Belohnen statt verbieten in der Praxis?

  • Zitat

    Man kann zum "gleichen Preis" gleich zwei Signale lehren, wo man sonst ein "Nein" verwendete: Nämlich "rauf" und "runter".


    Toll, dann kann der Hund zwei Signale, weiß aber noch nicht, daß Couch Tabu ist !


    Sollte man nicht eher darüber nachdenken, was für eine Beziehung man zu seinem Hund hat, wenn man nicht mal NEIN sagen kann ??


    Ein Hund, der verständlich die Bedeutung des NEIN gelernt hat, dem kann ich damit doch wunderbar durchs Leben helfen. Um mal beim Sofa zu bleiben: Nehmen wir an, der Hund darf bei mir drauf und ich bin woanders zu Besuch, dann kann ich natürlich meinen Hund irgendwo fest ablegen, ihn anbinden, etc. ich kann aber auch beim ersten Versuch aufs Sofa zu gehen dem Hund mittels meines NEIN mitteilen, daß dieses Sofa nicht betreten werden darf.


    In einer normalen, respektvollen Mensch-Hund-Beziehung führt das NEIN weder zu einem depressiven, noch völlig unsicheren Hund, im Gegenteil.


    Diesmal direkt an Martina :D
    Nettes lernen und Glücksgefühle mal hin oder her, findest du es wirklich dramatisch, wenn du deinem Hund mal etwas verbietest, z.B. das Schnitzel im Korb, ohne im dafür gleich einen Kauknochen als Alternative anzubieten ??
    Hast du den Eindruck, daß die Hunde nach einem Verbot in ein tiefes Loch fallen ?


    Gruß, staffy

  • staffy, zum gefühlten fünftausendsten Mal ;)


    "Nein" ist eine - EINE EINZIGE Vokabel - und ich denke es ist ziemlich unvermeitlich, das der Hund sie hören wird, es ist einfach so automatisch in unserem Sprachgebrauche.


    Das einzige, was ich möchte, ist, das man sich gelegentlich mal Gedanken darüber macht, ob ein Tabu in der Situation nötig ist (wenn der HUnd niemalsnichtinseinemganzenlebenniiiiemals aufs sofa darf, ist eins nötig...).
    Dass man das ganze auch mal ausserhalb der Box denken könnte. Dann sind nämlich andere Wege möglich.
    Für mich sind solche "der Hund soll nicht" immer Gelegenheiten ZWEI sachen (mindestens) zu lernen. Deshalb gibts ein "Rauf" (kann man ja gut gebrauchen, wenn der Hund auf Baumstämmen klettern soll) und "Runter", wenn er von den Strohballen oder dem Agilitytisch wieder runter kommen soll, oder vor einem die Treppe runterlaufen...



    Ich bringe Beispiele gegen NEIN, weil wir Beispiele für NEIN ja schon von Dir bekommen :D.

    Ausserdem geht es in diesem Fred doch genau DA RUM geht es ohne, genau das war die Ausgangsfrage, und JA, es geht...


    Das es mit Nein geht, und dass unter umständen "schneller" geht, stellt doch gar keiner in Frage!

  • Zitat


    Wenn man an der Schleppe aber arbeitet, als wäre sie nicht dran, und sie nur als Notfallsicherungsleine versteht, und sie anschließend sorgfälltig auschleicht, dann lernt der Hund den Radius einzuhalten, bzw. für die Kooperation mit dem Menschen "empfangsbereit" zu bleiben.


    Ganz oft, finde ich, ist es nicht wirklich eine Frage, was man einsetzt, sonder WIE man etwas einsetzt.


    Das Fettgedruckte sind aber zwei ganz verschiedene Dinge. Ich habe mal im JHH-Forum eine Umfrage gemacht, ob die Hunde durch SL-Training einen automatischen Radius gelernt hätten. Das Resultat war ganz klar: nur, wenn der natürliche Radius des Hundes nicht grösser ist als die gewählte Länge. Gelernt haben vor allem die HH, nämlich ein besseres Distanzgefühl und den Hund rechtzeitig zu bremsen oder zu drehen per Signal. Sprich, die Hunde waren empfangsbereit, haben aber ohne Signal die gewährte Freiheit durchaus in Anspruch genommen, also keinen Radius verinnerlicht.


    Dass das WIE oft entscheidend, das meine ich auch. Das gilt gerade auch für Strafen und Nein (das Nein ist ja eine Strafe, wenn auch meist eine milde). Da bleibt dann auch kein ungutes Gefühl zurück, wenn man es richtig macht, da ist das System nur ganz kurzzeitig aus dem Gleichgewicht.


    Aber ich mach jetzt mal einfach das Experiment und schaue, ob's funktioniert. Wenn es zuverlässiger wirkt als mein Küchen-Tabu, so bin ich bekehrt. :D

  • Zitat

    Das es mit Nein geht, und dass unter umständen "schneller" geht, stellt doch gar keiner in Frage!


    Schneller, weil eindeutig und unmißverständlich !!


    Bei allen anderen Varianten ist es Glückssache, daß der Hund das Verbot nicht ausführt. Denn nach der zigsten Wiederholung wird er vielleicht darüber nachdenken, daß irgendetwas mit dem Sofa, der Küche, etc. sein könnte, daß er immer ausserhalb belohnt wird.


    Bei der NEIN Variante weiß der Hund, daß er nicht ins Bad darf ... und das nicht nur, wenn ich daneben stehe ;-)


    Gruß, staffy

  • Zitat


    Bei der NEIN Variante weiß der Hund, daß er nicht ins Bad darf ... und das nicht nur, wenn ich daneben stehe ;-)


    ... und geht u. U. doch rein, wenn die Motivation stark genug ist und er sich Chancen ausrechnet, damit durchzukommen. ;)


    Die Welt ist voll von Hunden, die Verbote missachten, genauso, wie sie voll ist von Hunden, die einer Aufforderung nicht nachkommen. Es gibt bei Lebewesen keine Funktionsgarantie.

  • Zitat

    Die Welt ist voll von Hunden, die Verbote missachten, genauso, wie sie voll ist von Hunden, die einer Aufforderung nicht nachkommen.


    Vielleicht, weil sie den, der sie ausgesprochen hat, nicht ernst nehmen ;-)

  • Zitat

    Schneller, weil eindeutig und unmißverständlich !!


    Bei allen anderen Varianten ist es Glückssache, daß der Hund das Verbot nicht ausführt.


    Nein, das liegt nicht am Glück. Oder an der Methode, sondern daran, wie konsequent man das trainiert hat. Und das trift auf JEDE Methode, jeden Trainingsweg zu!


    Ein "nein" kann genauso wenig "nicht" funktionieren, wie ein "Warte" oder was auch immer.
    Auch ein "Nein" ist für den Hund nicht "Von Geburt" an verständlich.


    Ein Alternativverhalten KANN genauso unmißerständlich trainiert sein, wie ein "Nein".


    Was wie gut funktioniert, hängt nicht davon ab, ob es "Nein" oder "Käserkuchen" heißt, sonden ob dem Hund die Bedeutung klar wurde.
    Wieso sollte "Nein" notwenigerweise immer klar sein, und etwas anderes nicht?
    Weil Du das so behauptest?


    Verhalten hängt in mehr als einer Hinsicht von der Konsequenz ab, mit der man trainiert... Wie Mensch das Verhalten nennt, ist dem Verhalten, sch*** egal!


    Ich kenne mehr Hunde, die "Nein" offenbar nur verstehen, wenn man es ihnen mit drohernder Körperhaltung ins Gesicht brüllt - und rate mal ob es da das Wort ist, oder die Emotion, die dem Hund da entgegensprüht - als Hunde, die darauf - also nur ein normal gesprochenes Wort mit vier Buchstaben ihr Verhalten unterbrechen. Und die gleichen Hunde reagieren mit der gleichen "Nicht"Präziesion auf alle anderen "Kommandos" von Herrchen/Frauchen. Deiner Theorie nach sollte das NEIN da doch dann

    Zitat

    Schneller, weil eindeutig und unmißverständlich !!

    funktioniert haben...


    Äpfel und Birnen, wie immer...

  • Mal ne bescheidene aber ernst gemeinte Frage: muss man alles so wissenschftlich angehen? Ist ein Hund nicht viel einfacher gestrickt? Verkomplizieren wir Menschen nicht einfach alles zu sehr, indem wir Lehrmethoden entwickeln und diese postulieren,weil sie gerade "in" sind?
    Wobei es ja auch dort immer wieder konträre Meinungen gibt.
    Wenn ich nicht will, dass Aruna ins Bad geht, ist dort die Tür zu, fertig!
    Wenn sie mit mir gemeinsam ins Bad schlüpfen will reicht i.d R. ein "Nein", so dass sie weiß, dass sie jetzt dort nicht mit hinein darf! Ich will es nicht, basta!
    Ein anderes mal SOLL sie aber ins Bad, weil ich sie z.B. im Winter in die Badewanne setzen muss, weil sie sich bis über beide Ohren eingesaut hat, also kommt sie mit ins Bad, indem ich ihr sage "hierher".
    Also ist das Beispiel "BAD" vielleicht nicht sonderlich geeignet.
    Wir ahben z.B. das Problem, dass Aruna zwar auf JEDE Aufforderung in ihr Körbchen geht, aber noch nie länger als 5 Min. dort drin geblieben ist! Da nützt auch das ihr wolhbekannte, gut konditionierte "Nein" nichts; Madame WILL nicht und dann sagt sie BASTA!
    Wenn ich also Frau der Lage bleiben will, MUSS ich sie bestrafen, indem ich mein Sturköpfchen am Körbchen mit der Hausleine fest mache! Ihr solltet mal das Protestgebell- und Geheul hören! Es klingt als würde ich sie schlachten! :shocked:
    Ich bewundere jeden, der es schafft, seinen Hund dauerhaft abzulegen. Ich hab das trotz Einzelstunden, Konsequenz und Bestrafung bis heute noch nicht geschafft. Vielleicht mache ich ja etwas falsch, aber mein Hund hat seinen eigenen Willen, zumindest, was das Bleiben an einem bestimmten Ort anbelangt. Andere Dinge kann ich leicht durchsetzen, das Bleiben ist zum Verzweifeln!
    Manchmal benutzt meine "Prinzess Raffinesse auch das "Nein" bewusst, um etwas durchzusetzen: z.B. nimmt sie sich ein Sofakissen und rennt damit in den Garten! Der hoch erhobene Schwanz, der freche Blick und ihre gesamte Körperhaltung drücken dann aus: ich weiß genau, dass ich das nicht darf, aber ich möchte, dass du jetzt "fangen" mit mir spielst!
    Es hat noch nie geklappt, dass ich dann tatsächlich hinter ihr her gelaufen bin, da nehme ich lieber ein verdrecktes Sofakissen in Kauf, aber sie probiert's immer mal wieder!
    Allerdings kommt sie neuerdings mit dem Kissen wieder rein, um mich erneut zum Nachlaufen zu bewegen! Leider ist sie immer noch schneller und geschickter im Wegrennen als ich, so dass ich es erst gar nicht versuche!
    Die Frage stellt sich allerdings, welche Konsequenzen dieses freche und ungehorsame Verhalten für meine Junghündin hat: sobald ich wieder in den Besitz des Kissens gekommen bin, kommt sie für eine Weile weder mit noch ohne ein Kissen in den Garten. Leider befürchte ich allerdings, dass sie an der Stelle Ursache und Wirkung nicht miteinander verknüpfen kann. Es besteht kein direkter, senkundengenauer Zusammenhang.


    Jetzt bin ich mal gespannt auf eure Antworten, vielleicht habt ihr ja einen genialen Tipp füe mich! Es würde mich sehr freuen. ;) :smile:

  • Zitat


    Wir ahben z.B. das Problem, dass Aruna zwar auf JEDE Aufforderung in ihr Körbchen geht, aber noch nie länger als 5 Min. dort drin geblieben ist! Da nützt auch das ihr wolhbekannte, gut konditionierte "Nein" nichts; Madame WILL nicht und dann sagt sie BASTA!
    Wenn ich also Frau der Lage bleiben will, MUSS ich sie bestrafen, indem ich mein Sturköpfchen am Körbchen mit der Hausleine fest mache! Ihr solltet mal das Protestgebell- und Geheul hören! Es klingt als würde ich sie schlachten! :shocked:


    Für mich ist das eben auch falsch rum ;-) Wenn sie nicht will, dann bind ihr halt ne rote Schleife drum, so dass sie will.
    Hast Du sie denn für immer längeres im Körbchen verweilen auch belohnt? Oder gibt es nur ein NEIN, wenn sie aufstehen will?
    Ich würd es eben Clickern und das Zeitfenster dabei vergrößern. Bestrafung ist dann überflüssig.


    Meine Hunde haben auch alle ihren eigenen Willen und trotzdem fahre ich seit ein paar Jahren gut ohne Strafen, etc..
    Geordy ist mein erster Hund, den ich nur mit dem Clicker erziehe. Vor 13 Jahren, als Maxe hier einzog, war das auch noch anders. Geordy macht sich wirklich gut, derzeit sehe ich noch keine Grenzen am Horizont und er ist wahrlich kein Kind von Traurigkeit, sondern durchaus ne rotzfreche Göre.

    Zitat


    Die Frage stellt sich allerdings, welche Konsequenzen dieses freche und ungehorsame Verhalten für meine Junghündin hat: sobald ich wieder in den Besitz des Kissens gekommen bin, kommt sie für eine Weile weder mit noch ohne ein Kissen in den Garten. Leider befürchte ich allerdings, dass sie an der Stelle Ursache und Wirkung nicht miteinander verknüpfen kann. Es besteht kein direkter, senkundengenauer Zusammenhang.


    Ja, das wird genau nix bewirken. Ich würde eher daran arbeiten, dass Deine Hündin dieses Verhalten nicht mehr notwendig findet, es also immer seltener auftritt. Ein richtiger Schritt dahin, ist natürlich es zu ignorieren und sie keinen Erfolg haben zu lassen. Das allein reicht aber wohl nicht (oder Du ignorierst nicht mit vollem Gefühl, weil Du Dich insgeheim eben doch ärgerst).
    Zu Geordys Welpentagen hatten wir ein ähnliches Problem. Er fand die Kabellage am PC ganz toll und ich wollte dem keine Aufmerksamkeit bieten. Kabel kauen sollte er natürlich trotzdem nicht. Ich habe da einen Spiegel hingestellt, so dass ich sehen konnte, ohne von ihm gesehen zu werden. Wenn Geordy sich den Kabeln genähert hat, dann mußte ich grundsätzlich erstmal aufs Klo. Da geht man ja eh öfter am Tag hin ;-) Und danach habe ich mir dann irgendwas überlegt, was wir mal grad machen können. Kabel sind für ihn heute absolut uninteressant.
    Was bietet sich da bei Dir an? Vielleicht kannst Du demonstrativ zum Briefkasten gehen oder mit der Gießkanne ein paar Blumen gießen? Und dann erstmal gucken, wie sie reagiert. Ich könnte mir vorstellen, dass sie es ziemlich doof findet, wenn Du ganz offensichtlich andere Dinge wichtiger findest, als ihre Sofakissenclownerei. Vielleicht kannst Du im Anschluß irgendwas machen, wo sie gern mitmachen möchte... aber da würd ich erstmal gucken, wie sie reagiert.

  • Dank dir Ellen. Sehr gute Ideen, die du da hast! Stimmt! Ich ärgere mir ein Loch in den Bauch, dass ich meiner Rotzgöre so ausgeliefert bin, wenn sie mal wieder mit dem frisch gewaschenen Sofakissen durch den Garten rennt! Und es kostet mich ne Menge Selbstbeherrschung , sie dann nicht einfach anzuschreien! Werde deinen Tipp mal beherzigen und berichten, wie es hier ankommt.
    Das mit dem Körbchen ist ne andere Sache, da hat sich selbst der Hundetrainer in der Einzelstunde die Zähne ausgebissen! Madame findet ihr Körbchen doof, wenn es zu weit vom Geschehen weg steht, sprich: sind die Menschen oder die Action mehr als 3 m von ihrem Körbchen weg, findet sie ihr Körbchen aber sooo was von langweilig!
    Sie bekommt ihre Suuuperleckerlie, wie z.B. Kongfleischeis NUR in ihrem Körbchen, und wenn sie damit raus will, nehme ich ihr den Kong sofort ab. Dannn mault sie zwar und wuffelt, aber dafür wieder ins absolut langweilige Körbchen: neverever! *seuuuuuuuuuufz*

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