Konditionierte Entspannung?

  • Hallo ihr!


    Hab grad n paar Ideen gehabt, was ich euch schon immer mal fragen wollte :)


    Wer von euch praktiziert konditionierte Entspannung? Wie habt ihr das aufgebaut? Was is euer Wort? Habt ihr eine Geste dazu?


    LG

  • Bei uns gibt es sogar 2 Signale: einmal "ist uns egal" und einmal "ist okay"


    Aufgebaut habe ich es, das ich es immer genannt habe, wenn meine Jungs völlig entspannt waren. Entweder wenn sie sich selber entspannt hatten oder ich sie in die Entspannung "gekuschelt" habe.


    Verwendung ist vielseitig: wenn andere Hunde am Zaun oder an der Leine Theater machen. Wenn ich merke, das bestimmte Menschen bei meinen Hunden Unsicherheiten auslösen, Situationen unbehaglich sind oder ähnliches.

  • Dies habe ich schon mal dazu in einem andern Tread geschrieben:

    Zitat

    Am besten geht es in ruhiger Umgebung mit einem kleinen Ritual, zB einer Decke, die nur dafür benutzt wird. Hund auf Decke (nicht befehlen), Hände weg, dann Markerwort präsentieren und beginnen zu streicheln und massieren mit langsamen, ruhigen Bewegungen. Gesichtsmimik des Hundes sollte sich entspannen. Wichtig: Entspannung kann man nicht befehlen, es ist eine Übung, kein Kommando! Der Hund muss nicht einschlafen dabei, muss nicht einmal liegen. Nichts erzwingen; wenn es dem Hund unangenehm ist und er weg möchte, so darf er das. Die Übung wird mehrfach hintereinander wiederholt; das Markerwort muss regelmässig aufgeladen werden, da es sich um klassische Konditionierung handelt.


    Manche verwenden auch noch einen bestimmten Duft zur Ritualisierung, mir reicht die Decke. Mein Wort ist ein langezogenes dunkles "wohlig", viele verwenden "easy". Die Geste dazu ist das Abstreichen mit ruhiger Bewegung.

  • Was ist denn genau gemeint?
    Dass der Hund z.B. nach dem Spaziergang "runterkommen" und sich entspannen soll oder dass ihm in bestimmten Situationen signalisiert wird, dass keine Gefahr und kein Grund zur Sorge besteht und er sich dann entspannt?


    Sind für mich zwei verschiedene Dinge, oder lieg ich da falsch?
    Wir üben das grad als Gefahren-Entschärfung, also in dem Sinne, dass ich Pelle klarmachen will, dass er nicht den großen Aufpasser spielen muss, weil ich alles im Griff habe. Wenn ich merke, dass er die Ohren spitzt und auf irgendwas lauscht gucke ich in die Richtung, sage "Ist ok!" und gucke wieder weg. Damit er merkt: Chefin hats gesehen, Chefin ist aber trotzdem ganz entspannt = es besteht keine Gefahr.
    Obs funktioniert... weiß ich noch nicht genau ;) . Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass er sich dann direkt entspannt wieder hinkloppt und weiterschläft, aber ob da direkter Zusammenhang bestand weiß man halt noch nicht. In anderen Situationen geht es noch überhaupt nicht (z.B. bei anderen Hunden), da bin ich dann immer noch komplett abgemeldet und er macht auf großen Beschützer und Leinenproleten...


    Aber wir üben auch erst seit guten zwei Wochen :D .


    Dementsprechend: wäre über weitere Tipps ebenso dankbar und dir, PrincessFuture, viel Erfolg und berichte mal wie ihr das hinbekommt!


    Lg, Corinna

  • Zitat

    Was ist denn genau gemeint?
    Dass der Hund z.B. nach dem Spaziergang "runterkommen" und sich entspannen soll oder dass ihm in bestimmten Situationen signalisiert wird, dass keine Gefahr und kein Grund zur Sorge besteht und er sich dann entspannt?


    Es handelt sich um eine klassische Konditionierung, wie bei Pawlows Experiment. Auf das konditionierte Signal werden entspannende Hormone ausgeschüttet, die den Erregungszustand dämpfen. Anwendung ist in vielen Situationen möglich, je nach Hund. Überdreht der Hund regelmässig nach dem Spaziergang, wäre dies eine Möglichkeit. Leinenpöbeleien sind eine weitere. Ich nutze es, wenn der Hund im Jagdmodus sehr hochgefahren ist, sei es nach dem Training oder bei echten Begegnungen mit Wild oder Katzen.

  • Zitat

    dass ihm in bestimmten Situationen signalisiert wird, dass keine Gefahr und kein Grund zur Sorge besteht und er sich dann entspannt?


    Ich habe dafür ein Wort...
    Wenn ich merke das Nala etwas nicht passt und anfängt zu krummeln, den Kamm stellt, dann bekommt sie "Nala ist ok" gesagt und dann bleibt der Kamm zwar oben aber sie steigert sich nicht rein und geht locker weiter.

  • Zitat


    Ich habe dafür ein Wort...
    Wenn ich merke das Nala etwas nicht passt und anfängt zu krummeln, den Kamm stellt, dann bekommt sie "Nala ist ok" gesagt und dann bleibt der Kamm zwar oben aber sie steigert sich nicht rein und geht locker weiter.



    ... ein Traum! Und das kann der Hund so übertragen, wenn ich das nur zuhause auf der Decke mit Massage und Kraulen und so mache?

  • Die konditionierte Entspannung ist nicht dasselbe, wie ein "ist ok", mit dem man dem Hund signalisiert, dass man das Problem gesehen hat und als kompetenter Führer die Situation im Griff hat oder sich drum kümmern wird. Die konditionierte Entspannung ist ein körperlicher bedingter Reflex, wie die Speichelbildung. Sie ersetzt nicht das Management der Situation, sie macht es nur leichter oder ermöglicht es erst.


    Man signalisiert damit nicht, dass kein Grund zur Sorge besteht, sondern man bringt den Hund auf ein niedrigeres Erregungsniveau. Je nach Situation, in der man es anwendet, wird der Hund dadurch erst ansprechbar, oder er kann die hormonellen "Rückstände" einer gerade durchgemachten Stresssituation besser verarbeiten.

  • Zitat

    Die konditionierte Entspannung ist nicht dasselbe, wie ein "ist ok", mit dem man dem Hund signalisiert, dass man das Problem gesehen hat und als kompetenter Führer die Situation im Griff hat oder sich drum kümmern wird. Die konditionierte Entspannung ist ein körperlicher bedingter Reflex, wie die Speichelbildung. Sie ersetzt nicht das Management der Situation, sie macht es nur leichter oder ermöglicht es erst.


    Ja, genau das meinte ich mit meiner Frage ob das nicht ein Unterschied ist.


    Zitat

    Man signalisiert damit nicht, dass kein Grund zur Sorge besteht, sondern man bringt den Hund auf ein niedrigeres Erregungsniveau. Je nach Situation, in der man es anwendet, wird der Hund dadurch erst ansprechbar, oder er kann die hormonellen "Rückstände" einer gerade durchgemachten Stresssituation besser verarbeiten.


    Und das lohnt sich in jedem Fall, zu trainieren, genau das ist bei mir nämlich das Problem, er ist einfach nicht mehr ansprechbar. Aber beides in Kombination... :gut:
    Wie lange dauert die Konditionierung denn? Dass mans immer wieder auffrischen muss, ist klar. Aber bis sich das wirklich als körperlicher Reflex ausprägt vergeht doch sicher ne Ewigkeit? :???:

  • Ich denke, das ist individuell unterschiedlich, wie lang das dauert. Eine Bekannte hat das in einigen Wochen mit bei einem Leinenpöbler wirksam hinbekommen - natürlich nicht als alleinige Massnahme, sondern begleitend.


    Bei meinem Hund konnte ich erste Erfolge auch schon nach etwa zwei Wochen sehen, als sie Wildwitterung hatte und unbedingt nachschauen wollte. Ich hatte die Konditionierung mehrmals täglich gemacht. Natürlich wird sich der durchdrehende Hund nicht auf die Seite legen, aber er sollte für positiv aufgebautes (!) Alternativverhalten ansprechbar werden.

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