Einmal Hund - nie wieder Hund?

  • Hallo


    Ich wollte euch mal um eure Meinungen fragen.
    Das Thema geht mir in den letzten Tagen immer wieder im Kopf rum.


    Das ganze fing damit an, dass eine Bekannte von uns vor einigen Wochen ihren Hund einschläfern lassen musste. Sie liebte diesen Hund sehr und war natürlich am Boden zerstört.
    Als sie mich vor einigen Tagen anrief, erzählte sie mir, wie sehr sie ihren Strolchi vermissen würde. Auch die Spaziergänge, das Bürsten, das Spielen und natürlich das Schmusen fehlten ihr.
    Als ich dann vorsichtig nachfragte, ob sie sich nicht vorstellen könnte, sich wieder einen Hund zu besorgen, lehnte sie das rigoros ab. Sie meinte, dass sie sowas (das Einschläfern) nicht noch einmal mitmachen könnte. Sie könnte nicht ihr Herz nochmal an so ein Tier hängen, um es dann irgendwann wieder zu verlieren. Das Thema Haustier hätte sich für sie erledigt.
    Sie fragte mich dann, wie ich das denn machen würde. Schließlich habe ich ja schon lange Haustiere und habe ja auch schon von einigen Abschied nehmen müssen.
    Ich war erstmal ziemlich perplex und wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Ich versuchte ihr dann zu erklären, dass es ja nicht darum ginge, ein totes Tier durch ein anderes zu ersetzen. Mir geben meine Tiere in den Jahren, in denen sie bei mir sind, so viel und ich genieße das Zusammenleben mit ihnen so sehr, dass ich Tiere in meinem Leben einfach nicht mehr missen möchte.


    Bei meiner Mutter war es allerdings auch so, wie bei meiner Bekannten. Als wir damals unseren Familienhund mit 15 Jahren einschläfern lassen mussten, war damit das Thema Hund für meine Mutter erledigt. Sie will sich auf keinen Fall gefühlsmäßig nochmal an ein Tier hängen, dass dann in 10 oder 15 Jahren stirbt.


    Für mich steht einwandfrei fest, dass ich mir ein Leben ohne Hunde gar nicht mehr vorstellen kann und will und ich sicher immer einen oder mehrere Hunde haben werde (es sei denn, meine Lebensumstände ändern sich derart dramatisch, dass ich keinen Hund mehr halten kann).
    Natürlich geht es mir dabei nicht darum, ein verlorenes Tier zu ersetzen (kein Hund dieser Welt könnte mir Joey oder Kasha ersetzen). Jeder Hund ist anders und einzigartig.


    Aber wie kommen so unterschiedliche Meinungen und Haltungen zustande? Liebe ich meine Hunde weniger (was mir meine Bekannte "durch die Blume" zu verstehen gab), nur weil ich bereit wäre, nach deren Tod (was hoffentlich noch viele viele Jahre dauern wird), einen neuen Hund zu mir zu holen?


    Was meint ihr dazu?


    liebe Grüße
    Steffi

  • Hallo!


    Also ich glaube nicht, dass Du Deine Hunde deswegen weniger liebst. Ich denke einfach, dass jeder seine eigene Art von Trauerbewältigung hat - ich kenne auch viele Leute, die nach dem Tod ihres Hundes gesagt haben, dass sie nie wieder einen haben möchten. Die Phase hat unterschiedlich lang angehalten - von einer Woche bis wirklicher Hundeabstinenz.
    Kenne auch ein Pärchen (sind beide über 60) die es ihr Leben lang so gemacht haben: Hund - große Reise - Hund - große Reise - Hund - usw. Auch eine Art, mit dem Verlust fertig zu werden und sein Leben wieder neu auszurichten *gg*


    Ich glaube auch nicht, dass es darum geht, einen Hund zu ersetzen. Bei manchen mag das wohl zutreffen, aber ich denke nicht, dass das die Mehrheit der Leute ist.


    Ich weiß nicht mehr wo ich das gelesen haben, aber irgendwo standen mal die letzten Gedanken von einem Hund vor dem Tod - und die letzten Zeilen lauteten sinngemäß: Ich würde mich freuen, wenn Du einen anderen Hund genauso glücklich machst wie mich.


    Ich könnts mir ohne Hund auch nicht mehr vorstellen, auch wenn die Vorstellung, dass Hoover auch nicht ewig lebt (ok, hoffentlich noch seeeeeeeehr lange - ist ja erst 2 ;-)) mir irrsinnig weh tut.


    Also keine Aufregung - es gibt halt solche und solche Leute ;-)


    lg
    schnupp

  • Meine Eltern waren auch so "Nie wieder wollen wir diesen Schmerz erleben müssen".


    Diese Phase hat nichtmal 2 Jahre angehalten. Paula wird dies Jahr schon 3 *g*


    Ich denke einfach, jeder trauert anders und unterschiedlich. Ich habe immer gesagt, wenn Luzie einmal geht, SOFORT wieder einen neuen Hund. Ich konnte es auch nicht. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, bis ich offen für einen anderen Hund war.

  • Hab auch schon öfters die Erfahrung machen müssen, ein Tier zu verlieren. Das ist echt furchtbar, aber ohne könnte ich es mir nicht mehr vorstellen. Werd natürlich immer älter. Aber wenn meine 2 Hunde mal nicht mehr da sind, möchte ich trotzdem wieder einen Hund. Allerdings keinen Welpen mehr. Du siehst ich mach mir auch jetzt schon darüber Gedanken. Hört sich vielleicht herzlos an, ist es in meinen Augen aber nicht. Kein Lebewesen lebt ewig. Hätt mir auch einen Papagei zulegen können, bei dem ist die Chance groß mich zu überleben. Da wüsst ich aber nicht was mit ihm geschieht, wenn ich nicht mehr da wär. Meine Eltern hatten nach ihrem 2. Collie auch gesagt: Nie wieder einen Hund!
    Tja meine Mutti wird 73 J. alt und hat einen 6 J. alten Collie. Da mein Vater vor 4 J. gestorben ist bin ich sehr froh das sie ihren Cliff hat. Und die 2 passen prima zusammen. Unser Cliff muß nie in ein Tierheim, (ihr wisst was ich damit sagen will).




    LG Conny

  • Steffi,



    Nein, du liebst deinen Hund mit Sicherheit nicht weniger. Ich hatte einen Rottweiler, den ich auch wirklich sehr geliebt habe. Im Prinzip war mein ganzer Tagesablauf auf den Hund abgestimmt. Wir waren immer zusammen, haben alles zusammen gemacht, er war mein bester Freund.


    Er wurde krank und das Einschläfern war mit Sicherheit das schlimmste Erlebnis das ich je hatte. Ein Erlebnis daß man niemandem wünscht und doch gehört es zum Leben. Ich stand wochenlang neben mir und doch wohnte nach 21/2 Wochen ein Welpe hier. Es gab eben gerade einen Unfallwurf der ein Zuhause suchte. Natürlich ersetzt der Welpe nicht den verstorbenen Hund. Und natürlich hab ich dem Welpen die Ohren vollgeheult wenn ich an meinen Rottweiler dachte, aber man hat- abgesehen von vielen andren Dingen - auch einen geduldigen Zuhörer und Troester.


    Es gibt jeden Hund nur einmal, aber das heißt ja nicht, daß man nicht auch einem andren Hund ein schönes Leben ermöglichen kann und auch mit einem andren Hund positive Erfahrungen und Spaß haben kann.


    Im Nachhinein kann ich dazu sagen, daß mir mein Kleiner bei der Trauerarbeit sehr geholfen hat und schon alleine dafür liebe ich ihn und danke ihm auch wenn ich meinen Rottweiler nach wie vor schmerzlich vermisse.


    Die 10 oder 15 glücklichen Jahre überwiegen den Schmerz der Trennung.
    Leider gehört der Tod eben dazu.


    LG, Tanja

  • Daß Du Deinen Hund weniger liebst ist auf keinen Fall war. Fakt ist halt, daß die Lebensspanne unserer Hunde wesentlich kürzer ist, als unsere Eigene. Und das mit dem Alter, Krankheit, Einschläfern, ich sehe das wie in einer Partnerschaft "In guten, wie in schlechten Zeiten!". Ich habe ein Hundeleben lang Spaß mit meinem Hund, dann muß ich auch die traurigen Zeiten mit meinem Hund durchstehen. Klar tut das weh, aber das ist nun mal das Leben.


    Aber klar, die Bewältigung der Trauer ist natürlich bei jedem anders. Ich habe letztes Jahr, als Felix mit 17 Jahren über die Regenbogenbrücke ging auch erstmal gesagt, ich will keinen Hund mehr. Genau 14 Tage habe ich das durchgehalten, dann war klar, ein Leben ohne Hund/e wird es für mich nicht geben.


    2 Wochen später zog Silky ein und vor 7 1/2 Wochen kam Velvet dazu. Keiner der Beiden wird Felix ersetzen können, gnausowenig wie Felix die Hunde vor ihm ersetzen konnte. Aber alle haben einen Platz in meinem Herzen (und auf meiner HP ;o) und leben in meiner Erinnerung weiter.

  • Im September letzten Jahres mussten wir unseren Kuvasz-Rüden Sandor gehen lassen, er war unser erster Hund, bester Freund, lustigster Kumpel, ach, ihr wißt das ja von euren Hunden...Wir wollten danach keinen Hund mehr, der Schmerz war riesig. Wir haben zwei Monate intensiv und bewußt getrauert, dann haben wir erkannt, dass wir ohne Hund nicht leben können: der ganze Tag war durcheinander, es fehlte uns der Spaziergang (ohen hund geht man ja doch nicht so lang :-)), so kam Lucky (ein "Senf"-Hund :-)) zu uns. Er ist kein Ersatz, sondern ein anderer Hund, den wir genauso lieben. Und wie hier schon einige schrieben, der Tod gehört dazu. UNd auch wenn es schrecklich war, ich habe Sandor gerne begleitet auf seinem Weg und das waren wir ihm auch schuldig - Lucky ist zwar erst ca. 1 Jahr alt, aber auch er wird (hoffentlich) alt und auch darauf freue ich mich irgendwie. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine :)
    In dem Sinne...ich finde es schade, wenn man sich dem veschließt, weil man Angst hat...


    Lieben Gruß
    Janina

  • Hallo!


    Ich habe dieses Argument auch schon einige Male gehört und kann es nicht wirklich nachvollziehen. Zum Einen, wenn man sich einen Hund anschafft weiß man doch, dass desssen Lebensspanne eher begrenzt ist und er nur ein Begleiter auf Zeit sein kann. Man hat also in den meisten Fällen viele Jahre Zeit sich damit auseinander zu setzen.
    Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig hartherzig an, aber ich bin doch Hundefreund, weil ich Hunde an sich toll und faszinierend finde und nicht nur meinen eigenen. Natürlich habe ich zu meinem eigenen Hund eine ganz besonders enge Beziehung, was mich aber keinesfalls davon abhält nach dessen Tod mein Herz für einen anderen Vierbeiner zu öffnen.
    Natürlich ist der allererste Hund immer etwas ganz Besonderes, dass war auch bei mir nicht anders, wir sind zusammen aufgewachsen, haben von einander gelernt, haben viele Fehler gemacht aber waren trotzdem ein unschlagbares Team. Diese Erfahrungen kann ich nie wiedr mit einem anderen Hund machen, aber das will ich auch gar nicht. Ich will ja den verstorbenen Hund eben nicht ersetzen, sondern mich für ein neues Wesen öffnen und neue Erfahrungen machen!
    Und der Spruch, dann würde man seinen Hund nicht so lieben ist ja wohl vollkommen an den Haaren herbeigezogen! Heisst das im Umkehrschluss, dass alle Leute deren Ehepartner durch Krankheit, Unfall etc. frühzeitg verstorben sind und die sich irgendwann nochmal neu verlieben, dass sie ihren ursprünglichen Partner nicht wirklich geliebt haben? Das ist doch lachhaft!


    Liebe Grüsse,
    Björn

  • hallo


    ich finde es recht unverschaemt von der Bekannten sowas zu sagen (auch wenns durch die Blume war) dass man den Hund nicht geliebt hat, son Unfug!


    Man verbringt ja nicht mit einem Lebewesen 10 Jahre oder laenger, wenn man keine Freude etc dran hat.


    Ich kam vor 9 Monaten mit 2 Hunden nach Frankreich, geblieben sind mir keine von beiden (eine ueberfahren -vom TA...- , eine weggelaufen und immer noch nicht aufgetaucht).


    Habe mir dann vor 6 Monaten (ist es schon soooo lange her??) eine Huendin aus dem Th geholt und bin dankbar fuer jeden Tag und dass wir uns "gefunden" haben sozusagen!!!!


    Liebe ich jetzt trotzdem meine verschwunden Huendin weniger??? Natuerlich nicht, eher mehr bzw anders eben.


    Ich komme besser mit dem Verlust klar, wenn ich mir einrede dass sie gestorben ist, auch wenn sie vielleicht irgendwie ein neues Heim gefunden hat....Was sagt das denn ueber mich aus???
    Die Ungewissheit ist in dem Fall am schlimmsten, aber die Suche ist wie ein Sandkorn in der Wueste, v.a. wenn man gar keinen Anhaltspunkt hat und ist emotional SEHR ermuedend.


    Ohne Hund fehlt mir was, also werde ich hoffentlich immer einen (oder 2) vierbeinige Wegbegleiter haben, die ich natuerlich alle liebe, aber jeden eben anders :)


    Lass dir sowas jedenfalls nicht einreden!


    schoene abend


    zD

  • Hi,


    also ich war genau zwei Wochen auf Hunde-Entzug. Meine Bekannten haben damals auch heftig diskutiert, ob das richtig ist, sich zwei Wochen, nachdem man sein geliebtes Tier verloren hat, ein neues anzuschaffen.


    Mir war das aber damals egal, in der Regel weiß ich was ich tue und lasse mir da sowieso von keinem irgendwas erzählen, aber das muss jeder selber wissen.


    Ich kann es verstehen, wenn jemand nach einem solchen Erlebnis keine Ambitionen hat, sich wieder ein Tier anzuschaffen und ich kann es verstehen, wenn sich Leute wieder ein Tier anschaffen, weil sie - wie es hier schon mehrfach gesagt wurde - zum (jeweiligen) Leben dazu gehört.


    Ich mache mir zwar jetzt noch keine Gedanken, was passiert, wenn mein Hundi mal nicht mehr da sein sollte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich jederzeit wieder mein Leben durch die Anwesenheit eines Hundes bereichern will. Und bis ich sterbe, das dauert noch einen Augenblick, da werden noch ein paar Hunde die TH-Türen hinter sich zufallen lassen.


    In Bezug auf Vergleiche ziehen zwischen dem alten und dem neuen Hund, da kann ich nur sagen, dass ich da anfangs auch Schiß vor hatte, aber genauso wie ich noch keinen Mann mit dem anderen verglichen habe, wenn ich eine neue Beziehung hatte, ist das bei meinem zweiten Hund auch nicht gewesen.

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