Angst vor Geräten

  • Hallo,


    ich habe mit Filou gestern ein Agilityseminar besucht. Als es an den Praxisteil ging hatte Filou schon leichte Panik vor den Geräten. Die Hürden machten ihm nach zwei bis drei Mal drüberhüpfen keine Angst mehr.


    Der Tunnel aber brachte mich und ihn an unsere Grenzen. Mit der Trainerin und Hund am einen Ende des Tunnels und mir auf der anderen Seite, ging es gar nicht und zum Glück hat mich meine Freundin begeleitet.
    Die Trainerin meinte, dass wir uns Zeit nehmen sollen und sie mit den anderen zum Slalom geht.


    Ich lag, sage und schreibe, 40 Minuten in dem Tunnel (war zusammengeschoben und nicht länger als 1,5 Meter) mit einem absolut scheuenden Hund davor. Nach 30 Minuten traute er sich eine Pfote reinzusetzen. Klar wurde das belohnt, allerdings interessierten ihn die Hähnchenherzen nicht sonderlich, dazu war er viel zu aufgeregt.
    Nach 40 Minuten und mit Hilfe des Felldummys (diesen nahm er auchauch erst nach 20 Minuten wahr) rannte er dann blitzschnell zu mir durch.
    Wir rannten dann über den Platz und spielten mit dem Dummy, da ich seinen Stress abbauen wollte.


    Er lief dann noch 4 bis 5 Mal durch und dann haben wir den Tunnel länger gemacht. Er war dann so um die 2 Meter und auch da lief er nach anfänglichem, kurzem Zögern durch.
    Danach beendete ich die Aktion, denn es reichte und ich, sowie Filou waren kopfmäßig fertig.


    Heute gehen wir nochmals hin und ich bin gespannt wie er heute auf den Tunnel reagiert.
    Auch werde ich einen Tunnel mit nach Hause nehmen um ihn einfach in den Garten zu legen und langsam mit ihm daran zu arbeiten.


    Meine Frage:
    Tu ich dem Hund überhaupt einen Gefallen damit? Er ist ein Angsthund und kommt aus Spanien. Es waren viele ängstliche Auslandshunde da, aber keiner hatte eine solche Panik. Filou wurde in einer Kiste gefunden und damit hängt das wohl alles zusammen.


    Hatte jemand schon mal ein ähnliches Problem und hatte der Hund dann Spaß an diesem Sport?
    Ich möchte mir nichts kaputt machen und frage daher mal...


    Ich arbeite zwar selbst auf einem Platz und gebe Stunden, aber eher an den alltäglichen Problemen. Da kenne ich mich aus, aber nicht im Sport.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Huhu,
    ich finde es definitiv sinnvoll, an sowas zu arbeiten. Du willst ja nicht an die WM. Immer wieder Ängste zu überwinden, wird deinem Hund sicher helfen. Du wirst darauf achten, ihn nicht zu überfordern, und in dem Rahmen (zB wie du schreibst, 1h lang Tunnel) kann er das aushalten - zeigt ja auch dein Erfolg. Wichtig: gönne ihm nach soner anstrengenden Sache ausreichend Ruhezeit (aber ich glaube, das weißt du).


    Mein Hund hat manchmal auch so Dinge auf dem Platz oder beim Agi, bei denen er Angst kriegt. Zum Beispiel ist er mal mit der Wolfskralle irgendwie an der Tunnelbefestigung hängen geblieben. Danach hatte er erstmal Angst vor dem Tunnel, aber die musste er eben auch wieder überwinden. Er ist halt auch so ein Sensibelchen, der dann den Sachen auch gleich wieder nicht mehr traut. Schlimmer war der Angriff auf dem Platz letztes Jahr, da hat er immer noch dran zu kauen. Ich war kurz davor, das komplette Agi hinzuschmeißen. Aber als wir dann auf einem anderen Platz waren und ich meinem Hund das Motto "endlich kann ich wieder, schneller Frauchen, noch nen Tunnel, was jetzt, wo jetzt" richtig ansah, war das wieder gegessen. Bestimmte Ängste können also auch mit dem Platz oder der Anwesenheit von bestimmten Leuten zusammenhängen.


    Aber ich denke halt, je öfter er Ängste überwinden muss, desto schneller wird dieser Prozess insgesamt. Die Geräte beim Agi sind ja per se nicht so gefährlich, dass ihm da was passieren kann, von daher kannst du ja auch sehr entspannt da rangehen. Ich würde vielleicht nicht gleich die Wippe üben, und ich würde mit dem Slalom erstmal viel Späßken machen, ohne so auf die perfekte Ausführung zu achten (ideal wäre ein Gassenslalom, um möglichst viel Fun und möglichst wenig Interaktion = Druck aufzubauen).


    Würde mich freuen, wenn du berichtest. Wie lange dauert denn das Seminar? Denk dran, dass es für Hunde enorm anstrengend ist, wenn es über mehrere Tage geht.


    Viele Grüße
    Silvia

  • Das ging doch recht schnell mit dem Tunnel. ;) Mia hat auch lange gebraucht bis sie sich das erste Mal durchgetraut hat... und wir hatten ihn bis auf einen knappen Meter zusammengeschoben. =)


    Mia war danach ganz begeistert und ist immer wieder durch. Bei ihr merkt man immer wie sie "erleichtert" ist wenn sie eine Angst überwunden hat und wir es gemeinsam geschafft haben. Wie ist das bei deinem Hund? Merkst du, dass es ihm gut tut. Oder ist er danach einfach fertig?

  • Ich bin sehr überrascht von solchem Verhalten, gerade auch beim zusammen geschobenen Tunnel.


    Also bei den mir bekannten Züchtern liegt schon bei den Welpen immer so ein kleiner Ikea Tunnel im Auslauf. Da rennen die durch wie die wilde Jagd. Und auch im Junghundekurs gab es schon immer solche Aufgaben. Und als Hundebesitzer unterwegs und zuhause konfrontiere ich den Hund auch immer mit verschiedenen Dingen (unter Stühlen durch, zwischen Menschenbeinen durch, in ein Zelt rein, durch nen ausgedienten Autoreifen steigen, über Baumstämme hüpfen, usw.). Und ausserdem sind meine Hunde auch ab 10 Wochen immer an Agilityturnieren dabei gewesen, konnten alles beobachten und durften z.B. in der Pause gerne mal mit anderen Welpen auf dem Platz "rumturnen", wenn es mit Veranstalter/Richter abgesprochen war.


    Ich denke nicht, dass ein Hund erst in einem Agility Aufbaukurs mit solchen Sachen konfrontiert werden sollte.


    Aber für die Zukunft wünsche ich Euch viel Glück und Freude dran. Und mach zwischendurch zuhause auch mal was, z.B. auf ner Plastikplane rumlaufen lassen, Zelt im Garten aufstellen und reinschicken, usw.

  • Naja, Lily, Du kannst keine Hunde vom Züchter, gut sozialisiert,
    und ohne Angstproblem mit Hunden, die aus dem südlichen Ausland kommen
    und schon so manches mitgemacht haben, vergleichen.


    Absolut nicht. Das sind zwei verschiedene Welten.


    Wir haben in unserer Agility Anfänger-Gruppe sowohl Welpen,
    die an alles unvoreingenommen rangehen,
    als auch erwachsene Angsthunde.


    Und in beiden Gruppen wird das Training verschieden aufgebaut.


    Ich finde es gut, einen Angsthund zu stimulieren und ihn dazu zu überreden,
    sich mit seiner Angst auseinanderzusetzen, dabei Erfolgserlebnisse zu haben.


    Aber er braucht mehr Zeit, Ruhe und Verständnis.


    Einen Welpen und seinen Besitzer muss ich eigentlich immer bremsen,
    da man den Welpen sonst schnell überfordert und das merkt der Besitzer nicht.


    Einen Angsthund muss man lesen und wissen, wann er einen kleinen Schubs braucht,
    oder wann man aufhören und Pause machen sollte.


    Wir haben bei uns seit einem Jahr eine Hündin, die Panik vor fremden Menschen hatte.


    Jetzt, nach einem Jahr, kann sie in die Anfängergruppe integriert werden
    und richtig mit trainieren.


    LG
    Chrissi

  • Ok, ich bin davon ausgegangen, dass Filou auch ein Border ist, wie der erste Hund von Steffi, und eben vom Züchter kommt. Dass er aus Spanien kommt war mir nicht bewusst. Da möchte ich mich entschuldigen, wenn mein Kommentar falsch rüber gekommen ist.


    Ich denke aber, dass wirklich noch mehr zuhause in der sicheren Umgebung gemacht werden muss, z.B. an die Hindernisse gewöhnen (vielleicht mal ne Woche ein Tunnel zuhause haben, oder einen oder zwei Sprünge, usw.). Denn auf dem fremden Hundeplatz mit anderen nervösen und vermutlich bellenden Hunden etwas ganz unbekanntes kennenlernen ist ja noch viel schwieriger.


    Und nochmals, viel Glück dabei!

  • Zitat

    Ok, ich bin davon ausgegangen, dass Filou auch ein Border ist, wie der erste Hund von Steffi, und eben vom Züchter kommt. Dass er aus Spanien kommt war mir nicht bewusst. Da möchte ich mich entschuldigen, wenn mein Kommentar falsch rüber gekommen ist.


    Hattest Du wohl überlesen:

    Zitat

    Er ist ein Angsthund und kommt aus Spanien.


    Zitat

    Ich denke aber, dass wirklich noch mehr zuhause in der sicheren Umgebung gemacht werden muss, z.B. an die Hindernisse gewöhnen (vielleicht mal ne Woche ein Tunnel zuhause haben, oder einen oder zwei Sprünge, usw.).


    DAS ist eine tolle Idee. :gut:
    Fände ich auch sehr wichtig, dass man in vertrauter Umgebung mit
    fremden Dingen anfängt.

  • Also, ich finde es gut, wenn der Hund sowas macht, denn dadurch, dass er seine Angst überwindet, steigt sein Selbstvertrauen. Du zeigst ihm, dass er da keine Angst haben muss. So wachst ihr zusammen und dein Hund bekommt immer mehr Sicherheit.


    Mein Hund war auch ein Angsthund, nur anders. Der ahtte zwar keine Angst vor den Geräten, aber Angst vor Dreirädern, Gießkannen, Gummistiefeln, Gelben Säcken, Mülltonnen, freistehende Fahrräder.... Was ist daran anders? Heute ist mein Hund ein selbstsicherer Hund, der nur noch ganz selten unsicher wird. Arbeite ganz viel mit Futter und Spielzeug und mit viel Geduld! :smile:

  • Hallo,


    vielen lieben Dank für die Antworten.
    Wir haben einen Tunnel mitbekommen. Hatte ich wohl vergessen zu erwähnen. :ops:


    Gestern waren wir wieder dort und nach anfänglichem Zögern lief er dann auch super toll.
    Drei Hürden, ein gebogener Tunnel und nochmal zwei Hürden. Das war der Abschluss. Man merkt wie er sich aufbaut und wie er selbstbewusster wird. Klar ist noch viel Unsicherheit dabei, aber ich bin zuversichtlicher.


    Auch sind wir noch in keiner festen Gruppe, sondern haben individuell trainiert. Wir waren nur drei Hunde, alle aus dem Ausland und alle mit Angst. In dieser Gruppe können wir so viel Zeit haben wie wir wollen und erst später zu den anderen Gruppen stoßen.


    Bei Filou kam bestimmt noch dazu, dass er in einer Kiste gefunden wurde und dort wohl schon mehrere Tage mit seinem Bruder drin war. Daher auch die Angst vor dunklen engen Gängen.


    Wir arbeiten sehr viel an seiner Angst und er macht sich immer besser. Mittlerweile können wir mit ihm ein Cafe besuchen, oder durch eine kleine Innenstadt laufen. Das war vor einem Jahr noch undenkbar.


    Liebe Grüße


    Steffi


    PS: mir ist klar, dass wir jedes Gerät erarbeiten müssen und es auch Rückschläge geben wird, aber das schaffen wir schon.

  • hi,


    na ist doch prima, dass es klappt. ängste sollte man sehr dosiert "bekämpfen", aber du merkst ja jetzt schon, wie dein hund an selbstsicherheit gewinnt. dieses selbstvertrauen wird meist irgendwann mit ins gesamte leben transportiert. und gerade für einen angsthund ist das doch sehr wertvoll und bringt mehr lebensqualität.


    kleiner tipp für den tunnel: nicht nur auf 1,5 meter zusammenschieben, sondern ganz zusammenschieben. viele vereine haben noch einen 3-meter-tunnel. mit dem geht das ganz hervorragend. bei den 6-meter-tunneln geht es nicht ganz so gut, die haben meiner meinung nach im anfängertraining aber auch erst mal nichts zu suchen. es entsteht weder diese enge noch die dunkelheit. und dann kann man cm für cm verlängern. in meinem training früher in berlin hatte kein hund probleme damit.
    was ich im anfängertraining auch immer gerne vermieden habe, sind die dunkelblauen und die schwarzen tunnel...die schlucken noch mehr licht.
    und: nicht zu früh den tunnel biegen. am anfang fällt es gerade unsichereren hunden leichter mit dem tunnel, wenn sie den ausgang sehen können. dann kann man das ende ganz leicht einknicken. direkt im ersten training eine kurve reinlegen halte ich für viel zu früh.


    mein sheltie mochte den sacktunnel nicht. ok, sheltie ist sehr klein und leicht (30 cm, da noch idealgewicht von 4 kg) und hatte bei dem schweren stoff einfach ein unwohlsein (einen leichten trainingssack hatte der verein leider nicht). erst war der sack komplett aufgekrempelt, dann stück für stück länger und immer aufgehalten, dann auf den hund drauffallen lassen. und trotzdem ging mein sonst mutiges sheltie-tier den sacktunnel immer zögerlich an. ich habe dann abhilfe geschaffen, indem ich meine weimaranerhündin direkt vor dem sheltie durch den sack gelassen habe...quasi als rammbock. vorsicht: das geht nur mit hunden, die sich sehr gut kennen und sehr gut leiden können. und man muss sicher wissen, dass der hund, der vorläuft, den sack auch wirklich immer korrekt durchläuft. sonst hat man hundesalat im sack mit nicht vorhersehbaren folgen!!! das hat jedenfalls bei fairy den durchbruch mit dem sack gebracht. ich empfehle das ausdrücklich NICHT zur nachahmung! und wenn dann nur mit einem erfahrenen trainer und einem vorlaufhund, der absolut erfahren und zuverlässig ist.


    tritt angst an z.b. den kontaktzonengeräten auf, kann man die im notfall absenken bis auf die erde. es gibt auch wippen, die sich sehr tief stellen lassen. trotzdem sollte die wippe als letztes von den kontaktzonengeräten angegangen werden, wenn die hunde schon mit selbstvertrauen und steuerbar über wand und laufsteg gehen. und man sollte immer an die entsprechende absicherung denken (links und rechts jemand, der den hund seitlich sichert...und kipphilfe). sowohl das zu schnelle (und unter umständen laute) runterkrachen der wippe kann unsichere hunde massiv erschrecken, von einem absturz reden wir mal gar nicht erst.


    weiterhin viel spaß beim agility.
    lg cjal

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