konkret: wie vermittel ich dem Hund Sicherheit?
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Hi liebe Leute,
nachdem ich vor kurzem wieder ein lustiges Gespräch bezüglich Angst beim Hund hatte und da wieder gesagt bekam, ich vermittle dem Hund wohl keine Sicherheit, wollte ich mal nachfragen wie man denn das macht.
Nachdem ich immer wieder nur diesen einen Satz höre, aber das nie jemand spezifizieren kann wenn ich nachfrage, hoffe ich dass mir hier mal jemand eine konkrete Antwort geben kann
Also, wenn mein Hund Angst hat, wie sag ich ihm, dass das nicht nötig ist weil ich ja eh dabei bin?
Ich hoffe auf wirkliche Antworten und nicht das übliche "du mußt souverän sein" -blabla
Vielen Dank für eure Mühe.
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Hi
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Das ist wirklich mal eine gute Frage!
Ich kann dir nur beschreiben, wie ich (versuche) in Situationen zu handeln, in denen meine Hündin Angst hat: Erst mal selber cool bleiben (nervlich und körperlich, obwohl das Herz in manchen Situationen schon scheller schlägt
). Dann nehme ich meine Hündin ein Stück weit aus der Situation heraus, stelle mich z.B. so hin, dass ich zwischen ihr und dem Angstobjekt stehe oder gehe ein paar Schritte weg. Oder ich "vertreibe" den Ansgtaulöser, z.B. einen anderen Hund. Und dann hole ich ihre volle Aufmerksamkeit mit einem Kommando und lotse sie so durch die Situation.
Bleibt sie ruhig und gelassen bestätige ich das mit Worten oder ruhigem Streicheln.Inzwischen kommt meine Hündin bspw. einfach an meine Seite wenn ein Hund oder ein Mensch erscheint die ihr unheimlich sind. Dann muss ich aber auch handeln, sonst tendiert sie dazu die Sache selbst in die Pfote zu nehmen und den "Angreifer" zu verbellen...
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Zitat
Also, wenn mein Hund Angst hat, wie sag ich ihm, dass das nicht nötig ist weil ich ja eh dabei bin?
Das sagst du ihm nicht in dieser Situation, sondern du arbeitest vor, lebst entsprechend und der Hund weiß in diesem Moment, daß er sich auf dich verlassen kann !
Für mich gehört der kpl. Alltag dazu. Das was ich tue ist willkürlich, aber das wie, das ist immer berechenbar für den Hund. Ich weiß was ich tue, behalte die Nerven, schicke Hundi nicht in sein Unglück, regle Situationen und helfe ihm, wenn er nicht weiter weiß/überfordert ist.
Genauso baue ich meinenn Hund aber auch auf, helfe ihm selbständig zu sein, ermuntere ihn sich etwas zu trauen ...Wie würdest du denn erklären, warum Kinder Vertrauen zu ihren Müttern haben ????
Gruß, staffy
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Zitat
Inzwischen kommt meine Hündin bspw. einfach an meine Seite wenn ein Hund oder ein Mensch erscheint die ihr unheimlich sind. Dann muss ich aber auch handeln, sonst tendiert sie dazu die Sache selbst in die Pfote zu nehmen und den "Angreifer" zu verbellen...Das ist der Punkt. Wenn mein Hund Angst hat, versuche ich mich zu kümmern. Tu ich das überzeugend, vertraut mein Hund mir immer mehr in ähnlichen Situationen, bis er letztlich nicht mehr zu "überreaktionen" neigt, sondern mir einen schnellen Blick zuwirft oder hinter mir in Deckung geht, wenn ihn was ängstigt. Wichtig ist, den Hund in solchen Situationen nicht allein zu lassen (nach dem Motto "da muss er durch, bloß nicht betüddeln") und nicht zu schimpfen, wenn er z.B. aus Angst bellt oder knurrt. Konkret was dazu zu sagen, hm, kommt ja drauf an, wovor der Hund Angst hat. Ich versuche es so: mein Hund reagiert ängstlich, dann teile ich ihm mit, ich habe seine Reaktion bemerkt und schaue, was es sein könnte. Ich nähere mich der "Gefahr" (z.B. große Eisbär-Statue, heranstürmende Kuh, raschelnder Luftballon, Pilzesammler im Gebüsch oder seltsames Geräusch, wären jetzt mal ein paar Beispiele bei meinen Hunden), dann untersuche ich es und teile meinen Hunden meine Einschätzung mit. Sie erleben, oh, es passiert tatsächlich nichts
. So musste ich in solchen Situationen immer weniger Brimborium machen, sondern es reicht nun fast immer eine kurze mündliche Mitteilung an meine Hunde, dass alles in Ordnung ist.
Wenn ich mich selbst schwer tu damit, z.B. bei großen heranstürmenden Hunden, neigen meine Hunde dann auch dazu, es selbst in die Hand zu nehmen. Da vertrauen sie nicht darauf, dass ich es in jedem Fall lösen kann. Wie anfangs schon geschrieben: dies ist der Punkt. -
Ok, das heißt soweit, wenn mein Hund sich in bestimmten Situationen fürchtet (oder vor bestimmten Sachen), stimmt unser ganzes Verhältnis nicht?
Mir ist auch durchaus klar, dass und wie man Situationen von einem Hund abwendet. Was aber wenn ich die Situation gar nicht abwenden will?
Mir geht es darum, wie ich dem Hund sage dass er keine Angst haben braucht, weil ich das als ungefährlich einschätze.Das kommt glaub ich nicht so ganz rüber wie ich das meine
Zitat
Wie würdest du denn erklären, warum Kinder Vertrauen zu ihren Müttern haben ????Kann ich dir nicht sagen. Weder habe ich Kinder, noch gebe ich Eltern Erziehungstips
btw: Happy Birthday
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Zitat
Mir ist auch durchaus klar, dass und wie man Situationen von einem Hund abwendet. Was aber wenn ich die Situation gar nicht abwenden will?
Mir geht es darum, wie ich dem Hund sage dass er keine Angst haben braucht, weil ich das als ungefährlich einschätze.Das kommt glaub ich nicht so ganz rüber wie ich das meine
Das Vertrauen zu dir kommt mit dem Zusammenleben. Je sicherer du den Alltag meisterst, je mehr kommt das Vertrauen von deinem Hund zu dir und dann musst du deinem Hund auch nicht mehr sagen, dass er keine Angst haben muss sondern er wird in Situationen, in denen er Angst hat oder Unsicher ist zu dir schauen und sehen was du tust und mit dem zu dir Schauen sieht er: AH, mein Hundehalter hat keine Angst und geht dadurch also geh ich mal mit!
Dein Hund beobachtet dich und du gibst ihm die Richtung vor.
Verstehst du wie ich das meine ? -
Erst mal muss der Hund lernen, deinem Urteil zu vertrauen, erst dann kannst du ihm wirklich mitteilen, dass er keine Angst haben braucht. Aber das geht nur so lange gut, wie der Hund sich dann tatsächlich auch in dieser Situation wohl fühlt. Mal ein Beispiel: Lucy sind Krabbelkinder nicht ganz geheuer. Sie wird nicht aggressiv, versucht aber auszuweichen. Sie weiß, wenn sie zu mir kommt, halte ich ihr das Krabbelkind vom Leib. Wie soll ich ihr erklären, hey, das ist auch nur ein Kind, die findest du doch sonst toll?! Klar, ich könnte das Krabbelkind mit Leberwurst einschmieren
. Aber das wäre ja dann auch nicht mehr Thema Sicherheit vermitteln, sondern ein ganz anderer Weg
Ich hatte da vor einigen Wochen ein krasses Beispiel an der Talsperre bei uns. Älteres Paar mit Kleinhund liegt am Wassser, ein Kind kommt vorbei, will den Hund streicheln. Der Hund weicht aus. Der Besitzer meint, der Hund hat Angst, sagt zum Hund, stell dich nicht so an und hält den sich windenden Hund fest, so dass das Kind ihn streicheln kannNein, ich denke, wenn der Hund oft die Erfahrung gemacht hat, du kannst Situationen gut einschätzen (z.B. indem du die Situation untersuchst, deinem Hund sagst, dass alles in Ordnung ist und deinem Hund tatsächlich nichts passiert oder wie staffy schrieb, ihn nicht Gefahren blind aussetzt, berechenbar bist...), wird der Hund sich immer mehr deinem Urteil anvertrauen. Und dann kommst du auch an den Punkt, deinem Hund einfach sagen zu können "alles in Ordnung" und dein Hund entspannt.
edit: ja, auch Punkte, wie agil schrieb: wenn der Hund Angst hat, über bestimmte Untergründe zu laufen, kann man sich da mit dem Hund gemeinsam annähern, es langsam zusammen meistern (da hatte ich mit Lucy auch mehr als genug zu tun mit
). Auch das gehört sicher dazu, dass der Hund lernt, Einschätzungen des Menschen zu vertrauen
Welche Situationen meinst du denn?
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Zitat
Das Vertrauen zu dir kommt mit dem Zusammenleben. Je sicherer du den Alltag meisterst, je mehr kommt das Vertrauen von deinem Hund zu dir und dann musst du deinem Hund auch nicht mehr sagen, dass er keine Angst haben muss sondern er wird in Situationen, in denen er Angst hat oder Unsicher ist zu dir schauen und sehen was du tust und mit dem zu dir Schauen sieht er: AH, mein Hundehalter hat keine Angst und geht dadurch also geh ich mal mit!
Dein Hund beobachtet dich und du gibst ihm die Richtung vor.
Verstehst du wie ich das meine ?Ja, das verstehe ich und die Erklärung gefällt mir sehr gut, danke.
ZitatKlar, ich könnte das Krabbelkind mit Leberwurst einschmieren ...
Zitatwenn der Hund Angst hat, über bestimmte Untergründe zu laufen, kann man sich da mit dem Hund gemeinsam annähern, es langsam zusammen meistern (da hatte ich mit Lucy auch mehr als genug zu tun mit augen rollen ). Auch das gehört sicher dazu, dass der Hund lernt, Einschätzungen des Menschen zu vertrauen
Super, auch damit kann ich als Erklärung etwas anfangen, danke.
ZitatWelche Situationen meinst du denn?
Einer meiner Hunde hat große Angst vor Menschen (ohne Schema). Draussen kann ich ihm sowieso wenig vermitteln, weil er mich kaum wahrnimmt. Aber in der Wohnung zB müsste das ja klappen.
Wir haben grundsätzlich ein gutes Verhältnis zueinander entwickelt und ich trau mich zu behaupten ich bin für den Hund durchschaubar.
Ich frage aber eigentlich weniger weil ich es für mich selbst anwenden will, sondern weil ich es leid bin immer diese schwammigen Antworten zu erhalten. (und auch zu geben, ich nehm mich da ja nicht aus)
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Hi,
ich denke, der Versuch, dem Hund in einer Angstsituation zu SAGEN, er müsse sich nicht fürchten, geht grundsätzlich in die falsche Richtung.Vielleicht verstehe ich es falsch, aber ich denke dabei an die Hundehalter in meinem Bekanntenkreis, die sich dann zu ihrem Hund hinweden und einen beruhigenden Tonfall anschlagen und etwas sagen wie "Alles in Ordnung, keine Angst".
Ich denke, dass das die Hunde (unabhängig ihres Vertrauens zum Halter) in ihrer Angst nur bestätigt.
Wir machen es (zum Beispiel zu Sylvester oder erst kürzlich in der ungewohnten Situation, auf einem schwankenden Schiff zu stehen) so, dass wir eigentlich gar nichts machen. Einfach so tun, als wär nichts, denn es ist ja auch nichts.
Das ist vielleicht wieder eine dieser schwammigen Antworten, aber genau so klappt es bei uns. Auf dem Schiff ist so nach anfänglicher Angst ziemlich bald Entspannung eingekehrt.Wobei ich aber betonen muss, dass das für die Situationen gilt, die dem Hund einfach fremd und deswegen unheimlich sind und bei denen sich kein Trauma ereignet hat oder dergleichen.
Ich habe mir übrigens (für ein ähnliches Gespräch) mal ein Beispiel ausgedacht, anhand dessen man sich vielleicht vorstellen kann, wieso der gutgemeinte Versuch, zu beruhigen, schiefgehen kann:
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Man stelle sich vor, man wäre allein im Urlaub in einer fremdartigen Umgebung unter lauter Einheimischen, deren Sprache man nicht versteht (so wie der Hund bei dem Satz "Hab keine Angst" auch nur "Blablabla" versteht). Und dann stelle man sich vor, plötzlich würde ein ohrenbetäubendes Geräusch entstehen, das man noch nie gehört hat und nicht einordnen kann. Man wird nervös und fragt sich, ob die unbekannte Situation eine Bedrohung darstellt. (Stürzt da in Flugzeug ab, ist das ein Erdbeben oder fährt da nur die U-Bahn unter uns...?)
Man guckt sich um und sieht entweder:Einheimische, die weiter in aller Ruhe ihren Kaffe schlürfen, lachen, ein Buch lesen etc.
oder:
Die Leute sehen Dich an, jemand kommt mit (mit-?)leidenden Blick auf Dich zu, legt die Hand auf Deine Schulter und sagt mit gedämpfter Stimme:"Blablabla... blabla".
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Also ich persönlich würde mich bei ersterem beruhigt fühlen und auch wieder zur Tagesordnung übergehen. Bei zweiterem hätte ich ein verdammt mulmiges Gefühl, dass irgendwas tatsächlich nicht stimmt.
Liebe GRüße
Toki -
Ich würde nie unterstellen, dass bei einem ängstlichen Hund das ganze Verhältnis zum Besitzer nicht stimmt.
Hunde lassen sich führen und schließen sich an, weil sie dadurch Vorteile genießen, egal ob unter Menschen oder rein unter Hunden. Bestimmte Probleme und Entscheidungen werden ihnen abgenommen und meist ist ihnen das ganz recht.
Jetzt ist Souveränität und Sicherheit eine Frage der Ausstrahlung und nur bedingt erlernbar. Sich jetzt zu sagen, ich habe keine Angst, klappt nicht.
In viele Situationen versucht man selbst souverän und sicher zu sein, aber oft ist man es einen Sekundenbruchteil nicht.
Ein minimales Zögern, eine leichte Anspannung der Muskeln, eine für den Hund riechbar veränderte Körperchemie, all solche kleinen Signale, die man nicht wirklich steuern kann, reichen für den Hund.
Typisch ist oft, der Hund sieht etwas. Er wird leicht zögerlich, aber seine Bewertung der Situation ist noch nicht abgeschlossen. Sein Mensch hat aber gelernt, dass jetzt wahrscheinlich Angst beim Hund kommt. Also kommt dieser minimale Moment der "inneren Sammlung" und schon hat Hund die Situation als gefährlich beurteilt, weil sein Mensch ihm das aus Versehen vermittelt hat.Oder die Variante, wo der Mensch zwar sicher und selbstbewusst durch sein Leben geht, aber eine "Anfrage" seines Hundes übersieht. Hund sieht etwas, mensch ignoriert es völlig. Viele Hunde gehen jetzt einfach mit. Manche haben aber trotzdem Angst. Dann sieht man ein Zögern, einen pendelnden Blick zwischen seinem Menschen und dem Angstobjekt. Reagiert der Mensch nicht, kann es sein, dass der Hund richtig Angst bekommt. Ein klare Anweisung kann hier den Hund "beruhigen", er bekommt eine Aufgabe und wird nicht allein gelassen.
Bei sehr selbstständigen Hunden kann man auch alles richtig machen und trotzdem nicht zum Hund durchdringen. Er hat seine Einschätzung getroffen und bleibt dabei. Da muss man wieder anders ansetzen.
Angstverhalten ist komplex. Es gibt nicht den Weg, der richtig ist. Es gibt nur den richtigen Weg für diese Hund/Halterkombination.
LG
das Schnauzermädel -
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