Mit Angsthund draussen? Wer hat Tipps?
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In den 5 Wochen, in denen unsere kleine Mischlingshündin bei uns lebt hat sie sich inzwischen schon richtig prächtig entwickelt. Jedoch das Spazierengehen bringt noch einige Probleme, weshalb mir der Rat von Euch wichtig wäre, wenn Ihr Ähnliches kennt bzw. überwunden habt.
Vorweg jedoch ein paar Infos: Unsere (Zweit-)Hündin lebte ursprünglich in Malaga, von wo aus sie vor einigen Wochen mitsamt ihren Welpen über den Tierschutz hierher kam. Wo sie lebte war es wohl lebensnotwendig, vor Menschen, fremden Hunden und Autos das Weite zu suchen.
Hier bei uns ist diese Strategie (meist) nicht mehr erforderlich und eher hinderlich.
Die Gefahr ist, dass sich die Kleine ruckzuck von Geschirr und zusätzlicher Retrieverleine befreit, wenn es zu (auch für mich) überraschenden Situationen kommt. (Ist letzte Woche passiert - ich konnte sie aber zum Glück rasch einfangen).
Was die Begegnung mit Menschen und Autos angeht, so üben wir fleissig.
Schwierig sind jedoch die Begegnungen mit Hund und Mensch - v.a., wenn letztere so gar kein Verständis für Angsthunde haben.
Einen großen Bogen laufen kann ich leider selten, weil es hier nahezu lebensgefährlich ist auf die angrenzenden Wiesen auszuweichen (der allgegenwärtige Bauer fährt dann schon mal gerne frontal mit Jeep oder Traktor auf einen zu). Also laufe ich im Moment meist zu Zeiten, wo die Wahrscheinlichkeit gering ist anderen Hunden zu begegnen. Dann kann ich die Kleine zusammen mit unserer anderen Hündin auch gut frei laufen lassen.
Das ist natürlich einen Strategie, mit der ich nicht so viel weiter komme.
Daher würde ich mich freuen, wenn Ihr erzählen würdet, wie Ihr Ähnliches bewältigt habt.P.S. Es ist hier (kleines Kaff) leider schwierig andere Hundebesitzer zum Üben mit uns zu gewinnen.
P.P.S. Bin dabei, mich um einen Hundeschule zu kümmern. -
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Welche Probleme habt ihr denn bei Hundebegegnungen...hast du glaub ich nicht geschrieben...
Will eure Hündin flüchten oder geht sie nach vorn? -
Sorry!
sie versucht zu flüchten - also möglichst schnell und weit weg am Besten in ein Gebüsch und wenn dies wegen der Leine nicht möglich ist, dann zittert sie wie Espenlaub - auch wenn der fremde Hund noch 100m entfernt ist (natürlich versuche ich ihr dann als Schutzschild zu dienen).
LG
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Hallo Rhaba,
wenn Du in einem ähnlich kleinen Kaff wie wir wohnst, kann ich Deine Übungsprobleme gut verstehen...Allerdings bietet Dir doch so ein kleines Kaff auch einige Vorteile: Du kannst es langsam angehen lassen. 5 Wochen sind für die Vertrauensbildung noch nicht allzu viel, im Laufe der nächsten Zeit wird sich Eure Hündin bei Euch noch wesentlich sicherer fühlen. Und dann klappt so einiges auch besser.
Wenn die Wohlfühldistanz Deiner Hündin bei Begegnung mit fremden Hunden noch über 100 Meter beträgt, ist das natürlich eine schwierige Ausgangslage. Unsere Schißbüxe hat Angst vor fremden Menschen, bei ihr hilft im Moment ungemein, wenn ein - noch so kleiner - Zaun dazwischen ist. Da kann sie sich die Menschen erst mal in Ruhe angucken, während wir einen kleinen Schwatz über den Zaun halten, wobei wir sie nicht weiter beachten, allein schon das freundliche Gespräch unter Nachbarn soll ihr vermitteln, dass alles "Roger" ist... Mit Zaun hält sie schon einen Abstand von 2 Metern aus... Ohne Zaun schafft sie immerhin schon, entgegenkommende Fußgänger hinzunehmen, solange einer von uns dazwischen ist.
Lange Rede, kurzer Sinn. Vielleicht hast Du die Möglichkeit, mit Deiner Hündin von außen mal den Hunden auf einem Hundeplatz zuzusehen - wenn sie sich im Auto sicher fühlt (ich fahr einen großen Geländewagen und sitz mit unserer hinten bei geöffneter Ladeklappe und "guck" Menschen mit ihr, z. B. auf dem Parkplatz unseres Einkaufscenters, irgendwo in einer ruhigen Ecke...) dann halt im Auto, auf jeden Fall in irgendeiner Ecke, wo erst mal kein Hund direkt vorbei kommt.
Mit dem Geschirr würde ich noch versuchen, eines zu finden, das wirklich richtig paßt, auf der Far-From-Fear-Seite ist ein Shop verlinkt, die ausbruchssichere Geschirre zu absolut machbarem Preis anbieten. Erfolg durch Losreissen und Wegrennen ist eine dramaturgische Spitze, die Du nun so gar nicht gebrauchen kannst....
Wir wussten bei unserer "Schißbüxe" manchmal gar nicht mehr, wieviele Baustellen wir eigentlich zur gleichen Zeit hatten.... Wir haben immer einfach ruhig weitergemacht, immer wieder und wieder, uns auch durch einen Hundetrainer "überprüfen" lassen (nicht, dass wir versehentlich Ängste durch Fehlverhalten bestätigen), ihr einfach immer wieder ganz ruhig Dinge abverlangt und gaaaaanz allmählich wird es merkbar besser....
Die Zeit spielt für Dich und Deine Hündin.
Die Grundlagen im Umgang mit ängstlichen Hunden setz ich mal voraus - manchmal überbewerten wir Menschen die Situationen ein wenig und fangen an, solche Situationen zu meiden oder ZU sehr zu zerstückeln. Einfach ruhig weitermachen, selbst gelassen bleiben und dem Hund vormachen, dass alles bestens ist.Nur durchhalten, das wird schon!
Liebe Grüße, Chris
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Hallo Chris,
das waren richtig wertvolle Tipps! Vielen Dank!
An die Far-From-Fear- Seite hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ein solches Geschirr werde ich gleich bestellen.
Mit dem Zaun werden wir jetzt auch verstärkt üben. Wir haben der Maus im Garten (der leider nicht ganz ausbruchssicher ist) ein größeres Gehege gebaut, das sie gerne annimmt (auch wenn die Tür offen ist). Damit können wir ja ein paar Begegnungen trainieren.
Was das Auto anbelangt, so sind wir kräftig am Üben. Heute war sie zum ersten Mal freiwillig im Heckraum und hat sich umgesehen. Mit dem Fahren wird es noch ein wenig dauern, aber dann werde ich es probieren, wie Du es beschrieben hast.
Ansonsten gibt es jeden Tag tolle Fortschritte. Die ersten Tage hat die Kleine fast nur gezittert und sich nur in die Staudenbeete im Garten verkrochen und ich mußte sie abends ins Haus tragen. Jetzt kommt sie freiwillig zu uns rein und genießt schon sehr die Streichelsessions.
Für mich waren ihre Fluchtreflexe erstmal völlig neu. Unsere beide anderen Hunde (eine ist leider verstorben) waren absolute Rockzipfelshunde in der Anfangszeit (beide waren auch aus dem Tierschutz). Deren größte Sorge war immer gewesen, dass ich ihnen davon laufen könnte...
An meiner Ruhe in schwierigen Situationen muß ich allerdings noch arbeiten, damit unsere große Hündin (Bernhardinermix) nicht die Beschützerrolle übernimmt. - Deshalb auch die Hundeschule.Danke und liebe Grüße,
Judith
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Hallo Judith,
ich finde, das hört sich schon mal richtig gut an! Für das gezielte Üben habe ich noch einen Buchtipp für Dich:
"Traue nie einem Fremden" von Patricia B. McConnell, ein kleines, aber feines Büchlein über die klassische Gegenkonditionierung beim Hund. Stör Dich nicht an dem Titel, denn diese Übungen können problemlos auf andere Angstsituationen übertragen werden.Ihr habt schon viel erreicht in der relativ kurzen Zeit und vielleicht wird Eure Angsthündin niemals ein so freundlicher, souveräner, lockerer Hund in Sachen Hundebegegnungen, wie manch andere Hunde es sind, aber sie kann lernen, mit Dir zusammen einiges durchzustehen, weil sie irgendwann lernen wird, dass sie nicht mehr weglaufen muss, sondern, dass Du das alles im Griff hast und zwar für sie mit.
Ich wünsch Euch viel Erfolg und Dir viel Geduld, vor allem mit Dir selbst, wenn mal eine Situation aus dem Ruder läuft, denn das "wahre Leben" ist nun mal keine in einem Büchlein beschriebene Übungssituation, da kommen dann auch mal plötzlich fremde Hunde von zwei Seiten und man kann nur noch versuchen, sich mitsamt Hundis in Luft aufzulösen und es am nächsten Tag wieder von vorne angehen...
Berichte mal weiter von Euren Fortschritten.
Liebe Grüße,
Chris -
Ich möchte dich auch ermutigen!
Den Buchtipp kann ich nur unterschreiben, kostet auch gerade mal 7 EUR.
Natürlich ist es nicht schön, wenn dein Hund wie Espenlaub zittert. Aber es ist besser als dass sie flüchtet. Betrachte das Zittern vielleicht als Spannungsabbau
Du musst das Flüchten auch deshalb unterbinden (ausbruchsichereres Geschirr), damit die Hündin ein anderes Verhalten überhaupt erlernt. Denn sie würde die Situation ja mit flüchten lösen. Das Zittern kommt auch daher, dass sie keine Ahnung hat, wie sie die Situation ohne Weglaufen überstehen soll. Mit jeder Situation, durch die du sie hindurchführst, lernt sie: Es geht auch anders als mit Flüchten.
(Auch) deshalb arbeitet die Zeit für euch, weil sie viele Situationen beschert, in der die Hündin das neue Verhalten einübt.Was ist denn mit deiner anderen Hündin? Ist die souveräner? Bezieht sich deine Hündin auf sie?
Kannst du zB beide Hunde bei "Feindkontakt" (Sicht deiner Hündin) zu dir rannehmen, so dass die neue Hündin an der anderen sieht, dass gerade die Welt nicht untergeht? -
Hallo und vielen Dank Euch Beiden!
das Buch ist bestellt (P. McConnell gefällt mir unter den unzähligen Hundebuchautoren mit am besten) und um das Geschirr habe ich mich auch schon gekümmert (da war es nicht so ganz klar, wie man bestellen kann).
Ansonsten habe wir heute Morgen eine Hundebegegnung schon ganz gut gemeistert. Zugegeben hatte ich viel Glück in dieser Situation: Ich hatte gerade die Kleine wieder angeleint als die 3 Hundekumpels unserer großen Hündin auftauchten (allesamt recht "rüde" Rüden). Ein Glück war keines der Mädels mehr in der Standhitze und so konnte ich die Große eine Runde mit ihren Freunden rennen lassen und mit der Kleinen bin ich relativ ruhig die Auffahrt zu einem Parkplatz hoch, auf dessen Höhe wir uns gerade befanden. Von dort oben konnten wir den Vieren beim Toben zusehen ohne von ihnen bedrängt zu werden und ich konnte mit den dazugehörigen Menschen sprechen und was zu unserer Kleinen erklären.
Diese zitterte wieder sehr. Dann rief ich die Große heran, die glücklicherweise gehorchte. Das half der Kleinen sich wieder zu beruhigen und wir liefen rel. ruhig nach Hause.
Ich weiß nicht so recht, ob mein Lob an der richtigen Stelle kam (nämlich als die Große so gut gehorchte, habe ich die Kleine gleich mitgelobt). In so aufregenden Situationen kann ich immer nicht so ganz geordnet denken. Hinterher fällt mir dann erst ein, was ich noch oder anders hätte machen können. Aber erstmal bin ich glücklich, dass wir die Situation bewältigt haben.
Kurz noch zu unserer großen Maus: Sie ist eine ziemlich souveräne und schon recht alte Hündin, die jedoch die Angewohnheit hat sich gerne als "Mama und Beschützerin" aufzuspielen. Wir hatten in der Vergangenheit schon deshalb lange mit einer Hundetrainerin gearbeitet, die aber mit diesem Problem leider überfordert war. Deshalb kümmere ich mich gerade um ein neues Einzeltraining.
Ansonsten vermittelt die Große der Kleinen viel Ruhe und Gelassenheit, wenn sie sich nicht gerade selbst von deren Hippeligkeit anstecken läßt.Liebe Grüße Judith
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Hallo Judith,
das war kein Glück, das war kreatives Ausnutzen einer sich bietenden genialen Situation!Falls Dein Lob in dem Moment mal falsch vom Timing her war - was ich nicht beurteilen kann, da muss man schon in echt und in Farbe dabei sein -, ist das nicht so dramatisch, wenn es beim einen Mal bleibt.
Mir fallen hinterher auch immer noch Dinge auf, die noch besser hätten laufen können, aber genau so etwas mein ich damit, dass man mit sich selbst auch geduldig sein soll.
Für mich liest es sich so, als wenn Ihr Riesen-Fortschritte macht. Und das ist doch einfach toll. Diese Hunde haben es verdient, dass man sich ein wenig mehr ins Zeug legt...
Liebe Grüße - und halt uns auf dem Laufenden!
Chris
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Hy, erinnert mich an die erste Zeit mit meinem kleinen.
Die erstkontakte im Tierheim, Gassi gehen, kam ein Auto war er entweder Platt wie eine Flunder oder hing sich in die Leine um ins Gebüsch zu flüchten.Die Angst hatte sich fast von alleine gelegt, ohne großes zutun....jedesmal wenn ein auto kam gab es Party bis die Ungetüme sich in sein Weltbild eingeordnet hatten.
Vor Menschen hat er immer noch Respekt und ich freue mich tierisch, wenn er mal von sich aus auf Menschen zu geht.
Mir hatte das Buch von Nicole Wilde - Der ängstliche Hund - recht gut geholfen.Vieles brauchte ich nicht, aber das Ding mit der positiven Konditionierung ist das Buch wert gewesen.
Denke das sich vieles von alleine lösen wird, andere Dinge mit etwas üben sich ergiebt.
Drück dir ganz lieb die Daumen, dass sich viel Angstsituationen schnell klären und bin mir recht sicher, dass dein Hund schon noch gut an souveränität dazu gewinnt.Aso....gelesen....je mehr der Hund lernt, an Komandos und Tricks, umso selbstsicherer werden sie.....versuchen und warten.....es wird werden.
Gruß Gwen
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