten heißt immer Zusammenarbeit von Mensch und Hund - also sozusagen "gemeinsam auf die Jagd gehen". Du hast aber was ganz anderes gemacht, die Schafe haben kein Beutetierverhalten an den Tag gelegt - es gab also keinen Grund für Deinen Hund den evtl. vorhandenen Instinkt zu zeigen.


    Insofern denke ich auch, dass Du es nur herausfinden wirst, wenn Hund und Schafe "angeschubst" werden. Das ist allerdings in meinen Augen der schwierigste Schritt , gerade zu Anfang kann man als unerfahrener Hütemensch das, was einem der Hund dann zeigt, nicht einschätzen (ich zähl mich mal großzügig zu solchen Menschn :wink: ) - sowas würde ich tatsächlich nur unter fachmänischer ( oder -fräuischer - der Emanzipation halber ;D ) Anleitung machen.


    Dein Hunde würde sich allerdings - nehmen wir mal an er hätte genügend Instinkt - an einer größeren Herde besser eignene :wink:


    Viele Grüße
    Corinna

  • Danke für eure Antworten.


    Zitat

    Insofern denke ich auch, dass Du es nur herausfinden wirst, wenn Hund und Schafe "angeschubst" werden. Das ist allerdings in meinen Augen der schwierigste Schritt , gerade zu Anfang kann man als unerfahrener Hütemensch das, was einem der Hund dann zeigt, nicht einschätzen (ich zähl mich mal großzügig zu solchen Menschn ) - sowas würde ich tatsächlich nur unter fachmänischer ( oder -fräuischer - der Emanzipation halber ) Anleitung machen.


    In dem Fall, würde mir der Weg nach Frankreich wohl nicht erspart bleiben, oder? Briards zeigen am Vieh doch wohl eine ganz andere Verhaltensweise, als beispielsweise BCs. Und das Verhalten meiner Dicken gegenüber den Schafen, könnte dann wohl auch nur jemand beurteilen, der mit hütenden Briards Erfahrung hat. Oder sehe ich das falsch? :rolleyes:


    Zitat

    Allerdings spricht ihr Verhalten in der Tat nicht gerade für Bahnbrechende Veranlagung!


    Hmmm, ich "befürchte" auch, dass sie eher zum Herdenschutzhund, als zum Hütehund tendiert. Bei Begegnungen mit flüchtenden Tieren (Rehen, fremden Katzen, Hasen), neigt sie auch eher dazu, denen hinterherzuschauen, nach dem Motto: was habens die denn so eilig?


    Naja, ich werde es nochmal überdenken. Wenn sie ohne Hüten glücklich sein kann, dann kann ich es auch :wink:


    liebe Grüße
    Steffi

  • Steffi, in September machen wir einen Hütekurs in der Schweiz Nähe Bern mit einem franz. Toptrainer. Traditionsgemäss ist dieser Kurs in erster Linie für franz. Schäfer bestimmt. Vielleicht könntest du mitkommen? Dieser Trainer wohnt sonst in Südfrankreich und veranstaltet das ganze Jahr durch Kurse, die echt zu empfehlen sind. Der Mann hat eine enorme Erfahrung mit allen möglichen Rassen und hat höchste Auszeichnungen bei den franz. Meisterschaften mit seinen Pyrenäern und Bordern erreicht. V.a. hat er viel Dog - (und Menschen-!)feeling. Ich selbst werde einen Kurs in Juli besuchen (habe eine Pyrenäenschäferhündin und seit zwei Wochen eine kleine Borderdame, die dort Gelegenheit kriegen wird, zu zeigen, ob sie ihre Ahnen ebenbürdig ist!).
    In Frankreich gibt es ein Veranlagunstest für Hütehunde, der recht interessant ist (der Border-Club hat seinen eigenen Test). Ein solcher CANT besteht aus folgendem: ca. 12-15 Schafe in einem grossen Zirkel eingepferscht. Annäherung mit angeleintem Hund. Wann erfolgt eine Reaktion? Hund frei am Zirkel. Soll umkreisen, Richtung wechseln. Im Kreis: ableinen, Hund muss eindeutiges Hüteverhalten zeigen inkl. zwischen Zaun und Herde gehen. HF verlässt den Kreis, Hund soll weiter hüten. Zum Trost: mit meiner Pyrenäer bin ich gut 800 km gefahren, um sie zu testen (hat auch glänzend bestanden :blume: ). Der CANT kann man nur mit Tieren, die max. 18 Monate alt sind, absolvieren.
    Wenn unser Kurs in September was für dich wäre, sage es mir. Ich werde dir mehr Informationen geben.

  • @ libra


    Kannste mir mal bitte mailen? Wär echt lieb. Mich interessiert euer Seminar und vor allen Dingen dieser Trainer. Denn: s. Avatar - das da rechts ist eine Gos d' Atura Català-Hündin, die schon einige Male Schafe schubsen durfte.

  • @ Libra


    Das hört sich ja echt super an, wäre auch daran interssiert :flehan: , da ich schon seit langer Zeit jemanden suche, der mir mehr zum Hüteverhalten und der Arbeit von Briards an der Schafsherde sagen kann!!!


    LG
    Lixhunter

  • libra


    meinst du vielleicht Étienne Serclėrat?
    Zu dem wollten wir eventuell diesen Sommer zu einem Seminar nach Spanien fahren (Hüten, vielleicht etwas Agi und Urlaub - was will man mehr :freude: )
    Wann ist denn der Kurs mit ihm im September?
    Ist dein Hund zufällig Cuba-Libre???? :blume:


    Hier für die anderen, der Link zu ihm:
    Étienne Serclėrat http://www.chien-au-troupeau.fr.st/


    Viele Grüße
    Melanie

  • Hi libra


    Das hört sich ja echt genial an!!! Und Bern ist gar nicht so weit weg von hier. Besser gehts fast gar nicht! :freude: :freude: :freude:


    Wäre toll, wenn du mir weitere Infos geben könntest.


    Juhu, vielleicht wird das mit meiner Zotteltrine und den Schafen ja doch noch was.... *strahl*


    liebe Grüße
    Steffi

  • Darf ich hier auch was fragen?


    Hey erstmal...


    Ich habe keine Hütehund, jedenfals keinen Richtigen...Dahra, meine weiße Schäferhündin benimmt sich verdammt komisch, im Garten Umkreist sie die Tauben und scheint sie teils auch zu hüten und draußen jagd sie sie, aber nur, wenn sie um die 20 m von mit entfernt sind, wenn ich näher dran bin, legt sie das gleich Verhalten wie im Garten an den Tag...


    Ich versteh sie nicht, wisst ihr, ob es Jagdtrieb ist oder vielleicht doch etwas Hüteinstinkt?


    Lg Jule


    PS: Wir waren bei uns im Kaisergarten, da hatte sie Angst vor den Ziegen und Schafen, am Rhein allerdings zeigt sie interesse, zum Spiele oder zur Jagd, dass ist nicht gut einzudeuten...

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