Belohnen statt verbieten in der Praxis?

  • Zitat

    ich frage mich gerade (bei dieser Frage)
    warum Einfach wenns auch Kompliziert geht :???:
    was ist denn falsch an einem "Raus" oder "naaaah" ?


    was bewegt dich dazu etwas komplizierter zu machen, wenn die einfachere Lösung auf der Hand liegt ?
    es ist ja nun nichts verwerfliches ein Stopp-Signal einzubauen ?


    Hab ich doch im Eingangstext geschrieben. ;) Es geht mir nicht um das Resultat, mich stört der Hund im Bad nicht, es geht mir um die These, dass Verbote und aversive Massnahmen (und damit meine ich auch sanfte Korrekturen und negative Bestärkungen) unnötig und entbehrlich seien. Und da bin ich nun neugierig, wie das in der Praxis aussehen würde.


    Cerridwen: Stopp und Raus sind Signale, die ich über aversive Körpersprache etabliert habe, das wäre also schummeln, die zu verwenden, auch wenn da heute meist die Grünphase reicht.....

  • Das ist doch vom Prinzip her Barriere-Shaping.


    Verhindern, dass Hundi irgendwo reingeht, geht z.B. mit nem Kindergitter.


    Ich würde das in Trainingssessions und zusätzlich spontan üben. Hund steht vorm Gitter, C&B. Dann überlegen, was er tun soll. Vorm Bad liegen, auf seinen Platz gehen? Das kannst du dann shapen.


    Sarah


    Der Hund soll in dem (theoretischen) Beispiel ja gar nicht erst reingehen. Jedes Mal, wenn er reingeht, festigt sich dieses Verhalten aber. Du schaffst damit außerdem u.U. ne Verhaltenskette. Hundi geht ins Bad, wird rausgeschickt, wartet draußen, wird dafür belohnt.

  • ja das habe ich wohl gelesen, aber nur weil es entbehrlich ist, heißt es nicht dass ich es mir unnötig kompliziert mache - mein PC wäre auch entbehrlich (es gibt ja Bücher) und trotzdem sitze ich dran - weil es einfacher ist mal eben im www zu suchen als in die Bibliothek zu fahren, mein Auto wäre sicher entbehrlich - könnte ja alles mit dem Rad erledigen - ist aber bequemer mit dem Wagen...
    ich verstehe dass man viel in der Hundeerziehung anders machen sollte als es früher der Fall war, aber meiner Meinung nach hat ein "Raus" oder "Stopp" noch keinem Hund seelischen schaden zugefügt wenn er etwas damit anzufangen weiß.
    meiner Meinung nach sollte man die Kirche im Dorf lassen...


    ICH kann es nicht nachvollziehen, daher fragte ich ja ;)


    Thera:
    klar das leuchtet mir ein, aber es soll ja OHNE RAUSSCHICKEN gehen - so wie ich das verstanden habe ;)
    meine hunde gehen beide nicht ins Bad - weil sie es per "NEIN" gelernt haben - ich brauche schon gar nichts mehr sagen, weil sie wissen dass es tabu ist.

  • Zitat

    Das ist doch vom Prinzip her Barriere-Shaping.


    Verhindern, dass Hundi irgendwo reingeht, geht z.B. mit nem Kindergitter.


    Ich würde das in Trainingssessions und zusätzlich spontan üben. Hund steht vorm Gitter, C&B. Dann überlegen, was er tun soll. Vorm Bad liegen, auf seinen Platz gehen? Das kannst du dann shapen.


    Interessant, Shoppy hat ja auch Management-Massnahmen (Gitter) vorgeschlagen, die die unerwünschte Handlung unmöglich machen. Nur, lernt der Hund so das richtige? Ist ein bisschen wie mit der Schleppleine: lernt der Hund da, einen Radius einzuhalten, oder lernt er, die Begrenzung durch die SL zu respektieren? :???:


    Zudem soll der Hund ja nichts bestimmtes tun, mir ist egal, ob er die Schwelle wärmt oder sich auf seinen Platz verzieht oder aus dem Fenster guckt....

  • Ich habe noch mal drüber nachgedacht ;-)


    Ich schätze meine Kandidaten so ein, dass sie beim vorgeschlagenen Weg (Distanzkontrolle), dazu neigen, mir häufig ein Sitz/Platz/irgendwas vor der offenen Badezimmertür anzubieten. Fertig ist der Spanner :lachtot: Das war ja aber nicht das Ziel.
    Ich glaube, es ist auch ein Umweg wenn man das anschließend wieder wegtrainiert.


    Mein neuer Ansatz wäre jetzt: ich nehme Platz auf dem Badezimmerfußboden. Dann wollen die Nasen bestimmt gucken kommen, was ich da wohl will. Click, wenn noch alle Pfoten vor der Schwelle sind. Hundi wird reinlaufen, um Lecker abzuholen. Lecker wird über die Schwelle aus dem Bad geworfen. Interesse ist geweckt. Die nächsten Clicks sind sicher. Und ich schätze jetzt mal, dass recht zügig langsamer/abwartender auf die Schwelle zugelaufen wird.
    Weiter würde ich schätzen, dass sich dann die Distanz zur Schwelle ausweiten lassen wird. Wenn man Glück hat, wird Hundi das Rennen Richtung Schwelle bald zu blöd und er wartet irgendwo ab. Letztendlich hat man ja aber erstmal das Interesse für "Mensch geht ins Bad geweckt" und es wird sicher ein Weilchen dauern, bis das wieder unspektakulär wird.

  • Zitat

    Cerridwen: Stopp und Raus sind Signale, die ich über aversive Körpersprache etabliert habe, das wäre also schummeln, die zu verwenden, auch wenn da heute meist die Grünphase reicht.....


    Nun warum wäre es schummeln? Dem Hund ist es doch egal, was "gestern" wie aufgebaut wurde.


    Nehmen wir doch mal an, man hat bisher nach Schema x gearbeitet und stand aber schon seit längerem nicht mehr wirklich dahinter, was dann dazu führt, das man mit seinem Hund nicht weiter kommt. Dann findet man eine Methode - Schema y - das einem ganz gut zusagt und wo man auch wieder hinter stehen kann. Aber dort behält man doch auch die Signale und Verhalten, die der Hund schon kennt und kann - meist also "Sitz", "Platz" und "Hier" oder ähnliches.


    Entsprechend kann man doch diese Verhalten - in deinem Fall "Stop" oder "Raus" - doch als Alternativen abfragen, wenn man ein neues Verhalten - aus dem Bad fernbleiben - nutzen.

  • Zitat


    Eins ist sicher: es ist viel mühsamer als ein simples Raus! und ein mahnenedes Naah!, wenn die Nase wieder am Türrahmen erscheint. Werde mal sehen, ob ich die Botschaft überhaupt vermitteln kann. :roll:




    Guck mal.
    Ein "Raus" kann man nett aufbauen, und statt eines "mahnenden Naa" kann man ein "geh an Ort XY" verwenden. Falls man noch keins hat, baut man schnell eins auf.
    Der Gag mit dem Bestärken ist, dass man aus einer andere Perspektive gucken muß. Klar geht ein "Nein" auch. Aber ein Warte, oder Bleib oder "geh in Deinen Korb" bewirkt auch, dass der hund draussen bleibt, ist aber mit anderen Emotionen verknüpft.

  • Zitat

    Leela hat ihrem Hund beigebracht, dass er eine von ihr "gezogene Linie" nicht übertritt.
    siehe hier


    Einerseits fiel mir gerade das ein, andererseits noch eine weitere Übung, die ich für das "Bleib" gebraucht habe. Zuweilen denkt mein Hund nun, ich sei allmächtig. :D
    Ich hab sie hingesetzt und bin aus dem Zimmer um die Ecke. Ich habe sie nun mit dem Spiegel beobachtet. Jedesmal wenn sie aufstehen wollte, dann stand ich wieder da. ;)
    Ich hab sie dann nicht geschimpft oder so, sondern ihr nur nochmal als Erinnerung das Sitzzeichen gegeben (wobei das eigentlich fast nie nötig war, wenn sie mich sah, hat sie sich von allein wieder hingesetzt) und ich habe sie gelobt.
    So kam bei ihr der Eindruck zustande, auch wenn ich Frauchen nicht sehe, sieht die mich... also bleibe ich mal lieber sitzen... :roll:



    Das kann man natürlich auch für dein Experiment benutzen. Du gehst aus dem zimmer, (kann ja ein leckerlie im Bad positionieren, damit Hundi reingehen will) und dann gehst du auf beobachtungsposten. Wenn du merkst, der Hund zögert hineinzugehen, dann belohnst du das :)

  • Ich erklär mal am typischen "Hund soll vom Sofa"-Problem was ich toll an der Bestärkung finde.
    Man kann zum "gleichen Preis" gleich zwei Signale lehren, wo man sonst ein "Nein" verwendete: Nämlich "rauf" und "runter". "Rauf" geht von alleine, weil alle wollen ja rauf :D runter lockt man zwei mal mit runter geworfenem Leckerchen und fängt dann an zu shapen.


    Rein/raus ist das gleiche in horizontal.
    Klar geht auch ein "Nein"
    Aber wenn man mal drüber nachdenkt: über den Einen weg hat der Hund jetzt vier Vokalbeln gelernt, über den anderen gerade mal eine...



    Zu der Schleppleinen-FRage: es ist eine Frage des Aufbaus und des Ausschleichens.
    Wenn Du die Schleppleine zum Ausbremsen benutzt und dann von heute auf Morgen nicht mehr benutzt, lernt er wahrscheinlich nur, dass er an der Schleppleine seinen Gelüsten nicht nach gehen kann UND das er ohne Schleppleine freie Bahn hat.
    Wenn man an der Schleppe aber arbeitet, als wäre sie nicht dran, und sie nur als Notfallsicherungsleine versteht, und sie anschließend sorgfälltig auschleicht, dann lernt der Hund den Radius einzuhalten, bzw. für die Kooperation mit dem Menschen "empfangsbereit" zu bleiben.


    Ganz oft, finde ich, ist es nicht wirklich eine Frage, was man einsetzt, sonder WIE man etwas einsetzt.

  • @ Cerridwen:
    Ich möchte es einfach machen wie jemand, der eben von Anfang an die rein positive Schiene fährt. Es geht mir ja um das Experiment, ob und wie ich das kann, und nicht um möglichst flotte Resultate. In der Praxis würde ich bei einem Umstieg selbstverständlich alte Signale weiter benutzen, selbst wenn sie nach Karen Pryor "vergiftet" sind.


    Shoppy:
    Der Hund soll ja gar nicht auf seine Decke, er soll nur nicht über die Schwelle. ;) Von daher scheint es mir am sinnvollsten, das so ähnlich aufzubauen wie "mittendrin" (Danke für die Anregung! :gut: ) das beschreibt und das abdrehen vor der Schwelle bestärken. Das mit den andern Emotionen ist mir klar, das ist ja durchaus Absicht beim Abbruchsignal.

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