Ich habs noch nicht ganz verstanden....

  • oh mann, ich habe mir gerade einen Clicker bei Zoo Zajac (kennen sicher einige von Euch) gekauft. Drauf steht eine Kurzanleitung: Durch das clickern wird ein bereits erlerntes Verhalten bestätigt.
    Ich dachte der Hund lernt durch das clickern????


    Also hab ich da eine Verkäuferin gefragt. Und die sagte, ja so ginge das und das clickern soll letztendlich das Leckerchen ersetzen und wenn ich einmal damit beginne, dann müßte ich immer clickern.....


    :help: :help: :help: :help:


    Die hatte doch keine Ahnung oder?????


    Ach und sie sagte, um den Hund ans clickern zu gewöhnen. erst Leckerchen, dann clickern. Ich hab gedacht genua andersrum. Erst clickern, dann Leckerchen, damit der Hund die Verknüpfung zieht...


    :flehan: Jetzt bin ich total durcheinander

  • Hallo,


    ach herrje, bist Du da an jemanden aus der Aquaristik gekommen?


    Der Click ersetzt NIEMALS, auch nicht nach 10 Jahren die Belohnung. Der Click ist quasi das Zeichen DAS was Du jetzt gemacht hast ist toll. Und es ist gleichzeitig ein Versprechen für eine Belohnung.


    Und immer, auch bei der Konditionierung, ERST den Click, dann die Belohnung.


    Ich versuche mal "unser" Clickertraining zu erklären:


    Es gibt sicher verschiedene Möglichkeiten, manche betrachten das freie Shapen als einzig wahre Clickerdisziplin. Hierbei gebe ich dem Hund KEINERLEI Hilfestellung sondern, clicke ausschließlich was er mir von sich aus anbietet. Angenommen er dreht den Kopf zur Seite, kann ich das clicken und aus dieser ersten Bewegung vielleicht eine Drehung um sich selbst herausshapen/herausformen. Wobei auch erstmal der Blick zur Seite der Anfang zur Drehung sein kann.
    Ein erfahrener Clickerhund wird von sich aus gerne Dinge anbieten, in der Hoffnung sich dadurch einen Click zu verdienen. Sagen muss man aber auch, dass es nicht, oder wesentlich schlechter funktioniert, wenn man ansonsten mit positiver Bestrafung arbeitet. Ein Hund der z.B. durch Meideverhalten (z.B. Leinenruck) bei Fuß gehen gelernt hat, hat auch gelernt das man manchmal ohne (für den Hund) ersichtlichen Grund "eins auf den Deckel" bekommt. Diese Hunde zeigen weitaus weniger Aktionen von sich aus beim freien shapen. Das kann sich aber schnell geben.


    Dann kann man aber auch Situationen provozieren, wenn es darum geht eine bestimmte Übung bis zu einem bestimmten, naheliegenden Zeitpunkt zu beherrschen. Wenn ich also z.B. möchte, dass mein Hund ein Wägelchen hinter sich herzieht und er den Befehl "Nimm" und "zieh" schon kennt, kann ich das zwar auch clickern, es hat aber nichts mit freiem shapen zu tun.


    Ich handhabe es bei dem einen wie bei dem anderen so, dass ich wenn das Verhalten einmal gefestigt ist und ich ein Stimm- oder Sichtzeichen eingeführt habe dieses nicht mehr clickere. Wohl aber noch variabel verstärke.


    Ich hoffe ich konnte es ein bißchen verständlich darstellen.


    liebe Grüße


    Ella

  • @ Ella:


    Vielen lieben Dank hast mir das wirklich sehr gut verständlich dargestellt :gut:


    Dennoch ein paar Fragen hab ich noch :arrow:


    1. Um den Hund das clickern vertraut zu machen, erst clickern dann Leckerchen und so oft wiederholen bis ich das Gefühl habe, sie hat es verstanden?
    Ihr den Zusammenhang vermitteln wenn sie zu mir kommt oder geh ich zu ihr hin und fange an :?:


    2. Soweit ich das verstanden habe langsam anfangen, so 5 Minuten am Tag. Richtig?
    Mir fehlt noch der genaue Ablauf. Wenn ich z.B. mit ihr üben möchte, dann macht sie ja nicht automatisch "platz", um das zu clickern. Also doch im Alltag Situationen abfangen :?:



    Und dann gewünschtes Verhalten clickern, dabei Sichtzeichen oder verbales Kommando und dann Leckerchen????? So richtig??? :help:
    Ich hoffe, ich konnte meine Fragen recht verständlich formulieren...

  • Hallo,


    beim Konditionieren Click und Leckerchen. Um zu sehen ob der Hund es verstanden hat, clickst Du in einem Moment wo er nicht schon auf das nächste Leckerchen wartet. Ertönt das Clicken und der Hund ist sofort "da" und sagt: "Her mit dem Lecker", dann ist der richtige Zeitpunkt da einen Schritt weiterzugehen.


    Bei mir stehen beide schon Gewehr bei Fuß, wenn ich nur den Clicker in die Hand nehme. Anfangs hab ich die Leckerchen vorbereitet, TV und Radio ausgemacht, Telefon raus, mich bequem mit den Leckerchen platziert und los gehts....


    Langsam anfangen ist in jedem Falle richtig, lieber mehrere kleine Einheiten über den Tag verteilt. Es gibt Dinge die sich schwerer einfangen lassen als andere, weil sie vielleicht nicht so häufig gezeigt werden, wie zum Beispiel das Strecken am morgen. Aber wenn man sich den Clicker um den Hals hängt, kann man sowas wunderbar clickern. Mit dem Platz würde ich es ebenso machen, wenn Du es frei shapen möchtest. Alternativ kannst Du natürlich auch den "herrkömmlichen" Weg nehmen, den Hund mit Leckerchen ins Platz locken und dann clicken, das wäre dann aber nicht mehr frei geshapt.


    Ich gebe immer erst dann ein Kommando dazu, wenn ich hundert Prozent sicher bin, dass der Hund dieses Verhalten jetzt zeigen wird. Sprich, ich hab soundsooft ein bestimmtes Verhalten geclickert, dass ich mir sicher bin, das der Hund das in der Situation jetzt anbietet, dann Kommando, Click und Leckerchen, in dieser Reihenfolge.


    Wenn Du jemanden hast, der mit Dir clickert, könnt ihr Euch (also nur die Menschen jetzt) mal gegenseitig clickern. Denkt euch eine Übung aus, von mir aus an der Nase kratzen, und bringt den anderen nur mit dem Clicker dahin. Ist eine Riesenhilfe und macht außerdem noch Spaß.


    Liebe Grüße


    Ella

  • Hi


    Zitat

    1. Um den Hund das clickern vertraut zu machen, erst clickern dann Leckerchen und so oft wiederholen bis ich das Gefühl habe, sie hat es verstanden?
    Ihr den Zusammenhang vermitteln wenn sie zu mir kommt oder geh ich zu ihr hin und fange an


    Am Anfang nimm dir eine handvoll Leckerchen (die Leckerchen ruhig ganz klein machen), schnappst dir deinen Clicker, gehst zum Hund und fängst einfach an. Es ist egal, ob sie liegt, sitzt, oder steht. Enfach ein Click und sofort ein Leckerchen ins Maul schieben. Dann wieder Click - und wieder Leckerchen, bis die Leckerchen weg sind. Dabei kein Kommando, oder sonst etwas.
    Der Hund soll einfach lernen, dass das Click-Geräusch eine Belohnung ankündigt.


    Zitat

    2. Soweit ich das verstanden habe langsam anfangen, so 5 Minuten am Tag. Richtig?


    Zum Konditionieren sind 5 Minuten fast zu lang. Nimm lieber mehrmals eine handvoll Leckerchen und mach die Übung Click - Leckerchen immer wieder über den Tag verteilt. Dein Hund wird nicht lange brauchen, um die Verknüpfung Geräusch = Leckerchen zu bilden. Das geht meistens recht schnell. Meine hat schon am zweiten Tag gemerkt, wenn ich den Clicker vom Regal nehme und hat sich gefreut, dass es wohl gleich wieder was tolles gibt.
    Wenn der Hund dann den Zusammenhang Click = Leckerchen begriffen hat, kannst du anfangen, mit ihr bestimmte Sachen zu üben.


    Zitat

    Mir fehlt noch der genaue Ablauf. Wenn ich z.B. mit ihr üben möchte, dann macht sie ja nicht automatisch "platz", um das zu clickern. Also doch im Alltag Situationen abfange


    Da kommt es eben drauf an, ob du es ihr übers freie shapen beibringen willst. In dem Fall musst du warten, bis sie dir das Verhalten anbietet, dass du trainieren willst.
    Wenn du die Übungszeiten selber bestimmen möchtest, dann zeige ihr, was du von ihr möchtest.
    Es ist übrigens sinnvoller erst mit Sitz anzufangen, als mit Platz.
    Bei Sitz hälst du ihr ein Leckerchen vor die Nase und führst dann deine Hand langsam über ihren Kopf, so dass sie mit der Nase automatisch dem Leckerchen folgt und hoch schauen muss. Sie wird das Leckerchen nicht aus den Augen verlieren wollen und wird sich dann automatisch hinsetzen.
    In dem Moment clickst du und gibst ihr das Leckerchen.
    Das übst du immer wieder, bis du merkst, dass dein Hund begreift, was du von ihm willst, d.h. er wird sich immer schneller setzen, wenn du das Leckerchen über ihren Kopf führst.
    Erst wenn du sicher bist, dass sie sich bei dieser Übung auch wirklich hinsetzt und nicht womöglich versucht rückwärts zu gehen, dann gibst du das Kommando "Sitz" dazu.


    Das "Platz" kannst du dann ähnlich aufbauen. Wenn dein Hund sitzt, zeigst du ihm das Leckerchen und führst es vor ihr (zwischen ihren Vorderpfoten) auf den Boden. Im Normalfall wird der Hund sich dann hinlegen, um an das Leckerchen zu kommen. Dann sofort ein Click und sie darf sich das Leckerchen nehmen.


    Zitat

    Und dann gewünschtes Verhalten clickern, dabei Sichtzeichen oder verbales Kommando und dann Leckerchen????? So richtig?


    Wie gesagt, das verbale Kommando solltest du erst einführen, wenn der Hund bereits weiß, was du von ihm willst. Wenn sie also begriffen hat, dass wenn du ein Leckerchen über ihren Kopf führst, sie sich hinsetzen muss, um ein Click (und damit auch das Leckerchen zu bekommen), führst du das Kommando ein.
    Sichtzeichen enstehen dabei fast automatisch. Bei meiner Hündin musste ich nur ein paar Tage das Leckerchen direkt über den Kopf führen, damit sie sich hinsetzte. Danach reichte es auch, wenn ich meine Hand mit dem Leckerchen ihr vor die Nase hielt und die Hand dann leicht anhob. Ich habe es mir dabei angewöhnt, den Zeigefinger zu heben. Nach ein paar Wochen reichte es dann, wenn ich nur noch den Zeigefinger hob. Heute beherrscht sie natürlich auch die rein verbalen Kommandos, aber die Sichtzeichen funktionieren nach wie vor auch tadellos.


    liebe Grüße
    Steffi

  • irgendwie scheinen hier viele eine echte Wissenschaft aus dem Clickern zu machen.
    Wir haben das ganz almählich in der Hundeschule eingeführt:
    - zuerst dem Hund beibringen dass Clicken eine Belohnung bedeutet. Dazu Leckerli anbieten (abwechselnd auf den Boden werfen oder direkt ans Maul anbieten) und immer wenn er es in den Mund nimmt,konnt das Click. Das hat nur ein Paar Tage gedauert bis die Verknüpfung geklappt hat
    - beim lernen von Kommandos wie Sitz oder Platz (zuerst mit Handzeichen, dann erst mit Kommando) immer ein Click sobald das Kommando richtig ausgeführt wurde und DANACH in Ruhe das Leckerli aus der Tasche nehmen
    - und das immer weiterentwickeln, zB. beim spazierengehen immer wenn der Hund an lockerer Leine geht und Blickkontakt aufbaut-> Click oder bei erfolgreichem Rückruf...


    Der Vorteil ist einfach, dass ein Click viel präziser vom Timing her ist als ein Lobwort.
    Alternativ haben wir auch nor das Lobwort "Super!!! " eingeführt - Man hat ja schliesslich nicht immer ein Clicker zur Hand- Das Prozedere war genau das gleiche um die Verknüpfung zu erstellen.


    Gruss


    Marc

  • @Alle
    Hier werden verschiedene Sachen durcheinandergeschmissen.
    1. Das Einfangen eines Verhaltens: Hund zeigt eitwas, z.B. Strecken und ich clicke in diesem Augenblick und belohne ihn dafür. Man ist dabei darauf angewiesen, dass der Hund das Verhalten zufällig zeigt UND man auch noch gerade den Clicker da hat.
    2. Schapen (Formen): Ich bestätige per Click jeden Ansatz eines Verhalten. Wie bei einem Daumenkino arbeite ich mich vom ersten Ansatz bis zum fertigen Verhalten vor. Beim Beispiel "Strecken" wird zuerst ein leichtes Kopfsenken, später ein Einknicken mit den Vorderläufen etc. bestärkt. Erst wenn ein "Bild" des Daumenkinos beständig gezeigt wird, erhöhe ich den Schwierigkeitsgrad und gehen zum nächsten "Bild" über.
    Hört sich schwierig an, ist aber erfolgversprechender als immer auf ein zufällig gezeigtes Verhalten zu warten.
    Zeigt der Hund das Strecken schließlich beständig, benenne ich es z.B. mit "Verbeugung" und clicke nur noch, wenn ich zuvor das Kommando gesagt habe.
    Wenn der Hund das Kommando beherrscht reicht nachher auch ein Lob und/oder Leckerchen.


    orsche
    Ihr benutzt in der HuSchu den Clicker als schnelleres und präziseres Leckerchen. Damit kannst Du aber nur Kommandos belohnen, die der Hund zuvor durch Locken etc. kennengelernt hat.
    Mit Shapen kannst Du dem Hund aber auch ganz andere und neue Dinge beibringen.
    Türen schließen oder öffnen, eine Lostrommel drehen, Dinge wegziehen, berühren etc. Das habe ich mit den herkömmlichen Lockmethoden meinem Hund nie beibringen können.

  • Hi zusammen,


    Niklas
    zusätzlich zu procanis' Posting noch folgendes.


    Wenn Du einem Hund etwas über Shaping beibringen möchtest, dann kannst Du daraus eine richtige Übungseinheit machen. Ella hat es in ihrem Posting bereits angedeutet, ob Du es so verstanden hast, weiss ich nicht. Also nochmal explizit. Beim Shaping setzt Du Beginn und Ende der Trainingseinheit fest. Bei einem erfahrenen Clickerhund reicht es, wenn die Leckerli-Dose und Clicker auftauchen. Meine Hunde kommen z.B. bereits angestürmt, wenn sich die Wohnzimmertür schliesst. Denn das ist häufig, nicht immer, das erste Anzeichen dafür, dass Training angesagt ist. Ich trainiere idR immer nur mit einem Hund, der andere ist dann entweder im Flur oder im Ess-Wohn-Bereich. Ansonsten gilt Leckerlie-Dose und Clicker und die Frage "Willst Du schaffen?" als Beginn. Und als Ende dann ein freundliches "das war's" und schliessen der Leckerlie-Dose. Das Ende sollte so "freundlich" wie möglich sein, so dass Hund es nicht als Strafe empfindet.


    Natürlich kann man, wie procanis geschrieben hat, auch Verhaltensweisen einfangen. Habe ich mal bei einer meiner Hündinnen mit dem Verbeugen gemacht. Sie streckt sich immer nach dem Aufstehen. Und das habe ich dann gezielt abgepasst. Einfach so Verhaltensweisen einfangen ist schwieriger. Denn idR hat man gerade dann keinen Clicker in der Hand. Man kann allerdings auch ein "Clickerwort" konditionieren. Das ist bei meinen Hunden "fein". Oder einen Zungenschnalzer als Click verwenden.


    Viele Grüße
    Cindy

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