BOTULISMUS Riedheim -- Storzeln

BOTULISMUS RIEDHEIM -- STORZELN

Bericht Persönlicher Erfahrungen am eigenen Hund (07/2009)
Verlauf der ersten 16 Tage

Es geht um unseren 8-jährigen Wirehair Foxterrier „Floh“. Ein wirklich hoch aktiver Hund, der kaum müde zu bekommen ist, immer frisst, säuft, spielt, schwimmt, herum rennt und stets wohl auf und gesund ist!!
Wir wohnen auf einem verlassenen Hofgut in einem Ort mit 4 Häusern. Um uns herum sind ca. 8 ha Weideland, Felder und Wiesen.

Tag 1, Mo. 22.06.09
„Floh“ geht morgens um 6.30 Uhr wie täglich mit mir hinaus. Sie erledigt kleines und großes Geschäft. Sofort will sie zurück ins Haus, statt wie üblich 30 Minuten Morgenspaziergang über die Pferdeweide zu machen. Sie läuft die Treppe schwer und langsam nach oben (sonst saust sie wie ein Blitz nach oben). Das Futter wird nicht angerührt und auch das Wasser bleibt stehen, sie legt sich auf ihre Decke und bleibt da liegen. (Wir denken einfach, dass sie müde ist, da sie tags vorher mit uns radeln war und danach noch lange Ball gespielt hatte!!)
Gegen 12 Uhr will mein Mann mit ihr hinaus gehen. Floh kann nicht mehr aufstehen, wenn man sie auf die Beine stellt, knicken diese ein. Mein Mann trägt sie in die Wiese zum pinkeln, dort brechen ihr alle 4 Beine zusammen, sie liegt auf dem Bauch im Gras. Bewusstsein und Reaktion sind voll vorhanden.
16.00 Uhr Termin bei Tierarzt A: Symptome und Verhalten beschreiben:
frisst und säuft seit heute morgen nicht, atmet schwer, innerhalb von 5 Stunden von langsam laufen über totale Lähmung der 4 Beine, kann nicht stehen und gehen, beim bellen / jaulen kommen keine Töne, Hund liegt völlig apathisch in der Seitenlage, kann lediglich den Kopf eingeschränkt bewegen, Bewusstsein und Reaktion sind voll vorhanden. Kein Fieber, Durchfall, Blutungen o.ä. Die beschriebenen Symptome treten innerhalb von einigen Stunden auf!!!!
Sie bekommt eine Schmerzspritze und wir sollen morgen zur gleichen Zeit wieder kommen.
Am Abend verschlechtert sich ihr Zustand, sie hechelt wie verrückt, ihren großen dunklen Augen entgeht keine meiner Bewegungen, sie schaut immer hinter mir her, sie versucht zu bellen/ jaulen, aber es kommen keine Töne heraus, es klingt wie ein heißeres bell-ähnliches Geräusch, das Maul kann sie gerade mal 3 cm öffnen.

Tag 2, Die. 23.06.09
Zustand insgesamt verschlechtert, aber sie robbt mit Hilfe des Kopfes und Halses in Seitenlage und Bauchlage durch die Wohnung um nicht alleine im Zimmer zu sein.
11.00 Uhr Termin Tierarzt B: Symptome, Verhalten und Verlauf beschreiben (s. oben). Erste Idee Borreliose? Ehrlichiose? Anaplasmose? Passt alles nicht, evtl. Vergiftung?
„Floh“ bleibt beim Tierarzt (bis auf weiteres rund um die Uhr) Untersuchung, Röntgen, Beobachtung, Blut nehmen usw. Sie bekommt eine Infusion mit Flüssigkeit, Nahrung, Schmerzmittel und Aufbaumittel – noch keine konkrete Diagnose.
Wir besuchen sie täglich ca. eine Stunde, streicheln sie, nehmen sie auf den Schoss, reden mit ihr.... Sie hängt wie ein „schlapper Sack“ auf dem Arm.

Tag 3, Mi. 24.06.09
Verdacht auf Botulismus, Blutuntersuchung, weiterhin Infusion.
„Floh“ ist völlig apathisch, aber stets bei vollem Bewusstsein, „Lebensgeist“ und Reaktion vorhanden, aber sie kann außer dem Kopf (leicht) nichts bewegen.

Tag 4, Do. 25.06.09
Unverändertes Verhalten. Behandlung auf Botulismus: Infusion s.o, ansonsten muss man abwarten bis der Körper das Gift abbaut bzw. ausschwemmt.

Tag 5, Fr. 26.06.09
Tag 6, Sa. 27.06.09
s. oben, „Floh“ befindet sich im Tiefpunkt, die Reaktion wird langsamer und schwächer. Oh weh, wie geht es weiter??????

Tag 7, So. 28.06.09
Tag 8, Mo. 29.06.09
Unverändert, aber sie schleckt (in der Seitenlage wenn man ihr den Kopf etwas anhebt) vom Teelöffel Diät-Futter ab und schluckt es. Mit einem Quietschball teste ich ihre Reaktion und Gehör. Es funktioniert. Ich lasse den Ball in ihrer Box in einer Ecke liegen. Wenn wir sie besuchen, zeigt sie Freude, atmet schneller, versucht aktiv zu sein – sich irgendwie bewegen was natürlich nicht geht!! Danach dauert es ca. eine Stunde bis sie sich beruhigt hat.
Botulismus Blutergebnis ist negativ!!!! Aber die Symptome passen zu 100% auf die Vergiftung Botulismus!!!!!
Heute wurde begonnen mit Magnettherapy (MRI), 3 - 4 x täglich für etwa 20 Minuten.

Tag 9, Die. 30.06.09
Es scheint, als ob es besser wird. Sie frisst kleine Stückchen aus der Schüssel, bewegt den Kopf wieder selbständig, zuckt mit den Ohren, reagiert aktiver. Wenn man sie in Bauchlage legt, bleibt eine Weile (5 – 10 Minuten), dabei hebt sie den Kopf und beobachtet das Geschehen im Raum, befor sie auf die Seite zurück kippt,

Tag 10, Mi. 01.07.09
Erste leise, fast tonlose Bellversuche, wenn eine kranke Katze durch den Raum humpelt, sie jagt in Gedanken und mit den Augen der Katze nach, dabei hebt sie den Kopf und versucht sich vorwärts zu bewegen!! Es geht wirklich „berg auf“.
Man merkt der Terrier war nun genug gelegen (krank). Sie möchte „back to normal“, was nicht geht wie sich es möchte.
Es tut gut, zu sehen dass ihre Lebensaktivität zurück kommt.

Tag 11, Do. 02.07.09
Jeden Tag ein bisschen mehr „Aktivität“. Sie ist „jammerig“, versucht zu jaulen und bellen (noch eher leise und schwach, aber zu erkennen!). Sie ist unruhig und ungeduldig, ist am Zappeln, Geräusche machen und will beachtet werden.. Sie bleibt in der Bauchlage ohne auf die Seite zu kippen. Der Kopf wandert mit jeder Person, die sich im Zimmer bewegt, es entgeht ihr kein Geräusch: rascheln einer Tüte, miauen einer Katze....

Tag 12, Fr. 03.07.09
Sie strampelt mit den Hinterbeinen und Kopf um sich irgendwie bewegen zu können. Sie streckt den Kopf und Hals um in die Käfigecke blicken zu können, dann bellt sie so lange bis ihr die Tierpflegerin den Quietschball gibt. In der Seitenlage beisst sie darauf herum, dass das Quietschen ertönt. Wenn der Ball wegrollt, holt sie ihn mit dem Kopf / Schnauze zurück. Das macht sie ca. 15 Minuten, dann ist sie völlig erschöpft und schläft / döst für etwa eine halbe Stunde, dann das gleiche von vorne... den ganzen Tag über. Es gelingt ihr aus ihrem ebenerdigen Käfig heraus durch das Zimmer zu „robben“.

Tag 13, Sa. 04.07.09
Als wir sie besuchen, beginnt der Schwanz ganz leicht zu wedeln, sie dreht sich von einer Seite über den Rücken auf die andere Seite. Sie strampelt mit den Hinterbeinen; keine Minute liegt sie mehr still. Aber auf den Beinen kann sie noch nicht stehen! Sie jault und will, dass man sie auf die Füße stellt. Dabei muss man sie halten, dann versucht sie Hüpfbewegungen aus der Wirbelsäule zu vollbringen.

Tag 14, So. 05.07.09
Eine weitere Verbesserung: Floh kann wieder richtig mit dem Schwanz wedeln, also eine weitere Steigerung der Aktivität.

Tag 15, Mo. 06.07.09 dürfen wir Floh mit nach Hause nehmen.
Wir müssen mit ihr Physio machen: am Bauch halten, sie auf die Füße stellen, Gehversuche unternehmen, in Rücken- und Seitenlage mit den Hinter- und Vorderbeinen „Rad fahr Bewegungen“ machen usw.
Auffallend und somit erfreulich ist, dass die Verbesserungen seit Tag 9 absolut linear verlaufen. D.h. jeden Tag eine (klitze-) kleine Verbesserungen, ohne Stillstand oder Rückschritt.
Auf den Beinen stehen funktioniert noch nicht, selbständig pinkeln oder „grosses Geschäft“ machen somit auch nicht, weil sie nicht stehen kann. Sie konnte zu jeder Zeit die Schliessmuskeln halten, d.h. fast kein einnässen. 3 – 4 x täglich hatte der Tierarzt die Blase entleert und 1 – 2 x in der Woche auch den Darm.

Tag 16, Die. 07.07.09
Floh ist seit gestern Abend zu Hause. Sie ist sehr aktiv, robbt durch das halbe Zimmer, will dass man sich mit ihr beschäftigt. Sie jault / jammert, wenn sie etwas möchte, d.h. wenn sie richtig jammert, muss sie pinkeln, hat Hunger / Durst oder wie heute Abend setzte sie ein großes Geschäft ab.

Tag 17, Mitt. 08.07.09
Die ganze Nacht über hatte Floh im 1 – 2 Stundenrhythmus Durchfall, morgens mit Blut! Sie ist total erschöpft und apathisch, frisst und säuft nicht mehr. Beim Tierarzt bekommt sie wieder Infusion, Medizin, Spritze, Blutuntersuchung.

Auf alle Fälle geht ein dickes fettes Lob und der aller herzlichste Dank an den fantastischen Tierarzt für die hervorragende Betreuung und Behandlung von Floh!!

Auf alle Fälle geht ein dickes fettes Lob und der aller herzlichste Dank an den fantastischen Tierarzt und das gesamte Praxisteam für die hervorragende und liebevolle Betreuung und Behandlung von Floh!!!

Tag 27, 18.07.09
Floh ist bei uns zu Hause. Sie hat den schlimmen Durchfall überlebt. Durch die letzten Giftausscheidungen hat dich die Darmschleimhaut mit „verabschiedet“. Mit hervorragender Medicine: „diarsanyl“ und Infusion geht es ihr wieder richtig richtig gut.
Allerdings kann sie noch immer NICHT laufen. Das kann noch bis zu 6 Wochen dauern. Wir legen wir ein Handtuch um den Bauch, halten das oben fest, damit wir aufrecht laufen und sie so auf den Beinen steht so stützen wir sie. Die Laufbewegungen macht sie wunderbar mit; alle 4 Beine sind in Aktion, die Hinteren stärker – auf denen steht sie schon ganz kurz alleine- die Vorderen sind noch immer schwach, machen aber auch die Bewegungen. Wenn man einen Quitschiball oder eine Zappelmaus in etwas Entfernung legt, beginnt sie von sich aus richtig schnell laufen zu wollen! – natürlich mit o.g. Hilfestellung!!
Mit Gejammere, Gejaule, Gebelle zeigt sie an, wenn sie raus muss. Dann laufen wir mit dem Handtuch in die Wiese und sie pinkelt oder k.....!

So lerne ich Floh wieder das Laufen!

Einfach ein Handtuch mit Löchern und ein Metallbügel als Griff.

Das Gute ist, dass ich durch den Metallbügel Floh hinten oder vorne unterschiedlich anheben kann und auch ihre Beinbelastung steuern.
Auch fühle ich im Bügel ob sie sich zum pinkeln setzen oder wieder aufstellen will. Ich helfe da natürlich nach.
Es macht Mut zu beobachten, dass ihre Bewegungen richtig sind und die Hinterbeine schon langsam belastet werden können!!!!!! So sind wir sicher, dass es wieder ein gutes Hundeleben wird mit laufen, rennen und toben!!!! Vom Kopf und Verhalten ist sie wieder ganz die Alte!!!!

Vielen Dank auch für euer aller Anteilnahme.

Der phantastische Tierarzt möchte sie 1x wöchentlich sehen, einfach zum checken, ansonsten geht sie noch 2-3x wöchentlich ins "Magnetfeld" (in der Praxis). Glaube eingentlich nicht an Hokus-Pokus, aber prompt nach den ersten beiden Bestrahlungen gings mit Bewegung berg auf!!! Vielleicht hat es Floh geholfen? Und schaden tuts nicht!!!! Ansonsten viel Bewegen, Muskelaufbau und Trainieren......Und Floh ermüdet soooo schnell. Aber mit Quitschiball und Zappelmaus ist sie doch immer wieder zu Bewegung zu motivieren.
Danke für Daumen drücken und mitfiebern!!!

Das schreckliche ist, dass Botulismus eine Vergiftung durch Menschenhand ist, es kommt nicht frei in der Natur vor - also wieder irgendwelche Hundehasser, Bauern, Jäger o.ä. am Werk!!!!!!!!! Aber wirklich eine grausame Art!!!! Im Volksmund auch als "Leichengift" bekannt..... ein reines Nervengift!!!!! Gut daran ist,- wenn man das so nennen kann- dass es keine Nachwirkungen, Nebenerscheinungen/ Schädigungen an anderen Organen bleiben (sollen!!!)
Guck einfach mal im google unter "Botulismus hund". Da sind viele gute - teilweise recht wissenschaftliche Berichte!!! Könnte dir auch an deine email alles senden was ich interessant fand und heruntergeladen habe ca. 7 Seiten!!!!
Unsere nächste Überlegung ist: wie vorbeugen, wenn Floh wieder richtig draussen unterwegs ist??? Maulkorb?? dass sie nix fremdes mehr fressen kann???? Oder welche Idee hat jemand anders?????
Was auch schlimm ist, dass die Symptome nicht typische Vergiftungssymptome sind, denkt der Tierarzt nicht sooo schnell dran - auch unserer hatte noch nie einen solchen Fall. Er kam drauf, durch Absprachen mit der Uniklinik Zürich, die nur 30 km von uns entfert ist - aber einen super Ruf hat!!!
Werde in gewissen Abständen wieder von Floh's Fortschrittten berichten!!